Schriften von Werner Mücher
2Mo 29,38-46 - Das tägliche Brandopfer2Mo 29,38-46 - Das tägliche Brandopfer
Werner Mücher
Es gab im Alten Testament Opfer, die freiwillig dargebracht wurden, und solche, die im Fall von Sünde dargebracht werden mussten (3Mo 1-7). Außerdem gab es Opfer, die an verschiedenen Feierta- gen dargebracht wurden (an den Festen des HERRN, an Tagen des Neumonds, am Sabbat usw.; 4Mo 28 und 29). Darüber hinaus hatte Gott angeordnet, dass jeden Tag zwei einjährige Lämmer als Brand- opfer dargebracht werden mussten, jeweils eins am Morgen und eins am Abend (2Mo 29,38-46).
Das tägliche Brandopfer nach 2. Mose 29,38-46
Zu den beiden einjährigen Lämmern musste jeweils ein Zehntel Epha Feinmehl – ein Hinweis auf das vollkommene Leben des Herrn Jesus – dargebracht werden. Das Feinmehl wurde mit einem Viertel Hin zerstoßenen Öles gemengt. Das Öl ist ein Bild vom Heiligen Geist, durch den der Herr Jesus gezeugt wurde und in dessen Kraft Er lebte. Dazu kam als Trankopfer ein Viertel Hin Wein – ein Bild der Freude Gottes, die Er am Leben und Sterben des Herrn Jesus hier auf der Erde hatte. Dieses Opfer war zum lieblichen Geruch für den HERRN.
Der Segen des täglichen Brandopfers
In Verbindung mit dem täglichen Brandopfer spricht Gott über sechs große Segnungen für das Volk Israel:
-
Das Opfer sollte dort dargebracht werden, wo Gott mit dem Volk zusammenkam: am Eingang des Zeltes der Zusammen- kunft, wo der Brandopferaltar stand (2Mo 40,29; 3Mo 4,7) – auch „Tisch des Herrn“ genannt. Das zeigt uns, dass Gott mit Menschen Gemeinschaft haben möchte (V. 42).
-
Es ist der Ort, wo Gott mit Mose redete und ihm seine Gedan- ken mitteilte. Gott sprach an diesem Ort gleichsam zu seinem Volk (V. 42).
-
Dort wollte Gott sein Volk durch seine Herrlichkeit heiligen (V. 43).
-
Dort würde Gott auch Aaron und seine Söhne heiligen, damit sie Ihm den Priesterdienst ausübten (V. 44).
-
Gott bekräftigte, dass Er in der Mitte seines Volkes wohnen und ihr Gott sein würde (V. 45).
-
Dort schenkte Er das Bewusstsein, dass Er nicht nur Gott (ELO- HIM) ist, sondern auch der HERR, JAHWE, der EWIGE. Das ist der Name Gottes als derjenige, der sein Volk erlöst (Er ist der ICH BIN; vgl. 2Mo 3,13-15).
Das sind sechs große Segnungen oder Kennzeichen der Beziehung Gottes zu seinem Volk, die sich alle auf das Werk des Herrn Jesus als das Brandopfer gründen.
Brandopfer in 3. Mose 1
In 3. Mose 1 lernen wir wichtige Dinge über das Brandopfer. Aller- dings geht es dort um freiwillige Brandopfer, die jemand aus dem Volk bringen konnte, wenn Er Gott eine Freude machen wollte.
Nun eine Zusammenfassung der wichtigen Dinge beim Brandopfer:
-
Das Brandopfer war in besondere Weise zum Wohlgefallen für den Opfernden vor dem HERRN. Übertragen bedeutet das, dass
der Herr Jesus sein Opfer auf Golgatha zuerst einmal für Gott, seinen Vater, vollbracht hat. Dieses Opfer zeigt uns die völlige Hingabe des Herrn an Gott und dass es sein erstes Motiv bei al- lem Handeln und Denken war, den Willen Gottes zu erfüllen und Ihn zu ehren.
-
Das Opfertier durfte keinerlei Gebrechen haben. So war der Herr Jesus in jeder Hinsicht vollkommen; Er war absolut sündlos.
-
Der Opfernde musste seine Hand auf den Kopf des Tieres legen. Dadurch ging das Wohlgefallen, das Gott an dem Tier hatte, auf den Opfernden über. So sind auch wir angenehm gemacht „in dem Geliebten“ (Eph 1,6).
-
Das Blut wurde an den Altar gesprengt. Für Gott ist das Blut – der Tod seines Sohnes – unendlich kostbar. Daran möchte Er beständig erinnert werden.
-
Dem Opfer wurde die Haut abgezogen, und dann wurde es in seine Stücke zerlegt. Es ist nötig, sich mit den einzelnen Teilen des Lebens und Sterbens unseres Herrn zu beschäftigen; wir müssen dabei in die Einzelheiten gehen und lernen den Herrn dadurch besser kennen.
-
Das Opfer wurde als Ganzes auf dem Altar geräuchert. Das be- deutet wörtlich, dass es in Rauch zu Gott emporstieg.
-
Das Brandopfer ist das einzige Opfer, das ausschließlich für Gott war, mit einer Ausnahme: Die Haut bekam der diensttuende Priester (3Mo 7,8).
Wie bringen wir ein Brandopfer?
Wir können Gott also jederzeit ein Brandopfer – und zwar gemein- schaftlich als Gemeinde und auch persönlich – bringen, und wir tun es, wenn wir mit dem Vater über das Werk des Herrn Jesus auf dem Kreuz sprechen. Wir wollen nun das tägliche Brandopfer so anwen- den, dass wir uns fragen, ob nicht auch wir Gott jeden Morgen und jeden Abend ein Brandopfer darbringen können.
Freut sich Gott nicht, wenn wir Ihm danken, dass Er seinen Sohn auf dem Kreuz von Golgatha gegeben hat und wir dadurch Vergebung all unserer Sünden haben? Freut Er sich nicht noch mehr, wenn wir Ihm sagen, was uns sein Sohn bedeutet und was wir an Ihm gesehen haben, sei es nun in seinem Leben auf der Erde (Speisopfer) oder auch in seinem Sterben auf dem Kreuz (Brandopfer)? Lasst uns un- sere Bibel so lesen, dass wir immer wieder etwas von der Größe des Herrn Jesus entdecken, und lasst uns dann mit Gott, dem Vater, da- rüber sprechen.
Hat der Herr Jesus nicht zu der Frau am Jakobsbrunnen gesagt: „... denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter“ (Joh 4,23)? Sind wir, wenn wir beten, hauptsächlich mit unseren eigenen Belangen und den Belangen anderer beschäftigt – dagegen ist ja gar nichts zu sagen –, sondern kommen wir auch dazu, den Vater anzubeten? Das tägliche Brandopfer erinnert uns daran. Und indem wir uns der Voll- kommenheit unseres Herrn bewusst werden, seines Gehorsams und seiner völligen Hingabe bis in den Tod, wird uns der Herr Jesus selbst neu groß. Eine der Folgen wird sein, dass der Vater uns mehr von der Herrlichkeit unseres Herrn offenbaren kann. Wir können Ihn ja auch bitten, dass Er uns diese Herrlichkeiten in seinem Wort zei- gen möge.
Dann werden wir uns auch bewusst, dass wir durch das Werk des Herrn Jesus nicht nur Vergebung der Sünden haben, sondern dass Gott uns, weil der Herr Jesus seinen Vater auf eine solch einmalige Weise verherrlicht hat, mit seinen Segnungen überschüttet hat. Lies dazu bitte noch einmal Epheser 1,3-6: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns geseg- net hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe; und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum
Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Ge- liebten“.
Hätte der Herr Jesus „nur“ das Sündopfer gebracht, so hätte Gott uns zwar die Sünden vergeben können und uns in einen Zustand adamitischer Unschuld zurückversetzen können, doch Er hat viel mehr mit uns getan: Er hat uns das ewige Leben und seinen Heiligen Geist gegeben und uns zu Kindern Gottes gemacht und dazu be- stimmt, ewig in seinem Haus zu wohnen (Joh 14,1-3).
Wenn das tägliche Brandopfer nicht dargebracht wird
In Daniel 8 können wir lesen, dass ein König1 bewirkte, dass der Op- ferdienst in Jerusalem für 1150 Tage unterbrochen wurde. Es heißt dazu in Daniel 8,10-14.
Und es wurde groß bis zum Heer des Himmels, und es warf vom Heer und von den Sternen zur Erde nieder und zertrat sie. (Auch bis zum Fürsten des Heeres tat er groß; und er nahm ihm das beständige Opfer weg, und die Stätte seines Heiligtums wurde niedergeworfen ... Und ich hörte einen Heiligen reden; und ein Heiliger sprach zu jenem, der redete: Bis wann geht das Gesicht vom be- ständigen Opfer und vom verwüstenden Frevel, dass sowohl das Heiligtum als auch das Heer zur Zertretung hingegeben ist? Und er sprach zu mir: Bis zu 2300 Abenden und Morgen; dann wird das Heiligtum gerechtfertigt werden.
Dieser Fürst nahm Gott das beständige Opfer weg, und zwar 2300 Abend- und Morgenopfer, d. h. für eine Zeit von fast drei Jahren. Daniel suchte Verständnis über das Gesicht zu erlangen. Gott hat ihm das dann durch den Engel Gabriel offenbart (8,15–26). Daniel war so traurig über das, was Gott angetan wurde, indem Ihm das beständige Brandopfer vorenthalten wurde, dass er erschöpft und einige Tage krank war. Er konnte einige Tage nicht arbeiten und war entsetzt (Dan 8,27).
Was empfinden wir, wenn Gott etwas vorenthalten wird? Das wol- len wir einmal auf uns selbst anwenden. Nehmen wir nicht auch häufig Gott etwas weg, was Er gern von uns empfangen möchte?
Um sich mächtig zu erweisen
Es gibt eine sehr schöne Stelle in 2. Chronika 16,9:
Denn die Augen des HERRN durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu er- weisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.
Die Darbringung von persönlichen Brandopfern ist für uns als Chris- ten heute keine Verpflichtung, die uns als Last auferlegt wäre, son- dern es ist eine bestimmte Haltung, ein bestimmter Lebensstil. Gott achtet beständig auf die Menschen auf der Erde und ganz beson- ders auf seine Kinder. Er hat Freude daran, wenn Er bei uns sieht, dass unser Herz ungeteilt auf Ihn gerichtet ist. Glauben wir nicht, dass Gott uns bei dieser Haltung sehr segnen wird? Dann werden wir auch ein Segen für unsere Umgebung sein.
1 Es handelt sich um den König Antiochus Epiphanes (175 – 163 v. Chr.), König in Syrien. Er hat dem Opferdienst in Jerusalem in den Jahren 167 – 164 ein jähes Ende gesetzt, indem Er auf dem Brandopferaltar ein Schwein opferte und seine Soldaten ins Heiligtum hineingehen ließ.↩︎