Werner Mücher
Schriften von Werner Mücher
Röm 12,9 - Verabscheut das BöseRöm 12,9 - Verabscheut das Böse
Eine der großen Lehren des Römerbriefes ist die Rechtfertigung und Befreiung des Menschen, die Gott bewirkt. Durch seine Gnade bekommen ehemals verlorene Sünder eine Stellung vor Ihm, die mit seiner Heiligkeit in Übereinstimmung ist. Er hat die Sünden derer, die an das Werk Jesu Christi glauben, an Ihm, seinem geliebten Sohn, gerichtet.
Gott verabscheut das Böse in einem Maß, wie wir es nicht begreifen können. Hätte Gott sonst seinen Sohn, den Er über alles liebte, am Kreuz gerichtet und verlassen? Es ist für uns nicht ausdenkbar, wie tief Gott der Herzensschrei seines Sohnes „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ getroffen haben muss.
Lies noch einmal die Kapitel 1,21–3,18 dieses Briefes und lass die Beschreibung des Bösen in all seinen unterschiedlichen Formen auf dich einwirken (siehe besonders 1,29–32; 2,21–23; 3,10–18). Nun freue dich nicht nur daran, dass Gott dir alle deine Sünden vergeben hat und du gerechtfertigt bist, sondern frage dich, ob du auch damit gebrochen hast, ob du das Böse verabscheust, indem du diesen Dingen keinen Raum mehr in deinem Leben gibst.
Eine andere Übersetzung für verabscheuen ist „bitter hassen“. Das erinnert uns noch einmal an den Abscheu und den Hass Gottes gegen das Böse. Gottes Zorn wird bald „über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen“ offenbart (Röm 1,18). Gerechtfertigte kennen diesen Zorn bereits jetzt, weil er sich während der Stunden des Gerichts über Christus am Kreuz entladen hat. Betrachte den Herrn Jesus in seinen herzzerreißenden Leiden während dieser Zeit. Das ruft Empfindungen des Abscheus gegen alles Böse wach.
Bei vielen Dingen haben wir keine Mühe damit, sie als Sünde zu erkennen. Bei anderen fällt es uns nicht so leicht.
Aus dem Wort Gottes wissen wir aber, dass eine arrogante, hochmütige Haltung für Gott abscheulich ist. Solchen Menschen widersteht Er; demütigen, bescheidenen hingegen gibt Er Gnade (vgl. Jak 4,6; 1Pet 5,5). Der Apostel macht an dieser Stelle allerdings keine Unterscheidungen. Es ist unsere Sache, das Böse zu verabscheuen.
Vom Gesetzlosen sagte Salomo, dass seine Seele das Böse begehrt (Spr 21,10). Menschen, die dabei bleiben, das Böse zu vollbringen, über deren Seele wird einmal Drangsal und Angst kommen, ja, schreckliches Gericht (Röm 2,9). Abscheulich ist es auch, wenn argumentiert wird: „Lasst uns das Böse tun, damit das Gute komme“ (3,8). Das ist ein schlimmer Missbrauch der Gnade.
Vielleicht geht es dir wie dem Menschen, den der Apostel in Römer 7 beschreibt: „Denn nicht das Gute, das ich will, übe ich aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich“ (V. 19). Das kann eine große Not für einen bekehrten Menschen sein. Weißt du, was das eigentliche Problem dieses Menschen ist? Er kennt die wirkliche Befreiung von der Macht der Sünde noch nicht. Er kennt keinen dauerhaften Frieden, keine echte Freude. Er verabscheut das Böse, hat aber nicht die Kraft, es zu lassen.
Wenn du dich in diesem Zustand befindest, rate ich dir, noch einmal unter Gebet die ersten Kapitel dieses Briefes gründlich zu lesen. Und sprich mit Gott über deine Not. Er wird sich ihrer annehmen.