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Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
Botschafter des Heils –Jahrgang 1855
Die herrliche Hoffnung der Kirche oder der Versammlung Gottes
Die erste AuferstehungDie erste Auferstehung
Christus ist durch die Macht und Herrlichkeit Gottes und des Vaters von den Toten auferweckt worden. Diese Auferweckung ist der Grund unseres Glaubens und unserer Hoffnung. Die Kraft derselben umfasst das Leben, die Rechtfertigung und als Folge davon die Herrlichkeit der Kirche. Wir sind aufgefordert, an den Gott zu glauben, der die Toten auferweckt (Röm 4,17-24). Seine Macht ist in das Gebiet des Todes gedrungen und hat in Christus ein neues Leben hervorgebracht. Unsere Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus macht, dass wir von Gott angenommen sind. Wir sind mit Ihm auferstanden (Eph 2,6) und wir wissen uns schon jenseits des Grabes, jenseits aller gefährlichen Folgen der Sünde. Ja, wir sind schon in Ihm zur Rechten Gottes mitversetzt. Durch die Auferstehung des Christus sind wir wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung (1Pet 1,3) und das Leben des Christus, das über alles den Sieg davon getragen hat, ist uns mitgeteilt. Wir sehen den, der für uns zur Sünde gemacht war, der ganz und gar unsere Stelle als Sünder vor Gott eingenommen hat, zur Rechten Gottes verherrlicht und dies beweist uns, dass alles für uns vollbracht ist und dass wir in Ihm die Gerechtigkeit Gottes selbst besitzen. Wir haben den völligsten Anteil an all den Segnungen seines Sieges über Sünde, Welt, Tod und Teufel. „Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig; ihr seid noch in euren Sünden“ (1Kor 15,17). Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt und der Erstling unter den Entschlafenen geworden (1Kor 15,20). Aus seiner Auferweckung folgert nun der Apostel weiter: „Denn wie in dem Adam alle sterben, so werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden. Jeder aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling, Christus; dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft; dann das Ende“ (1Kor 15,22-24), wenn Er das Reich, das Er bei seinem Kommen übernimmt, Gott und dem Vater übergeben wird.
Der Apostel bezeugt uns, dass Christus der Grund der Auferstehung aller sei, aber er spricht von einer Ordnung und zwar in der schon angeführten Stelle (1Kor 15,23), dass Christus der Erste sei, danach die, die Ihm angehören bei seiner Ankunft und danach das Ende. Eine allgemeine Auferstehung der Toten wird selten geleugnet, aber eine bestimmte Ordnung, eine Verschiedenheit der Auferstehung in Betreff der Zeit und des dabei wirkenden Grundsatzes wird wenig anerkannt und verstanden, obgleich sich das Wort Gottes an vielen Stellen sehr klar darüber ausspricht. Die gewöhnliche Auffassung ist die, dass an einem gewissen Tag alle Menschen, Gute und Böse, vor Gott erscheinen und den Lohn nach ihren Werken empfangen werden, aber die Schrift sagt nichts von einer einzigen und allgemeinen Auferstehung. Man kann oft bei Grabreden die Worte hören: Ruhe in Frieden, bis dich Gott durch unseren Herrn Jesus Christus am jüngsten Tag auferwecken wird! Letzteres wird geschehen, aber wenn dabei an die letzte und allgemeine Auferstehung der Toten gedacht wird, so liegt weder Trost noch Hoffnung darin. Die Schrift sagt: „Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre“ (Off 20,6) und „Die Übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung“ (Off 20,5).
Sehr klar und deutlich unterscheidet hier das Wort Gottes zwei Auferstehungen: die Auferstehung der Gerechten und die der Ungerechten, zwischen welchen nach der angeführten Stelle wenigstens ein Unterschied von tausend Jahren liegt. Die Auferstehung der Gerechten oder der Kirche ist eine Sache für sich, die mit der Auferstehung der Gottlosen in keiner Verbindung steht. Die Kirche steht zuerst auf, weil Christus, ihr Haupt, auferstanden ist. Sein Leib, die Kirche, wird dieselbe Auferstehung erlangen, die auch Er, dass Haupt, erlangt hat. Die Heiligen werden auferweckt, um mit dem Vater und dem Sohn Gemeinschaft zu haben. Wenn auch der Herr Jesus in Johannes 6,44.54 von einer Auferweckung am jüngsten ober letzten Tag spricht, so redet Er nur von denen, die durch den Vater gezogen zu Ihm gekommen sind und von denen, die sein Fleisch gegessen und sein Blut getrunken haben. Durch diese Ausdrücke werden nur Gläubige bezeichnet, deren Auferweckung und Vereinigung mit Christus stattfinden wird. Er hebt auch darum diese Wahrheit hervor, um zu zeigen, dass alle zukünftigen Segnungen mit der Auferstehung verbunden sind. Das Wort „der jüngste oder letzte Tag“ hat auf einen Gedanken Bezug, der den Juden bekannt war. Wenn sie vom Ende der Welt redeten, so gedachten sie an das Ende ihrer Haushaltung, an der Christus erscheinen und alle Verheißungen erfüllen würde. Wenn der Herr sagt, dass die Lästerung gegen den Heiligen Geist weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben werden könne (s. Mt 12,31.32), so heißt dies weder in der Haushaltung des Gesetzes noch in der des Messias. In Matthäus 24,3 fragen die Jünger, wann das Ende der Welt sein würde. Nachdem der Herr im 14. Vers gesagt hat: „. . . und dann wird das Ende kommen“ fordert Er in Vers 16 die Juden auf zu fliehen. Dies hätte Er nicht tun können, wenn hier von dem Ende der Welt die Rede wäre, wo Himmel und Erde vergehen. Vielmehr redet Er hier von dem Ende der gesetzlichen Haushaltung.
Die Schrift unterscheidet also deutlich zwei Auferstehungen. Lukas 14,14: „. . . denn dir wird vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten.“ Ebenso Lukas 20,35: „Die aber für würdig erachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der Auferstehung aus den Toten . . . “ Wäre hier von einer allgemeinen Auferstehung, der sie alle teilhaftig werden, die Rede, so würde nicht gesagt seid: „Die würdig erachtet werden“. Die Gottlosen werden zum Gericht auferstehen, diese aber, weil sie würdig sind, werden die Auferstehung erlangen, die Jesus selbst erlangt hat. „. . . und sind Söhne Gottes, da sie Söhne der Auferstehung sind“ (Lk 20,36).
Der Apostel Paulus war bereit, alles zu verlieren und alles zu leiden, ja, selbst dem Tod des Christus ähnlich zu werden, wenn er nur auf irgendeine Weise zur Auferstehung aus den Toten gelangen möge (Phil 3,11). Er konnte dieses Ziel, für das er alles zu erdulden bereit war, nicht so besonders hervorheben, wenn er es mit den Bösen gemein hatte. Der Ausdruck „aus“ oder „von“ den Toten, den wir oft in der Heiligen Schrift entweder auf Christus oder auf die Gläubigen angewandt finden, deutet schon zur Genüge an, dass ein Teil der Toten auferstehen, während ein anderer in ihren Gräbern zurück bleiben wird. Sind die Gerechten auch in der Welt mit den Ungerechten zusammen, so sind sie doch in Betreff der Auferstehung ganz und gar geschieden.
Eine Stelle in Johannes 5,25-29 scheint freilich auf den ersten Blick mehr für eine einzige und allgemeine Auferstehung zu sprechen. Doch haben wir hier wohl zu beachten, dass der Herr von zwei verschiedenen Stunden redet. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist jetzt, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben“ (Joh 5,25). Er redet hier von den Toten in Übertretungen und Sünden und es ist jetzt die Stunde oder Zeit der Lebendigmachung ihrer Seelen, eine Stunde, die schon über 1800 Jahre gedauert hat. Weiter heißt es: „. . . denn es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts“ (Joh 5,28.29). Dies ist die andere Stunde oder die Zeit der Lebendigmachung der Leiber. Von dieser Stunde aber wissen wir nach Offenbarung 20, dass sie wenigstens tausend Jahre dauert und die Auferstehung der Gerechten zu Anfang und die der Ungerechten zu Ende dieser Periode stattfinden wird. Auch spricht der Herr in dieser Stelle von zwei Auferstehungen: von der Auferstehung des Lebens und von der Auferstehung zum Gericht. In demselben Kapitel sehen wir ferner in Vers 22, dass dem Herrn Jesus das ganze Gericht vom Vater übergeben ist, weil sie nicht den Vater, sondern den Sohn verworfen haben. Jesus war hienieden mit Schmach bedeckt, aber der Vater will die Rechte seiner Herrlichkeit anerkannt wissen. Sie sollen den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Die Gläubigen verherrlichen Ihn freiwillig, die Gottlosen aber werden durch das Gericht dazu gezwungen werden und werden bekennen müssen, dass Er der Herr ist (vgl. 2Tim 4,1).
Die Gerechten werden auferweckt, um auch dem Leib nach völligen Anteil an dem Leben zu haben, was ihnen schon gegeben ist. Sie werden auferweckt, weil sie mit demjenigen eins sind, der schon auferweckt ist. Wir sind des Heiligen Geistes teilhaftig geworden, der uns nicht allein unserer Kindschaft versichert, sondern auch die Ursache unserer Auferstehung wird. Der in uns wohnende Geist, der Christus von den Toten auferweckt hat, wird auch unsere sterblichen Leiber lebendig machen (Röm 8,11; 2Kor 4,14). Was unsere Seele betrifft, so können wir jetzt schon sagen: Wir sind mit dem Christus lebendig gemacht, sind mit Ihm auferweckt, in Ihm in den Himmel versetzt (Eph 2,5.6) und aufgrund dieses Lebens werden auch unsere sterblichen Leiber lebendig gemacht werden.
Die erste Auferstehung wird bei der Ankunft des Christus stattfinden (1Thes 4,16) und wird die Kirche oder die Gerechten mit Christus in der Herrlichkeit vereinigen. Die Welt aber hat weder an dieser Auferstehung noch an dieser Vereinigung Anteil, weil sie den Geist und das Leben des Christus nicht hat und als solche nicht empfangen kann. Ihre Auferstehung wird freilich durch den herrlichen Machtruf des Christus bewirkt, aber es wird eine Vorladung zum Gericht sein, die am Ende seiner Herrschaft stattfindet, wenn Er das Reich dem zurückgeben wird, der Ihm alles unterworfen hat, nämlich Gott dem Vater, „. . . damit Gott alles in allem sei“ (1Kor 15,24-28).
Es ist schon jetzt ein großer Segen für uns, wenn die Erkenntnis dieser Wahrheit von der Auferstehung in ihrer ganzen Tragweite unsere Herzen durch die Kraft des Christus belebt, und wenn die Wahrheit von der Auferstehung der Kirche, die eine Frucht seiner Auferstehung sein wird, sich in unserem Geist an alle die kostbaren Wahrheiten unseres in Christus vollbrachten Heils anknüpft. Diese Auferstehung ist das Ziel unserer Wünsche und Hoffnungen und die Erfüllung unserer Seufzer nach der Kindschaft selbst, d. i. die Erlösung unseres Leibes.