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Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
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Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
Botschafter des Heils - Artikel aus verschiedenen späteren Jahrgängen
2Chr 9 Apg 8,26-39 - Reisen nach Jerusalem
Zwei ReisenZwei Reisen
Die Schrift berichtet von verschiedenen bedeutungsvollen Reisen nach Jerusalem. In 2. Chronika 9 hören wir von einer Reise, die die Königin von Scheba unternahm, „um Salomo mit Rätseln auf die Probe zu stellen“ (2Chr 9,1), und in Matthäus 2 wird uns von Magiern oder Sternkundigen berichtet, die aus dem Morgenland kamen, um nach dem neugeborenen „König der Juden“ zu forschen (Mt 2,2). Die Reisen ähneln einander. Beide waren weit und beschwerlich, und beider Ziel war Jerusalem und ein König der Juden; aber während die Magier ihre Wanderung unter dem Zeichen oder der Weisung eines leuchtenden Sternes antraten, unternahm die Königin von Scheba ihren Zug aufgrund eines Gerüchts, das im fernen Äthiopien ihr Ohr erreicht hatte.
Die Wege des Herrn sind verschieden, auch mit denen, die schon Sein sind. Manchmal hat Er sie besucht oder durch sichtbare Zeichen, Stimmen, Träume, Engelbesuche und dergleichen geleitet; manchmal lässt Er sie ein einfaches Gerücht hören, wie in dem Fall dieser heidnischen Fürstin. Aber wie Er sich auch an uns wenden mag: Der Glaube erkennt seine Stimme und achtet darauf. „Meine Schafe hören meine Stimme“, sagt der gute Hirte, „und sie folgen mir“ (Joh 10,27).
Die Magier kamen, um anzubeten, und führten Opfergaben mit sich; die Königin von Scheba klopfte an die Türen der Weisheit (Spr 8,34), um da Unterweisung und göttliche Belehrung zu empfangen; und um das zu erhandeln, was kostbarer ist als „feines Gold und auserlesenes Silber“ (Spr 8,10.19), nahm sie eine Menge der reichsten Schätze und besten Erzeugnisse ihres Landes mit auf den Weg.
Die Reise der Magier ist reich an belehrenden Bildern für das Leben des Glaubens. Aber Jerusalem befriedigte sie nicht. Sie mussten nach Bethlehem gehen, um den Gegenstand zu finden, den sie suchten. Bei der Reise der Königin des Südens hatte Jerusalem allen Erwartungen entsprochen.
Die Reise der Königin von Scheba
Betrachten wir diese Reise noch ein wenig näher. Sie enthält einige charakteristische Merkmale, die in eindringlicher und heilsamer Weise zu unseren Seelen reden.
Sie muss etwas Besseres haben
Zunächst möchte ich bemerken, dass der Bericht über den König in Jerusalem einen so tiefen Eindruck auf die Königin machte, dass ihre ganze Denk- und Lebensweise dadurch verändert wurde. Ihre Reichtümer und Ehren, so groß und auserlesen sie sein mochten, genügten ihr nicht mehr. Sie musste Besseres, Höheres haben, und ohne lang nachzubedenken, ließ sie alle ihre Vorzüge in dieser Welt hinter sich und machte sich auf den weiten, mühevollen Weg von Scheba nach Jerusalem. Ihre Reise beweist das ganze Unbefriedigtsein, ja die tiefe
Unruhe ihrer Seele infolge der Kunde, die sie von Salomo und Jerusalem empfangen hatte.
Das redet eine verständliche Sprache zu uns. Es erinnert uns an die Wirkung, die der Bericht, der über einen Größeren als Salomo ausgegangen ist, auf unsere Herzen machen sollte oder bereits gemacht hat. Die Seele, die durch die Kunde von Jesus aufgeweckt worden ist, wird auch heute noch von ihrer bedauernswerten Lage überführt; der Zustand, in die die Sünde sie gebracht und worin jene Kunde sie erreicht hat, beunruhigt sie. Was ihr bisher genügte und ihre Wünsche befriedigte, erscheint ihr mit einem Mal in all seiner Hohlheit und Leere. War sie bisher mit ihren Umständen und mit sich selbst zufrieden, so fühlt sie sich nun unglücklich und unbefriedigt. Warum, weiß sie vielleicht selbst noch nicht, aber die Tatsache besteht.
Sie beschäftigt sich mit all dem Neuen
Und weiter: Sobald diese hochgestellte Frau Jerusalem erreicht hatte, ließ sie es sich nicht nehmen, das Besitztum des Königs genau zu untersuchen. Deshalb war sie gekommen! Und sie war nicht träge. Sie prüfte und ruhte nicht. Sie legte dem König all ihre schwierigen Fragen vor, lauschte andächtig auf seine weisheitsvollen Antworten und betrachtete seine prächtigen Häuser und Einrichtungen mit der größten Aufmerksamkeit. Selbst die äußere Erscheinung und das Sitzen seiner Knechte wie das Aufwarten seiner Diener entging ihr nicht, noch viel weniger der Aufgang, auf dem Salomo in das Haus des HERRN hinaufging.
Auch das redet zu uns. Wenn wir Jesus erreichen, so machen unsere Seelen Ihn zum Gegenstand ihrer eingehenden Betrachtung. Wir lernen von Ihm, wir unterhalten uns von Ihm, wir suchen in die Geheimnisse seiner Gnade und Herrlichkeit einzudringen. Es macht uns glücklich, dass wir mit Ihm und nur mit Ihm zu tun haben, und wir begehren nichts anderes.
Sie ist erfüllt von dem, was sie gesehen hat
Doch es gibt noch ein Drittes. Als die Königin des Südens sich mit allem bekanntgemacht hatte, was dem König in Zion gehörte, war sie befriedigt. Ihre Seele war wie von Mark und Fett gesättigt. Ihre Freude war überwältigend. Sie wusste nicht mehr, wie ihr zumute war. „Nicht die Hälfte ist mir berichtet worden“, wie sie sagt, und Salomo hatte das Gerücht übertroffen, das sie gehört hatte (2Chr 9,6). Sie geriet ganz außer sich und kehrte dann, voll von all dem Gesehenen und Gehörten, in ihr Land zurück. Sie verließ den König, wie viele Jahrhunderte später die Frau von Samaria Jesus verließ: leer von allem anderen, aber erfüllt und befriedigt von dem neugefundenen Schatz.
So war der Pfad dieser Königin. Ihre Reise hatte begonnen in dem unbehaglichen, beunruhigenden Gefühl ihres Bedürfnisses nach anderem, Höherem. Aller Glanz und Reichtum ihres Hauses und ihrer Stellung, all die Schmeicheleien, von denen sie ohne Frage umgeben war, hatten die Unruhe nicht beseitigen, die Leere nicht ausfüllen können. Nun war sie bekanntgeworden mit den wunderbaren, geheimnisvollen Schätzen des Ortes, wohin ihre Reise sie geführt hatte. Sie hatte gefragt, geforscht und sorgfältig geprüft, und je weiter sie gekommen war, desto mehr war ihr Herz ergriffen und hingerissen worden. Sie beendete ihre Reise wie jemand, dessen Erwartungen und Wünsche in einer Weise in Erfüllung gegangen sind, dass der Becher überfließt.
Die geistliche Anwendung all dieser Dinge darf ich wohl dem Leser überlassen. Sie ist so einfach wie schön.
Erstellt: 22.05.2025 14:50, bearbeitet: 22.05.2025 14:50