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Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
Botschafter des Heils –Jahrgang 1855
Die herrliche Hoffnung der Kirche oder der Versammlung Gottes
Der von den Zeitaltern her verborgene Ratschluss GottesDer von den Zeitaltern her verborgene Ratschluss Gottes
Stephanus, voll Glaubens und Heiligen Geistes, wurde von dem Volk Israel gesteinigt, die Gemeine zu Jerusalem verfolgt und hin und her in die Gegenden von Judäa und Samaria zerstreut (Apg 8,1). Somit war nun auch das Zeugnis des Heiligen Geistes, begleitet durch mächtige Zeichen und Wunder, von dieser Nation verworfen. Dies war das letzte Zeugnis für dieses Volk, aber es tat keine Buße. Gott hatte alles an Israel versucht, aber es beharrte in seiner Halsstarrigkeit. Jesus hatte am Kreuz für sie gebetet: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“, aber umsonst antwortete der Heilige Geist auf diese Fürbitte des Herrn: „Und jetzt, Brüder, ich weiß, dass ihr in Unwissenheit gehandelt habt, so wie auch eure Obersten. . . . So tut nun Buße und bekehrt euch“ (Apg 3,17.19). Ihre Ohren blieben auch gegen dieses Zeugnis taub. Sie achteten sich selbst des ewigen Lebens unwürdig und wurden in der Finsternis gelassen. Die Propheten waren getötet, der Gesalbte gekreuzigt und der Heilige Geist verworfen. Gott hatte seine Macht, Weisheit und Treue an dieser Nation offenbart und dennoch wollte sie ihren Gott nicht erkennen. Jetzt brach der Herr seine Beziehungen mit diesem abtrünnigen Volk ab und brachte neue Gedanken, bis dahin in den Tiefen seiner Ratschlüsse verborgen, zur Verherrlichung seines Namens ans Licht. Es ist aber nötig uns stets der Worte des Apostels zu erinnern: „Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvor erkannt hat.“ Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis dass die Fülle der Heiden eingegangen und also das ganze Israel selig werden wird, wie geschrieben steht: „Aus Zion wird der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden; und dies ist für sie der Bund von mir, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde. Hinsichtlich des Evangeliums sind sie zwar Feinde, um euretwillen, hinsichtlich der Auswahl aber Geliebte, um der Väter willen. Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Röm 11,3.25-29). Es handelt sich hier nicht um sein Volk dem Geist nach, sondern um sein Volk nach dem Fleisch, die Juden, die nach dem Evangelium Feinde sind, aber nach der Wahl Geliebte, um der Väter willen.
Die Untreue Israels kann Gottes Treue nicht aufheben, Er ist mächtig, sein Volk wieder einzupfropfen und, trotz der List und Bosheit Satans, der Gottes Werk immerdar zu zerstören trachtet, weiß Er alle Ratschlüsse seiner Weisheit herrlich hinauszuführen. Diese Wiederherstellung und Annahme kann sich aber nur auf eine unumschränkte Gnade gründen und zwar auf die Verheißungen, die dem Abraham ohne Bedingung gegeben sind. Israel empfing am Berge Sinai die Verheißungen mit Bedingung und verlor alles, weil es untreu war. Es wollte auf eigene Kraft hin handeln und dies führte es zum Fall. Allein die Geduld Gottes bewährte sich an ihm auf alle mögliche Weise, bis kein Heilmittel mehr übrig war und das Gericht über dies Volk hereinbrach. Die Verheißungen an Israel mit Bedingung und ihr Verlust können die Verheißungen ohne Bedingung nicht schwächen oder gar aufheben. Gott wird sie treulich erfüllen. Es würde ganz und gar eine Verkennung der Gedanken und Ratschlüsse Gottes sein zu glauben, dass Gott sein Volk, d. h. Israel, für immer verstoßen habe. Die Propheten des alten Bundes sind voll von herrlichen Zeugnissen für die Wiederherstellung desselben in den letzten Tagen. Das Mittel dieser Wiederherstellung sind schwere Gerichte, die die Gottlosen aus dem Wege schaffen werden und dann wird der Herr den Unflat der Töchter Zions abwaschen und die Blutschulden Jerusalems wegnehmen (Jes 1,25-28; 4,2-4; Jer 3,16-18; 32,37-42; 33,6-11; Hes 11,17-20; 37,1-28; Amos 9,14.15 u. a. m.).
Diese Weissagungen des Alten Testaments, sowohl die der Psalmen als auch der Propheten, verstehen wir nicht, wenn wir die Wiederherstellung Israels als des irdischen Volkes außer Acht lassen. Ebenso sehr irren wir, wenn wir sie auf die Kirche anwenden. Letzteres geschieht leider sehr oft, indem man von der Kirche als von einem geistlichen Israel redet, wovon die Heilige Schrift nichts weiß. Vielmehr lesen wir oft und auf das Klarste darin, dass, bis zu den Zeiten der Offenbarung durch den Heiligen Geist an die Apostel und Propheten des neuen Testaments, die Kirche ein von den Zeitaltern her in Gott verborgenes Geheimnis war, jedoch ist das Verständnis dieser Offenbarung verloren, sobald man die Psalmen für die der Kirche zugehörenden Gesänge hält. Wenn man auch gewiss anerkennen muss, dass darin allgemeine Grundsätze der Frömmigkeit sich finden, die für alle Gläubigen wichtig sind, so hat doch diese Anwendung eine Verwirrung hervorgebracht, in der man tatsächlich Israel für immer als verstoßen betrachtet und den Charakter und die Hoffnung der Kirche für immer verkennt. Es ist darum nötig, sich mit den Verheißungen Israels bekannt zu machen und sie von denen für die Kirche zu unterscheiden. Diese Erkenntnis wird unseren Blick von der Erde zum Himmel erheben und unsere Hoffnung mit der himmlischen Herrlichkeit beschäftigen.
In dieser Zwischenzeit, d. h. in dem Aufschub der Vollendung der jüdischen Haushaltung, handelt es sich also nicht um Israel. Es ist, wie gesagt, für diese Periode ganz beiseite gesetzt. Die Scheidewand zwischen Juden und Heiden ist abgebrochen (Eph 2,14), das Evangelium kennt nur Sünder sowohl unter als ohne Gesetz. „Denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3,23). Es besteht kein irdisches Volk mehr, was sich als Bewahrer der Aussprüche Gottes, der besonderen Gunst und Vorrechte zu erfreuen hätte. Die Heiden, die ferne waren, sind in Christus Jesus durch sein Blut nahe geworden und haben mit den gläubigen Juden durch einen Geist den Zugang zu dem Vater (Eph 2,13.14.18). Der Heide wie der Jude tritt durch seine Bekehrung in den Bereich einer unumschränkten Gnade ein. „Da ist nicht Jude noch Grieche, . . . denn ihr alle seid einer in Christus Jesus“ (Gal 3,28; vgl. Kap. 5,6; 6,15; 1Kor 12,13). Gott sammelt jetzt aus allen Nationen ein himmlisches Volk und offenbart durch dasselbe seine von den Zeitaltern her verborgenen Ratschlüsse, die sich an die himmlische Herrlichkeit des Menschensohnes knüpfen und macht den Fürstentümern und Gewalten die unendlich mannigfaltige Weisheit Gottes begreiflich.
Nachdem Jesus sein Erlösungswerk vollbracht hatte und wieder zum Vater zurückgekehrt war, wurde der Heilige Geist vom Himmel auf die Erde hernieder gesandt. Die Seinigen sollten in seiner Abwesenheit hienieden nicht verwaist sein, ein anderer Sachwalter sollte stets in und bei ihnen bleiben. Es ist wichtig, die persönliche Gegenwart des Heiligen Geistes und seine Wirksamkeit auf Erden zu verstehen. Sein Auftrag war, Jesus in den Seinen zu verklären, die Erkauften von der Welt abzusondern, sie in eins zu sammeln, sie in die Erkenntnis der Ratschlüsse und Absichten Gottes einzuweihen und sie als Braut dem himmlischen Bräutigam entgegen zu führen. Sie sollten neue Beweise der göttlichen Weisheit und Liebe erfahren. Zum Hauptträger dieser verborgenen Ratschlüsse wurde Paulus, der früher so wütende Feind und Verfolger Jesu und seiner Kirche, ernannt. Erst nach dem Tod des Stephanus, als das Volk Israel das Zeugnis des Heiligen Geistes verworfen hatte, entfaltete sich das Geheimnis des Christus in voller und herrlicher Klarheit. Durch eine besondere Offenbarung wurde es dem Apostel kundgetan und Er fügt hinzu: „Das in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden ist, wie es jetzt offenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geist: dass die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium, dessen Diener ich geworden bin nach der Gabe der Gnade Gottes, die mir gegeben ist nach der Wirksamkeit seiner Kraft. Mir, dem allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, den Nationen den unergründlichen Reichtum des Christus zu verkündigen und alle zu erleuchten, welches die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott“ (Eph 2,5-9). Wiederum Kolosser 1,26.27: „Das Geheimnis, das von den Zeitaltern und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen offenbart worden ist, denen Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist unter den Nationen, das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ Ebenso Römer 16,25.26: „Dem aber, der euch zu befestigen vermag nach meinem Evangelium und der Predigt von Jesus Christus, nach der Offenbarung des Geheimnisses, das ewige Zeiten hindurch verschwiegen war, jetzt aber offenbart und durch prophetische Schriften, nach Befehl des ewigen Gottes, zum Glaubensgehorsam an alle Nationen kundgetan worden ist.“
Mit der Welt als solcher hat Gott seine Beziehungen ganz und gar abgebrochen, obgleich Er alles durch seine Vorsehung verwaltet. Jesus sagte bei seinem Austritt aus derselben: „Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden“ (Joh 12,31). Da sie Jesus als ihren Fürsten nicht aufgenommen, sondern vielmehr aus ihrer Mitte gestoßen hatten, wurde Satan als Fürst dieser Welt bezeichnet und es bleibt allein noch die Ausführung des schrecklichen Gerichts übrig, das nur bis zu dem Augenblick, wo alle Glieder der Kirche gesammelt und hinausgeführt sind, aufgeschoben wird. Christus sitzt zur Rechten Gottes und wartet, bis alle Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sind, damit Er sie zertrete. Der Heilige Geist sondert die Erlösten von der Welt ab und bringt sie in die Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes. Sie sind in Christus vom Tode zum Leben hindurchgedrungen, sind mit Ihm gestorben, begraben und auferstanden und in Ihm in den Himmel versetzt. Obwohl dem Leib nach noch an diese Schöpfung gebunden, so ist ihr Leben doch mit dem Christus in Gott verborgen. Ihre Gedanken und Neigungen erheben sich zu den himmlischen Dingen (Kol 3,1.2), ihre Erkenntnis, die sie von diesen Dingen haben, ist eine geistliche (1Kor 2,13), d. h. sie beurteilen alles nach dem Sinn oder den Gedanken des Christus. In ihnen wirkt die herrliche Macht Gottes, der den Christus aus den Toten auferweckt hat (Eph 1,19.20). Die Welt ist für sie zur Wüste geworden, in der sie nur Gäste und Fremdlinge sind. Sie sind nicht von der Welt, wie auch Er nicht von der Welt ist. Dem Fleisch nach sind sie zwar irdischen Ursprungs, doch ihr Bürgerrecht ist nicht von hier. Ihr Vaterland ist da, wo Jesus die Stätte bereitet hat. Ihre Berufung ist himmlisch, darum kann auch der Himmel und was darinnen ist, nur der Gegenstand ihrer Hoffnung sein. Im Geist wohnen sie jetzt droben, tragen das Wesen und den Charakter der himmlischen Dinge an sich und wachsen in den Dingen, worin sie leben. Als Glieder des Christus befinden wir uns in der Gemeinschaft Gottes und genießen im Glauben, was Gott uns bereitet hat. Ja, was noch mehr ist, wir genießen Gott selbst. Er hat sich uns unter dem Namen „Vater“ offenbart. Er ist unser Vater und der Vater unseres Herrn Jesus Christus. Aus diesem Namen fließen für die Kirche alle Reichtümer der Gnade und die Segnungen in der Herrlichkeit. Er hat die Kirche Christus gegeben als seine Braut, damit sie an seiner Herrlichkeit völlig Anteil habe. In Ihm sind wir mit allerlei geistlichen Gütern im Himmel gesegnet, wir sind nach dem Wohlgefallen seines Willens zur Kindschaft verordnet und tragen schon jetzt diesen Geist der Kindschaft in uns.
„. . . wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“ (Eph 1,4). Gott ist heilig und ist die Liebe, darum sollten auch wir ganz seinem Wesen entsprechen, hier unten durch den Geist, aber droben in wirklicher Vollkommenheit. Wir sind der Gegenstand seiner gnadenreichen und herrlichen Ratschlüsse. Alle unsere Beziehungen sind sehr köstlich und es kann uns nur Freude bereiten, durch den Heiligen Geist immer mehr die Gedanken Gottes zu erforschen und in seiner Erkenntnis zu wachsen. Gott ist auch bereit, uns immer tiefer in die ganze Innigkeit dieser Beziehungen hineinzuführen und je mehr wir davon im Glauben genießen, desto mehr preisen wir seinen herrlichen Namen.
Wollen wir nun den Reichtum der göttlichen Gnade und der Herrlichkeit an uns in seiner Fülle erkennen, so müssen wir erforschen, was Christus vor Gott ist, wie Er geliebt und was der Reichtum seiner Herrlichkeit ist. Denn dieselbe Liebe und dasselbe Wohlgefallen ruht auf uns wie auf Ihm, indem wir uns vor dem Vater als Söhne der gleichen Rechte und Beziehungen zu erfreuen haben (Joh 17,23-26). „Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen!“ (1Joh 3,1). „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi“ (Röm 8,17).
Die Schöpfung war für den Menschen durch den Fall Adams verloren und der Eitelkeit und dem Dienst des vergänglichen Wesens unterworfen. Da erschien Christus im Fleisch, trat in die Stellung des ersten Adams und unterwarf sich den Folgen des Sündenfalls und zahlte als Mensch das Lösegeld für die verlorene Schöpfung. Sie ist also sein erkauftes Eigentum, wiewohl sie Ihm schon rechtmäßig sowohl als Schöpfer als auch, weil Er Sohn war, als Erben Gottes angehörte und es endlich der Ratschluss Gottes war, dem Menschensohn alles zu unterwerfen. Als Mensch ist Er jetzt das Haupt der ganzen Schöpfung, als Gott war Er der Schöpfer. Alle Dinge sind durch Ihn und für Ihn geschaffen. Als unumschränkter Gewalthaber zur Rechten der Majestät in der Höhe ist Er über jedes Fürstentum, jede Gewalt, Macht und Herrschaft und jeden Namen gesetzt, der genannt werden mag, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen (Eph 1,21). Er ist der Mittelpunkt aller Ratschlüsse Gottes. In Ihm sollen in der Fülle der Zeiten alle Dinge im Himmel und auf Erden vereinigt und unter Ihm als einem Haupt zusammengefasst werden. Mit diesen Gedanken beschäftigen sich namentlich das erste Kapitel an die Epheser und Kolosser. Gott wollte Ihm alles unterwerfen und Er sollte sie als Mensch besitzen. „Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben“ (Joh 3,35).
Christus ist also der Erbe aller Dinge und die Kirche teilt diesen Besitz völlig mit Ihm, denn Er ist das Haupt der Kirche, die sein Leib ist (Eph 1,22.23). Sie ist Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinem Bein. Ja, sie gehört ganz und gar Ihm an und macht einen Teil von Ihm aus (Eph 5,23-32). Alle seine Titel und Vorrechte teilt Er mit ihr kraft seiner unergründlichen Liebe. Sie ist die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt. Sie gehört nicht mehr der Welt an, weil Er sie durch sein Blut daraus erkauft und durch seinen Geist abgesondert hat. Um die Herrlichkeit des Christus und der Kirche zu begreifen, muss man von der Welt abgesondert sein. Soweit sich die Kirche mit der Welt verbindet, ist sie von Christus los. Als Braut gehört die Kirche dem Christus an und soll in allem das Bild des Himmlischen an sich tragen, wie auch Christus das Gepräge des Himmels in allem hatte, was Er tat. Er wurde aber eben deshalb von der Welt verworfen. So lange wir das Leben des Christus in einem Leib haben, der noch der Welt angehört, werden auch wir von ihr verworfen werden und leiden. Darum sehnen wir uns nach dem Augenblick, wo unser Leib seinem verklärten Leib ähnlich sein wird.
Im Alten Testament finden wir die Braut des Königs (Ps 45). In Hosea 2,21 hören wir, dass der Herr sich mit seinem Volk in Ewigkeit verloben will. Die Verwirklichung dieser Verheißung wird in dem herrlichen Reich hier auf Erden stattfinden, wenn Christus als König regiert. Die Kirche aber ist die Braut des Lammes in der himmlischen Herrlichkeit, sie ist nicht das Erbe, sondern die erkaufte und gereinigte Erbin. Auch ist sie nicht das Haupt der Schöpfung, sondern dem Haupt als Miterbin aller Dinge und als Genossin seiner Herrlichkeit beigesellt. Der himmlische Bräutigam hat um sie geworben, als sie noch im Elend war, hat sich selbst für sie hingegeben und will sie sich selbst darstellen in Herrlichkeit, heilig und ohne Tadel (Eph 5,26.27). Im Alten Testament finden wir in Adam und Eva ein Vorbild dieser köstlichen Beziehung. Gott sagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen.“ Adam war allein, er war als Herrscher über diese Schöpfung eingesetzt. Er gab den Tieren des Feldes ihren Namen, aber für ihn war keine Gehilfin erfunden. Darum führte ihm Gott die Eva als die Gefährtin seiner Freude und seiner Herrlichkeit zu. So hat auch die Braut an der Herrschaft und Herrlichkeit des Christus völlig Anteil. Wie Rebekka dem Isaak entgegengeführt wurde, den Abraham durch eine Art Auferstehung wiedergenommen und zum Erben aller seiner Reichtümer eingesetzt hatte, so wird die Braut des Christus Ihm in seine Herrlichkeit und in das Haus des Vaters entgegengeführt (Joh 14,23). In Ihm besitzt sie unermessliche Reichtümer, ja, sie besitzt alles, was Er hat. Der Heide hat nichts als seine Sünden, die ihn in die ewige Finsternis führen können, aber in Christus ist er erhoben zur Rechten des Sohnes als Braut und Miterbe der Herrlichkeit. Er hat keine Verheißungen, aber die unumschränkte Gnade führt ihn viel weiter als alle Erben irdischer Hoffnungen.
Noch ist Jesus auf dem Thron seines Vaters und wartet, bis alle Feinde zum Schemel seiner Füße hingelegt sind. Wir sehen nach Hebräer 2,8, dass noch nicht alles erfüllt und Ihm untertan ist, aber in Erwartung, dass Ihm alles unterworfen werden wird, ist Er schon mit Ehre und Schmuck gekrönt. Er selbst ist erhöht und die Gläubigen erkennen seine Rechte an. Er wird ein Reich besitzen, das Er mit der Kirche teilen wird, weil sie sein Leib ist. Nach Epheser 1,20.23 sind die Vereinigung der Kirche mit Christus und die Unterwerfung in unmittelbarem Zusammenhang, weil Christus das Haupt der Kirche, als des Leibes und als solcher über alle Dinge ist. In dieser Herrlichkeit offenbart wird uns die Welt mit Christus in der gleichen Herrlichkeit sehen und wird erkennen, dass wir vom Vater geliebt sind wie Jesus selbst. Es ist nicht unsere Hoffnung, dass wir errettet werden – dies wissen wir –, sondern unsere Hoffnung ist, die Herrlichkeit des Menschensohnes selbst zu besitzen. Das macht unsere Freude völlig, dass wir vom Vater und Sohn geliebt sind und unsere Verherrlichung eine Folge dieser Liebe ist.
Die Kirche hat durch den in ihr wohnenden Heiligen Geist den Christus angezogen und weiß sich eins mit ihrem verherrlichten Haupt im Himmel. Sie ist unzertrennlich mit Ihm verbunden und wird in der himmlischen Herrlichkeit die Verwirklichung dieser Vereinigung völlig genießen. Gerade durch ihre Einheit mit Ihm genießt sie alles, was sein ist. Sie ist gesalbt mit dem Öl der Freuden und hat den Auftrag erhalten, den Geruch davon an allen Orten zu verbreiten. Der Heilige Geist versichert uns: „. . . uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst . . . womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten“ (Eph 1,5.6). Die Versammlung befindet sich im Besitz der Schätze der Erkenntnis von dem Geheimnis Gottes in Gemeinschaft mit ihrem Haupt. Sie freut sich ihrer Befreiung und wartet auf die Erlösung des Erbes (Eph 1,14). Christus hat sie schon durch das Blut seines Kreuzes versöhnt und Er wird alle Dinge im Himmel und auf Erden durch dasselbe Blut versöhnen (Kol 1,20). Welche Freude für uns, dass wir in den zukünftigen Zeiten an den überragenden Reichtümern seiner Gnade und Güte Teil haben. In seiner persönlichen Gegenwart werden wir seine Herrlichkeit genießen. Ja, wir werden Ihm gleich sein, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist. Er sagt selbst: „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben“ (Joh 17,26). Wir rühmen uns der Hoffnung der Herrlichkeit und nicht allein das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus (Röm 5,2.11).