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Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
Botschafter des Heils –Jahrgang 1855
Die herrliche Hoffnung der Kirche oder der Versammlung Gottes
Die Ankunft des ChristusDie Ankunft des Christus
Die Ankunft des Christus ist die einzige Hoffnung der Kirche und der von ihr so sehnlichst erwartete Augenblick, wo sie mit Ihm als ihrem himmlischen Haupt in der Herrlichkeit vereinigt und alle Segnungen mit Ihm genießen wird. Wenn Er auch zu unserer Freude und zu unserem Trost jetzt stets unsichtbar in unserer Mitte ist, so wird uns dann aber seine sichtbare Gegenwart für immer glücklich machen. Wie die Liebe des entfernten Freundes, mit dem wir im Geist verkehren, köstlich ist, so sehnen wir uns doch eben darum, weil er unser geliebter und teurer Freund ist, ihn persönlich zu sehen.
Sowohl der Herr Jesus als auch nachher der Heilige Geist durch die Apostel richten unsere Aufmerksamkeit stets auf seine Wiederkunft. Sie erfüllte die Gedanken der ersten Christen und machte sie fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal und ausharrend im Kampf. Ich sage nicht: „Ich gehe in den Himmel“ (obgleich dies ja wahr ist), sondern: „zu Christus“, den das Herz liebt und als Freund und Bräutigam erwartet. Ist das Gewissen nicht gereinigt, so erwarten wir Ihn nicht, weil wir seine Gegenwart nur fürchten. Wenn das Herz nicht gereinigt ist, leben wir mit der Welt und erwarten Ihn ebenfalls nicht. Sobald die Kirche aufhörte, auf den Herrn zu warten, wurde sie geschwächt und verweltlicht, ihr Blick wurde wieder vom Himmel auf die Erde hernieder gezogen und das Leben und die Kraft nahm ab. Sie vermengte sich mit der Welt und vergaß, dass sie eben so wenig von der Welt ist wie ihr Haupt. So wurde das, was die Freude und der Trost der Christen ausmachten, zur Torheit.
Die Liebe Gottes wird die Kirche mit Christus vereinigen. Der Leib muss völlig mit dem Haupt verbunden sein und die Verlobte des Christus seine Frau werden, damit sie mit Ihm alles genießen kann. Sie ist der besondere Gegenstand seiner Liebe. Er gab sein Leben für sie, Er ernährt und pflegt sie und wird sie sich selbst herrlich darstellen in derselben Herrlichkeit, wie Er selbst auferstanden und verherrlicht ist. Dies wird die Hochzeit des Lammes sein. Sobald die Kirche dies erkennt, kann sie nicht in der Gemeinschaft mit der Welt leben noch an ihrem Wesen teilhaben. Sie wartet stets, denn dies ist hienieden ihr eigentümlicher Charakter. Nichts konnte der Apostel den Christen dringender ans Herz legen als die persönliche Wiederkunft des Christus immerdar zu erwarten. Je größer die Festigkeit unserer Erwartung ist, desto mehr wird unser Wandel der himmlischen Berufung gemäß sein. Sie zieht das Herz von allem Sichtbaren ab und erfüllt es mit den himmlischen Dingen, die man nicht sieht.
Wir wissen, dass wir erlöst sind und wissen auch, dass wir durch die Kraft Gottes bewahrt werden, aber es ist besonders die lebendige Hoffnung, die unser Wachstum fördert und unseren Wandel nach oben richtet. Jesus wird wiederkommen, um uns in die Wohnungen einzuführen, die Er selbst bereitet hat, aber der Welt wird Er, in der Mitte der Heiligen, zum Gericht erscheinen. Die Schrift macht einen klaren Unterschied zwischen der Ankunft des Christus zur Einführung der Seinigen in seine Herrlichkeit und dem Tag des Christus, an dem Er mit den Seinigen in Herrlichkeit zum Gericht erscheinen wird. Die Verwechslung dieser beiden Gegenstände hat stets große Verwirrung hervorgebracht.
Bis zu seiner Wiederkunft und der Befreiung des Erbes sind wir durch den Heiligen Geist, der das Unterpfand des herrlichen Erbes ist, versiegelt (Eph 1,13.14; 4,30; 1Kor 1,22; 5,5). Freilich genießt die Kirche schon jetzt in Hoffnung die zukünftigen Güter der Herrlichkeit, aber nichts kann sie vollkommen befriedigen, bis sie Ihn persönlich schaut. Sie ist sein Leib und seine Braut, darum kann auch nur seine persönliche Gegenwart sie ganz glücklich machen.
Nichts übt auf das Wohl der Kirche einen so segensreichen Einfluss aus als das Erwarten des Herrn. Die Hoffnung, Ihm gleich zu sein, Ihn zu sehen, wie Er ist, macht, dass wir uns reinigen, wie Er rein ist (1Joh 3,2.3). Sie hält uns getrennt von den Dingen, die auf Erden sind und knüpft unsere Neigungen an die Dinge, die droben sind. Das Bewusstsein, dass der Bräutigam nahe ist, erhält uns nüchtern und wacker. Viele ernste Seelen sind in unseren Tagen nicht nur mit der Ankunft des Christus als einer Wahrheit beschäftigt, sondern sie ahnen auch die Nähe des Augenblicks, wo sie nicht mehr Fremdlinge auf einer feindseligen Erde zu sein brauchen. Vielleicht erreichen wir noch heute das herrliche Ziel unserer Reise und wie köstlich wäre es, wenn der Bräutigam seine Braut wartend und treu anträfe. Nicht ist es der Tod, auf den wir warten, sondern die persönliche Ankunft des Christus. Wenn es auch ein seligerer Zustand ist, außerhalb des Leibes und daheim bei dem Herrn zu sein, wo man ohne alle Versuchung ist, so bleibt es doch ein Zustand des Wartens. Die verstorbenen Seelen hören nicht auf zu warten. Ja, Jesus selbst, der zur Rechten des Vaters sitzt, wartet. Die Schrift redet auch sehr wenig von dem Trost der abgeschiedenen Seelen, aber viel von der Rückkehr des Herrn und unserer Versammlung zu Ihm.
So kann also die Ankunft des Herrn, in der alle unsere Hoffnungen und Wünsche ihre Erfüllung finden, für uns nur von höchstem Interesse sein. Es ist die Vollendung unserer Kindschaft, nämlich die Erlösung des Leibes, der Vollgenuss der himmlischen Herrlichkeit in Christus, wo wir den Geliebten von Angesicht zu Angesicht sehen und immer bei Ihm sein werden. Welch‘ eine Gnade, dass Gott uns in Betreff der Zukunft nicht in Ungewissheit gelassen, sondern uns vielmehr seine verborgenen Ratschlüsse und Gedanken so bestimmt und klar geoffenbart hat. Wie reichlich tröstet schon die Erkenntnis dieser Ratschlüsse unsere Herzen und wie sehr heiligt sie unser Leben! Darum sollte uns die innigste Dankbarkeit und Liebe gegen dies herzliche Vertrauen dringen, die Offenbarung derselben mit großem Eifer zu erforschen. Und womit werden wir uns lieber beschäftigen, wenn unsere Herzen Ihn durch den Heiligen Geist und durch mancherlei Erfahrungen kennen gelernt haben, als mit seiner so nahe bevorstehenden Ankunft? Nur dann werden wir seine Ankunft nicht sobald herbeiwünschen, wenn entweder, wie schon bemerkt, unser Gewissen nicht gereinigt oder unsere Herzen mit den Dingen dieser Welt beschäftigt sind. Wir werden der Lüge, dass nämlich vor seiner Ankunft, indem man diese irrtümlich mit dem Tag des Herrn verwechselt, noch vieles in Erfüllung gehen müsse, viel lieber glauben, als Ihn zu jeder Zeit mit Freuden erwarten. Es offenbart sich dabei immer etwas von der Gesinnung des bösen Knechts, der sagt: „Mein Herr kommt noch lange nicht!“
Die Weissagungen des Alten Testaments sind voll von der Niedrigkeit wie von der Herrlichkeit des Christus. Die Propheten haben geforscht, auf welche oder welcherlei Zeit der Geist des Christus, der in ihnen war, deutete, und zuvor bezeugt hat die Leiden, die auf Christus kommen sollten, und die Herrlichkeit danach (1Pet 1,11). Sie weissagten von dem Kommen eines Messias, der in Niedrigkeit leiden und sterben und dann in Herrlichkeit auf den Wolken wiederkommen sollte, um auf dem Berg Zion und Jerusalem zu herrschen (Dan 7,13.14). Nach der Rückkehr der Juden nach Judäa in den letzten Tagen werden alle Völker sich gegen Jerusalem zum Streite versammeln. Dann zieht der Herr aus und streitet gegen selbige Völker, es treten seine Füße an selbigem Tag auf den Ölberg. Es kommt der Herr und alle Heiligen mit Ihm und der Herr ist König über die ganze Erde (Sach 14,2-5). Die Weissagungen des Alten Testaments in Bezug auf die Wiederkunft des Herrn beschäftigen sich, wie wir in dieser und in vielen anderen Stellen lesen, mit dem Gericht der Völker, d. i. dem Tag des Herrn und dem herrlichen Zustand der Kinder Israel auf dieser Erde, wo alsdann auch die noch lebenden Heiden durch das gesegnete Israel gesegnet sein werden. Es ist aber, wie schon gesagt, irrtümlich, diese Verheißungen Israels auf die Kirche anzuwenden, deren Existenz sowohl als auch deren Zukunft erst den heiligen Aposteln und Propheten des Neuen Testaments offenbart ist und bis dahin von den Zeitaltern her in den Ratschlüssen Gottes verborgen war. Wenn wir die Stellen untersuchen, die sich auf die zweite Ankunft des Herrn beziehen, so haben wir also stets darauf zu achten, ob es sich um die Kirche, Israel oder die Welt handelt. Diese Verwechslung hat viele verkehrte Begriffe namentlich in Bezug auf die Kirche herbeigeführt.
Für den Zweck der vorliegenden Arbeit wird es hinreichen, die vornehmsten Stellen des zweiten Teiles der Heiligen Schrift oder des Neuen Testaments, die auf unseren Gegenstand, d. h. auf die Ankunft des Christus, sowohl in Bezug auf die Kirche als auch in Bezug auf Israel und der Welt, Bezug haben, zu untersuchen. Wir werden finden, dass die Erwartung seiner Ankunft nicht allein unser seliges Vorrecht, sondern auch unsere heilige Pflicht ist.
In den Evangelien redet der Herr selbst sehr oft von seiner Wiederkunft, wobei es sich aber hauptsächlich um Israel und das Gericht der Nationen handelt. Bei der ersten Aussendung seiner Jünger sprach Er zu diesen: „Wahrlich, ich sage euch, ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen ist“ (Mt 10,23). Hier handelt es sich um das Werk der Apostel unter den Juden und nicht unter den Heiden und wir wissen, dass das Zeugnis des Heiligen Geistes durch jene verworfen wurde, ehe es in allen Städten ausgerichtet war. Dies Volk bekehrte sich nicht und ist deshalb als solches für eine Zeit beiseite gesetzt worden. Nach Römer 11,11 sehen wir, dass aus der Verwerfung Israels den Heiden Heil widerfahren ist und erst dann, wenn die Fülle der Heiden eingegangen ist, wird Gott diesem Volk die dem Abraham gegebenen Verheißungen nach dem Reichtum seiner Gnade erfüllen. Der verheißene König aus Davids Stamm wird als Erlöser aus Zion kommen und Israel wird unter seinem Zepter selig sein (Röm 11,26.27). Bis zu dieser Wiederannahme Israels als irdisches Volk ist die jüdische Haushaltung abgeschnitten und bis dahin wird die Kirche durch den Heiligen Geist aus allen Nationen auf Erden gesammelt und ihrem himmlischen Haupt in der Herrlichkeit entgegen geführt sein. Während dieser Periode darf also diese Haushaltung nicht in Betracht genommen werden. Wenn aber dieselbe wieder begonnen hat und das Evangelium des Reiches aufs Neue gepredigt wird, alsdann wird der Sohn des Menschen erscheinen.
Nachdem der Herr am Ende des 16. Kapitels in Matthäus zur entschiedenen Nachfolge und zur Furcht Gottes aufgefordert, fügt Er Vers 27 hinzu: „Denn der Sohn des Menschen wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und dann wird er jedem vergelten nach seinem Tun.“ Seine Wiederkunft ist nicht mehr in Knechtsgestalt, sondern in Herrlichkeit und zwar in der Herrlichkeit seines Vaters. Seine Engel werden ihr Teil an der Ausführung des Gerichts haben wie wir auch in dem Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen in Matthäus 13 und anderen Stellen sehen. Sie sind die Schnitter am Ende des Zeitalters und werden das Feld, das die Welt ist, von dem Unkraut reinigen und selbiges verbrennen, aber den Weizen auf seine Speicher sammeln. Zugleich sehen wir auch in diesem Gleichnis, dass die Erfüllung der Verheißung des Segens auf der Erde weder durch die Predigt des Evangeliums noch durch die Kraft des Heiligen Geistes, sondern durch die Wiederkunft des Christus herbeigeführt wird. Die angeführte Stelle in Matthäus 16,27 finden wir in Markus 8,38 und Lukas 9,26 wieder und zwar mit dem Zusatz, dass der Sohn des Menschen bei seiner Wiederkunft sich derer schämen wird, die sich seiner unter dem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht auf Erden geschämt haben. Es ist also ein Tag der gerechten Vergeltung.
In dem folgenden Vers, der sich in den drei Evangelien den genannten Stellen anschließt, versichert der Herr etlichen von denen, die bei Ihm waren, dass sie den Tod nicht schmecken sollten, bis sie den Sohn des Menschen in seinem Reich oder das Reich Gottes hätten kommen sehen. Wir lesen gleich im folgenden Vers in einem Vorbild die Erfüllung dieser Verheißung, als nämlich der Herr Jesus auf dem Berg verherrlicht wurde. Und wenn wir die Worte des Petrus, der einer von den Augenzeugen dieser Verherrlichung war, in 2Pet 1,16-18 lesen, so sehen wir deutlich, dass diese Verklärung auf dem Berg die Darstellung der Herrlichkeit seines Reichs ist.
In Matthäus 23,38.39 sagt der Herr zu dem Volk Israel: „Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen; denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: ‚Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!‘“(vgl. Lk 13,35). Der erste Teil dieser Drohung ist erfüllt, das Volk ist zerstreut und ihr Haus liegt verwüstet. Nur die Bekehrung Israels selbst wird dieser Verwüstung eine Grenze setzen. In Hosea 3,4.5 lesen wir: „Denn die Kinder Israel werden viele Tage ohne König bleiben und ohne Fürsten und ohne Schlachtopfer und ohne Bildsäule und ohne Ephod und Teraphim. Danach werden die Kinder Israel umkehren und den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König, suchen; und sie werden sich zitternd zu dem Herrn und zu seiner Güte wenden am Ende der Tage.“
Unter der Verfolgung des Antichristen wird der treue Überrest Israels in großen Drangsalen, wie sie nie gewesen sind, den Herrn suchen und bei seinem Erscheinen werden sie Ihn mit den Worten begrüßen: „Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Es ist wohl kaum nötig zu bemerken, dass diese Worte nicht eine Begrüßung der Kirche, sondern des bedrängten Israels in den letzten Tagen sind. In dem 118. Psalm finden wir das Herz dieses Volkes zubereitet den Herrn Jesus zu empfangen. Wenn Er aber erscheint, wird Er durch sein Gericht alle zermalmen, auf die Er fallen wird wie schon bei seiner ersten Ankunft alle zerschmettert worden, die auf Ihn gestoßen sind, nämlich durch die Zerstörung Jerusalems und die Zerstreuung des jüdischen Volks.
Zuerst wird Israel seine Missetaten gegen das Gesetz erkennen (3Mo 26,40; Jer 3) und wenn sie zum Herrn schreien und Er kommen wird, ihnen zu helfen, werden sie erkennen, dass Er der ist, den sie durchbohrt haben und dann werden sie vollkommen ihre Sünde gegen den Christus erkennen und bekennen (Sach 12,10-13).
In Matthäus 24 kündet der Herr Jesus große Drangsale an, die seiner Wiederkunft vorangehen (vgl. Mk 13; Lk 17,23 - 18,8; Lk 21) und in Maleachi 3 lesen wir, dass seine Wiederkunft ein Tag des schrecklichen Gerichts ist. „Dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden alle Stämme des Landes wehklagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit“ (Mt 24,30). Seine plötzliche Erscheinung wird die Welt überfallen wie zu den Zeiten Noahs die Sintflut über die Ungläubigen hereinbrach (Mt 24,37; Lk 17,26). „Wenn sie sagen: Frieden und Sicherheit!, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, wie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen“ (1Thes 5,3). Diese Ausdrücke, so wie die in Matthäus 24,40.41 und Lk 17,30.31 beweisen klar, dass es sich hier um Lebende und nicht um Tote (vgl. Off 20,11.12) handelt1.
In Matthäus 24,1-31 handelt es sich um die Juden, dagegen in den drei folgenden Gleichnissen – vom treuen und untreuen Knecht, von den zehn Jungfrauen und von den anvertrauten Talenten – von dem Wandel der Christen auf der Erde (Mt 24,45 - 25,30) und schließlich um das Gericht der Völker (Mt 25,31-46). Matthäus 24,32-44 sind allgemeine Warnungen und Ermahnungen zur Wachsamkeit, weil der Augenblick seiner Wiederkunft verborgen ist. „Wacht also, denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt“ (Mt 24,42).
Die Treue der Christen hängt von der beständigen Wachsamkeit ab, die sie der Wiederkunft des Christus widmen. Sobald sie aber mit dem untreuen Knechte sprechen: „Mein Herr bleibt noch aus“ haben sie sich in der Welt verloren, wie wir in dem ersten der drei Gleichnisse sehen (Lk 12,45; Mt 21,48). Der böse Knecht fängt an zu herrschen und isst und trinkt mit den Trunkenen, d. h. er vermengt sich mit den Dingen dieser Welt. Ebenso sind die Christen von dem christlichen Wandel abgewichen und verleugnen somit ihren eigentümlichen Charakter.
In dem zweiten Gleichnis von den zehn Jungfrauen sehen wir, dass der Herr wohl mit seiner Ankunft zögern wird und dies Zögern zur Folge hat, dass das Warten der Christen sich in Schläfrigkeit verwandelt. Die Geschichte der Christen selbst zeigt uns dies auf das deutlichste. In der ersten Zeit finden wir, dass dieselben mit großer Sehnsucht auf die Rückkehr des Herrn warteten, als Er aber verzog, wurden sie alle schläfrig und entschliefen. Jahrhunderte sind vergangen, in denen der Herr Jesus wohl als Richter am letzten Tage, nicht aber als Bräutigam zur Abholung seiner Braut erwartet wurde. Allein wie jene Jungfrauen durch das Geschrei „Siehe, der Bräutigam!“ wiederum aufwachten, so ist es auch in unseren Tagen dieselbe Wahrheit, die die Christen durch die Gnade Gottes aufweckt und ihre Herzen von neuem auf die so baldige Ankunft des Herrn richtet. Durch die Wirkung dieser Wahrheit werden aber auch die wahrhaftigen Christen, die den Heiligen Geist und die, welche nur den Schein haben, offenbar.
Das dritte Gleichnis stellt uns die Verantwortlichkeit der Knechte des Herrn vor. Die anvertrauten Talente oder Gaben sind verschieden, aber die treuen Knechte gehen alle ohne Unterschied in die Freude ihres Herrn ein, während der untreue Knecht in die äußerste Finsternis geworfen wird. In Lukas 19,12-27 finden wir ein ähnliches Gleichnis, nur mit dem Unterschied, dass uns hier die Verantwortlichkeit in dem Grad der Treue vorgestellt wird, nach der jeder Knecht seinen eigentümlichen Lohn empfängt. Dessen Pfunde zehn andere erworben, wurde über zehn Städte und dessen Pfunde fünf andere beigebracht hatte, über fünf Städte gesetzt. Die Vergeltung für die treuen wie für die untreuen Knechte findet bei der Wiederkunft des Herrn statt. Ebenso finden wir auch in Lukas 19,27, dass an demselben Tage die feindlichen Bürger, die Juden, welche nicht wollten, dass der Herr über sie herrschen sollte, ihre Bestrafung empfangen.
Wir lesen in Matthäus 25,31.32: „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen; und alle Nationen werden vor ihm versammelt werden, und er wird sie voneinander scheiden, so wie der Hirte die Schafe von den Böcken scheidet.“ Aus verschiedenen Stellen der Heiligen Schrift wissen wir, dass sich Jesus zur Rechten des Vaters gesetzt hat, wo Er sich bis jetzt befindet. Bei seiner Erscheinung in der Welt aber sitzt Er als König auf dem Thron seiner Herrlichkeit und scheidet unter den Nationen die Schafe von den Böcken. Es findet hier nicht, wie oft geglaubt wird, das Gericht der Toten statt, sondern „Er versammelt vor sich alle Völker“. Ebenso haben wir hier unter den Schafen oder Gerechten nicht die Kirche zu verstehen, „weil diese Ihn ja bei seiner Erscheinung in Herrlichkeit begleitet“ (vgl. Kol 3,4; 2Thes 1,10; Jud 14.15; Sach 14,3-5 u. a.), sondern es sind solche Gläubige, die zwischen der Aufnahme der Kirche und seiner Erscheinung in Herrlichkeit sich auf der Erde befinden. Diese werden durch die Segnung des Vaters das Reich erben, während die Gottlosen in die ewige Verdammnis geschickt werden. Zugleich sehen wir an dieser und an ähnlichen Stellen, dass der Herr Jesus, wenn Er der Welt oder den Ungläubigen gegenüber von seiner Wiederkunft redet, Er von seiner Erscheinung in Herrlichkeit spricht. So auch, als Er vor Pilatus das gute Bekenntnis bezeugt hatte, fügt Er hinzu: „Doch ich sage euch: Von jetzt an werdet ihr den Sohn des Menschen zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen“ (Mt 26,64; Mk 14,62).
Die Welt wollte Ihn in seiner Niedrigkeit, als Er in Gnade kam, nicht anerkennen, sondern verwarf Ihn. Wenn Er aber in seiner Herrlichkeit in Gerechtigkeit und zum Gericht erscheint, wird sie Ihn, indem sie durch Ihn gerichtet wird, anerkennen müssen. Darin sehen wir deutlich, wie groß der Unterschied der Wirkung seiner Wiederkunft auf die Welt und auf die Gläubigen sein wird. Während sie für jene nur Furcht und Schrecken hervorbringt, erweckt schon ihre Erwartung, vielmehr aber noch ihre Wirklichkeit, in den Herzen dieser unendliche Freude und Trost. „Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich umgürten und sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen“ (Lk 12,37; vgl. Lk 12,42-44; Mt 24,45-47). Ebenso die Verheißung in Johannes 14,2.3: „In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; . . . denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet.“ Dies lässt uns verstehen, wie sehr die Christen Ursache haben, sich seiner Ankunft zu freuen! Sie werden dann in seines Vaters Haus, wo Er selbst ist, eingeführt werden. Statt dass Er bei ihnen auf der Erde blieb, um die Verheißungen zu erfüllen, sollen sie bei Ihm in des Vaters Haus ihre Wohnungen haben. In seiner Niedrigkeit fand Er für sich und die Seinigen keine bleibende Stätte, darum ist Er hingegangen, dieselbe droben zu bereiten. Und wenn Er sie bereitet und die Seinigen eingeführt hat, wird Er wiederkommen, um auch hier auf der Erde für andere Gläubige eine Stätte zu bereiten.
Noch eine Stelle, wo der Herr selbst seiner Wiederkunft gedenkt, finden wir in Johannes 21,22. Der Herr erwiderte nämlich auf die Frage des Petrus, was es denn mit Johannes werden sollte: „Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!“ Die Jünger schlossen aus dieser Antwort, dass Johannes nicht sterben würde, allein Jesus sagte davon nichts. Jedoch hat Johannes die Wiederkunft des Herrn und alle Umstände, welche dieselbe begleiten, im Geist gesehen und uns verkündigt und so ist dies Wort, ähnlich der Verherrlichung auf dem Berg, erfüllt worden.
Wenn wir jetzt weiter zur Apostelgeschichte fortgehen, so lesen wir Kapitel 1,11: „Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird ebenso kommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen in den Himmel.“ Dies war die gute Botschaft für die zurückgebliebenen Jünger, die ihre Blicke unverwandt nach dem Himmel, der ihren geliebten Herrn aufgenommen hatte, richteten. Sie hatten also seine Wiederkunft zu erwarten und dies blieb stets der süße Trost für das Herz der Apostel, ein Trost, welcher, von Gott selbst gegeben, sich als nächster Gedanke an seine Aufnahme in den Himmel anschloss.
In Kapitel 3,19–21 sagt Petrus zu den Israeliten: „So tut nun Buße . . . , damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn und er den euch zuvor bestimmten Christus Jesus sende, den freilich der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von denen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat.“ Die Unwissenheit Israels sollte übersehen werden, wenn sie Buße täten, weil Jesus am Kreuz für sie gebetet hatte. Allein sie verstockten sich auch gegen das Zeugnis des Heiligen Geistes, der in den Aposteln wirksam war und ihnen die Erquickung durch die Gegenwart des Herrn verkündigte. Nicht die Gegenwart des Heiligen Geistes sollte die Segnungen auf der Erde verwirklichen und die Wiederherstellung aller Dinge, wovon Gott durch den Mund aller seiner heiligen Propheten geredet hat, bewirken. Der Heilige Geist war schon auf der Erde und verkündigte, dass dies alles, wenn Gott Jesus sende, durch dessen Gegenwart erfüllt werden sollte.
Untersuchen wir jetzt auch in Bezug auf den vorliegenden Gegenstand die Briefe, so wir werden noch besser erkennen, dass die Wiederkunft des Herrn die lebendige und stete Hoffnung der Kirche oder der Versammlung Gottes war und auch zugleich deutlich wahrnehmen, dass seine Ankunft für die Kirche und seine Erscheinung für die Welt, wie für die Erlösung Israels, ganz verschiedene Dinge sind, welches zu begreifen für die Gläubigen in Betreff ihrer beständigen Erwartung auf die Ankunft des Herrn, von der größten Wichtigkeit ist. Denn so lange zwischen meiner jetzigen Erwartung auf den Herrn und der wirklichen Erfüllung derselben noch etwas liegt, was vorher zu vollenden ist, so kann ich nicht jeden Augenblick den Herrn erwarten und mein Herz wird immer mehr auf jenes, was noch vorher zu beseitigen ist, gerichtet sein als auf die Ankunft des Herrn selbst. Doch Gott sei Dank, dass Er jedes einfältige Herz auch in dieser Beziehung durch sein Wort auf das deutlichste unterrichtet und beruhigt.
Der Brief an die Römer beschäftigt sich zwar nicht viel mit dem vorliegenden Gegenstand, doch finden wir einiges, was daraus Bezug hat. In Kapitel 8,16–18 sehen wir, dass der empfangene Geist der Kindschaft uns bezeugt, dass wir Kinder Gottes und darum auch Erben Gottes und Miterben des Christus sind und dass wir als Mitleidende auch mit Ihm verherrlicht werden sollen (vgl. 1Pet 4,13; Off 1,6; 5,10; 1Joh 3,2; 2Kor 4,17). Obgleich wir jetzt schon den Geist der Kindschaft empfangen haben, so erwarten wir doch die Kindschaft selbst. Darum sehnen wir uns nach der Offenbarung der Kinder Gottes mit der ganzen Schöpfung, die durch dieselbe Kraft befreit werden wird (Röm 8,19-24). Jetzt ist die Schöpfung der Eitelkeit unterworfen und sie befindet sich in einem Zustand des Jammers und des Verderbens. Das Lösegeld aber, das Blut Jesu, das uns erkauft hat, ist auch für sie bezahlt, aber ihre Befreiung geschieht erst bei der Offenbarung der Kinder Gottes. Wenn Christus kommen wird, so wird Er die Quelle der Freude für alle sein, die Ihn anerkennen und der Segen wird sich über die ganze Schöpfung verbreiten. Bis zu diesem Zeitpunkt aber, wo Gott seine Herrschaft ausübt und den vollen Besitz über Himmel und Erde nimmt, bleibt sie in dem Zustand der Erwartung. Ihre Befreiung wird durch die Ankunft des Christus, wenn Gott alle Dinge in Ihm als unter einem Haupt vereinigen wird, bewirkt und durch diese Wahrheit lässt uns der Heilige Geist deutlich verstehen, dass seine Gegenwart nicht die Befreiung der Schöpfung hervorbringt, sondern uns danach sehnen lässt. Wir sind jetzt noch dem Leib nach mit der gefallenen Schöpfung verbunden und darum seufzen wir und sehnen uns nach unseres Leibes Erlösung, aber der auf die Erde hernieder gesandte Heilige Geist macht sich eins mit diesen Leiden und vertritt uns mit unaussprechlichen Seufzern.
Römer 11, wovon schon vorher die Rede gewesen ist, wollen wir hier unerwähnt lassen und zu den beiden Briefen an die Korinther übergehen.
Die Korinther hatten keinen Mangel an irgendeiner Gnadengabe. Sie waren in dem Christus in allem reich gemacht in aller Lehre und aller Erkenntnis und es blieb für sie nur noch übrig, die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus zu erwarten (1Kor 1,5-7). Die Kirche oder der Leib des Christus hat nach und nach nicht allein aufgehört, auf die Ankunft des Herrn zu ihrer Einführung in seine Herrlichkeit stets zu warten, sondern hat auch selbst diese wichtige Wahrheit als Lehre durchaus vernachlässigt und also vergessen, dass sie dieselbe mit dem Tag des Christus zum Gericht meistens vermengt. Die traurige Folge dieser Verwirrung für die Kirche war, dass sie ihre himmlische Berufung außer Acht ließ und sich in der Welt verlor. Sie wollte auf der Erde genießen und nicht, was ihre Stellung hienieden allein ist, auf die Ankunft des Christus stets warten und jeglichen Besitz so lange ausschlagen, bis sie mit Ihm alles genießt. Der Apostel versichert den Korinthern (1Kor 1,8), dass Gott sie bis zu dem Ende hin befestigen würde, damit sie am Tag des Christus, der ein Tag der Gerechtigkeit und des Gerichts ist2, unsträflich seien. Diese Versicherung gründet er auf die Treue Gottes, der sie zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus berufen hat (1Kor 1,9; vgl. 1Kor 1,6). Zugleich finden wir hier die Wahrheit bestätigt, wovon wir gesprochen haben (Apg 3,20.21), dass die volle Entwicklung der Kraft des Heiligen Geistes uns immer noch die Gegenwart des Herrn, zur Erfüllung der Segnungen, erwarten lässt.
Die Spaltungen in Korinth hatten einen streitenden Geist in der Gemeinde erweckt und eine Stellung hervorgerufen, wie sie für den Charakter der Kirche, so lange sie ein Fremdling auf dieser Erde ist, nicht passt. Der Apostel sagt in Kapitel 6,2.3: „Oder wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? . . . Wisst ihr nicht, dass wir Engel richten werden?“ Die Kirche wird mit Christus richten und regieren, sie wird völligen Anteil an seiner Herrschaft nehmen. Doch wird dieses erst in seiner Zukunft stattfinden, wenn Er selbst die Verwirklichung seiner Rechte ausübt. Bis dahin hat die Kirche nur zu leiden und zu warten, nicht aber zu herrschen. Die Versammlung in Korinth hatte diesen Charakter außer Acht gelassen und darum ruft ihnen der Apostel zu: „So urteilt nicht irgendetwas vor der Zeit, bis der Herr kommt“ (1Kor 4,5) und Vers 8: „Schon seid ihr gesättigt, schon seid ihr reich geworden; ihr habt ohne uns geherrscht, und ich wollte wohl, dass ihr herrschtet, damit auch wir mit euch herrschen möchten.“ Sobald die Kirche reich und satt ist, fängt sie an zu herrschen und sucht ihre Vorteile in dieser Welt. Die Apostel wünschen wohl den Augenblick herbei, wo die Kirche in Wahrheit mit Christus herrschen möchte, aber die Korinther herrschten jetzt schon, jedoch ohne Christus und ohne die Apostel, die noch unter den vielen Drangsalen dieser Zeit, leidend und kämpfend, auf die Ankunft des Herrn mit Sehnsucht warteten.
In 1. Korinther 15 finden wir in Bezug auf unseren Gegenstand noch einige herrliche Gedanken, die wir jedoch erst später berühren wollen.
In 2. Korinther 1,14 lesen wir: „wie ihr auch uns zum Teil anerkannt habt, dass wir euer Ruhm sind, so wie auch ihr der unsere seid an dem Tag des Herrn Jesus.“ Dieser Tag wird die Treue der Arbeiter offenbaren und den Lohn ihrer Beharrung und ihrer Arbeit herbeiführen. Hier finden auch die Worte des Apostels an die Philipper ihren Platz, die er seiner ernsten Ermahnung zu einem würdigen und Gott wohlgefälligen Wandel hinzufügt: „. . . mir zum Ruhm auf den Tag Christi, dass ich nicht vergeblich gelaufen bin noch auch vergeblich gearbeitet habe“ (Phil 2,16). Ebenso in 1Thes 2,19: „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhmes? Nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?“ So sehen wir, dass die Ankunft oder der Tag des Christus, der für die Welt ein Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes ist (Röm 2,5), für den Apostel nichts Schreckliches hat. Vielmehr weiß er, dass nur Freude und Seligkeit sowie eine große Belohnung seiner wartet (1Pet 5,4).
Die Galater waren in Betreff der Anfangsgründe des Christentums schwach geworden, weshalb der Apostel ihnen von diesen Fundamenten, und zwar im Gegensatz vom Gesetz, schreiben muss, um sie wieder in ihre erste Stellung zurückzuführen Er kann daher nicht von der Ankunft des Christus reden.
Die Epheser waren zwar fest und gegründet in der Wahrheit, allein der Apostel betrachtet in diesem Brief die Kirche als ein Ganzes, als Leib des Christus, der in Ihm schon im Himmel ist. Er spricht darum nicht von der Erwartung des Christus.
In Philipper 1,9-11 sehen wir, dass, wenn der Apostel die Christen zu einem heiligen und lauteren Wandel ermahnte, er sie an den Tag des Christus als Tag der Vergeltung für alle, erinnerte: „. . . damit ihr lauter und ohne Anstoß seid auf den Tag Christi, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit.“ Ebenso in 1. Petrus 1,7: „damit die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi“ (vgl. 2Pet 3,11.12).
Philipper 3,20.21: „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.“
Was unsere Seele betrifft, so sind wir erlöst und wir erwarten jetzt den Herrn Jesus Christus als Erlöser vom Himmel zur Erlösung des Leibes, wofür dasselbe Blut als Lösegeld bezahlt ist. Obgleich aber der Christ noch in einem niedrigen Leib auf der Erde wandelt, so soll er jedoch stets daran denken, dass sein Bürgerrecht nicht hier, sondern im Himmel ist. Sein Herz soll sich stets da befinden, wo Jesus wohnt und wo er dessen persönliche Gegenwart und Herrlichkeit stets genießen wird. Dies hatte der Apostel Paulus zum einzigen Zweck seiner Seele gemacht, indem er sagt: „. . . eins aber tue ich: Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus“ (Phil 3,13.14). Er hatte den Herrn, als er bekehrt wurde, in der Herrlichkeit gesehen und jagte nun unermüdlich fort, um diesen Christus, wie er Ihn gesehen, zu gewinnen und Ihm gleich zu sein.
Die Apostel erinnern an die Ankunft des Christus, wenn sie die Christen zur Freude, zur Milde, zu ausharrender Geduld und zur Standhaftigkeit in der Hoffnung ermuntern.
„Freut euch in dem Herrn allezeit! Wiederum will ich sagen: Freut euch! Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen; der Herr ist nahe“ (Phil 4,4.5; 1Pet 4,13).
„Denn ihr habt Ausharren nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt. Denn noch eine ganz kleine Zeit, und ‚der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben‘“ (Heb 10,36.37).
„Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn. . . . befestigt eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe gekommen“ (Jak 5,7.8).
In Kolosser 3,4 lesen wir: „Wenn der Christus, unser Leben, offenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbart werden in Herrlichkeit.“ Noch ist unser Leben mit dem Christus in Gott verborgen, aber bei seiner Offenbarung wird die Kirche mit Ihm in Herrlichkeit offenbar werden, woraus deutlich hervorgeht, dass sie vor derselben mit Ihm vereinigt sein muss. Wenn Christus sein Reich einnimmt, wird die Kirche bei Ihm sein. Sie ist jetzt mit Ihm von der Welt verworfen und sie wird auch mit Ihm verherrlicht werden. Die Welt, die uns jetzt verachtet, wird dann erkennen, dass wir ein Gegenstand der Liebe Gottes sind, wie Christus selbst.
Es gibt keine Briefe, die sich so viel mit der Ankunft des Christus beschäftigen als die beiden Briefe an die Thessalonicher. Namentlich in dem ersten Brief sehen wir, dass diese Versammlung in einer lebendigen und freudigen Erwartung des Herrn lebte. Der Apostel war stets eingedenk des Werks ihres Glaubens, der Bemühung der Liebe und des Ausharrens der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus vor unserem Gott und Vater (1Thes 1,3). Ihr Herz war ganz weggezogen von der Erde und stets mit dem glücklichen Augenblick beschäftigt, wo sie Ihn sehen sollten. Obgleich in mancherlei Anfechtungen und Trübsalen, so war ihr nächster Gedanke, wie man doch erwarten sollte, nicht diese, sondern die Ankunft des Herrn. So wuchsen ihr Glaube und ihre Liebe immerdar. Bei genauerer Beobachtung sehen wir, wie sich die Erwartung des Herrn mit allen Einzelheiten des Lebens verbindet. In dem ersten Kapitel steht sie in Verbindung mit der Bekehrung selbst: „. . . wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten . . . “ (1Thes 1,9.10). Ihr Glaube war überall ausgegangen, sodass der Apostel nicht nötig hatte, davon zu reden. In dem zweiten Kapitel ist diese Erwartung in Verbindung mit der Freude in den Heiligen und der Frucht des Werkes des Apostels (1Thes 2,19.20) und im dritten Kapitel mit der Heiligung: „um eure Herzen zu befestigen, dass ihr untadelig seid in Heiligkeit, vor unserem Gott und Vater, bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen“ (1Thes 3,13). Zugleich finden wir hier wieder einen Beweis, dass der Herr mit seinen Heiligen bei seiner Ankunft vereinigt ist. Im vierten Kapitel ist die Ankunft des Herrn sehr klar in Verbindung mit den in Christus Gestorbenen dargestellt.
Die Thessalonicher waren so sehr mit dem Gedanken an seine Ankunft erfüllt, dass sie befürchteten, die vorher Gestorbenen würden nicht da sein, um Ihm entgegen zu gehen. Dies gibt dem Apostel Veranlassung, sowohl von der Auferstehung der aus ihrer Mitte Entschlafenen als auch von der Verwandlung der Lebenden bei der Ankunft des Christus zu reden. Sie sollten nicht traurig sein wie die anderen, die keine Hoffnung haben (vgl. 1Thes 4,13). „Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird auch Gott die durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen“ (1Thes 4,14). Ihre Zuversicht wird durch den Tod nicht unterbrochen, weil das Leben und der Geist des Christus in ihnen ist. Was würden aber die Christen jetzt sagen, wenn man bei einem Entschlafenen zu den Umstehenden, anstatt sie mit den Worten zu beruhigen: „Getrost, wir werden ihm, folgen!“, sagen würde: „Gott wird ihn mit Jesu führen oder wiederbringen?“ Dies aber gibt uns einen klaren Beweis, dass die Gewohnheiten und Gedanken der Christen in Betreff dieses Punktes ganz und gar anders sind. Der Apostel fährt nun weiter fort: „Denn dieses sagen wir euch im Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein. So ermuntert nun einander mit diesen Worten“ (1Thes 4,15-18).
Hier können wir auch auf die bezüglichen Stellen in 1. Korinther 15 zurückkommen. Nachdem der Apostel im Anfang dieses Kapitels von der Auferstehung des Christus als Grund unseres Glaubens geredet hat, spricht er in Vers 23 und 24 von der Ordnung der Auferstehung im Allgemeinen: „Jeder aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling, Christus; dann die, die des Christus sind bei seiner Ankunft; dann das Ende.“ In Vers 51–53 spricht er von den Lebenden: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden [zwar] nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune3; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen.“
Während Israel den Herrn hienieden zu erwarten hat und seine Segnungen in seiner Zukunft auf dieser Erde genießen wird, wird die Kirche in den Himmel aufgenommen. Sie wird Ihm bei seiner Ankunft entgegen gerückt werden in die Luft, die in Christus Entschlafenen durch die Auferstehung und die Lebenden durch eine plötzliche Verwandlung, und sie wird mit Ihm seine Herrlichkeit im Himmel völlig genießen. Die Vereinigung der Kirche mit Christus wird der erste Gegenstand seiner Ankunft sein. Der Herr als Bräutigam kommt selbst ihr entgegen und führt sie zunächst in die Wohnungen des Vaters ein (Joh 14,2.3). Die Hochzeit des Lammes und seiner Braut wird im Himmel kurz vor seiner Erscheinung in Herrlichkeit stattfinden (Off 19,6–9) und dies wird die völlige Offenbarung seiner Liebe sein. Wenn Christus vor der Welt erscheint, wird Er in der Mitte seiner Heiligen sein. Diese Erscheinung findet, wie schon bemerkt und wie aus demselben Kapitel der Offenbarung 19,11–21 deutlich hervorgeht, bald nach der Hochzeit des Lammes statt.
Die Ankunft des Christus zur Aufnahme der Kirche wird, wie wir wohl annehmen dürfen, der Welt verborgen bleiben, da ihr ja jede Glaubenssache fremd ist, weil sie in sichtbaren Dingen lebt. Nach Kolosser 3,4 wird Christus der Welt nicht eher offenbart als bis wir mit Ihm offenbar werden. So waren ja auch bei der Himmelfahrt des Christus nur seine Jünger gegenwärtig wie auch bei der Himmelfahrt des Elias nur Elisa das Vorrecht hatte, ihm nachzusehen. Henoch wurde, weil er mit Gott wandelte, von Ihm hinweggenommen und wurde nicht mehr gesehen. Henoch und Abraham scheinen uns auch Vorbilder auf die Kirche zu sein. Ersterer weissagte von den Gerichten, aber er kam selbst nicht hinein und Letzterer unterhielt sich mit dem Herrn über das Gericht über Sodom und Gomorra und er blieb doch selbst fern davon. Dagegen hatten Lot und Noah die Gerichte durchzumachen, obgleich sie errettet wurden. Diese sind dadurch Vorbilder, nicht jedoch auf die Kirche, sondern auf den Überrest der Gläubigen auf der Erde geworden, welche die Gerichte durchzumachen haben.
Nachdem der Apostel am Ende des vierten Kapitels die Thessalonicher sowohl in Betreff der in Christus Entschlafenen als auch der übrig bleibenden Lebenden bei der Ankunft des Christus beruhigt und unterrichtet hatte, fährt er im fünften Kapitel fort, über den Tag des Herrn als einen Tag des Gerichts und des Verderbens über die auf Erden lebenden Gottlosen zu reden. Der Apostel hatte nicht nötig, den Thessalonichern über Zeit und Stunde dieses schrecklichen Tages zu schreiben, denn sie wussten, dass er wie ein Dieb die sicheren und keine Gefahr ahnenden Gottlosen plötzlich überfallen werde (1Thes 5,2.3). Dieser Tag ist nicht für die Gläubigen, für die Kinder des Tages und des Lichts, sondern für die Ungläubigen, für die Kinder der Nacht und der Finsternis (1Thes 5,4.5). Der nächste Gedanke der Kirche oder des Leibes des Christus ist die Ankunft des Herrn zu ihrer Vereinigung mit Ihm und nicht der Tag des Gerichts, an dem sie mit Ihm in Herrlichkeit erscheinen und mit Ihm richten und regieren wird (Jud 14.15; Off 2,26.27). Doch ist hier zu bemerken, dass die äußerliche Kirche, wenn sie tot ist, an dem Gericht der Welt teilhat. In dieser Beziehung steht die Gemeinde in Sardes (Off 3,1–6) als eine ernste Warnung da. Als Kinder des Lichts sind wir nun ermahnt, nicht mit der Welt zu schlafen, sondern wachsam und nüchtern zu sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit, denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, der am Tag des Herrn wie ein Ofen brennen wird, an dem alle Gottlosen und Frevler Stoppeln sein werden (Mal 3,19), sondern zur Erlangung der Seligkeit durch unseren Herrn Jesus Christus (1Thes 5,6-9). Als der Apostel im vorigen Kapitel von der Ankunft des Christus zur Aufnahme der Kirche redete, sagte er zum Schluss: „So ermuntert nun einander mit diesen Worten“, hier aber, als er von dem Tag des Herrn gesprochen hat, fügt er Vers 11 hinzu: „Deshalb ermuntert einander und erbaut einer den anderen, wie ihr auch tut.“ Ersteres soll unsere Herzen stets mit Freude erfüllen und Letzteres zu einem heiligen Wandel ermuntern und der Gott des Friedens wird bereit sein uns ganz und gar zu heiligen und uns unsträflich bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus zu bewahren (vgl. 1Thes 5,23).
Der zweite Brief an die Thessalonicher enthält ebenfalls köstliche und ernste Belehrungen über unseren Gegenstand. In Vers 3 des ersten Kapitels erkennt es der Apostel als eine Schuld, Gott zu danken für ihren stets wachsenden Glauben und ihre immer zunehmende Liebe gegen Jedermann, allein wir vermissen hier das Lob über ihr Festhalten in der Hoffnung auf die Ankunft des Christus. Im Verlauf des Briefes bemerken wir auch, dass die Versammlung in dieser Beziehung durch Irrlehrer, welche die großen Trübsale der Thessalonicher benutzten, sie zu überreden, dass der Tag des Christus zum Gericht vorhanden sei, etwas geschwächt und irre gemacht war. Der Apostel sucht nun alle falschen Begriffe und jede unbegründete Furcht durch Ermahnung und Belehrung in diesem Brief hinwegzutun und sucht sie zu beruhigen, indem er ihnen sagt, dass ihre Verfolgungen, die sie vonseiten der Welt erlitten, nur eine Anzeige des gerechten Gerichts Gottes über diese sei, für sie selbst aber ein Zeichen der Würdigkeit für das Reich Gottes (2Thes 1,5.6). So lange die Kinder Gottes durch die Welt Trübsal leiden, lebt diese noch in Sicherheit und der Tag des Gerichts ist noch nicht vorhanden, denn dieser Tag bringt durch die vergeltende Gerechtigkeit Gottes schreckliche Trübsale über die Welt, und zwar das ewige Verderben, fern von dem Angesicht Gottes und der Herrlichkeit seiner Stärke (2Thes 1,8.9.), aber die Kinder Gottes werden dann Ruhe und Erquickung haben (2Thes 1,7). Jesus Christus wird an diesem Tag kommen mit den Engeln seiner Macht, um verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert in allen Gläubigen (2Thes 1,10). Dies Kapitel gibt uns aufs Neue deutlich zu erkennen, dass der Tag des Herrn nicht für die Kirche, sondern für die Welt ist und dass Jesus an diesem Tag in der Mitte seiner Heiligen verherrlicht sein wird.
Im zweiten Kapitel fährt der Apostel über denselben Gegenstand fort und bittet im ersten Vers die Thessalonicher, um der Ankunft des Christus willen und unser Versammeltwerdens zu Ihm hin, sich nicht erschrecken zu lassen, als ob der Tag des Christus vorhanden sei. In dem ersten Kapitel hat der Apostel bewiesen, dass dieser Tag darum noch nicht da sein könnte, weil die Kirche noch Trübsale von der Welt zu erdulden hätte und noch nicht mit Christus im Himmel vereinigt wäre. In diesem Kapitel fährt er fort einen zweiten Beweisgrund zu liefern, nämlich was diesem Tag selbst auf der Erde vorangehen müsse: „. . . denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, der widersteht und sich erhöht über alles, was Gott heißt oder verehrungswürdig ist, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und sich selbst darstellt, dass er Gott sei“ (2Thes 2,3.4). Schon zur Zeit der Apostel regte sich das Geheimnis der Bosheit, aber die völlige Offenbarung wurde und wird noch bis jetzt durch etwas aufgehalten4 (2Thes 2,6.7), bis es weggetan wird. Dann aber wird der Ungerechte offenbar werden und der Herr wird ihn durch den Geist seines Mundes umbringen und durch die Erscheinung seiner Ankunft zunichtemachen (2Thes 2,8). Während der Antichrist aber sein Wesen auf der Erde hat, wird er große Zeichen und Wunder tun und Viele verführen (2Thes 2,9.10; Off 13,13–15) und Gott wird den Menschen eine wirksame Kraft des Irrwahns senden, dass sie der Lüge glauben und sie werden mit dem Antichristen gerichtet werden (2Thes 2,11.12). Welch‘ eine Freude und Trost für uns, geliebte Brüder, zu wissen, dass wir zur Seligkeit auserwählt sind und dass wir, wenn diese schreckliche Verwirrung die Herzen der Menschen erfüllt und der Zorn Gottes über alles ungöttliche Wesen hervorbricht, im Himmel geborgen und in der Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus die vollkommenste Glückseligkeit genießen. Wie sehr sollte dies unsere Herzen mit Lob und Anbetung erfüllen und zu einem heiligen Wandel ermuntern.
Wohl finden wir nach Matthäus 24 und vielen anderen Stellen der Heiligen Schrift, dass während der Regierung des Antichristen und der vielen schweren Trübsale und Gerichte, die dem Tag des Herrn vorangehen, Gläubige auf der Erde sind, die auf die Erscheinung des Christus harren, doch ist dies nicht die Kirche, sondern andere Gläubige, namentlich der treue Überrest Israels. In Offenbarung 12,7– 13 sehen wir, dass Satan aus dem Himmel auf die Erde geworfen wird. Weil er aber nur eine kurze Zeit hat, wird er großen Zorn beweisen und auch dem Antichristen seine Macht geben. Er wird zuerst die Frau und dann auch die Übrigen von ihrem Samen, die Gottes Gebot halten und das Zeugnis Jesu des Christus haben, verfolgen (s. Off 12,15.17). In demselben Kapitel aber sehen wir, dass die Frau nicht die Kirche ist, sondern das Volk Israel, die den Herrn Jesus geboren (Off 12,1.2) und welchem Gott eine Zufluchtsstätte in der Wüste bereitet (Off 12,14; Sach 14,4.5). Ebenso ist auch ihr Same, der das Gebot Gottes hält, nicht die Kirche. Diese wird zu der Zeit im Himmel wohnen, weil sie nicht in dieses Gericht kommen kann, denn sie ist mit Christus vereinigt und sein Leib und Er kann sich selbst nicht richten. Die treue Kirche wird vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird (Off 3,10), geräuschlos dem Herrn entgegenrücken, während der treue Überrest Israels und noch andere Gläubige die Gerichte auf Erden durchzumachen haben. Ihre Befreiung wird dadurch bewirkt, dass der Herr mit seinen Heiligen erscheinen und ihre Bedränger umbringen wird. Unter dem Antichristen erreicht die Ungerechtigkeit der Menschen den höchsten Grad. Das Geheimnis der Bosheit, das schon im Anfang in der Kirche wirkte, wird mit der offenbaren Empörung der Christenheit enden. Wir sehen hier auch deutlich, dass nicht durch die Kirche, die zur himmlischen Herrlichkeit berufen ist, noch durch das in Kraft des Heiligen Geistes verkündigte Evangelium das Reich Gottes auf Erden (in Offenbarung 20 das 1000-jährige Reich genannt) gebildet oder herbeigeführt wird, sondern zunächst durch vorbereitende Gerichte, durch welche die Feinde zum Schemel der Füße dessen gelegt werden, der zur Rechten Gottes sitzt und dann durch die Erscheinung des Christus selbst.
Aus dem Zusammenhang der beiden Briefe an die Thessalonicher muss es jedem nüchternen und vorurteilsfreien Christen, der die Erscheinung des Herrn lieb hat, ganz klar werden, dass die Ankunft des Christus zur Einführung der Kirche in seine Herrlichkeit und der Tag des Christus zum Gericht der Welt zwei ganz verschiedene Ereignisse in der Zukunft des Herrn sind. Erstere haben wir stets zu erwarten und Gott will, dass in den Herzen der Gläubigen keine Trennung zwischen der Gegenwart und der Ankunft des Christus sei. Der Herr wird dann kommen, wenn das letzte Glied seiner Kirche hinzugetan ist. Dies kann heute sein. Dieses Warten bis jetzt hat auch unsere Hinzunahme bewirkt und wir haben gewiss große Ursache Gott zu loben und zu preisen, andererseits aber auch unsere Aufnahme stets zu erwarten. Was aber den Tag des Christus betrifft, so haben wir in diesen Briefen die Belehrung, dass derselbe nicht eher eintreffen kann, bis die Kirche im Himmel ist, der Abfall seinen höchsten Gipfel erreicht hat und der Mensch der Sünde, das Kind des Verderbens, offenbar geworden ist.
Von dieser Erscheinung zum Gericht spricht auch der Apostel in 2. Timotheus 4,1: „Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der richten wird Lebende und Tote, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich.“ Nachdem der Apostel an diese Worte sehr ernste Ermahnungen geknüpft hat, sagt er Vers 7 und 8: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieben.“ Der Apostel beruft sich hier auf den gerechten Richter, der die Werke der Gottlosen bestraft und die der Gerechten belohnt. Die Verantwortlichkeit der Kirche steht immer in Verbindung mit der Erscheinung des Christus, während die Hoffnung derselben mit der Vereinigung mit Ihm in Verbindung steht (vgl. 1Tim 6,14-16). Wir sehen hier aber auch, dass die Christen durch die Liebe zu seiner Erscheinung charakterisiert werden.
In Titus 2,13 lesen wir: „indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus.“ Die Gnade Gottes ist allen erschienen, aber uns erzieht sie zu einem würdigen Wandel und lehrt uns auf die Erscheinung seiner Herrlichkeit zu warten.
Die Vereinigung mit Christus ist nicht der Gegenstand des Briefes an die Hebräer, weil Christus hier nicht als Haupt, sondern als Vertreter der Pilger auf Erden betrachtet wird. Doch spricht der Apostel einige Male von der Wiederkunft des Herrn. So z. B. in Kapitel 9,28, wo er versichert, dass Christus denen, die auf Ihn zur Seligkeit warten, zum zweiten Mal ohne Sünde erscheinen werde. Was die Person des Christus betrifft, so war Er auch bei seinem ersten Erscheinen ohne Sünde, aber Er wurde für uns zur Sünde gemacht und ist dann, nachdem Er ein Opfer für die Sünde dargebracht hat, das ewiglich gilt, als treuer Hoherpriester zu unserer Vertretung mit seinem eigenen Blut in das Heiligtum droben eingegangen, von woher das versöhnte Volk stets auf seine Rückkehr wartet. Bei seiner Wiederkunft aber kann in Betreff der Seinigen nicht mehr von Sünde die Rede sein, weil Er sie bei seinem ersten Erscheinen ganz hinweg getan hat, sondern Er wird nur kommen, um ihre vollkommene Seligkeit und Herrlichkeit zu vollbringen. In Kapitel 10,37 gebraucht der Apostel das Nahesein dieses Tages, um die Hebräer zu ausharrender Geduld und zur Wachsamkeit zu ermuntern. Ähnliches finden wir auch in dem Brief des Jakobus in Kapitel 5,7–9, wo der Apostel die nahe Ankunft des Herrn als Grund der gegenwärtigen Hoffnung hinstellt, weil sie uns in den täglichen Umständen in dieser Welt unter den Ungerechtigkeiten der Menschen zur praktischen Geduld ermutigt.
Die Briefe des Petrus haben es nicht mit der Vereinigung der Kirche mit Christus zu tun, sondern mit seiner herrlichen Zukunft für die Gläubigen im Allgemeinen.
Die Ermahnungen des Apostels sowie sein Trost in den Leiden dieser Zeit weisen stets auf die Offenbarung seiner Herrlichkeit hin. „Damit die Bewährung eures Glaubens . . . befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi“ (1Pet 1,7; vgl. 1Pet 4,13). In Vers 10–12 finden wir die drei Stufen der Offenbarung der Herrlichkeit des Christus in der Welt: die Propheten, das Evangelium und die Erscheinung des Christus. So sehen wir aber auch hier, dass die Predigt durch den Heiligen Geist nicht die Erfüllung der Prophezeiung ist, sondern die Erscheinung des Herrn.
Im zweiten Brief in Kapitel 1,14–19 haben wir das Vorbild dieser Herrlichkeit selbst und zugleich den wichtigen Beweis, dass die Verklärung auf dem Berg, die Darstellung der sichtbaren Herrlichkeit des Reichs, wie es vor der Welt erscheint, ist. Im dritten Kapitel warnt der Apostel vor denen, die da sagen: „Wo ist die Verheißung seiner Ankunft?“ (1Pet 3,4). Es ist jedoch hierbei zu bemerken, dass er in diesem Kapitel nicht von der Ankunft des Christus selbst redet, sondern von dem Unglauben der Weltlichen in Betreff dieser Ankunft, die ihr Vertrauen auf das Bestehen der sichtbaren Dinge setzen. Er erklärt hier nicht die Ankunft in Beziehung mit den Heiligen, sondern spricht nur von dem Tag des Herrn und des Wegtuns aller sichtbaren Dinge, auf welche die Ungläubigen rechnen. Dagegen stellt er den Heiligen neue Himmel und eine neue Erde vor, worin die Gerechtigkeit nicht allein herrscht, sondern wohnt und gebraucht diese Wahrheit, um die Christen zur Heiligung und Wachsamkeit zu ermuntern (2Pet 3,10-13).
In 1. Johannes 2,28 lesen wir: „Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart werden wird, Freimütigkeit haben und nicht vor ihm beschämt werden bei seiner Ankunft.“ Hier sehen wir, dass alle, die weder seinem Wort geglaubt wirken, sodass haben noch in Ihm erfunden werden, bei seiner Offenbarung in Herrlichkeit werden beschämt werden und vor allem solche, die von seiner Wiederkunft gehört, aber sie nicht im Glauben aufgenommen oder bewahrt haben. In Kapitel 3,2 und 3 spricht der Apostel von einer Hoffnung der Christen, die sowohl das Herz mit Freude erfüllt als auch zu einem heiligen Wandel ermahnt: „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, dass wir, wenn es offenbar werden wird, ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist.“ Erwarten wir stets seine Ankunft, so wird dies Bewusstsein, „dass wir Ihm gleich sein und Ihn sehen werden, wie Er ist“, kräftiglich in unseren Herzen wir uns von allem unbefleckt zu erhalten suchen, was seiner Heiligkeit nicht geziemt. Fügen wir hier noch die Bemerkung hinzu, dass, obgleich wir glücklich sein werden, wenn wir gestorben sind, so kann diese Hoffnung doch nicht unser vollkommenes Glück sein. Wir werden dann zwar Christus gleich sein nach seinem Tod und vor seiner Auferstehung, als seine Seele im Paradies und Sein Körper im Grab war, aber wir sollen nicht dem toten Christus gleich sein, sondern dem auferstandenen. Dies werden wir erst dann sein, wenn Er kommt und wir selbst auferstanden mit bei Ihm sind. Darum suchen wir schon hier in der Welt, Ihm so viel als möglich gleich zu werden (Phil 3).
Im Brief des Judas sehen wir, wie das Verderben in der Kirche seinen Anfang genommen hatte und dies veranlasste den Apostel sein angefangenes Schreiben über das gemeinsame Heil abzubrechen und die Christen zu ermahnen, für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen. Nachdem er das Verderben selbst geschildert hat, fährt er Vers 14 und 15 fort: „Es hat aber auch Henoch, der Siebte von Adam, von diesen geweissagt und gesagt: Siehe, der Herr ist gekommen inmitten seiner heiligen Tausende, um Gericht auszuführen gegen alle und zu überführen alle Gottlosen.“ Hier können wir sehen, dass, seit die Menschen auf der Erde ihre Wege verderbt haben, die Ankunft des Herrn stets der Gegenstand der Ratschlüsse Gottes und seiner Offenbarung gewesen ist, um die Menschen zu unterweisen. Diese Stelle sagt uns auch sehr deutlich, dass, wenn Jesus zum Gericht erscheint, Er mit seinen Heiligen kommt.
Die Offenbarung ist die Vorbereitung Gottes zur Einführung des Erstgeborenen in die Welt und am Ende haben wir diese Einführung selbst. Dies Buch beschäftigt sich hauptsächlich mit Gerichten. Wir lesen in Kapitel 1,7: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme des Landes. Ja, Amen.“ Im sechsten Vers sehen wir, dass Er uns seinem Gott und Vater zu Königen und Priestern gemacht hat. Er setzt die Heiligen vor seiner Erscheinung in seine eigene Stellung und bei derselben offenbart Er selbst seinen Charakter als König und Priester.
Im zweiten und dritten Kapitel haben wir die inneren Zustände von sieben Kirchen, die zugleich Vorbilder auf die Kirche im Allgemeinen sind, so lange diese sich auf der Erde befindet. Christus wird uns in diesen beiden Kapiteln nicht als Haupt der Kirche, sondern als Richter vorgestellt. Er überführt und züchtigt die Untreuen, während Er die Treuen und Überwinder ermahnt und ihnen herrliche Verheißungen zusichert (Off 2,10). So ermahnt Er die Treuen in Thyatira: „Doch was ihr habt, haltet fest, bis ich komme.“ Dann versichert Er dem Überwinder, dass er mit Ihm richten und regieren soll und dass Er ihm den Morgenstern geben will, der Er selber ist. Er soll an der Herrschaft des Reiches teilnehmen und auch die himmlische Herrlichkeit des Christus als Morgenstern genießen. Hier bemerken wir auch, dass seine Ankunft nicht allein die Hoffnung, sondern auch stets die Zuflucht der Seinigen sein soll, wenn das Verderben vollbracht ist.
Die Kirche in Sardes, ein Vorbild der äußerlichen und weltlichen Kirche, wird, wenn sie auch gerade nicht in ein so großes Verderben gefallen ist, wie die Welt betrachtet werden. „Wenn du nun nicht wachst, so werde ich kommen wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde“ (Off 3,3). Dagegen lässt Er dem Engel der Kirche in Philadelphia schreiben: „Weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen. Ich komme bald; halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme!“ (Off 3,10.11). Hier haben wir den treuen Überrest der wahrhaftigen Christen, die sich auf das Wort des Heilandes gründen und es bewahren. Darum werden sie durch die Verheißung, dass Er bald komme, ermuntert und erfreut.
In Kapitel 5,9.10 sehen wir die Kirche im Himmel und vom sechsten bis zu Ende des neunzehnten Kapitels finden wir fast nur eine Beschreibung der Gerichte Gottes, die der Offenbarung des Christus vorangehen. Nach Kapitel 19 selbst werden zuerst die Hochzeit des Lammes mit der Kirche und dann die Zerstörung des Tieres durch Christus und seine Heiligen stattfinden. Von Kapitel 20 bis zu Ende des Buchs haben wir die Wiederherstellung alles dessen, was Gott durch den Mund aller seiner heiligen Apostel und Propheten geredet hat und vor allem die Offenbarung der Herrlichkeit, welche die Quelle von dieser Wiederherstellung ist.
In Kapitel 20,4 lesen wir: „Und ich sah Throne, und sie saßen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halten; und ich sah die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und an ihre Hand. Und sie wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre.“ Wir finden hier außer der allgemeinen Versammlung der Heiligen noch zwei Klassen angedeutet, nämlich die Enthaupteten und die, welche das Malzeichen des Tieres nicht angenommen haben. Diese werden auch an der ersten Auferstehung und der Regierung mit Christus in den tausend Jahren teilhaben. Diese beiden Klassen, die wir in Kapitel 7,14 und in Kapitel 15,2.3 ebenfalls finden, sind darum hier angeführt, damit nicht vermutet werden könne, sie seien vergessen worden, weil sie erst nach der Aufnahme der Kirche sich auf der Erde befunden haben.
Mit dem achten Vers in Kapitel 21 bricht der Prophet den Lauf seiner Weissagung ab und beschreibt bis Kapitel 22,5 das neue Jerusalem, das vom Himmel hernieder kommt, von wo aus das Jerusalem auf der Erde gesegnet sein wird und in dessen Licht die Heiden wandeln werden. In Kapitel 22,7 sagt der Herr in Bezug auf diejenigen, welche die Prophezeiungen in diesem Buch durchzumachen haben: „Und siehe, ich komme bald“ und im Vers 12 für einen Jeglichen im Allgemeinen: „Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir.“ In Vers 16 stellt sich Jesus seiner Braut als der glänzende Morgenstern vor. Dieser Morgenstern ist, wie schon früher bemerkt, in unseren Herzen aufgegangen, wenn wir auf die Ankunft des Christus zur Aufnahme der Kirche warten. Wenn Christus sich seiner Braut persönlich als solcher darstellt, ruft diese mit dem in ihr wohnenden Geist: „Komm!“ Nur die Wachenden werden Christus als Morgenstern begrüßen und empfangen. Die schlafende Welt wird Ihn erst am Tag als Sonne der Gerechtigkeit sehen und von Ihm gerichtet werden. Als letztes Wort an seine Kirche sagt Jesus: „Ja, ich komme bald“, wozu der Christ sein „Amen“ gibt. Möchte doch dieses so tröstliche Wort auch unsere Herzen stets erfüllen und uns wachsam und nüchtern erhalten, stets auf seine so nahe und herrliche Ankunft wartend.
1 Die Anführung Daniels (Mt 24,15; Mk 13,14) ist, um von allem anderen zu schweigen, ein vollkommener Beweis, dass diese Periode mit der Zerstörung Jerusalems durch Titus nichts gemein hat. Lukas spricht mehr in Beziehung auf diese Zerstörung durch Titus, weshalb er auch nichts von dem Gräuel der Verwüstung sagt.↩︎
2 Der Tag des Christus ist der Tag der Vergeltung und steht immer in Verbindung mit der Verantwortlichkeit sowohl der Christen als auch der Welt.↩︎
3 Manche verwechseln diesen Ausdruck „letzte Posaune“ mit der siebten oder letzten Posaune des siebten Engels in Offenbarung 11,15 und schließen daraus, dass die Aufnahme der Kirche in diesen Zeitpunkt fiele, wonach sie also die Gerichte während der sechs ersten Posaunen auf Erden durchzumachen hätte. Doch wir sind überzeugt, dass der Apostel hier nur eine Gewohnheit der Römer bei ihren Kriegen als Bild gebraucht. Es wurde nämlich dreimal die Posaune geblasen. Bei der ersten musste das Heer sich fertig machen, bei der zweiten bereit stehen und bei der dritten oder letzten Posaune, wie diese genannt wurde, aufbrechen. Weil hier nun auch vom Aufbruch der Kirche die Rede ist, gebraucht der Apostel diesen Ausdruck „letzte Posaune“, wie wir Ähnliches oft in der Heiligen Schrift finden.↩︎
4 Viele ernste Christen halten dafür, dass das, was aufhält, die Kirche, andere, dass es die feste Ordnung der weltlichen Obrigkeit sei. So viel ist gewiss, dass die Kirche auf der Erde die Ursache des Aufhaltens ist und der Herr so lange den Arm der weltlichen Obrigkeit unterstützt, bis sie aufgenommen sein wird.↩︎