Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
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Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
Botschafter des Heils - Artikel aus verschiedenen späteren Jahrgängen
2Chr 9 Apg 8,26-39 - Reisen nach Jerusalem
Die Reise des Kämmerers aus ÄthiopienDie Reise des Kämmerers aus Äthiopien
Wenden wir uns jetzt zu einer anderen Reise aus dem Süden nach Jerusalem, die im Neuen Testament berichtet wird. Ich meine die Reise des mächtigen Schatzmeisters der Königin Kandaze (Apg 8,26-40). Sie hat manches mit der bisher betrachteten gemeinsam.
Er ist unbefriedigt auf der Rückreise
Der Kämmerer begann seine Reise anscheinend mit einem beunruhigten Gewissen. Er war nach Jerusalem gekommen, um dort anzubeten, aber er hatte diese Stadt religiöser Feste und Gebräuche, die Stadt des Tempels und des äußeren Dienstes Gottes, mit allen ihren Satzungen, ihrem Priestertum und Opferdienst unbefriedigt verlassen. Wir finden ihn auf seinem Weg von Jerusalem nach dem südlich gelegenen Gaza als einen ernsten Forscher. Nichts in jenem religiösen Mittelpunkt hatte seiner Seele Ruhe geben können. Die Anbetung, die er dort dargebracht hatte, hatte ihn in keiner Weise zu befriedigen vermocht. Sein Gewissen war nicht gereinigt worden, die schwere Last war nicht gewichen. Jerusalem hatte ihn enttäuscht, so wie es Jahre vorher die Weisen aus dem Osten enttäuscht hatte.
Er ist interessiert am Wort Gottes
Er las in dem Propheten Jesaja, den Gott in seiner Güte ihn in Jerusalem vielleicht hatte finden lassen. Zu Beginn seiner Reise unruhig und unbefriedigt wie die Königin von Scheba, war er jetzt eifrig mit dem beschäftigt, was Gott durch seine Zeugen ihm als Antwort auf seine Fragen zukommen lassen wollte. Das Wort Gottes selbst redete zu seiner Seele und brachte auch ihn ganz außer sich. Das plötzliche Erscheinen des Evangelisten Philippus auf der einsamen Straße und dessen unerwartete Frage „Verstehst du auch, was du liest?“ (Apg 8,30) scheint ihn gar nicht überrascht zu haben. Alle seine Gedanken waren auf die geheimnisvolle Sprache des wunderbaren Buches gerichtet. So sorgfältig und eingehend wie einst die Königin das Besitztum Salomos, des Zeugen der Herrlichkeit, betrachtet hatte, forschte er jetzt in den Reichtümern des Zeugen der Gnade. Und Philippus führte ihn in das Geheimnis ein, das der Kämmerer vergeblich zu ergründen suchte.
Er ist glücklich über das, was er gehört hat
Philippus’ Antwort auf die Frage des Fremdlings „Wie könnte ich denn, wenn nicht jemand mich anleitet?“ (Apg 8,31) und dessen Bitte an Philippus, auf den Wagen zu steigen und sich zu ihm zu setzen, offenbaren uns den Zustand seines demütigen Herzens. Begierig lauscht er auf die Auslegung der kostbaren Stelle aus Jesaja 53, und dann ist er befriedigt, völlig befriedigt. Sein Herz wird, gleich dem der Königin, bis zum Überlaufen gefüllt von dem, was ihm kundgetan wird, und er setzt den zweiten Teil seiner Reise – von Gaza nach Äthiopien – fort als ein Mensch, der für alles andere kein Auge mehr hat. Er sah den Philippus nicht mehr, „denn er zog seinen Weg mit Freuden“ (Apg 8,39). Er konnte jetzt ohne Philippus fertigwerden, wenn ich mich so ausdrücken darf, ähnlich wie die Frau am Jakobsbrunnen ohne ihren Wasserkrug.
Wieder kehrt ein Mensch nach dem Süden zurück mit einem Herzen, das von Mark und Fett gesättigt ist (Ps 63,6), reich in den Entdeckungen, die er anlässlich seines Besuchs in Jerusalem gemacht hat. Diese ähnlichen Charakterzüge sind in den beiden Erzählungen unschwer zu erkennen. Nur war es, wie gesagt, das Gewissen, das den Gewaltigen der Königin Kandaze zu seiner Reise trieb, während die Königin von Scheba mehr durch ein Verlangen nach Höherem geleitet worden war. Und während sie mit der Herrlichkeit, wie sie sich an dem Hof und in den Besitzungen Salomos entfaltete, in Berührung gekommen war, begegnete der Kämmerer in den Worten des Propheten Jesajas der Gnade. Aber ob Gott sich an uns wendet mit einer Offenbarung seiner Gnade oder seiner Herrlichkeit, ob Er das Herz oder das Gewissen berührt – immer ist es sein hohes und göttliches Vorrecht, uns zufrieden zu machen. Er sättigt die Seele mit einer Offenbarung Seiner selbst, mag diese Offenbarung eine Form annehmen, die sie will, oder sich den Bedürfnissen der einzelnen Seele anpassen, wie es ihr beliebt. In den beiden betrachteten Fällen äußerte sie sich ganz verschieden, aber immer in überaus gesegneter Weise.
Erstellt: 22.05.2025 14:50
Quelle: www.soundwords.de