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Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
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Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
Botschafter des Heils –Jahrgang 1857
Gal 1,4-5 - Der gegenwärtige und der zukünftige ZeitlaufGal 1,4-5 - Der gegenwärtige und der zukünftige Zeitlauf
[eine Schriftforschung]
Aus dem Französischen übersetzt. Unter dem oben genannten Titel sind im Französischen mehrere Aufsätze erschienen, die wir in diesem Jahrgang des Botschafters der Reihe nach veröffentlichen wollen. Die Leser werden aber gebeten, die angeführten Bibelstellen selbst nachzuschlagen.
„Der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausnehme aus der gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters, dem die Herrlichkeit sei von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ ( Gal 1,4.5).
Der Herr Jesus ist geboren, um König zu sein. Er ist in die Welt gekommen, um der Wahrheit Zeugnis abzulegen. Da Ihn aber die Seinen nicht aufgenommen haben, so entsagt Er für einige Zeit, hienieden zu regieren, und in den Himmel zurückgegangen, sammelt Er sich von dort aus eine Versammlung, die, als seine Braut, mit Ihm das Reich erben soll. Diese Zeit der Abwesenheit des Herrn Jesus ist für uns der gegenwärtige böse Zeitlauf.
Wenn diese Versammlung vollständig und zu Ihm aufgenommen ist, so wird Er mit ihr kommen, um seine Rechte geltend zu machen, und als wahrer Melchisedek wird Er seinem Zepter der Gerechtigkeit und des Friedens alle Reiche, welche unter allen Himmeln sind, unterwerfen. Dies wird das Reich Gottes sein, oder der zukünftige Zeitlauf1.
Der gegenwärtige Zeitlauf und der zukünftige Zeitlauf, das ist in wenigen Worten der Gegenstand, den wir in diesem Aufsatz erforschen möchten, indem wir besonders den Charakter und die Berufung der Versammlung Jesu Christi, durch diese beiden Haushaltungen hindurch zu unterscheiden suchen.
Wie könnten wir, die Glieder dieser Versammlung, unserer Berufung würdig wandeln, wenn wir nicht zuerst einen klaren und bestimmten Begriff davon haben? Lasst uns deshalb das Licht der Prophezeiung nicht verachten, das unseren Weg beleuchten kann, indem es mit seinen Strahlen das herrliche Ziel unserer Pilgrimschaft erhellt, und unsere Schritte durch das Dunkel dieser Welt, durch die wir zu gehen haben, leitet und sicher macht.
Gebe der Herr in seiner Gnade, dass diese einfachen Forschungen einigermaßen zu diesem Zweck dienen.
1 Wir sagen, der gegenwärtige Zeitlauf sei die Zeit der Abwesenheit des Herrn, und dies ist in jedem Fall für uns wahr. Aber wann hat denn dieser Zeitlauf angefangen? Vielleicht bei der Sündflut. Deshalb wären dann die Zeiten des Herrn und Seiner Apostel „am Ende dieser Tage“ genannt (Heb 1,1.2). Wäre Jesus aufgenommen worden, so wären es wirklich die letzten Tage gewesen, weil sein herrliches Reich den zukünftigen Zeitlauf eingeführt hätte. Obwohl übrigens der Anfang dieses Zeitlaufes nicht genau angegeben ist, so ist es doch sein Charakter. Der Christ ist aus einem bösen Zeitlauf herausgenommen (Gal 1,4), aus einem Zeitlauf der Finsternis, dessen Weltbeherrscher und Gott der Teufel ist (Eph 6,12; 2Kor 4,4), dessen Kinder den Kindern des Lichtes entgegengestellt sind (Lk 16,8). Die, die diesen Zeitlauf liebgewinnen, verlassen Gott und seine Kinder (2Tim 4,10). Auch soll man nicht diesem Zeitlauf gemäß handeln (Röm 12,2). Der zukünftige Zeitlauf fängt offenbar mit der Ankunft des Herrn an und entspricht der Zeit seines Reiches. Dieses Reich ist ein herrliches und wünschenswertes, weil diejenigen, die würdig gehalten werden, jenes Zeitlaufes und der Auferstehung aus den Toten teilhaftig zu sein, nicht mehr sterben können (vgl. Lk 20,35.36). Es ist der Zeitlauf der Vergeltung (Mk 10,30; Lk 18,30), und zwar offenbar derjenigen, die bei der Auferstehung der Gerechten stattfinden wird (Lk 14,14). Endlich ist es der Zeitlauf der Auferstehung, des Lebens und der Herrlichkeit. Oft verwechselt man die Welt und den Zeitlauf, was zu großen Irrtümern führt. Die Welt kosmos oder oikumene, ist die Erde, die wir bewohnen. Der Zeitlauf aion ist ein bestimmter Zeitlauf dieser Welt, oder eine Zeitspendung Gottes gegen diese Welt und ihre Bewohner. Sie sind gleichsam wie zwei gleichlaufende Linien, die sogar manchmal in gleicher Entfernung von denselben Ereignissen durchschnitten und doch immer unterschieden sind. Wenn der gegenwärtige Zeitlauf bei der Sündflut angefangen hat, so entspricht er in seiner Dauer dem, was man die jetzige Welt nennen kann, im Gegensatz zur alten Welt, das heißt der vorsündflutlichen Welt. Der durch die Ankunft des Herrn eingeführte zukünftige Zeitlauf entspricht auch der zukünftigen Welt, oder dem zukünftigen Erdkreis (Ps 8; Heb 2,5), d. h. der durch den Herrn hergestellten Welt, auf der alle Kreaturen Ihm unterworfen sein werden. Ferner entsprechen sich auch die Charakterzüge der jetzigen Welt und des jetzigen Zeitlaufs. Wenn dieser Zeitlauf „böse“ ist, so liegt auch die ganze Welt in dem Bösen (1Joh 5,19), und „. . . alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern ist von der Welt“ (1Joh 2,15-17). Wie man deshalb den jetzigen Zeitlauf nicht lieben, noch ihm gemäß handeln soll, so soll man auch die Welt nicht lieben, noch was in der Welt ist (Jak 4,4). Wenn der Teufel der Weltbeherrscher dieses Zeitlaufes ist, so ist er auch der Fürst dieser Welt genannt (Joh 12,31; 14,30; 16,11). „In denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams“ (Eph 2,2). Auch ist jetzt das Reich des Herrn Jesus weder von diesem Zeitlauf noch von dieser Welt (Joh 18,36). Dass es nicht von diesem Zeitlauf ist, wird durch das Wort „jetzt“ bezeichnet, und dass es nicht von dieser Welt ist, durch das Wort „von hier“, aber es wird sich im zukünftigen Zeitlauf über eine erneuerte Welt erstrecken. Ungeachtet dieser Beziehungen, ist Welt und Zeitlauf nicht dasselbe und sollen nicht verwechselt werden. Man tut es aber in Matthäus 13,39.40.49 und 24,3, wenn man anstatt „Vollendung des Zeitalters“ [in älteren Übersetzungen „Ende des Zeitlaufs“; Anm. des Überarb.] „Ende der Welt“ liest, was glauben macht, dass es sich dort um Zerstörung von Himmel und Erde handle, und um das Gericht, das dann stattfinden wird (Off 20), während es sich in diesen Stellen, so wie in Matthäus 25, das nur eine nähere Entwicklung davon ist, keineswegs um das Ende der Welt handelt, sondern um das Ende des jetzigen bösen Zeitlaufs, und um das Gericht, welches dann vom Herrn ausgeführt wird, um den zukünftigen Zeitlauf einzuführen.↩︎
Erstellt: 21.04.2024 19:14, bearbeitet: 03.02.2025 16:23