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Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
Inhaltsverzeichnis
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Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
Botschafter des Heils - Jahrgang 1860
Jak 1-5 - Gedanken über den Jakobusbrief
Jak 3,1.2 - Gedanken über den JakobusbriefJak 3,1.2 - Gedanken über den Jakobusbrief
Seid nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein schwereres Urteil empfangen werden; denn wir alle straucheln oft. Wenn jemand nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib zu zügeln ( Jak 3,1.2).
Die Sucht, Lehrer sein zu wollen, veranlasst den Apostel (V. 1), auf die größere Verantwortlichkeit eines Lehrers aufmerksam zu machen. Ein solches Trachten sollte stets von dem Gefühl dieser Verantwortlichkeit einerseits und andererseits von dem Gefühl unserer Schwachheit, „denn wir alle straucheln oft“, begleitet sein. Die Größe dieser Verantwortlichkeit tritt uns besonders im zweiten Vers entgegen, wo nicht derjenige als ein vollkommener Mann bezeichnet wird, der in keiner Tat, sondern derjenige, welcher „in keinem Wort strauchelt“, und der also fähig ist, „auch den ganzen Leib zu zügeln“. Das Maß unserer Verantwortlichkeit ist also die Unfehlbarkeit im Wort oder in der Rede, und dies ist besonders für solche, welche als Lehrer auftreten, sehr beherzigenswert.
Siehe, den Pferden legen wir die Gebisse in die Mäuler, damit sie uns gehorchen, und lenken ihren ganzen Leib. Siehe, auch die Schiffe, die so groß sind und von heftigen Winden getrieben werden, werden durch ein sehr kleines Steuerruder gelenkt, wohin [irgend] die Absicht des Steuermanns will. So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich großer Dinge. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen großen Wald zündet es an! Und die Zunge ist ein Feuer, die Welt der Ungerechtigkeit. Die Zunge erweist sich unter unseren Gliedern als die, die den ganzen Leib befleckt und den Lauf der Natur anzündet und von der Hölle angezündet wird. Denn jede Natur, sowohl die der wilden Tiere als auch die der Vögel, sowohl die der kriechenden als die der Meerestiere, wird gebändigt und ist gebändigt worden durch die menschliche Natur; die Zunge aber kann keiner der Menschen bändigen: sie ist ein unstetes Übel, voll von tödlichem Gift. Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Gleichnis Gottes geworden sind ( Jak 3,3-9).
In Verbindung mit dem Vorhergehenden fährt der Apostel in diesem Abschnitt nun fort, die Gewalt und die Unbezähmbarkeit der Zunge zu schildern, um uns die stete Gefahr des Strauchelns in dieser Beziehung recht fühlbar zu machen, und uns zur Wachsamkeit und zu einem Leben in Furcht zu ermahnen. Es ist aber zu beachten, dass er hier die Zunge nach ihrem eigentlichen und natürlichen Wesen, wie sie sich bei den Menschen offenbart, beschreibt. Er vergleicht sie mit dem Gebiss im Maul des Pferdes, das ihren ganzen Leib lenkt, und mit dem kleinen Steuerruder, womit der Wille des Steuermannes das ganze Schiff inmitten der heftigen Winde lenkt (V. 4). „So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich großer Dinge“ (V. 5). Sie ist fähig, die Masse der Menschen, ja ganze Völker in Bewegung und Aufruhr zu bringen und zu jeder bösen Tat fortzureißen. Sie ist wie ein kleines Feuer, womit man einen großen Haufen anzünden kann. Sie ist die Triebfeder von allerlei Falschheit und Bosheit. Als eine Welt voll Ungerechtigkeit und von der Hölle angezündet oder entflammt, befleckt sie den ganzen Leib, setzt den Lauf der Natur des Menschen in Bewegung (V. 6) und treibt ihn zu allerlei Sünde und Ungerechtigkeit fort.
Sie ist selbst schrecklicher und furchtbarer wie die wilden Tiere, deren natürliche Wildheit durch die menschliche Natur gezähmt werden kann (V. 7). Aber kein Mensch ist im Stande, die Zunge zu zähmen. „Sie ist ein unstetes Übel, voll von tödlichem Gift“ (V. 8). Nichts vermag ihren verderblichen Lauf zu hemmen. „Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen“ (V. 9). Sie vermag also beides, zu „segnen und zu fluchen“ (V. 10).
Aus demselben Mund geht Segen und Fluch hervor. Dies, meine Brüder, sollte nicht so sein. Die Quelle sprudelt doch nicht aus derselben Öffnung das Süße und das Bittere? Kann etwa, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven hervorbringen oder ein Weinstock Feigen? Auch kann Salziges nicht süßes Wasser hervorbringen ( Jak 3,10-12).
Es könnten durch Vers 9 und 10 etliche versucht werden, zu denken, dass durch das Wörtchen „wir“ auch wahre Gläubige gemeint seien, weil sich ja der Apostel selbst mit einzuschließen scheint. Doch beachten wir zunächst, dass hier von der Natur und dem Wesen der Zunge im Allgemeinen die Rede ist, und das in Kapitel 1,26 im Gegenteil gesagt wird, dass der Gottesdienst dessen, der seine Zunge nicht zügelt, eitel sei. Dann auch schreibt der Apostel, wie schon bemerkt, nicht an eine Versammlung von Gläubigen, sondern an die zwölf Stämme (vgl. Jak 1,1). Die Gläubigen hier, sowohl der Apostel als auch diejenigen, welche er in seinem Brief erwähnt, standen nicht als ein abgesonderter und sichtbarer Leib da, wie die Versammlungen, welche durch Paulus gegründet waren, sondern waren noch in Verbindung mit dem Judentum und darum sagt auch der Apostel, als verbunden mit dem ganzen Volk: „Wir segnen und fluchen!“ Wie verwerflich aber, ja wie unnatürlich dies ist, zeigt er in dem elften und zwölften Vers, nachdem er in Bezug aus das Vorhergehende gesagt hat: „Dieses, meine Brüder, sollte nicht so sein“ (V. 10). Eine Quelle kann nicht aus demselben Loch zugleich Bitteres und Süßes hervorsprudeln lassen und ein und derselbe Baum nicht verschiedenartige Früchte tragen. Ebenso wäre es auch ganz ungereimt und unnatürlich, wenn in der Mitte derer, welche vorgaben, das Volk Gottes zu sein und sich sogar des Glaubens rühmten, solche traurige Früchte der Sünde und Ungerechtigkeit auswuchsen, wie es auch ganz ungereimt ist, wenn ein Einzelner, der an Christus gläubig zu sein vorgibt, in Sünden fortlebt.
Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus dem guten Wandel seine Werke in Sanftmut der Weisheit. Wenn ihr aber bitteren Neid und Streitsucht in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit. Dies ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern eine irdische, sinnliche, teuflische. Denn wo Neid und Streitsucht ist, da ist Zerrüttung und jede schlechte Tat. Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, dann friedsam, milde, folgsam, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt. Die Frucht der Gerechtigkeit in Frieden aber wird denen gesät, die Frieden stiften ( Jak 3,13-18).
Aus dem Vorhergehenden und Nachfolgenden geht klar hervor, dass sich in der Mitte derer, woran der Apostel schreibt, viel Aufblähung und falscher Eifer und Parteisucht kund gab. Deshalb ermahnt sie der Apostel, ihre Weisheit durch einen „guten Wandel“ und in Werken, die von wahrer Sanftmut zeugten, an den Tag zu legen (V. 13). Denn hierin offenbart sich die wahre Weisheit, nicht aber in eitlen Worten, wobei das Herz mit Eifer und Parteisucht erfüllt ist. Ein solcher Eifer sucht nicht die Wahrheit, sondern sich selbst. Er rühmt sich seiner Weisheit und steht doch im völligen Gegensatz zu der Wahrheit (V. 14). Eine solche Weisheit aber hat ihre Quelle nicht in Gott, und kommt nicht von oben, sondern ihre Quelle ist die Erde, das Fleisch und der Teufel (V. 15). Sie offenbart sich in „Eifer und Parteisucht“ und ihre Früchte sind „Aufruhr und jede schlechte Tat“ (V. 16). Welch ein trauriger Gegensatz bildet diese Weisheit zu der wahren, die von oben ist! Denn die Weisheit von oben ist von allem Bösen abgesondert. Sie offenbart sich in Reinheit, Friedfertigkeit, Nachgiebigkeit und Barmherzigkeit. Sie ist reich an guten Früchten und frei von aller Parteisucht und Heuchelei (V. 17). Denn sie ist aus der Wahrheit und Gott selbst ist ihre Quelle. Da, wo diese Weisheit ist, da ist auch Friede. Und nur der Friede ist der wahre Boden, auf welchem die Frucht der Gerechtigkeit wächst, und ist auch der wahre Zustand derer, von welchen die Gerechtigkeit gesät wird (V. 13).
Erstellt: 21.04.2024 21:27, bearbeitet: 30.01.2025 20:41