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Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
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Botschafter des Heils - Jahrgang 1853 - 1913
Botschafter des Heils - Jahrgang 1860
Jak 1-5 - Gedanken über den JakobusbriefJak 1-5 - Gedanken über den Jakobusbrief
Dieser Brief stellt das moralische Leben dar, das Leben der Tugend auf der Erde, als ein wahres Zeugnis für den Menschen, das Leben des Glaubens, und besonders das des praktischen Glaubens an Christus, so wie auch an Gott, der all unseren Wünschen und Bedürfnissen bereitwillig entgegenkommt. Auf diesem Grund bewegt sich der Brief. Den Glauben an Christus, so wie auch die Wiedergeburt durch die Macht der Gnade finden wir hier klar und bestimmt ausgedrückt. Aber dennoch erhebt sich dieser Brief kaum über ein Leben, welches in jeder anderen Periode in dem Gläubigen sich offenbaren und entwickeln könnte, nur dass es hier der Christ, geboren aus Gott, ist, der es darstellt. Der Brief wendet sich an die zwölf Stämme in der Zerstreuung (vgl. Jak 1,1). Er verbindet sich mit der Synagoge (vgl. Jak 2,2) und mit Christen, die noch mit dem Judentum in Verbindung stehen. Diese Verbindung sehen wir geschichtlich in Jerusalem, wo Jakobus an der Spitze steht (vgl. Apg 21,15-25). Über diesen Standpunkt geht der vorliegende Brief nicht hinaus. Es ist das letzte Zeugnis an Israel, als Volk Gottes betrachtet. Zugleich aber wird der wiedergeborene Überrest, auch wenn noch nicht getrennt von der Nation, deutlich unterschieden.
Gewiss enthält dieser Brief viel Trost und Ermahnung für die Christen aller Zeiten. Aber um ihn recht verstehen und würdigen zu können, müssen wir seinen wahren Charakter und seinen besondern Zweck kennen lernen. Unsere Denkweise ist auf eine viel vollkommenere Entwicklung des Christentums gegründet, auf die Offenbarung von Ratschlüssen, welche viel älter sind, als die der jüdischen Nation, auf die Offenbarung der ewigen Ratschlüsse Gottes. Dies macht es für uns auch schwer, die Form der Wahrheit, wie wir sie in dem Brief des Jakobus finden, zu verstehen. Es ist eine Form, in der das Christentum mit dem verbunden ist, was wegen der an Israel gemachten Verheißungen geschichtlich, die Wiege des Christentums ausmachte. Es wird aber auch später, wenn die Versammlung aufgenommen ist, dem gläubigen Überrest leichter werden, diese Form der Wahrheit zu verstehen. In den Zeiten der großen Drangsal wird ihnen besonders das erste und letzte Kapitel dieses Briefes zu vielem Trost gereichen und sie zum Ausharren ermuntern. Kann ihnen dann auch nicht mehr die Ankunft des Bräutigams in der Luft als Hoffnung ihrer baldigen Befreiung vorgestellt werden, so kann es doch seine nahe Ankunft als Richter. Sie vernehmen in ihren Bedrückungen die beruhigenden Worte: „Siehe, der Richter steht vor der Tür“ (Jak 5,9).
Der Brief des Jakobus redet also nicht von dem wahren Grund unserer Rechtfertigung vor Gott, noch von dem ewigen Leben, welches offenbart und mitgeteilt ist, noch von der himmlischen Stellung der Versammlung, sondern er ermuntert zum freudigen Ausharren in den Versuchungen, ermahnt gegenüber dem Scheinglauben zu einem durch die Liebe sich betätigenden und durch gute Werke erweisenden Glauben, tröstet die Leidenden mit der Ankunft des Herrn, als den gerechten Richter. Und so bildet dieser Brief ein würdiges Glied in der Kette der apostolischen Schriften.
Erstellt: 21.04.2024 21:27, bearbeitet: 30.01.2025 20:43