Nun aber ist all das im Gegenteil durch das Kreuz vollständig als Feindschaft gegen Gott verurteilt, und Christen sind aufgerufen, damit nichts zu tun zu haben. Es liegt eine wunderbare Glückseligkeit darin, zu erkennen, wohin uns der Tod Christi gebracht hat. Er hat ganz abgeschlossen mit dem, was in der Welt lebendig ist, mit allem, was ein Mensch in der Welt wertschätzen könnte. Das Leben in der Welt nimmt zwei große Formen an, eine abergläubische und eine weltliche, wobei das Ich notwendigerweise die Wurzel von beiden ist. Mit Christus gestorben zu sein, befreit uns von beiden. Nehmen wir die amerikanischen Kirchen als die weltliche Form der Religion: Dort herrscht der Gedanke, es sich selbst angenehm zu machen – sogar in der Andacht. Der Gedanke, Gott zu verehren, ist verschwunden. Sie haben jede Vorstellung davon verloren, was es heißt, mit Christus gestorben zu sein. Die größere Gefahr liegt aber auf der anderen, der abergläubischen Seite, denn das hat einen schönen Schein von Demut, Frömmigkeit und Ehrfurcht. Die aber, die in Wahrheit so wunderbar durch den Tod und die Auferstehung mit Christus erlöst sind, sollten keinen Anlass zu einem Vorwurf der Leichtfertigkeit und Nachlässigkeit geben. Nirgends ist ungebührliches Verhalten so schmerzlich wie dort, wo die christliche Stellung bekannt ist und die Grundlage der Versammlung Gottes eingenommen wird.
Dann gibt uns der Apostel ein Beispiel dafür, was diese Satzungen sind. Es ist nicht die Kraft des Geistes Gottes, die die Dinge Christi entfaltet, sondern etwas, das sich auf das eigene Ich bezieht und vor allem einen negativen Charakter hat. So war früher der Umgang des Gesetzes mit dem Fleisch in einer bösen Welt. Der Glaube ist nun berechtigt, auf Christus im Himmel zu schauen.
(die zwar einen Schein von Weisheit haben, in eigenwilligem Gottesdienst und in Demut und im Nichtverschonen des Leibes, und nicht in einer gewissen Ehre), zur Befriedigung des Fleisches (2,23).
Das ist nicht Gottes Wille, sondern der Mensch ersinnt aus seinem eigenen Denken heraus Mittel, Ihm zu gefallen. All dies kleidet sich mit einer großen scheinbaren Demut und hegt Askese. Es ist genau das, was die Philosophie getan hat – sie leugnet den Platz, den unser Leib einnimmt. Wie auffallend hebt dagegen das Neue Testament die große Bedeutung des Leibes hervor! Es verkündet zum Beispiel, dass unser Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist. Dies ist von größter Bedeutung und, sogar die Wirkung der Erlösung, ist der wahre Grund der christlichen Moral: „stellt euch selbst Gott dar ... zu Werkzeugen der Gerechtigkeit“ (Röm 6,13); „eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer“ (Röm 12,1).
Der philosophische Geist von Korinth ging von dem Prinzip aus, dass der Körper nicht wichtig sei, solange der Geist in Ordnung sei. Der Apostel besteht darauf, dass der Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist (1Kor 6,19.20). Außerdem gibt es die Wahrheit der Auferstehung des Leibes und nicht nur der Unsterblichkeit der Seele. Die Betonung liegt auf dem Körper; so dass, obwohl der Körper unter die Sünde gefallen ist, die Kraft des Heiligen Geistes da ist, von dem gesagt wird, dass Er in jedem Gläubigen wohnt. Man kann das Fleisch nicht zurückfordern, man kann den Willen nicht verbessern. Der alte Mensch muss verurteilt, verleugnet, als verwerflich behandelt werden; aber der Leib wird schon jetzt zum Tempel des Heiligen Geistes gemacht. Adam hatte, bevor er in Sünde fiel, Körper, Seele und Geist; aber direkt nach dem Fall erwarb er den Eigenwillen – das Verlangen, seinen eigenen Weg zu gehen. Das ist eine Sache, die wir immer als böse behandeln und uns selbst richten sollten, wenn wir sie in irgendeiner Weise wirken lassen. Was anders kann einem Menschen eine solche Macht dagegen geben, als Christus, wenn wir Ihn in seiner vollen erlösenden Gnade kennen? Wie das erbeutete Schwert Goliaths: „Seinesgleichen gibt es nicht“. Wenn ich mit Christus gestorben und auferstanden bin, wo ist dann der alte Mensch? Vor Gott gibt es ihn nicht; deshalb sollen wir ihn vor den Menschen nicht wirken lassen.
Der Hauptgedanke der weltlichen Religion ist die Korrektur des Fleisches und die Verbesserung der Welt. Der Geist findet größeren Ruhm in sich selbst durch asketische Anstrengungen. Die Vernachlässigung des Körpers kann gleichzeitig eine Aufblähung des Fleisches sein. Es war eine heidnische Idee, das Ziehkind der Philosophie. Sie glaubten gern, dass die Seele heilig sei, wenn nicht „wie ein Tau von dem Herrn, wie Regenschauer auf das Kraut, der nicht auf Menschen wartet und nicht auf Menschenkinder harrt“ (Mich 5,6). Manche behaupteten sogar, dass die Seele von Gott und der Körper vom Teufel stamme. Dies führte zu furchtbarem Übel, zur Zerstörung jeder Moral. Gibt es nicht eine Antwort in Christus auf all diese Irrwege des menschlichen Geistes? Wenn man die Wahrheit in Ihm empfängt, erhält man das, was das Ziel des Satans besiegt; aber der Heilige Geist allein, wenn ich so sagen darf, macht sie in uns zur Wahrheit. Möge sie in der Liebe zu Ihm empfangen werden, damit auf diese Weise reiche Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus zur Ehre und zum Lob Gottes entstehe.