Behandelter Abschnitt Kol 2,4-6
Manchen mag die starke Sprache, in der der Apostel einerseits über den Glauben und die Ordnung der Kolosser spricht, und andererseits die feierlichen Warnungen, mit denen der Brief voll ist, Schwierigkeiten bereiten. Auf den ersten Blick mag es schwer erscheinen, die Standhaftigkeit ihres Glaubens an Christus mit der Warnung zu vereinbaren, die wir gesehen haben: „sofern ihr in dem Glauben gegründet und festbleibt und nicht abbewegt werdet“ (Kap. 1,23). Es ist unsere Sache, beides zu glauben. Aber dieser Gegensatz beweist, dass keine gesegnete Ordnung oder Standhaftigkeit eine Garantie dafür ist, dass falsche Gedanken und verdorbene Prinzipien aufkommen, die die Herrlichkeit Christi verhüllen, schwächen oder herabsetzen. So macht die scheinbare Unvereinbarkeit die Gefahr noch offensichtlicher und auffälliger. Die Tatsache ihrer Ordnung und die Standhaftigkeit des Glaubens an Christus, die sie charakterisiert hatten (V. 5), waren an sich kein wirksames Bollwerk gegen das Böse, das sie bedrohte. Der Apostel empfand das und ließ sie wissen, dass, obwohl sie so gesegnet waren, ihre Seelen durch das Zulassen der verlockenden Worte anderer beschmutzt und untergraben würden. Niemand, egal wie groß der Segen in der Vergangenheit oder Gegenwart ist, kann es sich leisten, mit dem zu spielen, was die Person oder die Herrlichkeit Christi beeinträchtigt. Die Kolosser waren in bemerkenswerter Weise begünstigt worden, und der Apostel freute sich, ihre Ordnung und ihren festen Glauben an Christus zu sehen; dennoch warnt er sie in demselben Vers davor:
Dies sage ich [aber], damit niemand euch verführe durch überredende Worte. Denn wenn ich auch dem Fleisch nach abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch, mich freuend und sehend eure Ordnung und die Festigkeit eures Glaubens an Christus. Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm (2,4‒6).
Er stellt ihnen eindringlich vor, dass sie, nachdem sie den Christus Jesus, den Herrn, angenommen hatten, in Ihm wandeln sollten (V. 6) und so bleiben sollten, wie sie begonnen hatten. Vor Spekulationen mit einleuchtenden Argumenten sollten sie sich hüten. Deshalb sagt der Apostel, dass er, obwohl er leiblich abwesend war, im Geist bei ihnen war und sich an ihrer Ordnung erfreute und sie betrachtete. Gerade deshalb sollten sie vor dem gewarnt werden, was die Herrlichkeit des Heilandes in ihrem Zeugnis trüben könnte. Die beste Frucht ist am leichtesten zu verletzen. So würden sie Christus praktisch verlieren. Er stellt nicht im Geringsten ihren wirklichen Segen bis dahin in Frage. Im Gegenteil, er erinnert sie daran und fordert sie auf, in Christus zu wandeln: