Es ist also offensichtlich, dass mit Christus gestorben zu sein, eine Person nicht nur im Geist aus der Welt herausnimmt, sondern aus dem ganzen System ihrer Religion.
Wenn ihr mit Christus den Elementen der Welt gestorben seid, was unterwerft ihr euch Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt? (2,20).
So war der Zustand der Menschen bestenfalls vor Christus gewesen. Sie waren sozusagen am Buchstaben; die Grundzüge oder Elemente hatten ihren Platz und hatten sich bewährt. Aber jetzt, da der Sohn Gottes gekommen ist und uns gegeben hat, Ihn zu erkennen, der wahrhaftig ist, ist es die Substanz und Fülle der Wahrheit, die wir erkennen, wenn wir Christus kennen. Das Werk Christi, auf dem der Glaube ruht, macht den Gläubigen passend für diesen Platz, wo das Alte vergangen und Neues geworden ist. „Als lebtet ihr noch in der Welt“ ist ein höchst bemerkenswerter Ausdruck. Er zeigt, dass wir sowohl unserem Stand als auch Christus gegenüber nicht wahrhaftig sind, wenn wir wie Menschen in der Welt leben. Wir haben ein neues Leben, das das Leben dessen ist, der gestorben und auferstanden ist; und das hat uns nun in den Zustand des Todes für alles, was von der Welt ist, gebracht. Was also die Religion der Welt betrifft, so hat der Christ im Prinzip so wirklich mit ihr abgeschlossen, wie Christus selbst nach seinem Tod. Was hatte unser Herr von seinem Kreuz an mit dem Fasten und den Festen der Juden zu tun? Absolut nichts; und wir sollten es auch nicht; und mit „wir“ meine ich jeden echten Christen. Die Zeit der Geduld mit den christlichen Juden ist längst vorbei; es gibt nicht mehr den geringsten Grund zur Entschuldigung in der Christenheit.
Ich gebe zu, dass die große Masse der Christen von einem solchen Bruch mit der Welt nichts hören will; und so kommt eine schwere Prüfung derer, die darin eine Grundwahrheit Christi sehen. Haben sie sich in der Gnade entschlossen, um seinetwillen als fanatisch, töricht, stolz, hart, eng zu gelten und diese und alle anderen Verleumdungen dem zu überlassen, der sie liebt und das Ende vom Anfang her kennt? Das Aufnehmen der Elemente der Welt ist dann ein platter praktischer Widerspruch zu unserem Tod mit Christus.
Die Kolosser standen in der Gefahr, in diese Schlinge zu geraten. Sie sahen nicht ein, warum sie, weil sie Christen waren, das aufgeben sollten, was unter den Juden oder Heiden für gut gehalten wurde. Sie wollten an der Wahrheit Christi festhalten, aber religiöse Formen, die in alten Zeiten befolgt worden waren, beibehalten oder beides zusammen übernehmen. Nein, sagt der Apostel, es ist Christus, der unser ganzes Gut ist, und nichts als Christus; wir brauchen nichts anderes. Christus ist alles. Nichts war so exklusiv wie Christus und das Kreuz. Und hat es etwas vergleichbar Großes? „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“ Aber Er wurde verworfen. Seitdem hatten die jüdischen Formen und Prinzipien ihren gesamten alten Wert verloren.
Im Galaterbrief spricht der Apostel noch schärfer als hier. Er beschuldigt diejenigen, die Tage und Monate und Zeiten und Jahre beachten würden, zum Heidentum zurückzugehen: „Aber damals freilich, als ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die von Natur nicht Götter sind [das war ihr alter heidnischer Zustand]; jetzt aber, da ihr Gott erkannt habt, vielmehr aber von Gott erkannt worden seid, wie wendet ihr euch wieder um zu den schwachen und armseligen Elementen, denen ihr wieder von neuem dienen wollt?“ (Gal 4,8.9). Sie dachten, es sei eine Verbesserung der frühen Einfachheit des Evangeliums, wenn sie Dinge aus dem Gesetz übernahmen. Wie wenig erwarteten sie die apostolische Zurechtweisung, dass es für Christen ebenso schlimm ist, jüdische Elemente aufzunehmen, wie zum Götzendienst zurückzukehren! In Wahrheit zeigt sich jetzt, dass es sich um dasselbe Prinzip handelt. Das ist das Licht, in das das Kreuz Christi diese weltlichen Elemente stellt. Nachdem viele Jahre vorüber sind, kann man eine seltsame Verschmelzung nicht nur zwischen den sogenannten Versammlungen, sondern zwischen Christentum und Judentum sehen. Der Verlust der Zeitlichkeit des römischen Stuhles ist kein unbedeutender Schritt in der Kette der Ereignisse. Zu gegebener Zeit wird Rom frei sein, damit das Tier seine Macht entfalten kann, und Jerusalem wird der zentrale Sitz der Religion sein, dem sich die Christenheit zuwenden wird. Es wird nicht nur Götzendienst geben, sondern auch den Gräuel der Verwüstung; der Mensch der Sünde wird zu seiner Zeit auftreten und angebetet werden. Alles arbeitet auf ein schlimmeres Übel hin als sogar das Papsttum selbst.
Doch wenn das das Ende ist, so ist der Weg jetzt „in der Welt zu leben“, was bedeutet, dass das Herz hier ist und dass man sich in der Religion der Welt eingerichtet hat. Ein Christ hingegen ist jemand, der zum Himmel gehört. Jüdische Elemente anzunehmen ist ein Irrtum, der dies praktisch leugnet, besonders mit Christus gestorben zu sein. Der einzige sichere Weg, um über etwas zu urteilen, ist, Christus miteinzubeziehen. Die Frage hier ist: Wie steht Christus im Hinblick auf die Religion der Welt? Als Er auf der Erde lebte, ging Er zweifellos in den Tempel, anerkannte und praktizierte das Gesetz (wie wahrhaftig Er der eingeborene Sohn des Vaters war), denn Gott tat es; Er hatte Israel, den Menschen, die Erde, alle Dinge auf der Erde noch nicht aufgegeben.
Aber wo und wie ist Christus jetzt? Man kann auch darin die Wahrheit nicht besitzen und festhalten, wenn man ihr nicht Folge leistet; und Gott meint nicht, dass wir sie anders besitzen sollten. Er gibt ein Zeugnis; das Licht leuchtet; aber die Wahrheit erfüllt einen Menschen nur, wenn sie befolgt wird, sonst wird das Licht, das in ihm ist, zur Finsternis; und wie groß ist dann diese Finsternis! Zweifellos ist ein Mensch, der behauptet, zu verstehen, was es heißt, mit Christus gestorben zu sein, und dennoch mit der Religion der Welt fortfährt, ein durch und durch unehrlicher Mensch. Es ist mehr als ein Mangel an Einsicht. Gibt es etwas Ernsteres, als die Person Christi zu opfern? Diejenigen, die die Wahrheit zu haben scheinen, sich aber weigern, nach ihr zu handeln, werden bald zu Feinden der Wahrheit werden, der sie nicht folgen.
Die Religion der Welt hat mit dieser Schöpfung zu tun; sie gehört zu den Dingen, von denen die Menschen sagen können: „Berühre nicht, koste nicht, betaste nicht!“ (V. 21). Nehmt das Prinzip der geweihten Gebäude, der heiligen Orte im Heiligen, der heiligen Gewänder, alles von der Art, was mit dem Gebrauch vergeht, alles ist mit der Welt verbunden; und das Fleisch ist fähig, es zu genießen. Zu sagen, es sei egal, wo oder wie wir Gott anbeten, ist genauso schlimm wie jedes andere Übel. Es gibt nichts Schlimmeres als Gleichgültigkeit in den Dingen Gottes. Diejenigen, die so gleichgültig sind in dem, was Gott betrifft, lassen es nicht an Wachsamkeit fehlen, wenn es um sie selbst geht. Ich spreche natürlich von den allgemeinen Tatsachen, nicht von einzelnen Personen. Wenn wir uns nicht mit dem gestorbenen und auferstandenen Christus verbunden wüssten, müsste unsere Anbetung eine Art von angepasstem Judentum sein, das die Religion eines in der Welt lebenden Volkes war.