John Nelson Darby
Schriften von John Nelson Darby
1Tim 3,15.16 2Tim 2,19-21 Eph 2 Röm 11 - Der Verfall der Kirche
Römer 11Römer 11
In Römer 11 wird der Punkt diskutiert, ob Gott sein Volk verworfen hat. Israel, das Er zuvorerkannt hatte, sollte verworfen sein? „Das sei ferne!“, sagt Paulus. „Denn auch ich bin ein Israelit aus dem Geschlecht Abrahams, vom Stamm Benjamin. Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er zuvorerkannt hat“ [Röm 11,1.2], obwohl Er es zeitweise verstoßen haben mag. Wenn man das nun auf die Kirche anwenden wollte, würde das völliger Unsinn sein, denn Er war damals und seitdem dabei, die Kirche Gottes durch das Evangelium einzusammeln. Aber zu Israel sprach Er: „Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt zu einem ungehorsamen und widersprechenden Volk“ [Röm 10,21]. War dies ein Verstoßen? Gott antwortete Elia, als dieser sagte, dass er allein übriggeblieben sei, das sei überhaupt nicht so, denn „ich habe mir übrigbleiben lassen siebentausend Mann, die ihre Knie nicht vor dem Baal gebeugt haben“ [Röm 11,4]. „So ist es auch heute“, sagt der Apostel: „Es besteht ein Überrest nach Auswahl der Gnade“ [Röm 11,5]. Wieder ist es so, dass Gott sich um sie kümmert, indem Er gerade dadurch, dass Er die Heiden hineinbringt, „sie zur Eifersucht reizen“ will [Röm 11,14]. Und wiederum: „Und so wird ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht: ,Aus Zion wird der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden‘“ [Röm 11,26].
Am Anfang von Römer 8 hatte der Apostel die Heilsfrage beendet mit „keine Verdammnis“ [Röm 8,1]. Dann kam die Schwierigkeit, dass dadurch, dass er die Heiligen in Christus setzte, er den besonderen Platz der Juden herabstellte: „Es ist kein Unterschied“ [Röm 10,12]. Dann zeigte er, wie das mit Gottes unwandelbaren Zielen bezüglich Israel in Verbindung stand, und in Römer 9 argumentiert er so: Wenn du sagst, dass du als Kind Abrahams ein Recht hast, dann kommen auch Ismael und Esau da hinein. Dein nationales Anrecht ist durch Gottes Souveränität; dein eigener Titel als Nachkomme Abrahams nützt nichts, denn dann haben auch Ismael und Esau ein Anrecht. Gott übt dieselbe Souveränität aus, indem Er die Nationen hineinlässt.
Dann in Römer 10 zeigt er den Juden, wie sie gefallen sind. Das ist nicht der Grundsatz der Souveränität so wie in Kapitel 9; es war geschehen nach dem klaren Zeugnis des Alten Testaments: „Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes“ [Röm 8,32]. Gott hat nicht aufgehört, für Israel zu sorgen. Er führt immer noch seinen Plan in Bezug auf sie aus, und die Nationen sind eingepfropft worden. Wenn einige Zweige abgebrochen sind, heißt das, dass einige übriggeblieben sein müssen, und Er sorgt für sie. „Wenn Gott die natürlichen Zweige nicht verschont hat …“ [Röm 11,21]. Nun, was sind die „natürlichen Zweige“ der Kirche Gottes? Die natürlichen Zweige sind solche, die angesehen werden als in der Stellung der Erben der Verheißungen hier auf der Erde, und Gott ist fähig, sie wieder einzupfropfen (diese Juden, die ausgebrochen worden waren) in die Stellung der Erben der Verheißung auf der Erde. Es ist unmöglich, dies alles auf die Kirche zu beziehen, „dass Israel Verhärtung zum Teil widerfahren ist, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen ist“ [Röm 11,25]. Wie kann das auf die Kirche zutreffen? „Die Juden sind Geliebte um der Väter willen“ [Röm 11,28]. Ist das die Kirche des lebendigen Gottes?
Frage: Nehmen wir an, ein Kind Gottes erkennt an, was die Kirche Gottes ist, und sieht ihren ruinierten Zustand, soll er dann arbeiten und beten für ihre Wiederherstellung, oder was soll er machen?
J.N.D.: Nun, wenn das so ist (ruiniert), dann kann das Gewissen nicht damit zufrieden sein. Wenn die Kirche Gottes verantwortlich ist im Wandel und in der Zuneigung und in allem Gott gegenüber und wenn das Gewissen den Verfall anerkennt, was soll es tun?
Schmerz
Ein Kind Gottes kann nicht damit zufrieden sein, in einem sündigen Zustand zu ruhen. Nun, der Herr erinnert sich der Art der Beziehung, in der wir uns selbst befinden, so wie es in Jeremia 2 heißt: „Geh und rufe vor den Ohren Jerusalems und sprich: So spricht der HERR: Ich gedenke dir die Zuneigung deiner Jugend, die Liebe deines Brautstands“ [Jer 2,2] – nicht Gottes Liebe zu Israel, unwandelbar wie sie sich erwiesen hatte, sondern Israels Liebe zu Gott, als Gott es noch für sie wert war, Ihm um seiner selbst willen nachzufolgen, als Israel nichts sonst besaß. Dann fragt der HERR: „Was habe eure Väter Unrechtes an mir gefunden?“ [Jer 2,5]. Habe ich in Güte euch gegenüber versagt? Dass sie in der Wüste waren, einem Land von Einöden und Gruben, und doch sicher hindurchgekommen waren, war gerade der Beweis, dass Gott mit ihnen war. Es ging schlimm weiter: Im Herzen wandten sie sich nach Ägypten zurück, und Dathan und Abiram verachteten ihn.
Glaube
Doch immer noch war es so, dass ihr Aufenthalt in der Wüste bewies, dass Gott für sie sorgte, so dass sie Ihm folgten, und der Herr beklagt sich, dass keiner hier sprach: „Wo ist der HERR, der uns aus dem Land Ägypten herausgeführt hat?“ [Jer 2,6]. Dass kein Herz sich auf diese Zeit berief. Nun, Gideon hat in dieser Weise gebetet. Sein Glaube war auf den Herrn gerichtet, der sie aus Ägypten herausgeführt hatte, und darin war das Geheimnis seiner Kraft, denn Gott sprach zu ihm: „Geh hin in dieser deiner Kraft“ [Ri 6,14]. Wenn das Wort unser Ohr erreicht hat, ist es unmöglich, dass wir dann zufrieden sein könnten da, wo wir sind, denn es kann keine Zufriedenheit dort geben, wo ein Gefühl des Versagens da ist. In Bezug auf das, woraufhin ich ausschaue – und es ist der einzige Gegenstand vor meine Seele –, so ist es das Kommen Christi. Wenn ich den Geist der Braut habe, verlange ich nach dem Bräutigam, weil Er der Bräutigam ist. „Der Geist und die Braut sagen: Komm!“ [Off 22,17]. Es mag viel Unwissenheit darüber da sein, was zu tun ist, aber lass die Beziehung, die Zuneigung zu Christus gesehen werden.
Ich sollte Enttäuschung fühlen in Bezug auf den Gedanken der Wiederherstellung; wenn ich den Geist Christi habe, werde ich dafür empfindsam sein, inwieweit die Braut nicht mehr passend für Ihn ist, und das Gefühl der Untreue wird begleitet sein von dem Wunsch, passender für Ihn zu werden. „Jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, wie er rein ist“ [1Joh 3,3]. – Das ist der Grundsatz. Die Braut, die nach dem Bräutigam ausschaut, wird danach suchen, für Ihn gereinigt zu seinen, bereitet und fertig zu sein für Ihn durch „die Waschung mit Wasser durch das Wort“ [Eph 5,26]. Geistliche Energie wird darauf aus sein, dass die Kirche für Christus bereit ist. Der Herr hat uns geistlich in ein Land des Segens gebracht, aber wir haben das Bewusstsein verloren, dass wir für Ihn sind, und sind mit diesem und jenem beschäftigt worden und nicht mehr empfindsam dafür, dass wir für Ihn und für Ihn allein da sind. Es würde unendlich glücklich für unsere Seelen sein, wenn wir nichts wüssten von dem, was um uns her passiert außer so, wie Gott es vor uns bringt, und wenn wir das Licht der Wahrheit in voller Kraft auf unseren Seelen hätten, dass wir für Ihn sind – die ganze Seele sollte Ihm gehören, und Ihm allein.
Wiederherstellung?
Wiederherstellung ist nicht das Ziel, das wir suchen sollten. Wenn jemand eifrig im Dienst Gottes ist und er nicht völlig Gottes Gegenstand hat, wird er etwas erreichen, denn er wird etwas an dessen Stelle aufstellen: einen anderen Gegenstand, der genauso aussieht, aber doch etwas anderes ist. Paulus war nicht erfolgreich, denn das Ende bei ihm war: „Alle suchen das Ihre“ [Phil 2,21]. Wenn ein Mensch Gottes Gegenstand hat und durch und durch für Gott arbeitet, dann muss er ein Mann der Trauer sein. Paulus schaffte es nicht, den Glauben seiner Mitarbeiter noch den der Kirche zu seinem eigenen hochzuziehen. Der wahre Gedanke in Bezug auf die Kirche heute ist: ein Volk – bereit im Geist für ihren Herrn; nicht als geschmückt, weil das Auferstehungsherrlichkeit ist, sondern bereit im Geist durch die „Waschung mit Wasser durch das Wort“. Ich glaube, der einzige Gegenstand in allem Dienst, selbst im Evangelisieren, ist, die Kirche Gott als Christi Braut darzustellen: völlig abgesondert für Ihn, so wie eine Braut sein sollte. Dienst und Wiederherstellung der Kirche sind völlig verschiedene Sachen. Ich diene heute Abend, aber ich stelle nicht wieder her. Viele mögen darüber verwirrt sein. Trotzdem zweifle ich nicht, dass Dienst dafür da ist, dass „die Waschung mit Wasser durch das Wort“ durchgeführt wird, um ein zubereitetes Volk zuzubereiten für den Herrn.
Ordnung
Nun möchte ich doch darauf hinweisen, dass ich in keinem Fall Ordnung unterbewerte. Unterwerfung unter den Geist Gottes zeigt sich darin, dass man sich dem unterwirft, was der Geist Gottes gibt. Aber ich verfolge das nicht als einen Gegenstand, sondern ich schaue hin nach dem Kommen unseres Herrn Jesus Christus. Doch ich zweifle nicht, dass meine ganze Arbeit für die Heiligen als Dienst ankommen wird.
Frage: Gibt es heute eine Kirche auf der Erde oder nicht?
J.N.D.: Gibt es eine Armee oder nicht? Nehmen wir an: eine Armee, nicht zerstört, aber zerstreut in alle vier Winde – wieso, da ist eine Armee, und da ist keine Armee; sie hat ihren gemeinsamen Charakter verloren.