Die Anläufe des Feindes führten nicht dazu, dass Gott dieselben Segnungen einfach wiederholte. Sie bewogen Ihn vielmehr, alle Reichtümer seines Segens herauszustellen. Er führt seine Absichten nach seinem Willen und entsprechend seinen Gedanken aus. Wir haben zuerst gesehen, dass Gott Israel als sein Volk für sich beansprucht; und zweitens, dass es von Gott vollständig gerechtfertigt worden ist. „Er erblickt keine Ungerechtigkeit in Jakob und sieht kein Unrecht in Israel“ (4Mo 23,21). Gott kam Bileam entgegen; und dieser musste erkennen, dass es keine Möglichkeit gab, gegen Gott aufzutreten. Anstatt also wie bisher auf Wahrsagerei auszugehen, wandte er sein Gesicht zur Wüste hin. „Bileam erhob seine Augen und sah Israel, gelagert nach seinen Stämmen“ (4Mo 24,2). Wir erblicken hier nicht ein Bild von den Heiligen in der himmlischen Herrlichkeit; denn Israel wird hier nicht betrachtet, nachdem es in die abschließende Segnung des Landes gebracht worden war, sondern in der Wüste. Auf diese Weise erhalten wir durch Bileam Kenntnis von den Gedanken Gottes über sein Volk hienieden (4Mo 24,3-5). Sobald ich auf das blicke, was aus Gott geboren ist, finde ich eine neue Ordnung der Dinge. Wir sind nicht im Fleisch, sondern im Geist. Der Christ ist in Christus gerechtfertigt und außerdem durch den Heiligen Geist wiedergeboren. Bileam schaute mit den Augen Gottes auf das Volk. Der Geist Gottes erfüllte sein Herz; und er erkannte, was Gott über sein Volk dachte. Der Glaube ermöglicht uns, mit Gottes Augen zu sehen und nicht mit unseren eigenen. „Wie schön sind deine Zelte …“, „Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde … und er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist“ (1Joh 3,9). Hier steht nicht: „Es (das neue Leben) kann nicht sündigen“, sondern: „Er kann nicht sündigen“ – der ganze Mensch ist aus Gott.
Bileam „sah Israel gelagert nach seinen Stämmen“. Das Volk war in der Wüste. Es geht hier nicht um die Rechtfertigung desselben, sondern um ihre Schönheit und Lieblichkeit in den Augen Gottes entsprechend dem Heiligen Geist. Es ist nicht allein der Gerechtigkeit nach von Gott angenommen worden, sondern es wandelt auch im Heiligen Geist. Von Abel wird gesagt: „Er (erlangte) Zeugnis, dass er gerecht war, indem Gott Zeugnis gab zu seinen Gaben“ (Heb 11,4). Zuerst wurde er als Person von Gott angenommen, und danach waren seine Gaben wohlgefällig für Gott. Auch Henoch wurde nicht nur gerechtfertigt, sondern erfreute sich auch auf der Erde der Gunst Gottes. „Vor der Entrückung hat er das Zeugnis gehabt, dass er Gott wohlgefallen habe“ (4Mo 24,5). Er wandelte sozusagen in der Freude an dem Lächeln des Vaters. „Wie schön sind deine Zelte …“ (4Mo 24,5). Dieser Vers verdeutlicht die Darstellung der Kirche (Versammlung) Gottes auf der Erde durch den Heiligen Geist (Eph 2,22). Das steht weit über dem Zustand im Paradies. Dort gab es keine Wohnung oder Hütte Gottes. Bald wird seine Hütte bei den Menschen sein (Off 21,3). Doch der Stellung der Kirche nach sind wir sozusagen schon in das Paradies Gottes versetzt. Wir sind aufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist. Auch wenn die Kirche zerteilt und verstreut ist, hält Gott sie trotzdem in seiner Hand. „Der Wolf raubt sie und zerstreut die Schafe.“ Doch es wird auch gesagt: „Niemand wird sie aus meiner Hand rauben“ (Joh 10,12.28).
Wir sind die Behausung Gottes. Das ist etwas anderes als unsere Wiedergeburt. Die Tatsache der Wiedergeburt offenbart unseren Seelen keine Wahrheiten. Gott offenbart uns Dinge durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt.
Die nach außen sichtbare Schönheit des geistlichen Lebens in einem einzelnen Gläubigen oder in der Kirche ist etwas anderes und beruht natürlich auf der Treue im Wandel. Aber die Aufrechterhaltung des geistlichen Lebens ist ausschließlich Gottes Sache und versagt nie. „Gleich Tälern breiten sie sich aus“ (4Mo 24,6). Das ist die erfrischende Kraft des Evangeliums. „Wie schön sind deine Zelte …“ Sie stimmen mit dem Wohlgefallen, das Gott an seinem ganzen Volk hat, überein. Dabei beruht die Lieblichkeit des Anblicks auf der Bewässerung durch den Strom Gottes – „gleich Gärten am Strom“.
Es ist unmöglich, dass Christus dem Bedürfnis des Glaubens nicht begegnet – sei der allgemeine Unglaube, wie er will. Es ist sehr demütigend; aber der Glaube einer Einzelperson strahlt oft am hellsten, wenn der allgemeine Unglaube am finstersten ist. So war es bei dem Apostel Paulus. Trotz aller Schwierigkeiten ging er weiter, als „alle das Ihrige (suchten), nicht das, was Jesu Christi ist“ (Phil 2,21). Der Glaube blickt nicht nur auf die Segnung in Gott, sondern auch auf den Ort, wo Er die Segnung gegeben hat, nämlich unter seinem Volk. Das Volk ist mit Gott in der Höhe verbunden. Darum ist es gesegnet; darum kann Gott jedoch auch kein Böses in ihm dulden.
Der Glaube erkennt den Ort, wo der Segen ist, und nimmt Letzteren begierig auf. „Gleich Aloebäumen, die der HERR gepflanzt hat …“ Nachdem es so mit Segnungen erfüllt ist, wird sein Volk zur Quelle des Segens für andere. „Wasser wird fließen aus seinen Eimern“ (4Mo 24,7). Die Braut sagt zu ihrem Herrn: „Komm!“, und zu dem, der Durst hat: Nimm „das Wasser des Lebens umsonst!“ (Off 22,17).
Ich habe Christus noch nicht als mein gegenwärtiges Teil; doch ich habe das lebendige Wasser; und deshalb kann ich sagen: „Komm und trinke!“ Wir sind noch nicht in der Herrlichkeit und gehören auch nicht zur Welt. Aber wir besitzen den Heiligen Geist, und darum wird gesagt: „Wer an mich glaubt, … aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Joh 7,38).
Indem wir Christus besitzen, sind wir des Baumes des Lebens teilhaftig geworden. Das Ergebnis ist grenzenlos. Es ist in keinster Weise eingeschränkt; obwohl wir in Wirklichkeit nur wenig Kraft besitzen, es zu benutzen. „Sein Same wird in großen Wassern sein.“ Damit wird die Ausdehnung der Segnung angezeigt.
Doch außerdem gibt es Kraft. „Sein König wird höher sein als Agag, und sein Königreich wird erhaben sein.“ Israel wird in Zion einen König haben. Wir stehen jedoch als Braut in viel engerer Beziehung zum Bräutigam. Auch wir werden bald in dem Königreich dargestellt werden. Beachten wir auch den Unterschied in der Ausdrucksweise! „Wie schön sind deine Zelte …“ Danach lesen wir: „Sein König wird …“ Das Volk hatte noch keinen König. Ihre sichtbare Segnung in Macht sollte erst noch kommen. Ihre Erhöhung sollte zukünftig im Land verwirklicht werden.
Wir erwarten nicht das Königreich als Gegenstand unserer Hoffnung. Tatsächlich befinden wir uns in einem gewissen Sinn schon darin. Es trägt für uns den Charakter als „Königtum und … Ausharren“ (Off 1,9); denn Christus ist noch verworfen und nicht da. Wir sind berufen, seine Verwerfung zu teilen und später seine Herrlichkeit. Wir werden mit Ihm herrschen. Er ist ein König; und auch wir sind Könige. Er ist ein Priester; und auch wir sind Priester. Wenn wir mit Ihm leiden, werden wir auch mit Ihm verherrlicht werden. Er ist unser Haupt; und Er muss in allem den Vorrang haben. Alle jene Gläubigen, die das Reich besitzen, sollen mit Kraft in Verbindung stehen. Gott gibt nicht nur Segnungen, sondern diese sind auch verbunden mit dem Volk Gottes.