Ihr Knechte, gehorcht in allem euren Herren nach dem Fleisch, nicht in Augendienerei, als Menschengefällige, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend (3,22).
Die Sprache des Kolosserbriefes ist in all diesen Fällen absolut; nicht so im Epheserbrief, wo mehr Vorsicht angebracht ist. Ich denke, dass dies auf den glücklicheren und besseren Grundton unter den Ephesern zurückzuführen ist. Sie benötigten eher Grenzen als den Druck der Pflicht. Die Kolosser dagegen mussten zum Gehorsam ermahnt werden. Eine wohlgeordnete Familie muss beispielsweise nicht in gleicher Weise zum Gehorsam ermahnt werden, wie eine ungeordnete. Seltsamerweise ist der Eigenwille ein steter Begleiter des gesetzlichen Geistes. Es gibt niemals wahren Gehorsam ohne die Kraft der Gnade. Wer war das halsstarrigste Volk in der ganzen Welt? Die Juden, dieselben, die sich des Gesetzes rühmten. Sogar Christen, die sich das Gesetz zur Lebensregel genommen haben, werden weniger gehorsam sein und sich nichts dabei denken, gegen die Heilige Schrift zu verstoßen. Das war eine Gefahr für die Kolosser – ein Geist der Satzungen und der Gesetzlichkeit.
Kein Mensch wird durch gute Regeln gehorsam. Wodurch also wird Gehorsam hervorgebracht? Das Herz muss von rechten Motiven erfüllt sein; und was bringt das zustande? Die Liebe zu einem Menschen gibt ihm ein Gefühl der Pflicht und wirkt auf das Herz ein. Das macht den Gehorsam leicht. Regeln sind niemals die Macht, sondern nur die Prüfungen des Gehorsams in bestimmten Fällen. Das gilt sogar für die Gebote Christi. Wer Ihn liebt, der hält sie, und nur der. Das veranlasst zum Gehorsam, und dann liegt das, was Christus sagt, in unseren Herzen und Gedanken und Erinnerungen – nicht nur seine Gebote, sondern sein Wort. Wie leicht hingegen vergessen wir seine Gebote, wenn wir Ihn nicht lieben! Dies ist ein wichtiger Unterschied in Johannes 14. Zuerst spricht der Herr von seinen Geboten, dann von seinem Wort (V. 21.23). Die Wahrheit ist: Wo ein liebendes Herz ist, regiert die Zuneigung jede Willensäußerung, auch ohne ein ausdrückliches Gebot.