Es ist gut ausgedrückt worden, dass im Epheserbrief nie von Christus als dem Ebenbild Gottes gesprochen wird; im Kolosserbrief ist Er es, und zwar ganz ausdrücklich. Wenn wir unterscheiden dürfen, haben wir es im Epheserbrief eher mit Christus zu tun, der mir zeigt, was Gott ist – nicht sein Bild, sondern sein moralisches Ebenbild, das sich in Christus widerspiegelt. Deshalb heißt es: „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt“ (Eph 5,1.2). Es ist mehr der Begriff der Ähnlichkeit als der der Darstellung. Doch obwohl man von Christus sagen kann, dass Er das Bild Gottes ist, wird nie gesagt, dass Er in Gleichheit Gottes ist, einfach weil Er Gott ist. Im Kolosserbrief hören wir wiederholt vom Bild Gottes. Hier heißt es zum Beispiel, der neue Mensch sei „nach dem Bild dessen, der ihn geschaffen hat“ (V. 10); so wird im ersten Kapitel gesagt, Christus sei das Bild des unsichtbaren Gottes. Die beiden Begriffe Bild und Abbild mögen in unserem Verständnis oft verwechselt werden, aber nicht so in der Schrift, wo Bild einfach bedeutet, dass eine Person einer anderen ähnelt; Abbild bedeutet, dass eine Person dargestellt wird, ob sie ihr nun gleicht oder nicht – beides kann natürlich zusammen der Fall sein.
Zieht nun an, als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Sanftmut, Langmut (3,12).
Dies sind die positiven, moralischen Eigenschaften Christi – der Ton, der Geist und die inneren Gefühle unseres Herrn. Nicht gerade als Kinder, sondern „als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte“ sind wir aufgerufen, dasselbe zu zeigen. Wir sollen so empfinden und wandeln, wie der Herr hier gewandelt ist.