Es ist also Friede, aber nicht in einem abgrenzenden Geist, nicht als ob man nichts miteinander zu tun hätte, sondern, im Gegenteil, ein Anhangen an allen, trotz allem. Angenommen, mich beunruhigt etwas Schmerzliches an jemandem, der in Gemeinschaft ist, soll ich dadurch so beunruhigt sein, dass ich daran gehindert werde, zum Tisch des Herrn zu gehen? Das würde Unrecht zu Unrecht hinzufügen; denn wenn es für mich richtig wäre, fernzubleiben, so würde es auch anderen obliegen. Ich habe niemals das Recht, mich über solche Dinge aufzuregen, sondern das Recht, den Frieden Christi in meinem Herzen walten zu lassen. Es gibt immer einen Weg Christi in allem, und es ist sehr wichtig für uns, sich daran zu erinnern. „Und seid dankbar“; nicht ängstlich, noch mürrisch, sondern dankbar. Alles, was falsch ist, kann Gegenstand des Urteils sein; aber die beste Vorstufe für ein gesundes Urteil ist, das zu tun, was Gott entspricht – vielleicht, Selbstgericht zu üben. Es ist unser Vorrecht, bei allem, was wir in Angriff nehmen, an Christus zu denken.
Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen, indem ihr in aller Weisheit euch gegenseitig lehrt und ermahnt mit Psalmen, Lobliedern und geistlichen Liedern, Gott singend in euren Herzen in Gnade (3,16).
Dies ist ein bemerkenswerter Gegensatz zwischen dem Evangelium und dem Gesetz. Das Gesetz entschied dies und jenes; und nicht nur dies, sondern der Gehorsam des Gesetzes ist definitiv; er lässt keinen Raum für ein wachsendes Maß an Geistlichkeit. Nun gibt es im Christentum eine Elastizität, die Raum für Unterschiede in der Geistlichkeit lässt. Das passt nicht zu den Gedanken der menschlichen Natur; es ist zu unbestimmt für sie; aber es ist die Vollkommenheit in den Gedanken und Wegen Gottes, der so die Neigungen und Urteile formt. Es ist genau das, was Raum für das Wort Christi lässt. Hier gibt es Wachstum in jeder Art von Weisheit, und auch Raum für die Ausübung des geistlichen Urteils. Im ersten Kapitel gibt es ein ähnliches Prinzip, nur heißt es dort „damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens …, um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen“ (1,10.11). Hier heißt es: „Lasst das Wort Christi reichlich in euch wohnen, indem ihr in aller Weisheit euch gegenseitig lehrt“; es geht nicht um den Wandel, sondern um Genuss und Anbetung. Daher haben wir gleich danach, dass sie sich gegenseitig lehren und ermahnen sollten. Wenn wir von Genuss und Anbetung sprechen, ist nicht die öffentliche Ausübung gemeint, sondern die Gesinnung im Umgang miteinander.