Schriften von William Joseph Lowe
Das „ewige Leben“ - Der Begriff „Leben“
Ewiges Leben - Der Begriff „Leben“ in den Schriften der Apostel Johannes und Paulus im Vergleich (2)
Der Brief an die EpheserDer Brief an die Epheser
Im Epheserbrief sind wir in der Gegenwart der göttlichen Ratschlüsse, in seinem „Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat für sich selbst“ [Eph 1,9] und das seinen Ausdruck und seine Mitte findet in Christus: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe; und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut“ (Eph 1,3-7). In diesem Brief sind wir nicht bloß auferstanden, sondern darüber hinaus – als mit dem Heiligen Geist der Verheißung Versiegelte – fähig gemacht, Juden wie Heiden, in CHRISTUS JESUS in den himmlischen Örtern zu sitzen (Eph 2,6). „In Christus“ und durch sein Blut haben wir nicht nur die Vergebung der Sünden empfangen, sondern wir, die wir einst fern waren, sind in die Nähe Gottes gebracht (Eph 2,13), wo wir Ihn als den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus kennenlernen dürfen.
Im ersten Kapitel und im ersten Teil des zweiten Kapitels bis Vers 10 wird uns das Wirken Gottes vorgestellt, von Kapitel 2,11 an ist es das Wirken Christi.
Das bringt uns zu dem zweiten bereits oben erwähnten Punkt, nämlich der Art und Weise, in der in diesen beiden Briefen darüber gesprochen wird, dass wir „mit dem Christus lebendig gemacht“ werden – die einzigen beiden Stellen, in denen wir diesen Ausdruck finden. Es ist Gottes Werk, der Ausfluss seiner Liebe; und Christus wird als „im Tod“ gesehen sowie als auferstanden aus dem Tod. In Epheser 2,4-7 lesen wir: „Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, wegen seiner vielen Liebe, womit er uns geliebt hat, hat auch uns, als wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr errettet –, und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus.“ In Kolosser 2,11-14 lesen wir: „In dem seid ihr auch beschnitten worden mit einer nicht mit Händen geschehenen Beschneidung, in dem Ausziehen des Leibes des Fleisches, in der Beschneidung des Christus, mit ihm begraben in der Taufe, in dem ihr auch mitauferweckt worden seid durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat. Und euch, die ihr tot wart in den Vergehungen und der Vorhaut eures Fleisches, hat er mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat; als er ausgetilgt hat die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen, die gegen uns war.“
Der Epheserbrief stellt uns die Wahrheit weit mehr im Detail vor, denn der von uns zitierte Abschnitt ist das Ende eines langen Absatzes, der in Epheser 1,15 beginnt, indem er uns zeigt, was Gott in Christus gewirkt hat, indem Er Ihn aus den Toten auferweckt und zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern gesetzt hat. Diese zusätzliche Wahrheit ist es, die den Brief kennzeichnet und den Unterschied darstellt zum Kolosserbrief in Bezug auf die Art und Weise, in der wir „in Christus“ und als mit Ihm verbunden gesehen werden. Wir finden bis zum dritten Kapitel des Kolosserbriefes nichts über den Platz des Christus in Herrlichkeit; und dann wird unsere Beziehung dazu völlig anders dargestellt als im Epheserbrief. Wir werden nicht als solche bezeichnet, die „in Christus Jesus“ versetzt sind [in die himmlischen Örter], sondern wir werden als solche gesehen, die sich auf der Erde befinden und deren Herzen und Gedanken auf die Dinge nach oben gerichtet sind, wo der Christus ist, [„sitzend zur Rechten Gottes“; Kol 3,1]. Sein Tod ist unser Leben, und in uns [besitzen wir] die Hoffnung der Herrlichkeit; sein Tod ist unser Teil: „Wir sind gestorben“25 [Kol 3,3], und unser Leben ist verborgen mit Ihm in Gott, während wir auf den Augenblick warten, wenn Er offenbart werden wird, damit auch wir mit Ihm in Herrlichkeit offenbart werden.
Wenn uns [die geschilderten] Unterschiede so recht ins Bewusstsein kommen, erkennen wir sofort die Fehlerhaftigkeit der vom System bestimmten Ausdrücke in Grants Traktat. Die Abschnitte sind keineswegs „genau parallel“, wie er auf Seite 18 behauptet. Und auch seine Behauptung auf Seite 6 ist nichts anderes als eine falsche Interpretation der Schrift: Er sagt, „Leben sei erst jetzt in Christus“, denn nur als Auferstandener und Aufgefahrener sei Er zum Herrn und Christus geworden. Hier seine Himmelfahrt einzuführen – wenn über Leben gesprochen wird –, steht im Widerspruch zu beiden Abschnitten, denn obgleich ein oberflächlicher Blick auf den Abschnitt im Epheserbrief diesen Gedanken stützen könnte, so genügt ein wenig Aufmerksamkeit, um zu zeigen, dass dies nicht so ist, und im Kolosserbrief wird das bewusst ausgelassen. Es ist die Beschreibung der gewaltigen Macht Gottes in der Auferweckung Christi aus den Toten, die uns hier nahegebracht wird und an der unser Glaube festhält. Wir sind „lebendig gemacht zusammen mit Ihm“, mit Ihm vereint im Leben, heraus aus dem Zustand, „tot zu sein in Sünden“. Nur durch die Auferstehung kann der Ausdruck in Bezug auf Christus auf diese Weise benutzt werden. „Er hat uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben“ [Eph 5,25], indem Er in den Tod, in dem wir waren, hinabstieg – ohne eine Regung des Herzens gegen Gott oder gar einer gefühlten Notwendigkeit – „tot in Sünden“ –, und Gott hat Christus aus den Toten auferweckt und uns mit Ihm, so dass das Leben, das wir mit Christi Auferstehung bekamen, das des Glaubens an Ihn und des Glaubens an Gottes Wirken ist. Es ist [ein Leben] nach dem Tod und nach der Macht Satans, wie Kolosser 2,15 zeigt; und das Gesetz, die Handschrift in Satzungen, die gegen uns war, wurde an das Kreuz genagelt“ [Kol 2,14]. So ist seine Liebe zu uns!
Die Schlussfolgerung seines Traktats, die auf einer aus dem Zusammenhang gerissenen Stelle in Apostelgeschichte 2,36 beruht und sich historisch gibt, bringt jegliche geistliche Lehre über diese Abschnitte so durcheinander, dass sie dem Gläubigen den unmittelbaren Segen der Wahrheit in ihrer Einfachheit raubt. Es war nötig, [darüber zu reden], um das Flickwerk dieses Systems zu zeigen. Wie bereits gezeigt, war das Weglassen charakteristischer christlicher Wahrheit im ersten Essay des Autors zu grob; wenn das zur Anwendung kommt, dient es einzig dazu, die Schwachheit und Fehlerhaftigkeit der ganzen Argumentation zu beweisen. Wie Grant es einbringt, vermittelt es einen Wert vom „Leben in Christus“, der im Gegensatz zu den Aussagen der Schrift steht, wobei die Verbindung zu dem Begriff „Leben im Sohn“ da weggelassen wird, wo der Geist Gottes sie ausdrücklich einführt. In beiderlei Hinsicht verfälscht dieses System grundlegende Wahrheit – und die ganze Theorie beruht [ausschließlich] auf Einbildung.
Aber all diese Seiten (S. 13–18) des Traktats, besonders was die Art und Weise betrifft, in der der Autor über „Einheit“ schreibt, sind derart konfus, dass ich mir selbst und dem Leser die Mühe einer Fortsetzung ersparen möchte.
Die Schwierigkeiten entstehen, wenn man unterschiedliche Abschnitte der Schrift miteinander vermischt oder auf andere Weise entstellt, wie Grant es tut, so dass sich in unserem Bewusstsein praktisch ein System etablieren kann. Nun, Gott, der weiser ist als wir und am besten weiß, wie Er unserem Zustand und unseren Bedürfnissen entsprechend seine Wahrheit vermitteln kann, hat entschieden, uns diese Wahrheit in vielen verschiedenen Briefen mitzuteilen, gar nicht zu reden von den vier verschiedenen Evangelien. Durcheinanderzubringen, was über „lebendig gemacht“ und „vom Tod zum Leben hinübergehen“ im Johannesevangelium und weiter in diesen beiden Briefen gesagt wird, nimmt [dem Gläubigen] jegliche Sicherheit. Und das wird uns auf zweierlei Weise bewusst, denn beide Male hängen die Aussagen davon ab, wie Christus in verschiedenen Schriften gesehen wird. Gegenstand im Johannesevangelium ist das Leben, wie es in der Person des Sohnes offenbart wird, und damit konsequenterweise die Offenbarung des Vaters, während es in den Briefen darum geht, zu zeigen, in welche Stellung Gott uns vor sich selbst gebracht hat, sowie um Christus als den Gegenstand des Herzens, indem der [Heilige] Geist unsere Gedanken und Gefühle dadurch prägt, dass Er uns mit Ihm nährt, und das in Verbindung mit dem Platz, an dem [Christus] jetzt ist. Zweitens wird Er im Johannesevangelium als der Handelnde gesehen, sowohl in seiner göttlichen Natur als auch indem Er sich selbst dahingibt, wohingegen im Epheser- und Kolosserbrief Er als tot beschrieben wird und als derjenige, in dem Gottes Kraft gesehen wird in seiner Auferstehung.
Das wird hier auf eine sehr bestimmte Weise verkündet; das nimmt der Glaube in Römer 6,11 an; die praktische Verwirklichung davon, nämlich dass Gott dem Gläubigen zu Hilfe kommt in den Umständen, durch die Er ihn gehen lässt, finden wir in 2. Korinther 4,1-12.