Schriften von William Joseph Lowe
Das „ewige Leben“ - Der Begriff „Leben“
Ewiges Leben - Der Begriff „Leben“ in den Schriften der Apostel Johannes und Paulus im Vergleich (2)Ewiges Leben - Der Begriff „Leben“ in den Schriften der Apostel Johannes und Paulus im Vergleich (2)
Wir kommen nun dazu, die Lehre des Paulus zu betrachten. Und hier zitiere ich den Einführungsabschnitt aus Grants Abhandlung:
Meine erste Behauptung ist, dass wir kraft des Lebens in Ihm „in Christus sind“. In Römer 6,1116 wird das deutlich: „So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus“, und wiederum spricht Römer 6,23 davon: „Die Gnadengabe Gottes aber ist ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
Das ist die Lehre des Paulus; die des Johannes ist parallel und doch unterschiedlich: „Gott hat uns ewiges Leben gegeben, und dieses Leben ist in seinem Sohn“, und wiederum: „Wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1Joh 5,11.20).
Es ist wohl nicht möglich, die Parallelität dieser Ausdrücke in Zweifel zu ziehen. In demselben Sinn, in dem Paulus versichert, dass wir Leben in Christus besitzen, versichert Johannes, dass wir es im Sohn besitzen. Es handelt sich natürlich um ein und dieselbe Person; der Unterschied besteht darin: Während der Sohn Gottes dies schon immer war, ist „Christus“ als solcher erst geworden; und Er wurde dies nicht einfach als Mensch, der in diese Welt hineingeboren wurde, sondern vielmehr als nach seinem vollendetem Werk auferstandener und zum Himmel aufgefahrener [Christus]17, wie Petrus es zu Pfingsten verkündigte: „Diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind“ [Apg 2,32], und: „Gott hat ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt“ (Apg 2,36). Daraufhin wurde der Heilige Geist als Bestätigung ausgegossen.
Deshalb: In demselben Augenblick, in dem jemand Leben in dem Sohn besitzt, hat er auch Leben in dem Christus, denn der Sohn ist Christus.
In Bezug auf das oben Gesagte möchte ich die Aufmerksamkeit beispielhaft auf die charakteristische Argumentationsweise lenken, wobei zu bedenken ist, dass der erste Absatz nach genauer Überprüfung verlangt, wohingegen der zweite Absatz irreführend ist, wie der Leser augenblicklich erkennen wird; der dritte Absatz, der auf der Parallelität [der Aussagen] beharrt, ist ganz einfach falsch; und der vierte Absatz beruht auf einer rationalen Schlussfolgerung.
Grant behauptet, dass in demselben Sinn, in dem Paulus versichert, dass wir Leben in dem Christus besitzen, Johannes versichert, dass wir es in dem Sohn besitzen. Ist der Sinn [wirklich] derselbe? Fühlt nicht jeder Christ beim Lesen der zitierten Abschnitte, dass „Christus“ und „der Sohn“ keineswegs austauschbare Begriffe sind? Der Apostel sagt in Galater 2,20: „Was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich im Glauben, durch den an den
Sohn Gottes.“ Aber sagt er, dass „der Sohn Gottes in ihm lebt“? Oder wird etwa in Galater 4,19 gesagt, dass der Sohn Gottes in uns „Gestalt gewinnt“? Jeder Christ würde einen solchen Gedanken zurückweisen. In Kolosser 3,4 finden wir die Aussage, dass „Christus unser Leben“ ist, aber wo wird gesagt, dass „der Sohn“ unser Leben sei? Und wo wiederum wird dies in Bezug auf das ewige Leben als charakteristisch behauptet? … Sondern: „Dieses Leben ist in dem Christus.“ Diese Idee der Parallelität verrät das ganze System, indem sie die kostbaren Absichten des geschriebenen Wortes [Gottes] zerstört.
16 Anm. d. Übers.: Bibelzitate nach der revidierten Elberfelder Übersetzung (Edition 2009).↩︎
17 Anm. d. Übers.: In [eckige] Klammern gesetzte Worte und Stellenangaben wurden vom Übersetzer eingefügt.↩︎