Schriften von William Joseph Lowe
Das „ewige Leben“ - Der Begriff „Leben“
Joh 3,36; 4,14 – Ewiges Leben: Das „ewige Leben“ in den Evangelien (1)
Der Begriff „ewiges Leben“ in den synoptischen EvangelienDer Begriff „ewiges Leben“ in den synoptischen Evangelien
In Matthäus 7,14 spricht der Herr über „den Weg, der ins Leben führt“. Ebenso in Matthäus 18,8.9 (vgl. Mk 9,43.45.47, wo Er vom „Eingehen in das Reich Gottes“ spricht) und in Matthäus 19,17 lesen wir vom „Eingehenins Leben“ – wieder als eine zukünftige Sache (wie nahe es auch immer zu jenem Zeitpunkt gewesen sein mochte), und immer hat das einen direkten Bezug zu der Verwirklichung der Segnungen, die mit dem neuen Bund, der von dem Messias eingeführt wird, in Verbindung stehen, wobei die Tür für spätere Entwicklungen bezüglich des „Reiches Gottes“ in seiner ganzen Fülle offen gehalten wird (insbesondere im Hinblick auf die moralische Bedeutung dieses Ausdrucks). Auch der Begriff „Leben“ würde erst dann, wenn Gott es für angebracht hält, zu erklären sein. Besonders der Abschnitt in Markus 9, der nicht von Haushaltungen spricht wie Matthäus, stellt eine Art Verbindung her zu Johannes 3.
Aber der zuletzt erwähnte Abschnitt in Matthäus erfordert im Vergleich zu den Parallelstellen in Markus 10,17-22 sowie Lukas 18,28-33 weitere Überlegungen. Der reiche junge Mann benutzt den Ausdruck „ewiges Leben“. In Matthäus, dem Evangelium der Haushaltungen, sagt er: „… um ewiges Leben zu haben“, denn der Charakter dieses Evangeliums unterstreicht klar dessen Bedeutung, und das Wort „haben“ untermauert den Unterschied zu dem Wort „eingehen“ in der Antwort des Herrn. Die beiden anderen Stellen lassen diesen Unterschied weg, indem sie von „erben“ sprechen, was natürlich zukünftig ist. Das verleiht dem Gebrauch des Wortes „haben“ in Matthäus eine besondere Kraft.
Ein Jude, der in den Schriften des Alten Testaments unterwiesen war, erwartete die Erfüllung der nationalen Segnungen; er wusste von nichts anderem als dem, was in Verbindung mit der Herrschaft des Messias verheißen war, „Leben bis in Ewigkeit“, angekündigt in Psalm 133,3, als Segnung in Verbindung mit dem Berg Zion3, ebenfalls angekündigt in Daniel 12,1.2, wie sie besonders Daniels Volk erwartete, das heißt einige von ihnen, die „im Buch geschrieben gefunden wurden“. Mehr konnte Daniel darüber nicht wissen. Und es ist anzumerken, dass der wunderbare Herr in seiner Antwort an den jungen Mann bezeichnenderweise das Attribut „ewig“ auslässt, indem Er sagt: „Wenn du aber ins Leben eingehen willst {selbst das wird in Markus und Lukas nicht gesagt}, so halte die Gebote“ (Mt 19,17). Er tat nicht mehr, als ihn zurückzuverweisen auf das, was bereits im Gesetz gesagt war, genau wie bei dem Gesetzgelehrten in Lukas 10,25-27, indem Er [5. Mose 6,5 und 3. Mose 19,18] zitiert: „Tu dies, und du wirst leben.“ Prinzipiell ist das die Sprache des Gesetzes; und in Galater 3,12 besteht der Apostel darauf [„Wer diese Dinge getan hat, wird durch sie leben“]. Das Gesetz ging nicht weiter, als ein Weiterleben auf der Erde anzukündigen (wie gesegnet dies auch immer unter dem Neuen Bund [Jer 31,33 und Heb 10,16.17] sein würde, wenn das Gesetz „auf die Herzen“ des Volkes Gottes geschrieben sein würde während der Segnung Israels an einem zukünftigen Tag) unter der Bedingung, dass praktische Gerechtigkeit in Gehorsam aufgerichtet würde. Dazu im Gegensatz steht, was der Herr jenem jungen Mann antwortet (Mt 19,21; Mk 10,21; Lk 18,22), dass er einen Schatz im Himmel hätte unter der Bedingung, dass er seine irdischen Segnungen den Armen gäbe und Christus nachfolgte.
Wenn der Herr selbst in Matthäus 19,29 von „ewigem Leben“ spricht, benutzt Er den Begriff „erben“, was sich auf die Zukunft bezieht, genau wie die korrespondierenden Abschnitte in Markus 10,30 und Lukas 17,30 in positiver Weise von „dem kommenden Zeitalter“ reden. Der Charakter des Matthäusevangeliums wurde bereits oben erwähnt, so dass eine neuerliche Erklärung unnötig ist. Die einzige andere Passage, die sich auf das Königreich des Messias (oder das kommende Zeitalter) bezieht, ist Matthäus 25,46, und zwar nach dem Gericht der auf der Erde lebenden Nationen, zu der Zeit, wenn der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit mit all seinen heiligen Engeln kommt (Mt 25,31). Vergleichen wir dies besonders mit dem Abschnitt in Matthäus 19,28, der auf die Szene hinweist, die der Herr „die Wiederherstellung [Israels]“ nennt.4
3 Interessant ist der Unterschied zwischen dem hier Gesagten und dem, was der Herr zu der Frau von Samaria sagt in Verbindung mit dem Wasser des Lebens, das Er geben würde. Dort wird der Ort der Anbetung, ob Gerizim oder Jerusalem, nicht örtlich festgelegt, sondern die wahrhaftigen Anbeter würden den Vater in Geist und Wahrheit anbeten.↩︎
Life and Propitiation, S. 42–44.