Schriften von James Butler Stoney
Verschiedene Briefe zum Thema Gemeinde
Können wir behaupten, die Versammlung Gottes an einem bestimmten Ort zu sein?Können wir behaupten, die Versammlung Gottes an einem bestimmten Ort zu sein?
Um eine Antwort auf deinen Brief bzgl. der Versammlung oder Kirche zu geben: Du musst als Erstes zugeben, dass die Kirche sich heute nicht an irgendeinem Ort, in einer Stadt oder in einem Land befindet, wie es in Korinth der Fall war, worauf du dich beziehst. Wenn du zugibst, dass die Kirche als Gottes Haus ihren ersten Zustand verlassen hat, dass das Haus heute in Unordnung ist – ein „großes Haus“, wo Gefäße zur Ehre und zur Unehre sind –, dann erkennst du, dass du nicht von der Kirche an einem Ort sprechen kannst als von einer Kirche, die alle bekennenden Christen dort mit einbeziehst. Das ist das, worauf Rom abzielt und was durch das kirchliche System gefördert wird, weil sie nicht zugeben wollen, dass die Kirche eine moralische Ruine ist. Alle Sekten des Christentums begannen mit der ausdrücklichen Absicht, den Zustand der Dinge zu verbessern. Ihre Fehler entstanden durch ihre Ansicht, reformieren zu können. Der einzig gangbare Weg für dich oder jeden, der dem Herrn treu sein will, ist: sich zuerst von den Gefäßen zur Unehre reinigen, um dann mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen, nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden zu streben (2Tim 2,22). Wenn dir die Verdorbenheit, mit der du in dem „großen Haus“ verbunden bist, bewusst wird, wirst du dich von den Personen oder Gefäßen zur Unehre distanzieren. Du versuchst nicht, die Kirche zu verbessern, sondern fängst von vorne an. Du kehrst zu den anfänglichen Absichten des Herrn zurück. Wir lernen in Matthäus 14-16, wie der Herr seine Jünger über die Versammlung unterwies. Du beginnst hier: Du siehst zu, zum Überrest zu gehören in Zeiten, in denen alle um dich herum bekennen, das Haus Gottes zu sein, das jedoch im Verfall und in Unordnung ist. Ein Überrest ist durch die Treue zum Herrn gekennzeichnet und ist der hellste Wesenszug des Originals. Der wahre Überrest hat eine „kleine Kraft“, hat „mein Wort bewahrt“ und „meinen Namen nicht verleugnet“; befindet sich vor seinen Augen und seinem Herzen. Er sucht keinen Platz unter den Menschen „gleich der Terebinthe und gleich der Eiche, von denen, wenn sie gefällt sind, ein Wurzelstock bleibt“ (Jes 6,13). Keine Blätter, nichts Erkennbares für das menschliche Auge.
Wenn wir auf diese Weise auf den Herrn geworfen sind, erfreuen wir uns an Ihm in unserer Mitte, und wenn wir das tun, werden wir für jeden, der den Herrn wirklich sucht, eine Hilfe und ein Anziehungspunkt sein. Je abgesonderter wir sind, umso mehr ist der Herr bei uns.4 Wir sollten wirklich ein moralisches Rettungsboot zwischen all den Wracks um uns her sein. Wir suchen nichts für uns. Unsere Herzen sind auf den Herrn ausgerichtet und warten auf sein Kommen. Ich hoffe, dass du dies alles verstehst. Der Herr segne dich.5
4 Anm. der Red.: Das heißt: Hier ist damit natürlich „im wahren biblischen Sinn“ gemeint und nicht in einer sektiererischen, pharisäischen Absonderung, die dem Herrn ein Gräuel ist.↩︎
5 „Can we assume to be the Assembly of god in any Place?“ in Letters of J.B. Stoney, Bd. 1, S. 57–58.↩︎