Behandelter Abschnitt Joh 7,1-13
Die Kapitel 5 und 6 enthalten die Lehre über die Person von Christus: Das 5. Kapitel stellt Ihn als den Leben spendenden Sohn Gottes dar; das 6. als den Sohn des Menschen, der vom Himmel herabgekommen und für die Menschen gestorben ist - und somit eine Person des Glaubens ist.
Der Herr geht nicht zum Laubhüttenfest
Verse 1-13. Im 4. Kapitel hatte der Herr Jesus Judäa verlassen, um nach Galiläa zu gehen. Dort hielt Er sich auf, und dort stellte Er sich dem Volk vor. Zu Beginn von Kapitel 7 nun heisst es, dass Er nicht mehr nach Judäa gehen wollte, denn die Juden versuchten Ihn zu töten. Der Grund für diesen besonderen Hass war die Heilung des Gelähmten am Sabbat und dass Er sich selbst als der Sohn Gottes vorstellte, sich Gott gleich machend.
Die erste dieser beiden Handlungen setzte das jüdische System beiseite - nicht nur nach dem Gesetz, sondern ausgerechnet in dem, was das Siegel des Bundes und das Zeichen des Teils war, das die Juden an der Ruhe Gottes hatten. Die zweite dieser Handlungen bedeutete die Einführung eines ganz neuen Systems, und zwar in seiner Person. Später wird die Heilung des blind geborenen Mannes ihren Ärger hervorrufen, wie wir noch sehen werden. Nur ein kleiner Überrest klammerte sich an Ihn, ein Überrest mit einem wahrhaftigen, aber unwissenden Glauben; ein Überrest, der nur das aufnimmt, was nötig ist, um errettet zu werden - nämlich Christus und seine Worte, wie Er sich ihnen vorstellte. Trotzdem hatte dieser Überrest einen wahrhaftigen, von Gott gegebenen Glauben.
Deshalb finden wir nun im 7. Kapitel wie der Herr sich weigert, sich vor der Welt zu zeigen. Wir finden den Unglauben seiner Brüder und seine Erklärung, dass für Ihn die Zeit noch nicht gekommen war, um das Laubhüttenfest zu feiern.
Die drei grossen Feste
Es gab bei den Juden drei grosse Feste. Jeder erwachsene Mann musste nach Jerusalem gehen, um sie zu feiern. Es waren das Passah, das Pfingstfest und das Laubhüttenfest. Das Gegenbild des Passah finden wir im Kreuz; jenes von Pfingsten im Herabkommen des Heiligen Geistes. Doch das Gegenbild des Laubhüttenfests fehlt noch - es gibt kein ihm entsprechendes Ereignis.
Trotzdem werfen die Verordnungen, die für dieses Fest aufgestellt wurden, Licht auf das, was sein Gegenbild werden soll. Das Laubhüttenfest leitet seinen Namen von der Tatsache ab, dass die Israeliten nach ihrem Eintritt ins Land Kanaan während acht Tagen in Hütten leben sollten, wie es im Gesetz vorgeschrieben war. Diese Hütten waren aus Ästen von Bäumen gemacht und zeugten davon, dass sie Pilger in der Wüste gewesen waren und dass Gott sie in seiner Treue ins verheissene Land gebracht hatte.
Zudem wurde dieses Fest nach der Getreideernte und nach der Weinlese gefeiert - zwei Ereignisse, die überall in der Schrift als Bilder des Gerichts verwendet werden. Dabei spricht die Getreideernte vom Gericht, das auf der Erde die Guten von den Bösen scheidet; während die Weinlese ein Bild des Ausmasses der Rache an den Feinden ist, wenn Christus die Kelter treten wird. Die Erfüllung dieses Festes findet statt, wenn Israel nicht mehr zerstreut sein wird, sondern die Auswirkungen der von Gott gemachten Verheissungen geniessen kann. Doch dies wird erst möglich sein, nachdem das Gericht das Unkraut vom Weizen getrennt hat und die Rache ausgeführt, die Kelter Gottes - gemäss Jesaja 63 - vom Herrn selbst getreten worden ist.
Die Ankündigung des Heiligen Geistes
Doch die Zeit für diese Ereignisse war noch nicht gekommen, als Christus auf der Erde lebte. Das wird erst dann der Fall sein, wenn Er in Herrlichkeit offenbart wird. Als Sohn Gottes konnte Er damals Leben geben. Als Sohn des Menschen hatte Er die Leiden vor sich. Doch der Moment war noch nicht gekommen, um sich der Welt zu zeigen und, nachdem Er seine Feinde gerichtet und vernichtet haben wird, in Macht alle Verheissungen, die Er Israel gegeben hatte, zu erfüllen.
Was Er nun nach seiner Verwerfung und seinem Tod als Nächstes tun würde, war, dass Er als Verherrlichter den Glaubenden seinen Geist geben würde (V 37-39). Er war das vom Himmel gekommene Brot. Bald würde Er sterben und sein Blut würde vergossen werden. Doch wenn es um das Gericht ging, um die Erfüllung seiner Verheissungen hier auf der Erde, um sein Ofifenbarwerden vor der Welt, dann konnte dies erst später stattfinden, erst wenn Er in Macht erscheinen und als König handeln wird. In der Zwischenzeit gibt Er, nachdem Er in den Himmel zurückgekehrt ist, seinen Geist, und zwar bis Er wiederkommt.
Dies ist die Unterweisung dieses Kapitels. Nun werden wir einige Einzelheiten seines Inhalts betrachten. Zeiten und Gegebenheiten sind von Gott. Für den Herrn Jesus war damals die Zeit noch nicht gekommen, um sich der Welt zu zeigen oder auf dem Laubhüttenfest zu erscheinen. Die Zeitpunkte dienen jenen, die von der Welt sind, damit sie von dem profitieren, was weltlich ist. Sie sind von der Welt und schwimmen mit ihrem Strom. Die Welt hasst sie nicht. Doch dort, wo es ein Zeugnis Gottes gibt, wird es zum Anlass ihres Hasses. Ein aufrichtiges Herz wird vielleicht vom Zeugnis, das Gott von der Wahrheit ablegt, getroffen. Aber darin findet sich kein ausreichendes Motiv, um mit denen, die jedem Zeugnis Gottes widerstehen, zu brechen. Doch der Führer des Bösen will Gott immer widerstehen. Ausserdem gibt es in der Welt Meinungen für oder gegen eine Sache - aber keine Überzeugung von Herz und Gewissen. Eine solche Überzeugung ist aber nötig - und sie findet sich nur in der Beziehung mit Gott -, um der Welt die Stirn zu bieten (Kap. 6,68).