Behandelter Abschnitt Joh 4,1-3
Im Johannes-Evangelium werden die Namen «Gott» und «Vater» immer klar auseinander gehalten. Wenn es um das Wesen Gottes und um sein Handeln gemäss seiner Natur als dem Ursprung der Erlösung und um die Verantwortung des Menschen geht, dann wird das Wort «Gott» gebraucht. Wenn es jedoch um die Gnade geht, die im Christentum und durch Christus in uns wirkt, dann wird der Name «Vater» verwendet. Daher heisst es: «So hat Gott die Welt geliebt»; und in Kapitel 4: «Gott ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.» Doch die Gnade sagt: «Der Vater sucht solche als seine Anbeter»; und auch: «Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben» (vgl. Kap. 13,3).
Der Vater ist im Sohn offenbart worden, und wir haben den Geist der Sohnschaft empfangen. Die Kindlein in Christus haben den Vater erkannt. «Der eingeborene Sohn, der im Schoss des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht.» Anderseits heisst es im gleichen Vers: «Niemand hat Gott jemals gesehen.» Der Sohn, der für uns in die Welt gekommen ist, die Erhöhung des Herrn Jesus, nachdem Er das Werk, das der Vater Ihm aufgetragen hatte, vollbracht hatte, und das Kommen des Heiligen Geistes: Das ist die Gnade, die in der Person des Herrn Jesus und durch sein Werk für uns gewirkt hat. Darin wird uns der Vater offenbart. Jesus offenbarte diesen Vater-Namen seinen Jüngern, obwohl sie kaum etwas davon verstanden (Kap. 17,26). Aber jetzt, da das Werk, das uns reinigt und rechtfertigt, vollbracht ist, haben wir den Geist empfangen, durch den wir «Abba, Vater» rufen. Der Name «Vater» bezeichnet eine Beziehung, die durch die Gegenwart von Christus offenbart wurde. Diese Beziehung kann nun jeder Glaubende durch den Heiligen Geist persönlich kennen und geniessen. Dies ist es, was das Christentum - und wir können sagen, auch Christus selbst - kennzeichnet.
Mit Gott wird bezeichnet, was Gott in seiner Natur und seiner Autorität ist. Es ist der Name eines Wesens und nicht einer Beziehung, ausser in Bezug auf die Rechte der absoluten Autorität, die Ihm gehören. Doch Gott ist jemand, der, obwohl Er hoch über uns steht, in Gnade in eine Beziehung mit uns eintritt. Wir sehen die Wichtigkeit dieser Unterscheidung in den Worten des Herrn selbst. Während seines ganzen Lebens sagte Er nie «mein Gott», sondern immer «mein Vater», sogar noch in Gethsemane. Der Genuss dieser Beziehung war vollkommen. «Ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.» Er sagte auch «Vater», als Er erklärte, was es für Ihn bedeutete, den Kelch zu trinken. Doch am Kreuz rief Er: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» Als Er für uns zur Sünde gemacht wurde, empfand Er, was es hiess, vor dem absolut heiligen Gott zu stehen.
Nach seiner Auferstehung gebrauchte Er beide Namen, «Gott» und «Vater». Als Er seine Jünger in die Stellung einführte, in die Er von jener Zeit an selbst eingetreten war, und zwar als Mensch gemäss der Gerechtigkeit Gottes, sagte Er zu ihnen: «Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott.» Durch Gnade waren die Seinen in eine Beziehung zu Gott als Vater wie Er selbst gekommen. Durch sein Werk waren sie vor Gott solche, die dem Wesen nach Ihm glichen. Sie sind dies in Gerechtigkeit, gemäss dem Wert des Werks, das Er vollbracht hat, und stehen nun in der Annehmlichkeit seiner Person als begnadigt in dem Geliebten vor Gott. Was für ein wunderbares Vorrecht ist es, zu wissen, worauf die Zuneigungen des Vaters gerichtet sind, und Den zu kennen, der ihr Gegenstand und dieser Zuneigungen würdig ist und ihnen genügt. Welch ein Glück, den Herrn zu kennen, denn der Vater will, dass dort, wo Er seine Freude findet, auch wir unsere Freude finden. Welch vollkommenes, unendliches Glück!
Schliesslich wird Ihm alles übergeben und alles seinen Füssen unterworfen werden. Es wird Ihm unterworfen sein, obwohl dies jetzt, was die Erfüllung der Wege Gottes betrifft, noch nicht so weit ist (Heb 2). Doch Er hat alle Macht im Himmel und auf der Erde.
Der Mensch gewordene Sohn Gottes als Prüfstein für die Menschen
Es ist gut, wenn wir beachten, dass es im Johannes-Evangelium, ausser in den ersten vier Versen des ersten Kapitels, immer um das Fleisch gewordene Wort geht. Er entäusserte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, indem Er Mensch auf dieser Erde wurde. Deshalb wird uns in diesem Evangelium, obwohl die Göttlichkeit, oder besser die Gottheit des Erlösers auf jeder Seite erscheint, Christus gezeigt, wie Er alles von seinem Vater empfängt. Er ist Gott und eins mit dem Vater. Die Menschen sollten Ihn ehren, wie sie den Vater ehren. Er konnte sagen: «Ehe Abraham wurde, bin ich.» Doch niemals verliess Er den Platz, den Er eingenommen hatte. Während Er als Gleichgestellter mit dem Vater spricht, gibt Er Ihm doch alle Ehre. Niemand erkennt den Sohn, aber es ist sehr schön, die vollkommene Treue von Jesus zu sehen, der sich nicht selbst verherrlichte, sondern ruhig in der Stellung blieb, die Er eingenommen hatte. Gott sei Dank, Er bleibt für immer Mensch!
Wir haben schon gesagt, dass dieses dritte Kapitel zwar die Grundlagen legt, aber nicht die Folgen aufzeigt. Wir finden hier das, was uns befähigt, diese Ergebnisse zu gemessen: die Neugeburt und das Kreuz. Dies ist die persönliche Seite für uns. Und so finden wir auch hier am Ende des Kapitels, dass jeder, der an den vom Vater geliebten Sohn glaubt, ewiges Leben hat (vgl. 1Joh 5,11.12). Wer nicht an Ihn glaubt und das Zeugnis über Ihn nicht annimmt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm. Der Sohn Gottes, Jesus, ist in seiner Person der Prüfstein für jeden Menschen. Für die Glaubenden ist Er sehr kostbar. Er ist die Offenbarung Gottes, der sich in Gnade zu den Menschen neigt. Auch hier finden wir wieder den Wechsel von «Vater» zu «Gott», wenn der Heilige Geist von der Gnade auf die Verantwortung übergeht (V 36).
Kapitel 1 - 3 als Vorwort zum Evangelium
Beachten wir, dass wir in diesen ersten drei Kapiteln eine Art Vorwort zum Evangelium haben, bevor der Erlöser seinen öffentlichen Dienst beginnt. Das zeigt uns Kapitel 3,24 im Vergleich mit Matthäus 4,12 und Markus 1,14.15. Johannes 4 bestätigt diese Tatsachen. Zweifellos hatte Jesus schon gelehrt und Zeichen vollbracht, aber Er hatte sich noch nicht öffentlich mit den Worten vorgestellt: «Die Zeit ist erfüllt» (Mk 1,15). In Lukas 4,18 und den folgenden Versen kündigt Er sich auf diese Weise an, obwohl seine Predigt damals in der Synagoge von Nazareth nicht seine erste war, wie uns dies die Verse 15 und 23 zeigen.
Doch dieses Vorwort, das die ersten drei Kapitel bilden, ist tatsächlich eine Einführung in die Wahrheit des Christentums, zumindest was seine grossen, göttlichen Grundlagen betrifft. Es beginnt damit, was Christus in sich selbst ist, und auch was der Mensch im Gegensatz dazu ist. Es geht hier noch nicht um Gottes Wirken in Gnade. Er war das Licht, und der Mensch war Finsternis. Es war nötig, aus Gott geboren zu sein, um Ihn zu empfangen, der das Licht ist. Dann finden wir, was Er wurde. Das Wort wurde Mensch, und der eingeborene Sohn, der selbst im Schoss des Vaters ist, offenbarte Gott. Er ist die Gnade in Person. Dann haben wir sein Werk, im ganzen Ausmass seiner Auswirkung, und die Gabe des Heiligen Geistes, damit wir es geniessen können. Darauf finden wir das Werk des Sammelns. Später wurde dieses Werk von Seiten Gottes eher auf der Erde weitergefuhrt, aber entsprechend den Rechten der Person von Christus. Die Juden - ausser dem Überrest - wurden beiseite gesetzt. Christus, der gemäss Psalm 2 von diesem Überrest (z.B. Nathanael) anerkannt wurde, geht weiter und stellt sich vor, wie Psalm 8 Ihn schildert.
Danach wird von der Hochzeit, der Freude der geladenen Gäste sowie ihrer Beurteilung berichtet. Doch sein Titel «Sohn des Menschen» und die damit verbundene Macht wird durch die Auferstehung gegeben, indem Er auferstehen und seinen eigenen Leib, den wahren Tempel Gottes, aus den Toten wiederbringen wird. Es folgt, was in uns persönlich ist und das Werk für uns.
Seine Annahme durch Menschen, die ihre Überzeugung auf Zeichen gründeten, war nichts wert. Es zeigte bloss, was im Menschen war. Um das Reich zu sehen und in seine irdische und jüdische Form einzugehen, musste jemand von neuem geboren werden.
Doch der Herr Jesus offenbarte auch die himmlischen Dinge. Er kam vom Himmel, Er war dort - nur Er konnte das Himmlische verkündigen. Der natürliche Mensch passte nicht dorthin. Es war nötig, dass Er, der die Sache des Menschen übernommen hatte - sei es zur Ehre Gottes oder wegen der Schuld des Menschen (denn die Neugeburt reinigt das Gewissen nicht) - erhöht wurde, wenn Er nicht allein bleiben wollte.
Doch das Kreuz führte nicht nur zum Eintritt ins Reich und zum Genuss der Verheissungen, sondern zum ewigen Leben, das in Christus selbst zu finden ist. Danach wird uns die gesegnete Quelle von allem gezeigt: Gott liebte die Welt so sehr, dass Er seinen Sohn gab, damit wir ewiges Leben hätten. So finden wir zuerst die gerechte Notwendigkeit, das, was das Wesen und die Rechte Gottes vom Menschen forderten, durch den Sohn des Menschen erfüllt. Danach wird die Liebe Gottes offenbart. Der Sohn Gottes wurde Sohn des Menschen. Doch der Sohn des Menschen konnte diesen Platz nur einnehmen, weil Er der Sohn Gottes ist.
Am Ende von Kapitel 3 finden wir das Zeugnis von Johannes dem Täufer auf seiner höchsten Höhe - ein Zeugnis von der tiefen und vollkommenen persönlichen Gottesfurcht des Zeugen. Trotzdem war er von der Erde, mehr als ein Prophet, doch immer noch irdisch. Er war von Staub und sprach wie jemand, der von der Erde ist und zu dem gehörte, das sich ausserhalb des noch nicht zerrissenen Vorhangs befand.
Christus kam aus dem Innern des Vorhangs, sein Fleisch war der Vorhang. Deshalb sprach Er von dem, was Er kannte, doch niemand nahm sein Zeugnis an. Johannes hatte die Freude, die Stimme des Bräutigams zu hören. Er selbst war nicht der Bräutigam. Doch das, was er sagte, war ein von Gott gegebenes Zeugnis. Nachdem er gezeugt hatte, war seine Aufgabe erfüllt. Christus selbst war der Inhalt des Zeugnisses, und mehr als das: Die Worte, die Er redete, waren die Worte Gottes, denn Gott gab den Geist nicht nach Mass. Alle seine Worte waren Gottes Worte. Er stand über allem.
Zuletzt bleibt noch etwas übrig, um diese Offenbarung von Christus und von Gott selbst (in Bezug auf die Person Christi und unseren Zustand) zu vervollständigen: Der Vater und der Sohn werden uns vorgestellt. Dies ist die Krönung des Ganzen in Gnade. Christus war der Gegenstand, der alle göttlichen Zuneigungen des Vaters befriedigte. An Ihm fand die unendliche und vollkommene Liebe des Vaters ihr Wohlgefallen. Deshalb hat Er auch alles in seine Hand gegeben. Als Sohn, der hier auf die Erde gekommen war, empfing Jesus alles vom Vater.
Doch der Vater und der Sohn bleiben nicht allein in der Fülle ihrer Vollkommenheit. Wir werden eingeführt, um sie zu geniessen, obwohl der Vater und der Sohn in gewissem Sinn in ihrer Vollkommenheit notgedrungen allein bleiben. Doch wer an den Sohn glaubt, hat bereits ewiges Leben, obwohl er noch in Schwachheit hier auf der Erde lebt. Persönlich besitzt er das, was später sein Ruhm mit Christus sein wird (vgl. dazu die ersten Verse von Kapitel 1).
Nun wurde der Mensch durch diese Offenbarung des Vaters im Sohn endgültig auf die Probe gestellt. Wer dieses Zeugnis nicht annimmt, wer sich Ihm nicht durch Glauben unterwirft, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm. Das, was sich auf den Heiligen Geist bezieht, den nur jene, die an Jesus glaubten, empfangen, finden wir bereits in Kapitel 1,32-34. Die Entfaltung dieses Themas haben wir in den letzten Worten unseres Herrn. Die Geschichte seiner Gegenwart finden wir in der Apostelgeschichte und in den Briefen und im Bewusstsein seiner Gegenwart, das die Gläubigen besitzen.
Zum Inhalt der übrigen Kapitel
Nach dem Rückblick auf die drei einführenden Kapitel könnte eine Inhaltsangabe von allen Kapiteln dieses Evangeliums sinnvoll sein, denn in den Schriften von Johannes findet sich viel Ordnung und System.
Die Verwerfung des Messias durch die Juden wird bereits in Kapitel 1 festgestellt. Das Gericht über das Volk, das daraus resultiert, wird im Lauf des Evangeliums in vielen Stellen klar aufgezeigt. Die Lehre, die wir in jedem Kapitel finden, steht oft im Gegensatz zum Judentum. Dieser Kontrast liefert häufig die Gelegenheit und die Grundlage für die Lehre des Herrn.
Ein anderes Merkmal ergibt sich daraus: Das Urteil liegt auf der ganzen Welt, die Ihn nicht erkannt hat (Kap. 1), und auf den Seinen, den Juden, die Ihn nicht aufgenommen haben.
Dies öffnet den Weg für die Aufrichtung und die Entfaltung der souveränen Gnade, die allein das göttliche Leben in uns hervorbringt. Somit können auch Heiden in den Genuss der Segnungen der Gnade eingeführt werden. Und dann die wichtige Tatsache, dass diese Segnungen in einer ganz neuen Welt und einem ganz neuen Zustand gefunden werden, in den jemand durch die Auferstehung eintritt.
In den synoptischen Evangelien wird uns Christus als Jesus Emmanuel, der Messias, als Prophet und als Sohn des Menschen vorgestellt. Seine Geschichte wird unter diesen drei Gesichtspunkten verfolgt, und es ist ein Bericht über seine Verwerfung und seinen Tod.
Bei Johannes, der uns Gott, im Fleisch offenbart, zeigt, wird seine Verwerfung schon zu Beginn festgestellt. Die Finsternis nahm Ihn, das Licht, nicht auf. Als Folge davon stellt uns Johannes die souveräne Gnade vor, die seine Schafe unter Juden und Heiden sucht, um ihnen ewiges Leben zu geben.
In den drei anderen Evangelien hingegen wird uns Christus als historische Persönlichkeit geschildert. Es wird von seiner Verwerfung erzählt, aber in Verbindung mit der Verantwortlichkeit des Menschen.
Auch Johannes bekräftigt von der Lehre her diese Verantwortung, und doch stellt er uns die unumschränkte Gnade vor. Zum Schluss müssen wir noch erwähnen, dass bei Johannes alles persönlich ist. Er spricht nie von der Versammlung.
Verse 1-3. Nach den einführenden Kapiteln zeigt das Johannes-Evangelium zuerst, wie Jesus Judäa verlässt. Er verlässt die jüdische Hauptstadt, das Zentrum des Thrones Gottes auf der Erde, den ehemaligen Sitz Dessen, der jetzt in Gnade herabgekommen war und in einer feindlich gesinnten Welt keinen Platz fand, wo Er sein Haupt hinlegen konnte. Es war die Missgunst der Pharisäer, die Ihn wegtrieb.
Doch schon hier können wir sehen, dass der Herr jene, die sein Wort empfangen hatten, nicht um sich scharte, wie es den Vorstellungen der Jünger, die Ihn in Liebe umgaben, entsprochen hätte. Der Herr hatte das vollkommene Bewusstsein einer Herkunft und eines Ziels, das alle Vorstellungen übertraf - selbst die Vorstellungen derer, die Ihn aufgenommen hatten: Jesus taufte nämlich nicht selbst, sondern seine Jünger tauften. Das Fleisch gewordene Wort, der Sohn Gottes, der Retter der Welt, der Erlöser, der Sohn des Menschen konnte nicht selbst taufen, denn Er hätte die Menschen an sich als den Messias gebunden.
Natürlich war Er der Messias, doch Er wusste zu gut um seine Verwerfung und - wie Petrus es ausdrückt - um die Leiden, die das Teil des Christus sind und die Herrlichkeiten danach. In Bezug auf das, was ausserhalb seiner Stellung war, konnte Er seinen Jüngern wohl erlauben, auf diese Weise zu taufen. Für sie war es die Wahrheit, sogar die ganze Wahrheit, obwohl sie gelernt hatten, das Wort «lebendig» zu seinem Titel als Sohn Gottes hinzuzufügen. Doch wenn Er selbst getauft hätte, wäre Er weit unter der Erkenntnis geblieben, die Er über das Ziel seines Kommens und der Dinge, die sich bald ereignen würden, besass. Für Ihn war es nicht die Wahrheit, obwohl Er wahrhaftig der Messias war. Er kam nicht, um die Stellung als Messias einzunehmen, sondern um sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.
Das, was Ihn von Jerusalem wegtrieb, hinderte Ihn auch, selbst zu taufen. Die Stadt, wo Er früher zwischen den Cherubim gethront hatte, und deren Kinder Er so gern versammelt hätte, trieb Ihn nun aus ihrer Nachbarschaft weg. Er ging weg, der Verachtete und von den Menschen Verworfene, der nirgends einen Ort besass, wo Er sein Haupt hinlegen konnte. Er ging weg, um das Zeugnis von Gottes Liebe an andere Orte zu tragen und es dort in seiner Person zu offenbaren. Dies setzte voraus, dass Er als Messias verworfen wurde.
Als Messias verworfen - als Gott offenbart
Doch darüber hinaus war Er als Gott, der sich in Gnade offenbart hatte und gekommen war, um die dem Volk Israel gegebenen Verheissungen zu erfüllen, auch der letzte Prüfstein für das menschliche Herz. Und da fand sich nichts als Feindschaft gegen Gott, und zwar gegen Gott, der sich in Gnade offenbart hatte. Daher handelte es sich dann um die souveräne Gnade Gottes, als der Mensch Ihn nicht annehmen wollte. Es war nötig, dass Er sich ganz im Abseits befand, dass Er hier auf der Erde nichts besass - Er, der unter die Menschen gekommen war, um ihnen Liebe zu bringen, eine Liebe, die all ihren Bedürfnissen gerecht wurde. Gleichzeitig war Er auch Licht für ihre Gewissen, Er war für alle fassbar, benutzte ihre Bedürfnisse, um sie in Liebe zu gewinnen. Doch Er forderte sie auch dazu auf, die himmlischen Dinge zu geniessen, die Er und nur Er, ihnen enthüllen konnte.
Wir werden sehen, dass das vierte Kapitel sehr gut zu dieser Stellung passt. Doch welch kostbare und tiefe Wahrheit, den Sohn Gottes, Gott, offenbart im Fleisch, als den Verworfenen zu sehen. Er, der gemäss den Verheissungen gekommen war, gab hier auf der Erde alles auf, machte sich zu nichts, erniedrigte sich und offenbarte darin die Fülle der Gottheit in Liebe und Licht. Diese Fülle war in seiner Niedrigkeit verborgen, weil Er allen nahe sein wollte. Er beanspruchte äusserlich nichts von dem, was Ihm als Gott gehörte, blieb aber überall sich selbst wie Gott dies sein muss.
Doch dem, der sehende Augen hat, offenbarte Er sich immer. Ja, Er offenbarte sich umso mehr, weil Er ja seine Gottheit verbarg, damit die Liebe zu uns allen kommen möchte, diese unendliche Liebe Gottes, die sich in seiner Niedrigkeit offenbarte, um jene zu erreichen, die in Gottentfremdung und Hass am Boden lagen. Welch unendliche Liebe, eine Liebe, die in ihrem Wirken gegen jene, die sie hassten, über allem stand! Er war Herr über sich selbst, um der Diener von allen zu sein - angefangen von seinem Vater, bis hinunter zum elendesten Sünder und sogar bis zum Tod! Sollen wir Ihn da nicht lieben?
Wir können dies alles nicht ergründen. Doch das, was Er erwiesenermassen gewesen ist, kann unser ganzes Herz ergreifen, und unsere Zuneigungen werden durch das geformt, was wir an Ihm erkennen. Er hat sich selbst für uns geheiligt, damit wir durch die Wahrheit geheiligt werden. In dieser Hinsicht hat dieses Kapitel eine enorme Tragweite. Doch wir wollen den historischen Tatsachen folgen, wie sie uns hier vorgestellt werden.