Jacob Gerrit Fijnvandraat; Jacob Philippus Fijnvandraat
Schriften von Jacob Gerrit Fijnvandraat
1. Die Zukunft der Gemeinde: ihre Entstehung1. Die Zukunft der Gemeinde: ihre Entstehung
Einleitung
In einigen Artikeln wollen wir nachforschen, was die Bibel über die Zukunft der Kirche oder auch Gemeinde sagt. Es mag dem ein oder anderen fremd erscheinen, doch wenn wir etwas Sinniges über die Zukunft der Gemeinde sagen wollen, müssen wir zuerst ein anderes Problem behandeln, nämlich wann die Gemeinde entstanden ist. Diese beiden Dinge haben nämlich alles miteinander zu tun. Für viele Christen ist Letzteres überhaupt kein Problem. Sie behaupten einfach, dass die Kirche von Adam an Bestand hätte und dass sie bis zum „Jüngsten Tag“ auf der Erde bleiben würde. Die Frage ist allerdings, ob diese Auffassung mit den biblischen Tatsachen auf einer Linie steht.
Existiert die Kirche von Adam an …?
Die Kirchen, die in der Zeit der Reformation entstanden sind, folgen alle der Lehre, dass die Kirche von Adam an existiert. Dies steht mit etlichen Worten in den Bekenntnisschriften der diversen Kirchen.
Dabei fällt allerdings sofort auf, dass man die Behauptung, dass die Kirche vom Beginn der Schöpfung an existiert, entweder a. mit der Argumentation stützt, dass Christus als König nicht ohne Untertanen sein kann, wobei man Kirche und Königreich gleichsetzt, oder b. mit Texten, die nichts über die Kirche oder Gemeinde selbst sagen. (Siehe dazu Artikel 27 des Niederländischen Glaubensbekenntnisses oder Sonntag 21 des Heidelberger Katechismus.)
Wenn wir uns auf die Schrift berufen, müssen wir uns auf Texte gründen, die ausdrücklich von dem Entstehen der Gemeinde reden, und nicht auf Texte, die damit nichts zu tun haben wie zum Beispiel Psalm 71,17. Die Texte, die mit dem Entstehen der Gemeinde zu tun haben, zeigen nämlich, dass die Kirche nicht von Beginn der Welt an existiert, sondern erst ab dem Pfingsttag in Apostelgeschichte 2:
1. Erstens sagte Jesus Christus zu Petrus: „Auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen“ (Mt 16,18). Die Gemeinde war also damals noch „Zukunftsmusik“.
2. Zweitens lesen wir in 1. Korinther 12,13, dass die Gemeinde durch die Taufe mit dem Heiligen Geist entstanden ist. Nach den Worten Johannes’ des Täufers würde Christus mit Heiligem Geist taufen (Mt 3,11), und gemäß Apostelgeschichte 1,5 würde das erst geschehen „nach nunmehr nicht vielen Tagen“, das heißt kurz nach der Himmelfahrt von Christus. Erneut zeigt sich also, dass die Gemeinde noch nicht einmal bestand, als Christus auf der Erde war.
3. Drittens wird in Epheser 2,14-16 hervorgehoben, dass die Gemeinde entstand, nachdem die Zwischenwand der Umzäunung abgebrochen worden war. Da erst wurden Juden und Heiden in einem Leib (was auf die Gemeinde, den Leib von Christus hinweist) mit Gott versöhnt.
4. Viertens gibt es das Zeugnis aus Epheser 2,20, dass die Gemeinde aufgebaut ist auf das Fundament der Apostel und Propheten. Bevor die Apostel in ihrer Funktion als Apostel auftraten und die Propheten der neuen Haushaltung (vgl. Eph 3,5) ihr Werk begannen, konnte also von einer Gemeinde oder Kirche keine Rede sein. Die Idee, dass die Kirche von Beginn der Schöpfung an existiert, lässt demnach jede biblische Grundlage vermissen.
Natürlich gab es von Adam an Menschen, die an Gott glaubten, aber wir müssen unterscheiden zwischen Gläubigen und solchen, die zur Kirche gehören. Die Gläubigen der alten Haushaltung dienten Gott, sie bildeten aber nicht so etwas wie die Kirche.
Viele kirchliche Theologen halten sich nicht an die oben genannten Texte, sondern behaupten, dass man diese nicht so wörtlich nehmen dürfte, als ob es vor der Zeit von Christus auf der Erde keine Kirche gegeben hätte.
Manchmal kommt man mit einem Gegenargument und beruft sich auf Apostelgeschichte 7,38, wo Stephanus über eine „Versammlung in der Wüste“ redet. Das Wort, das da mit „Versammlung“ wiedergegeben ist, ist dasselbe Wort wie ecclesia, das in Matthäus 16,18 gebraucht wird, um die Gemeinde zu benennen. Also sagt man: „In alter Zeit bildete Israel die Kirche.“ Dieses Argument taugt jedoch nicht, denn das Grundwort deutet eine Versammlung von Menschen an, sagt damit aber nicht, dass diese Versammlung auch die Kirche von Christus bildet. Dies zeigt sich aus Apostelgeschichte 19,32.40, wo dasselbe Wort ecclesia gebraucht wird, um die Volksversammlung in Ephesus zu benennen.
Am Rande möchte ich noch erwähnen, dass gemäß Epheser 3,3.5.9; Kolosser 1,24-27 und Römer 16,25-27 das Geheimnis der Gemeinde in der alten Haushaltung noch nicht einmal bekannt war.
Wenn wir davon überzeugt sind, dass die Kirche nicht von Adam an auf der Erde existiert, werden wir auch für den Gedanken offen sein, dass die Kirche nicht selbstverständlich bis zum Jüngsten Tag auf der Erde sein wird. So wie es eine vorchristliche Zeit auf der Erde gab, kann es auch eine nachchristliche Zeit geben. Umgekehrt wird jemand, der glaubt, dass die Kirche von Adam an existiert, nur mühevoll für den Gedanken zu haben sein, dass Israel noch eine geistliche Zukunft hat, denn in seinen Gedanken ist die Zeit, in der Gott Israel als Volk anerkannte, eine vergangene Phase der Kirchengeschichte.