Jacob Gerrit Fijnvandraat; Jacob Philippus Fijnvandraat
Schriften von Jacob Gerrit Fijnvandraat
1Kor 14,34 ; 1Kor 11 ; 1Tim 2 - Müssen Frauen in der Gemeinde schweigen?
A. Der Kern des ProblemsA. Der Kern des Problems
Worin wir mit anderen übereinstimmen:
Bevor wir beginnen, über die Unterschiede zu sprechen, wollen wir erst zeigen, worin wir mit anderen übereinstimmen. Es ist immer schöner, sich mit den Gemeinsamkeiten als mit den Unterschieden zu beschäftigen, aber um Letzteres kommt man in diesem Fall nicht herum. Nun, soweit uns bekannt ist, stimmen alle, die landesweit in unserer Mitte einen Dienst verrichten, darin überein, dass eine Schwester in der Gemeinde nicht lehren und keine Stellung von Autorität und Leitung einnehmen soll.
Die Aussage von 1. Timotheus 2,11.12 ist zu absolut und die Anweisungen, die das Aufseheramt betreffen, sind zu deutlich, um eine andere Auslegung in Erwägung zu ziehen. So wie wir an dem Gebot, dass wir nicht stehlen sollen, nicht herumdeuten dürfen, genauso wenig dürfen wir es mit dieser Vorschrift tun, die das Lehren und Regieren durch Schwestern betrifft. Wenn man das aber doch tut und Schwestern erlaubt, die Aufgabe eines Aufsehers oder Ältesten auszuüben, dann können wir nicht mehr von Unterschieden in der Auslegung sprechen, sondern müssen es Ungehorsam der Schrift gegenüber nennen.
Worum geht es?
Neben oben angerührter Übereinstimmung gibt es jedoch Meinungsunterschiede über die Auslegung von 1. Korinther 14,34. Wir erkennen folgende Standpunkte:
(a) Es gibt unter uns solche, die meinen, dass sich dieser Vers allein auf das „Lehren“ durch Schwestern bezieht und nicht auf das Vorschlagen von Liedern oder Sprechen von Gebeten und die deshalb den Dienst der Schwestern vertreten oder zumindest zugestehen.
(b) Andere wägen für sich selber das Pro und Kontra gegeneinander ab, aber halten es für unweise, dass in den Versammlungen darüber gestritten werden soll. Aus diesen Gründen sind sie gegen die Einführung der betreffenden Praxis.
(c) Weiterhin gibt es solche, die wohl einen Blick für die Problematik haben, aber die die Gegenargumente für stärker halten als die Argumente, die dafür sprechen.
(d) Zum Schluss gibt es noch Brüder, für die es bei Meinungsunterschieden über diesen Punkt überhaupt nichts zu besprechen gibt: Schweigen ist Schweigen und das, was dafür spricht, betrachten sie als rein menschliche Überlegungen.
Bei der Beurteilung dieser Standpunkte müssen wir bedenken, dass man für fast jede Meinung, die ein biblisches Thema betrifft, Argumente aus der Schrift anführen kann. Genauso gut kann man Gegenargumente anführen. Die Frage ist nicht, ob man für eine bestimmte Meinung auch Argumente bringen kann, sondern ob diese (eventuellen) Gegenargumente überwiegen. Unser Kommentar zu den oben genannten Standpunkten ist dann auch der folgende:
Zu (a): Wir halten es lehrmäßig für unverantwortlich, diese Meinung zu propagieren. Die Argumente, die dafür sprechen, sind nach unserer Überzeugung viel zu schwach. Diese Dinge einzuführen, halten wir zudem für fatal, was den Umgang der Versammlungen untereinander betrifft. Es geht in 1. Korinther 14 um ein sehr allgemein aufgestelltes Gebot des Herrn. Man muss dann schon sehr gute Argumente haben, um hier zwei Ausnahmen zu diesem Gebot zu konstruieren, nämlich das Beten und das Vorschlagen von Liedern [bzw. etwas aus der Schrift vorlesen, eine Erklärung dabei geben, warum man es vorliest, usw.]. Bei einem Gebot des Herrn muss die Frage zuallererst sein: Bei welcher Handlungsweise weiß ich sicher, dass ich dieses Gebot in keinem Fall übertrete? Wer zweifelt, sollte nicht „überholen“ und nicht das Risiko eingehen, ein Gebot des Herrn zu übertreten, indem er Ausnahmen macht, von denen er nicht hundertprozentig überzeugt ist, dass sie gemacht werden dürfen.
Zu (b): Wir wollen davon ausgehen (das gilt auch für (a)), dass diese Brüder wirklich Mühe mit der seit jeher vertretenen Meinung haben und dass sie sich dabei nicht durch fleischliche Motive und rein menschliche Überlegungen leiten lassen. Die Gefahr für menschliche Überlegungen ist jedoch sehr groß. Außerdem können Zweifel an der bisher unter uns vertretenen Auffassung sehr leicht bei anderen den Eindruck wecken, dass man für Meinung (a) freie Bahn schafft.
Zu (c): Tatsächlich nehmen wir diesen Standpunkt ein.
Zu (d): Wir können die Haltung der unter (d) gemeinten Brüder wohl nachvollziehen, aber wir meinen, trotz unserer Bedenken die Pro-Argumente doch ernsthaft überprüfen zu müssen. Wir können uns vorstellen, dass die, welche die Auffassung (d) vertreten, dies völlig oberflächlich und vielleicht sogar „schlapp“ finden. Wir müssen jedoch bedenken, dass nirgendwo mit sehr vielen Worten davon gesprochen wird, dass eine Schwester in der Zusammenkunft kein Lied vorschlagen und kein Gebet sprechen darf. Das bedeutet dann, dass wir für unsere Auffassung von Argumenten abhängig sind, die bestimmten biblischen Aussagen entnommen sind. Aber das beinhaltet auch, dass Argumente dagegen einzubringen sind, und wir müssen bereit sein, diese Argumente zu prüfen.
Dazu wollen wir nun übergehen. Wir geben dabei stets die Pro-Argumente an – also die Argumente, die angeführt werden von denen, die es den Schwestern zugestehen wollen, Lieder vorzuschlagen und laut zu beten [eingerückt und farblich unterlegt] – und geben dann darunter unseren Kommentar dazu. Manchmal machen wir dann auch eine Korrektur „nach rechts“.
Bemerkung: Wir sind uns bewusst, dass nicht alle hier besprochenen Argumente gleich schwer wiegen und dass nicht alle Befürworter der von uns abgelehnten Praxis alle diese Argumente benutzen.