Behandelter Abschnitt 1Joh 2,1-2
LEBEN IM LICHT GOTTES
Christus ist unser Sachwalter (V. 1.2)
1Joh 2,1.2: 1 Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt; und wenn jemand gesündigt hat – wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten. 2 Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.
Diese beiden Verse entsprechen dem zweiten Teil der Botschaft, die wir im ersten Kapitel studiert haben. Erinnern wir uns daran, dass wir in 1. Johannes 1,5 lesen: „Dies ist die Botschaft“, und im Rest des Kapitels, einschließlich der ersten beiden Verse des zweiten Kapitels, finden wir die Botschaft in ihrer Gesamtheit. Dies ist die Botschaft, die Johannes und die anderen Apostel im Auftrag Christi in die Welt tragen sollten. Es ist die Botschaft von der völligen Verlorenheit des Menschen in der Finsternis und von dem sühnenden Wert des kostbaren Blutes Christi. Diese Botschaft sagt uns, wie wichtig es ist, dass wir uns unseren Sünden in der Gegenwart Gottes stellen und Vergebung finden. Nun geht Johannes auf das Versagen der Gläubigen ein, die gerichtlich von aller Sünde gereinigt worden sind. Was ist mit unserem Versagen? Denn wir wissen, dass wir alle versagen – so sehr wir das auch bedauern.
Ich erinnere mich, dass ich eines Sommers recht amüsiert einer Predigt zuhörte, in der der Prediger von einem kleinen Mädchen erzählte, das von seinen Eltern bei einer anderen Familie zurückgelassen worden war, während die Eltern verreist waren. Als die Mutter und der Vater sie endlich abholten und sie auf dem Heimweg war, sagte sie zu ihrem Vater: „Papa, in dem Haus, in dem ich gewohnt habe, waren vier kleine Jungs.“ – „Ja, das wusste ich“, sagte er. „Papa, die haben dort jeden Abend eine Familienandacht.“ – „Das freut mich zu hören.“ – „Papa, jeden Abend betet ihr Vater für die vier kleinen Jungs.“ – „Das ist sehr schön.“ – „Papa, er betet, dass Gott sie zu guten Jungen macht und dass sie nichts Unanständiges tun“, sagte das kleine Mädchen. „Das ist sehr schön.“ Sie schwieg einen Moment und sagte dann: „Aber Papa, Er hat es noch nicht gemacht.“
Es gibt sehr viele Menschen wie diese. Wir beten, dass Gott uns gut und heilig macht und dass unser Leben ein Leben des Sieges ist. Aber ich fürchte, viele von uns müssen bekennen, dass Gott das noch nicht getan hat. Wir erkennen die Tatsache an, dass wir sündigen und versagen. Unsere Herzen zerbrechen beinahe aufgrund unseres Versagens. Was ist mit den Sünden der Gläubigen?
Zuerst einmal: Gläubige sollen nicht sündigen. Johannes sagt uns: „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt; und wenn jemand gesündigt hat – wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten“ (1Joh 2,1). Das Wort, das [in der KJV und Luther 1912] mit „Kindlein“ übersetzt wird, könnte besser mit „Kinder“ oder „liebe Kinder“ übersetzt werden, denn das ursprüngliche Wort bezieht sich nicht auf Alter oder Größe. Es ist ein Wort, das jeden einschließt, der aus Gott geboren ist. Es bedeutet wörtlich „Geborene“, also diejenigen, die in die Familie Gottes hineingeboren werden. „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt.“ Es ist der Wunsch, der Wille Gottes für seine Kinder, dass wir nicht sündigen sollen. Gott hat uns nicht nur für sich selbst erlöst, um uns in den Himmel zu bringen, sondern auch, damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit in dieser Welt leben.
Später lesen wir: „Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde“ (1Joh 3,9). Mit anderen Worten: Sie leben nicht in der Praxis der Sünde. Wenn ein Mensch gerettet wird, findet eine Veränderung statt. Wenn sich das Leben eines Menschen nicht ändert, ist er nicht aus Gott geboren. Vom Zeitpunkt der Wiedergeburt an hasst er die Sünde und liebt die Heiligkeit. Wenn er die Sünde nicht hasst und die Heiligkeit nicht liebt, ist er nicht aus Gott geboren. Andererseits erkenne ich die Tatsache an, dass „kein Gerechter auf der Erde ist, der Gutes tut und nicht sündigt“ (Pred 7,20). Es gibt niemand, der nicht versagt. Es ist nicht so, dass Gott nicht in der Lage wäre, uns davon zu befreien, aber wir versagen darin, unseren Blick standhaft auf Christus gerichtet zu halten und uns selbst als „der Sünde für tot, Gott aber lebend in Christus Jesus“ zu betrachten (Röm 6,11; rev. Elb.).
In dem Moment, in dem ein Gläubiger mit sich selbst beschäftigt, undiszipliniert und nachlässig im Gebet wird, sündigt er. Beachte: Sünde besteht nicht nur darin, offenkundig Böses zu tun, sondern auch darin, das Gute nicht zu tun, von dem man weiß, dass man es tun sollte: „Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde“ (Jak 4,17).
Ich treffe häufig Menschen, die sagen, dass sie nie sündigen. Ich frage sie: „Was genau meinst du damit? Meinst du, dass du nie gegen eines der zehn Gebote verstößt?“ – „Ja“, antworten sie. – „Meinst du damit, dass du nie eine offensichtliche Ungerechtigkeit begehst?“ – „Ja.“ – „Meinst du auch, dass du alles tust, von dem du weißt, dass du es für Gott tun könntest, dass du jede Gelegenheit nutzt, um Gutes zu tun, jede Gelegenheit, um für Christus zu sprechen, jede Gelegenheit, um deinen Herrn und Heiland zu verherrlichen?“ Wenn sie auch nur ein bisschen ehrlich sind, neigen sie ihr Haupt und sagen: „Nein, ich fürchte, das tue ich nicht.“ Demnach sündigst du. Sünde ist nicht nur der Verstoß gegen bestimmte moralische Grundsätze, sondern auch das Versäumnis, das Gute zu tun, von dem man weiß, dass man es tun sollte. „Und wenn jemand gesündigt hat“: Für „sündigen“ wird hier im Griechischen die Zeitform des Aorist verwendet; das bedeutet: „Wenn jemand zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Sünde begeht.“ Es geht nicht um das Leben in der Sünde, sondern um ein bestimmtes Versagen. „Wenn jemand gesündigt hat“, was dann? Manche glauben, dass die Sünde das Band, das den Gläubigen an Christus bindet, sofort zerreißt. Wenn das wahr wäre, hätte niemand jemals die Gewissheit, ein Christ zu sein. Aber es gibt zwei Bande, die uns an Christus binden:
Erstens das Band der Einheit. Dieses Band ist so stark, dass das Gewicht der Welt es
nicht zerreißen könnte. Unser Herr sagte selbst: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben“ (Joh 10,27.28). Nichts kann jemals unsere Verbindung mit Christus unterbrechen, wenn sie einmal durch den Geist Gottes hergestellt wurde.
Aber es gibt noch etwas anderes, das den Gläubigen mit dem Herrn verbindet, und das ist das Band der Gemeinschaft. Dieses Band ist so zart, dass es leicht zerbrechen kann. Ein unheiliger Gedanke kann es zerreißen. Eine unchristliche Tat wird es zerstören. Eine Minute, in der wir uns der Torheit hingeben, wird es zerbrechen, und diese Verbindung könnte nie wieder hergestellt werden, wenn sie ganz von uns abhinge. Wir sprechen oft von dem vollbrachten Werk Christi, und das zu Recht. Als unser Herr am Kreuz hing, rief er: „Es ist vollbracht“ (Joh 19,30)! Er beugte sein Haupt und übergab seinen Geist, und damit war das Werk, das unsere schuldigen Seelen rettet, vollendet. „Ich habe erkannt, dass alles, was Gott tut, für ewig sein wird: Es ist ihm nichts hinzuzufügen und nichts davon wegzunehmen; und Gott hat es so gemacht, damit man sich vor ihm fürchte“ (Pred 3,14). Das vollbrachte Werk Christi steht allein in absoluter Vollkommenheit. Unsere Seelen können auf diesem vollbrachten Werk ruhen.
Als ein Gläubiger im Sterben lag, beugte sich jemand über ihn und fragte: „Ist alles in Ordnung?“ Der Mann antwortete: „Es ist vollbracht; darauf kann ich mich in Ewigkeit ausruhen.“
Auf ein Leben, das ich nicht gelebt habe; auf einen Tod, den ich nicht gestorben bin; auf das Leben und den Tod eines anderen setze ich meine ganze Ewigkeit.1
Es ist vollbracht, o ja; erfüllt ist jedes Jota!
Sünder, das ist alles, was du brauchst! Sag mir, ist es nicht so?2
Einem vollbrachten Werk kann nichts hinzugefügt werden. Es ist vollkommen biblisch, von dem vollendeten Werk Christi zu sprechen, aber es ist ebenso biblisch, von dem unvollendeten Werk Christi zu sprechen. Unser geliebter Herr, der ein Werk vollendete, als Er für unsere Sünden starb, begann ein anderes Werk, als Er zur Rechten des Vaters in den Himmel aufstieg. Dort, in der Herrlichkeit, „lebt er allezeit, um sich für sie {bzw. uns} zu verwenden“ (Heb 7,25). Dieses Werk der Fürbitte hat zwei Aspekte. Im Hebräerbrief lesen wir, dass Er dort als unser Hoherpriester bei Gott ist. Als Hoherpriester ist Er in der Lage, uns vollkommen vor Gott zu vertreten. Wir werden in Ihm gesehen, und Er ist da, um uns in Zeiten der Not Gnade zu gewähren. Als Hoherpriester kann Er unsere Schwachheiten mitfühlen und hat Mitleid mit uns in all unseren Schwachheiten (Heb 4,15). Sein Mitgefühl hat nichts mit unseren Sünden zu tun, sondern mit unseren Gebrechen, unseren Schwachheiten. Wenn wir sein hohepriesterliches Werk in Anspruch nehmen, werden wir nicht in Sünde fallen. Wir können zu Ihm, unserem großen Hohepriester, gehen und „Barmherzigkeit empfangen und
Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe“ (Heb 4,16).
Die Heilige Schrift stellt Christus nicht nur als unseren Hohenpriester, sondern auch als unseren Sachwalter [oder Fürsprecher] vor. Als unser Sachwalter nimmt Er sich der Sünden der Gläubigen an. Es heißt, Er ist ein Hoherpriester bei Gott, aber Er ist auch unser Fürsprecher beim Vater. Je mehr ich die Bibel lese, desto mehr wird mir die Genauigkeit der Heiligen Schrift bewusst. Je mehr ich die Menschen über die Bibel reden höre, desto mehr bin ich erstaunt, wie ungenau wir sind, wenn wir über göttliche Dinge sprechen. Es ist ganz natürlich, dass wir von Christus als dem Hohenpriester beim Vater oder dem Sachwalter bei Gott sprechen, aber das würde die Wahrheit der Schrift verwässern. Meine Sünden sind durch das Blut Christi weggetan, und ich habe eine vollkommene Vertretung vor dem Thron Gottes in meinem großen Hohenpriester: „Daher vermag er diejenigen auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden“ (Heb 7,25).
Als ich mich bekehrte, wurde Gott mein Vater. In der Bibel gibt es nicht so etwas wie eine universelle Vaterschaft Gottes. Er ist nur für diejenigen der Vater, die wiedergeboren sind. Wenn ich als Gläubiger versage oder in Sünde falle, lese ich: „Wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechte“ (1Joh 2,1). Nicht einen Sachwalter bei Gott, sondern bei dem Vater. Warum beim Vater? Weil der Geist Gottes mich lehrt, dass unsere Beziehung nicht beeinträchtigt worden ist! Wenn du sündigst, sagt der Teufel: „Jetzt hast du es getan; du warst vorher ein Christ, aber jetzt nicht mehr. Gott ist nicht mehr dein Vater.“ Das ist nur eine Lüge des Teufels, denn es steht geschrieben: „Wir haben einen Sachwalter bei dem Vater.“
Im Griechischen bedeutet das Wort paraclete – mit
„Sachwalter“ übersetzt in 1. Johannes 2,1 –: „einer, der dir zur Seite
steht, um zu helfen“. Das gleiche Wort wird in
Warum brauchst du einen Sachwalter im Himmel? Weil du einen großen Widersacher hast. Ein Sachwalter ist jemand, der vor Gericht deinen Fall vertritt. Du kannst dich nicht selbst verteidigen, aber wenn du zu deinem Sachwalter gehst, verteidigt er dich und vertritt deinen Fall gegen deinen Gegner. Satan wird in Offenbarung 12,10 „der Verkläger unserer Brüder“ genannt, „der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte“. Wenn du sündigst, ernennt sich der Teufel selbst zum Ankläger vor dem Hohen Gericht des Himmels. Der Teufel geht unmittelbar in die Gegenwart Gottes und sagt: „Ist das einer eurer Christen? Hört, was er jetzt sagt; seht, was er tut!“ Er ist da, um anzuklagen, aber der gesegnete Herr ist da. Er zeigt seine Wunden und breitet seine Hände aus und sagt zum Vater: „Das alles habe ich bedacht, als ich am Kreuz von Golgatha starb.“
Ich höre den Ankläger brüllen von den Übeln, die ich getan; ich weiß sie wohl und Tausende mehr; der Herr findet keine.3
Der ruhlose Feind klagt uns an und Sünden häufen sich wie eine Flut, doch jeden Angriff weist Gott ab:
Christus hat schon gezahlt mit seinem Blut.4
Ich erkenne meine Schuld, wenn ich in Sünde falle, und könnte leicht in Verzweiflung aufgeben. Aber ich habe einen Sachwalter in der Gegenwart des Vaters, der mich vollkommen vertritt. Gott sieht mich in lhm. Ich trete nicht auf der Grundlage meiner eigenen Gerechtigkeit auf, sondern auf der Grundlage der vollkommenen Gerechtigkeit Christi Jesu. Und so kann ich mit Macht sprechen; ich kann vollmächtig bitten, weil Christus für ebendie Sünde gestorben ist, die mich jetzt bedrängt: „Wenn jemand gesündigt hat – wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Und er ist die Sühnung für unsere Sünden.“
Das Wort „Sühnung“, wie es im Johannesbrief verwendet wird, ist ein anderes als das im Römerbrief. Im Römerbrief bedeutet Sühnung Sühnedeckel. In Römer 3,25 heißt es: „Gott hat ihn dargestellt als Sühnmittel durch den Glauben an sein Blut.“ Der Hinweis bezieht sich auf den Sühnedeckel, den Ort der Begegnung zwischen Gott und Mensch [in 3Mo 16,11-19]. Aber in 1. Johannes 2,2 und 1. Johannes 4,10 bedeutet Versöhnung Sühnung oder Wiedergutmachung. Mein Versagen kann das Werk des Kreuzes nicht ungeschehen machen. Christus ist gestorben, auferweckt worden und zur Rechten Gottes hinaufgestiegen, wo Er als mein Sachwalter für mich eintritt. Dort nimmt Er sich meiner Sache an. Er selbst ist die Sühnung.
In 1. Johannes 2,1 heißt es nicht: „Wenn jemand Buße tut, haben wir einen Beistand; wenn jemand seine Sünden bekennt, haben wir einen Fürsprecher; wenn jemand über seine Sünden weint, haben wir einen Sachwalter.“ Stattdessen heißt es: „Wenn jemand gesündigt hat – wir haben einen Sachwalter bei dem Vater.“ Nicht nur wenn ich Reue zeige, habe ich einen Sachwalter, sondern in dem Moment, in dem ich versage, nimmt sich Christus meines Falles an, noch bevor ich es bereue. In dem Augenblick, in dem ein unfreundliches Wort über meine Lippen kam, in dem ich eine boshafte Tat beging, in dem ich in einer geschäftlichen Angelegenheit unbedacht handelte, in dem Augenblick, in dem mein Gewissen belastet und ich beunruhigt war, stand der Teufel vor Gott und klagte mich an. Aber im selben Augenblick war der Sohn Gottes da, um mich zu vertreten. Infolge seines Eintretens nimmt der Geist das Wort Gottes und legt es auf mein Gewissen und ich bekenne meine Sünde. Es ist möglich, dass mein Gewissen erst einige Zeit nach meinem Versagen beunruhigt war. Vielleicht erkannte ich den wahren Zustand meines Herzens erst in der Nacht, in der ich nicht beten konnte, und ich fragte mich: „Was ist los?“ Dann rief ich: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken“ (Ps 139,23)! Als Antwort auf die Fürsprache meines Herrn sagt der Geist Gottes: „Erinnerst du dich nicht an das unfreundliche Wort, den unheiligen Gedanken, die Bosheit, die du getan hast, den unversöhnlichen Geist, den Egoismus, die Weltlichkeit?“ Die Schuld überwältigt mich und ich breche vor Gott zusammen und sage: „O Gott, ich kann heute Nacht nicht schlafen gehen, bevor ich Dir nicht alles erzählt habe.“ Dann erzähle ich meine Geschichte, bekenne mein Versagen, meine Schwäche und meine Sünden, und während ich das tue, erfahre ich den Segen der Verheißung: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1Joh 1,9). Die wunderbare Wahrheit ist, dass all die Erlebnisse, die ich durchgemacht habe, meine Beziehung zur Familie Gottes nicht beeinträchtigt haben.
Meine Frau und ich haben zwei Jungen großgezogen. Wie andere Jungen auch sind sie in der Regel sehr brav, aber manchmal machen sie uns auch große Schwierigkeiten. Es gab Zeiten, in denen sie uns sehr viel Trost gespendet haben, und dann gab es Zeiten, in denen sie nicht so waren, wie sie sein sollten, und das hat uns Sorgen gemacht. Oft mussten wir sie disziplinieren und sagen: „Geh auf dein Zimmer und bleib dort, bis du dich dieser Sache stellen kannst, bis du bereit bist, dein Unrecht einzugestehen und um Vergebung zu bitten.“ Manchmal setzt sich der Wille des Kindes gegen den Willen der Eltern durch. Stunde um Stunde vergeht, ohne dass das Unrecht anerkannt wird. Dann kommt die Abendessenszeit, und als das Kind das Klappern des Geschirrs hört, ruft es: „Vater!“ Ich gehe nach oben und er fragt: „Darf ich zum Essen runtergehen?“ – „Das hängt von dir ab. Bekenne dein Unrecht und du darfst herunterkommen.“ – „Nun“, sagt er, „wenn du denkst, dass ich etwas falsch gemacht habe, tut es mir leid.“ – „Nein, so geht das nicht“, und so verlasse ich ihn und gehe wieder nach unten. Bald wird das Essen serviert und der Geruch zieht nach oben. Er wird hungrig und ruft wieder. Ich gehe nach oben, und er versucht, dem Problem auszuweichen, indem er sagt: „Da du und Mutter beide denken, dass das, was ich getan habe, falsch ist, schätze ich, dass es wohl so ist, und es tut mir leid.“ – „Nein, schätzen geht nicht“, und ich drehe mich um, um die Treppe hinunterzugehen. Vielleicht auf halbem Weg nach unten höre ich ihn weinen: „Vater, Vater, bitte vergib mir. Ich war sehr ungezogen und bockig.“ Wie gern nehme ich ihn in den Arm, drücke ihm den Kuss der Vergebung auf die Stirn und sage: „Komm runter, mit dir schmeckt das Abendessen gleich viel besser.“
So ist es auch mit unserem Gott und Vater. Die Sünde berührt unsere Beziehung nicht, aber sie verletzt unsere Gemeinschaft. Aber unser Herr ist in der Gegenwart Gottes, des Vaters, um für sein Volk einzutreten, und als Ergebnis seiner Fürsprache werden wir zur Buße und zum Schuldbekenntnis gebracht, und Er stellt unsere Gemeinschaft gnädig wieder her.