Behandelter Abschnitt Phil 3,7-11
Wer könnte also auf dem Boden der besten irdischen Abstammung, der gebührenden Ehre der alten und göttlichen Ordnungen, eines hohen Ranges, der in der Schule der Tradition erworben wurde, einer völligen Ablehnung und eines Hasses auf neues Licht in der Religion und eines tadellosen Lebens nach dem Gesetz so feststehen wie Paulus? Dann fügt er hinzu:
Aber was irgend mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet; ja wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, damit ich Christus gewinne und in ihm gefunden werde, indem ich nicht meine Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz ist, sondern die, die durch den Glauben an Christus ist – die Gerechtigkeit aus Gott durch den Glauben; um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde, ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten (3,7–11).
Was war es also, das eine so tiefe, so dauerhafte und, wie wir aus Apostelgeschichte 9 wissen, so plötzliche Veränderung bewirkt hatte? Was brachte ihn dazu, jeden natürlichen, jeden religiösen Vorteil von seiner Geburt an bis zu dem Tag, an dem er sich mit dem Beglaubigungsschreiben des Hohenpriesters Damaskus näherte, zu verachten? Es war die himmlische Vision, die ihn auf dem Weg festhielt; es war Christus, gesehen in Herrlichkeit, und doch eins mit denen, die ein fanatischer Eifer ins Gefängnis und in den Tod verfolgte. „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ In der Gewissheit, dass der, dessen Licht ihn heller als die Mittagssonne anstrahlte, kein anderer war als der Herr, der Gott Israels, erfährt der erstaunte Saulus von Tarsus aus seinem eigenen Mund, dass Er der Gekreuzigte war, dessen Jünger er bis zu diesem Zeitpunkt gewissenhaft vernichtet hatte. Kein Wunder also, dass der bekehrte, erlöste Israelit, der der himmlischen Vision gehorsam ist, alle Dinge in diesem neuen, göttlichen Licht beurteilt. Nun ist er eine neue Schöpfung in Christus, für ihn ist das Alte vergangen, alles ist neu geworden; alles ist von dem Gott, der ihn mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus.
Daher sieht er die Dinge, die für ihn Gewinn waren, um Christi willen als Verlust an; ja, alle Dinge sollten Verlust sein wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis, wie er mit solcher Zuneigung sagt, „Christi Jesu, meines Herrn“, um dessentwillen er nicht nur zuerst den Verlust aller Dinge erlitt, sondern nun bis zuletzt fortfuhr, sie für Dreck zu achten, damit er Christus gewinne (oder, Ihn als Gewinn habe). Was war nun seine Gerechtigkeit, deren er sich rühmte? Sein einziger Gedanke war, in Christus erfunden zu werden, nicht irgendeine eigene Gerechtigkeit zu haben, die gesetzlich sein muss, sondern die, die durch den Glauben an Christus ist, die Gerechtigkeit, die aus Gott ist und auf dem Glauben beruht; Christus und die Kraft seiner Auferstehung zu kennen (nicht einmal Christus diesseits des Grabes) und die Gemeinschaft seiner Leiden.
Sein Auge war auf Christus droben gerichtet, und wenn er hier etwas von Christus hinzufügte, so waren nicht seine Machttaten, noch in der Anerkennung der früheren Herde, sondern in der moralischen Herrlichkeit seiner Leiden. Es lag in dem, was die völlige Entfremdung des Menschen von Gott in seinen guten Dingen bewies, nicht in seinen schlechten allein; in seiner Religion, und nicht bloß in seinen Lüsten und Leidenschaften. Seine eigene Erfahrung bezeugte das. Sein Vertrauen in die Tradition der Ältesten in Israel, sogar in das Gesetz, war Verderben und Rebellion gegen Gott, wie Er sich jetzt in dem offenbart, der gestorben und auferstanden und hinaufgestiegen ist. Folglich vertraut er auf nichts anderes, noch hat etwas Wert in seinen Augen als nur Christus; und wenn er sogar irgendetwas anderes haben könnte, das gut aussähe, würde er nichts anderes als Christus kennen und nichts anderes als den leidenden, auferstandenen und im Himmel befindlichen Christus als sein Teil haben. Daher war das Gleichgestalten mit seinem Tod jetzt eher ein zu gewinnendes Juwel, als ein zu meidendes Übel. Möge der Weg noch so gefährlich sein, komme, was wolle, alles wäre willkommen, „ob ich auf irgendeine Weise hingelangen möge zur Auferstehung aus den Toten“ (V. 11). Letzteres ist kein Ausdruck der Furcht oder des Versagen, sondern eines Herzens, das den Segen, so bei Christus zu sein, so hoch einschätzt, dass es sich um kein Leiden kümmert, das dazwischenkommen könnte.