Behandelter Abschnitt Joh 20,1-2
Wie kein erschaffenes Auge das Tiefste im Kreuz Christi sah, so war es auch nicht für den Menschen bestimmt, den Herrn zu sehen, als Er aus den Toten auferstand. So sollte es auch sein. Finsternis verhüllte Ihn, als Er sich für uns zur Sühnung gab. Die Menschen sahen nicht das unendliche Werk in seinem Tod; doch es geschah nicht nur, um Gott dadurch zu verherrlichen, sondern damit unsere Sünden in Gerechtigkeit weggetragen würden. Wir haben gesehen, wie die Welt und besonders die Juden damit beschäftigt waren, Ihn zu kreuzigen; Hohe und Niedrige, Religiöse und Profane, alle spielten ihre Rolle; sogar ein Apostel verleugnete Ihn, während ein anderer Ihn an die mörderischen Priester und Ältesten verriet. Aber der Herr legte unser aller Schuld auf Ihn; der Herr zerschlug Ihn und hat Ihn leiden lassen; Er stellte seine Seele zum Opfer für die Sünde (Jes 53,10), und da dies göttlich war, so war es für menschliche Augen unsichtbar, und Gott allein konnte mit Recht Zeugnis ablegen, durch wen Er wollte, von der so erlangten ewigen Erlösung, die der göttlichen Liebe die Freiheit ließ, auch in einer verlorenen und gottlosen Welt zu wirken.
So ist es auch mit der Auferstehung Christi. Er wurde durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt; Gott hat Jesus auferweckt, den die Juden ermordeten und an ein Holz hängten; Er hatte sein Leben von sich selbst gelassen, um es wiederzunehmen, indem Er in drei Tagen den Tempel seines Leibes aufrichtete, den sie zerstört hatten. Wenn aber niemandem gegeben wurde, die Tat seiner Auferstehung zu sehen, so sollte sie doch in aller Welt bezeugt werden, ebenso wie sein Sühnungstod. „Predigt der ganzen Schöpfung das Evangelium“, sagte der Auferstandene (Mk 16,15). Und gewiss, wer seine Auferstehung verschweigt, verstümmelt die frohe Botschaft ihres triumphalen Beweises und Charakters und gefährdet die Freiheit des Gläubigen und seine Einführung in die neue Schöpfung, so wie er die Herrlichkeit des Herrn überaus verdunkelt: ebenso wie das Leugnen der Auferstehung die Zeugen Gottes geradezu der Lüge bezichtigt und den Glauben zerstört. So beharrt der Apostel in 1. Korinther 15 auf der Auferstehung Jesu. Hätte der Tod den Heiland festgehalten, wäre alles verloren gewesen; wäre es nur sein Geist gewesen, der sich den Weg in die Gegenwart Gottes erkämpft hat, wäre es dann auch nur eine halbe Befreiung gewesen? Seine Auferstehung ist in Wahrheit eine vollständige Befreiung, deren Siegel der Heilige Geist für uns ist.
Daher finden wir, dass sie die große Grundwahrheit des Evangeliums ist. Ein Zeuge seiner Auferstehung zu sein, war die Hauptvoraussetzung für einen Apostel (Apg 1); und dass Gott Jesus auferweckt hatte, den die Juden gekreuzigt hatten, war die Wahrheit, auf die Petrus am meisten bestand (Apg 2). So wurde es von ihm später in Salomos Vorhalle (Apg 3) und vor dem jüdischen Rat ein ums andere Mal betont (Apg 4 und 5). Genauso war es bei der Predigt an die Heiden (Apg 10); und durch Paulus noch mehr als durch Petrus (Apg 13). Dieses Zeugnis ärgerte besonders die sadduzäischen Obersten (Apg 4); das ist es, was die unauslöschliche Verachtung oder den Widerstand des Unglaubens in der ganzen Welt erregt. Und kein Wunder; denn wenn die Auferstehung die Quelle der Freude und der Grund des sicheren Heils für den Gläubigen ist, wenn sie das Geheimnis seines heiligen Wandels als Ausdruck des Lebens, das er in dem auferstandenen Christus hat, und die Kraft einer lebendigen Hoffnung ist, so ist sie auch das Maß für den wirklichen Zustand des Menschen als tot in Sünden; denn sie ist das gegenwärtige, feste und beständige Unterpfand dafür, dass das Gericht über der bewohnten Erde hängt, denn Gott hat den, den die Welt getötet hat, aus den Toten auferweckt als ihren bestimmten Richter (Apg 17,31). Die Auferstehung ist daher für den Menschen so abstoßend, wie sie vom fleischlichen Verstand selbst der Christen, die nach irdischen Dingen streben, leicht vernachlässigt werden kann.
Da die Auferstehung also offensichtlich eine Wahrheit von grundlegender Bedeutung ist, hat der Geist Gottes dafür gesorgt, dass das Zeugnis darüber ebenso präzise wie vollständig ist. Daher versäumt es Matthäus, der aus dem Grund seines Evangeliums die Himmelfahrt nicht erwähnt, nicht, den Beweis für die Auferstehung Christi am deutlichsten hervorzuheben, ebenso Markus; und Lukas zeigt uns den Herrn in der Auferstehung mit seinem ganzen liebevollen Interesse an den Seinen, detaillierter als beide. Er ist ein Mensch, so wahrhaftig wie immer, mit Fleisch und Gebein, fähig, mit ihnen zu essen, aber auferstanden. Johannes stellt, wie üblich, den bewussten Sohn Gottes, das fleischgewordene Wort vor, aber jetzt in der Auferstehung. Hier sind die Beweise charakteristisch innerlich und persönlich, während die anderen ebenso passend das Äußere darstellen, aber nicht weniger notwendig sind.
Als Bollwerk gegen den philosophischen Skeptizismus steht die Auferstehung fest und uneinnehmbar; denn sie widersteht und widerlegt unwiderstehlich die Wordklauberei, die Gott ignoriert und die Idee der Ursachen auf eine unveränderliche Vorgeschichte der ständig beobachteten Phänomene wie eine Abfolge reduziert – eine Theorie, die stillschweigend angenommen und fleißig eingeflößt wird, um die Möglichkeit eines göttlichen Eingreifens beiseitezuschieben, sei es in der Gnade oder im Gericht, in Wundern oder Prophezeiungen oder in irgendeiner über die Natur hinausgehenden Beziehung zu Gott. Mit Gott, sagte ich? Nun, nach diesem System logisch durchgeführt, ist Er, und muss Er, unbekannt sein; aber wenn unbekannt, wer kann sagen, ob Er existiert? Oder ob nicht alles in einer bloßen Vergöttlichung der Natur enden wird? Nun ruht die Auferstehung Christi, wie schon oft gezeigt wurde, auf weit umfassenderen Beweisen und sichereren und besseren Gründen als jedes andere Ereignis in der Geschichte; und dies, weil sie zu der Zeit von Freunden und Feinden untersucht wurde, wie nichts anderes jemals war, und weil Gott selbst eine Vielzahl von Zeugnissen gab, die im Verhältnis zu ihrer unabsehbaren Bedeutung standen, nicht nur für uns, sondern zu seiner eigenen Ehre. Nun, als eine Tatsache ohne Argumentation, wirft sie von selbst und sofort jeden Widerstand gegen die Wahrheit der Wissenschaft oder des Wissens, das fälschlicherweise so genannt wird, um; denn es wäre die Tiefe der Absurdität, anzunehmen, dass der Tod Jesu die Ursache für seine Auferstehung war. Was war dann seine Ursache? Von welcher Vorgeschichte war sie die Folge? Wenn etwas auf die Macht Gottes hinweist, dann ist es die Auferstehung nicht weniger als die Schöpfung.
In Wahrheit entspringt das Bestreben, Ursache und Wirkung auf ein bloßes Vorher und Nachher zu reduzieren, dem Wunsch, Gott ganz und gar loszuwerden; denn Ursache bedeutet in Wirklichkeit Wille, Entwurf und Macht in der Tätigkeit, obwohl wir zwischen der causa causans und den causae causatae unterscheiden müssen. Diese Ursachen sind in der Natur durch Gottes Absicht, aber Er lebt, will und handelt. Daher steht die Auferstehung Christi mitten in der Geschichte dieser Welt, um allen Unglauben zu richten, jetzt als eine einfache Tatsache betrachtet, die am vollständigsten bewiesen ist. Die Folgen, soweit sie in unserem Kapitel dargestellt sind, werden wir später sehen. Der Herr hatte während seines Lebens deutlich und oft von seinem Tod und seiner Auferstehung gesprochen. Er war gestorben und begraben worden; und hier erfahren wir, dass sich keine Macht oder Vorsichtsmaßnahme gegen sein Wort richtete. Das Grab hatte seinen Insassen verloren; und das war alles, was Marias Herz aufnahm – der Verlust des toten Leibes des Herrn. Bedauernswerte Vergesslichkeit, aber eines Herzens, das in diesen einen traurigen Schatz hier auf der Erde versunken war, und Er war weg!
So war auch hier der Beweis in der Weisheit Gottes allmählich, und das Wachstum der Apostel selbst langsam in der Wahrheit. Es wurde der offensichtlichste Beweis erbracht, dass, wie die Macht an sich nur von Ihm und unmittelbar über dem gesamten Lauf der Natur und der menschlichen Erfahrung war, so dass diejenigen, die danach ihre kompetentesten, anstrengendsten und leidenden Zeugen waren, ihrer Gewissheit nur in solchen Graden nachgaben, die uns sehen lassen, dass kein Mensch mehr überrascht war als die Apostel. Selbst die Feinde des Herrn hatten eine unbestimmte Furcht oder Unruhe, die dazu führte, dass Pilatus eine militärische Wache mit dem Siegel des großen Steins zuließ, um das Grab zu sichern. Kein einziger Jünger, soweit wir wissen, erwartete seine Auferstehung.
Dennoch ist Christus am dritten Tag auferstanden, wie es in der Heiligen Schrift steht. Gerade in dieser Sache – der Lehre des Wortes Gottes – waren die Jünger schwach; nicht nur die unbelehrte Maria Magdalene, sondern alle, wie wir sehen werden, unverständig und trägen Herzens, an alles zu glauben, was die Propheten sagten; alle ebenso schnell, um die klaren Worte zu vergessen, in denen der Herr selbst wiederholt nicht nur seinen Tod, sondern seine Auferstehung am dritten Tag ankündigte.
Dementsprechend haben die einleitenden Verse zum Ziel, uns zu zeigen, wie die Wahrheit zuerst in irgendeinem Herzen zu dämmern begann. Es gab nicht nur keine Absprachen, die Auferstehung ihres Meisters vorzutäuschen, es gab auch nicht so viel wie eine hoffnungsvolle Erwartung in einem einzigen Herzen, von der man sprechen kann. Die Finsternis des Kreuzes hatte jedes Herz eingehüllt; die Furcht des Menschen drückte die Männer nieder noch mehr als die Frauen. Sogar dort, wo die Tatsache offenkundig hätte sein müssen, missverstanden sie, die die Tatsache sahen, ihre Bedeutung und waren betrübter denn je.
Am ersten Tag der Woche aber kommt Maria Magdalene früh, als es noch dunkel war, zur Gruft und sieht den Stein von der Gruft weggenommen. Sie läuft nun und kommt zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus liebhatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn aus der Gruft weggenommen, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben (20,1.2).
Maria Magdalene scheint am ersten Tag allein zu sein; sicherlich, wenn andere Frauen bei oder in ihrer Nähe waren, wie andere Zeugnisse andeuten (nicht zu sprechen von der Pluralform hier, „wir wissen“, die nur allgemein sein kann), zieht sie allein die Aufmerksamkeit des Geistes Gottes auf sich. Er schildert ein Herz, das zuerst unwiderstehlich von einer so überwältigenden und zugleich heiligen Begebenheit angezogen wurde, durch ihre Liebe zu Ihm, dessen Leib in die Gruft gelegt worden war; dann endlich wurde es vom Herrn getroffen und gesegnet, als die besten Mittel unter den Gläubigen versagt hatten, wie wir zu gegebener Zeit erfahren werden.
Vor seinem Tod hatte Maria, die Schwester des Lazarus, den Herrn gesalbt, sein Haupt und seine Füße, aus der Fülle ihrer Zuneigung heraus, die das Wertvollste, was sie besaß, an Ihn verschenkte, gerade zu der Zeit, als sie unwillkürlich die Gefahr herannahen fühlte, und als Antwort auf die herzlose Gleichgültigkeit, die nur von dort aus in die tödlichste Gottlosigkeit führte, die Rechtfertigung seiner Liebe hörte, die ihrer Tat einen Sinn gab, der ihre Gedanken überstieg. Oh, wie befriedigend für ihr Herz bis hin zu Ihm selbst! Es war eine tiefe und wahre Zuneigung, die von der Zuneigung Jesu getroffen wurde, nicht nur vollkommen, sondern göttlich.
Und auch hier war es nicht umsonst, dass Maria Magdalene so früh, in der Dunkelheit, zu der leeren Gruft Jesu gezogen wurde. Sie war dort gewesen, wenn auch nicht allein, nachdem der Sabbat zu Ende war, als es dunkel wurde (nicht „dämmerte“, obwohl das Wort auf beides zutrifft) am ersten Tag der Woche, denn das ist die wahre Bedeutung von Matthäus 28. Vergleiche dazu Markus 16; wie Lukas 23,54 zeigt, waren sie am Vorabend dort gewesen, als der Freitag zu Ende kam und der Sabbat näherkam.
Es ist bemerkenswert, dass diese Maria nicht nur Johannes, sondern auch Petrus von der Entfernung des Steins und dem, was sie aus dem Leib des Herrn schloss, berichtet. Letzterer hatte den Herrn kurz vor seinem Tod wiederholt und schwer entehrt; aber zweifellos war seine Reue zumindest den Gläubigen wohl bekannt. Dennoch gibt es den Bericht über ihren unerschütterlichen Appell. Marias Herz beurteilte, wer unter den Jüngern am herzlichsten auf die ängstliche Anfrage antworten würde, die ihre eigene Seele erfüllte. Denn sicherlich war es nicht Mangel an Liebe, sondern an Selbstgericht, die diesen glühenden Jünger dazu gebracht hatte, seinen Meister zu verleugnen. Im Gegenteil, es war das Vertrauen auf seine eigene Liebe zu Ihm in völliger Unkenntnis seiner selbst und ohne die gebührende Abhängigkeit von Gott, angesichts einer feindseligen Welt mit dem Schatten des Todes vor seinen Augen. Und der Meister offenbart im nächsten Kapitel seine eigene Gnade gegenüber seinem Diener bis zum Äußersten, während Er sogar die sündige Wurzel freilegt, die ihn zu solch schändlichem Versagen verleitet hatte. In der Tat war Maria in dem, was sie beunruhigte, viel berechtigter, auf das Mitgefühl von Petrus und Johannes zu zählen, als in der Unwissenheit, die daraus schloss, dass Menschen den Leib des Herrn am Auferstehungstag weggetragen hatten. Sogar die wärmste Liebe kann nicht ohne das Wort einen rechten Gedanken an den fassen, der für uns gestorben ist. Ihre Vorstellung war Christi oder der Fürsorge Gottes für Ihn völlig unwürdig. Aber der Unglaube im Heiligen ist nicht besser als im Sünder; und gerade die Stärke ihrer Liebe zum Herrn macht nur umso mehr deutlich, wie sehr der Glaube nötig ist, um die göttlichen Dinge ein rechtes Verständnis zu haben. Er aber „schenkt mehr Gnade“.
Was die Berichte über die Auferstehung betrifft, so soll niemand glauben, dass es fruchtlos ist, sie zu vergleichen, ebenso wenig wie die vollkommene Genauigkeit jedes Berichts anzunehmen. Ob man eine Harmonie anstrebt oder verachtet, das Ergebnis muss völlig falsch sein, wenn man damit beginnt, Matthäus 28 von der Morgendämmerung des Sonntags anstelle der Abenddämmerung des Sabbats auszulegen, die für den Juden (und Matthäus hat vor allem die Juden im Blick) der wahre Beginn des ersten Tages war und ist, wie sehr auch das westliche Vorurteil zum heidnischen Sinn des Tages neigen mag. Dieser Irrtum muss dem Studenten ebenso wie dem Harmonisten jedes rechte Verständnis verleiden. Lasst uns als Gläubige lesen.
Es ist gesagt worden, dass es unmöglich ist, dass ein so erstaunliches Ereignis, das von verschiedenen Seiten und in verschiedenen Formen über verschiedene Teile der Jüngerschaft hereinbrach, nicht von vier unabhängigen Zeugen in der „verstreuten und bruchstückhaften“ Weise berichtet wurde, in der wir es jetzt finden. Sicherlich wäre es unmöglich, wenn es keinen Gott gäbe, der die vollkommene Wahrheit durch alle seine erwählten Zeugen und in jedem ihrer Berichte sicherstellt. Die Bemerkung ist daher reiner Unglaube und eines einsichtigen Christen völlig unwürdig. „Verstreut und bruchstückhaft“ ist nicht der Weg des Heiligen Geistes, der die vier nicht wie Männer einsetzt, die vor einem Gericht aussagen, jeder über das, was er gesehen und gehört hat. Das ist nicht nur bei Markus und Lukas unzutreffend, sondern passt auch nicht zu den Fakten bei Johannes und Matthäus. Denn Er veranlasst jeden von ihnen, das, was beide gesehen und gehört haben, wegzulassen und nur eine solche Auswahl einzufügen, die den Umfang und den Charakter des jeweiligen Evangeliums verdeutlicht. War nicht Matthäus ein gefesselter Zuschauer des Herrn inmitten der Jünger in Jerusalem am Abend des Tages, an dem Er von den Toten auferstand? War nicht Johannes mit den anderen auf dem bestimmten Berg in Galiläa?
Es ist also nicht nur wahr, dass in der Tiefe unter ihrer abwechslungsreichen Oberfläche der Erzählung die große zentrale Tatsache der Auferstehung selbst unbewegt und unerschütterlich ruht (denn das mag bei rein menschlichen Berichten von Tatsachen der Fall sein), sondern dass jeder der vier einen besonderen Gegenstand oder ein besonderes Ziel in den Gedanken des inspirierenden Geistes hatte, das unfehlbar im allgemeinen Plan und im kleinsten Detail ausgeführt wird. Der Einwand gibt die Ehrlichkeit der christlichen Zeugen zu, lässt aber Gott aus ihrer Schrift heraus, was das Wesen der Untreue ist: umso schmerzlicher, als der Einwender [Alford, „Prolegomena“, Sect. v.] wirklich ein Gläubiger ist, aber mit einer völlig unzureichenden und gefährlichen Theorie der Inspiration. Tatsache ist, dass kein Mensch, der das Material hatte oder wusste, was jeder Evangelist vor sich hatte, jemals so geschrieben hätte, wie irgendeiner von ihnen es tat; und dass nichts ihre besondere Form erklärt, als dass Gott ein Zeugnis gab, das vollkommen mit jedem Evangelium übereinstimmte, so dass sie alle ein vollständiges Ganzes ergaben. Wo nur Männer Gottes gesehen werden, mit nichts mehr als einer solchen Führung des Geistes wie in gewöhnlichen Predigten oder dergleichen, welch ein Verderben bringt solcher Unglaube mit sich! Es Inspiration zu nennen, macht die Täuschung nur noch größer. Sind sie Gottes Wort?
Gewiss war die Auferstehung das, wovon die Apostel vor allem anderen Zeugnis ablegten; aber es ist, wie wir gesehen haben und noch deutlicher zeigen könnten, eine Vernachlässigung der Beweise, anzunehmen, dass jeder die besonderen Tatsachen, die er selbst gesehen hatte oder die ihm von den Betroffenen berichtet wurden, getreu in einen Bericht umsetzte. Dies ist eine schlechte und irreführende à priori-Hypothese. Ihre Verschiedenheit entspringt nicht menschlicher Schwäche, sondern göttlicher Weisheit.
Doch wenden wir uns noch kurz der Wirkung des leeren Grabes auf die zu, die es zuerst bemerkten. Und sicherlich kann man bei Maria Magdalene nicht von geistlicher Einsicht sprechen; aber sie klammerte sich in tiefer Zuneigung an die Person des Herrn; und Er war nicht unaufmerksam. Sie war die erste, wie wir sehen werden, die Freude an Ihm hatte, und Er gibt ihr die Ehre. Doch was könnte Christus weniger würdig sein als ihr übereilter Schluss vom leeren Grab! „Sie haben den Herrn aus der Gruft weggenommen, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben“ (V. 2). Sie kann sich Ihn nur als unter der Macht des Todes stehend vorstellen. Sie urteilt nach dem, was ihre Augen sehen; und in ihrem Denken hat der Mensch noch die Oberhand. Seine Zusicherung der Auferstehung hatte keine Spur hinterlassen, wie auf unfruchtbaren Sand. Wer kann sich des Menschen rühmen, der so überwältigt ist vor der unerkannten und doch herrlichen Macht Gottes, die Ihn bereits aus den Toten auferweckt hatte? Dennoch war ihr Herz Ihm treu, und sie zeigt es, wenn auch jetzt nur durch ihren Besuch einer solchen Gelegenheit, während es noch dunkel war, und durch ihre extreme Unruhe, als sie sah, dass der Stein weggenommen und der Leib aus dem Grab verschwunden war. Was kann sie anderes tun, als mit der Nachricht hinzulaufen, um sie den Herzen der Gleichgesinnten zu bringen?