Behandelter Abschnitt Joh 20,1-10
In diesem Kapitel finden wir die Geschichte der Auferstehung oder vielmehr die Geschichte, wie der Herr sich den Seinen offenbart hat. Dieser Bericht ist von grossem Interesse und voll wichtiger Grundsätze. Die erste Person, die uns vorgestellt wird, ist nicht einmal Christus. Es sind jene, die Ihn geistlicherweise umgeben sollten und Ihn, als Er hier auf der Erde war, auch tatsächlich umgeben hatten. Es war gut und angemessen, dass der Zustand ihrer Zuneigungen - sie sind es, die den Glauben nähren - offenbart werden sollte. Er zeigte sich im Vertrauen zu Ihm und in der Hingabe an seine Person. Er als Auferstandener war dann die Antwort auf diesen Zustand und führte sie weiter.
Bei der Gruft
Verse 1-10. Die erste Person, die hier eingeführt wird und deren Geschichte tief berührt, ist Maria Magdalene. Nach christlicher Tradition steht ihr Name für eine schlechte Lebensführung oder zumindest für eine Frau, die ein lasterhaftes Leben geführt hat. Doch es gibt nichts, das diese Überlieferung rechtfertigt. Tatsache jedoch ist, dass sie vollständig unter der Macht von Dämonen gestanden hatte. Das ist keine Überlieferung. Der Herr hat sieben Dämonen von ihr ausgetrieben. Ihr Zustand war also äusserst elend gewesen, daher liebte sie viel.
Wir finden sie zusammen mit einer anderen Frau, die «die andere Maria» genannt wird (Mt 28,1). Sie begleiteten den Herrn mit anderen zusammen und dienten Ihm mit hingebungsvoller Zuneigung. Obwohl die Zuneigung dieser Frauen für den Herrn auch ernsthaft war, so fand sich im Herzen von Maria Magdalene doch mehr Liebe als bei den anderen. Sie waren sehr gut vorbereitet, hatten wohlriechende Gewürze und Spezereien gekauft, um Ihn zu salben. Sie wollten alles tun, um ihrem Meister die gebührende Ehre zu erweisen.
Doch Maria Magdalene dachte an Ihn. Die anderen Frauen warteten die passende Zeit ab und kamen bei Sonnenaufgang zum Grab. Das Herz von Maria Magdalene aber war mit nichts anderem beschäftigt als mit dem Kummer, Ihn, den sie so sehr geliebt hatte, verloren zu haben. Und so war sie schon beim Grab, als es noch Nacht war.
Der Herr war bereits auferstanden und der grosse Stein vom Eingang der Gruft weggewälzt. Sie begriff die Bedeutung dessen, was sie sah, nicht, sondern ging zu Petrus und Johannes. Diese liefen direkt zur Gruft, denn sie wollten sehen, was geschehen war. Zudem hatten sie geglaubt, dass das Grab gut bewacht sei. Johannes blickte hinein und sah die leinenen Tücher, in die Jesus eingewickelt worden war, auf dem Boden liegen. Petrus, der kurz darauf erschien, betrat das Grab und sah die Leinentücher auch, und das Schweisstuch, das auf dem Haupt des Herrn gewesen war, säuberlich zusammengefaltet. Alles sprach von Ruhe. Nichts zeugte von Hast oder Eile.
Es scheint, dass Petrus über das, was er sah, erstaunt war (Lk 24,12) und kaum wusste, was er davon halten sollte. Dann betrat auch Johannes die Gruft. Er sah und glaubte. Doch sein Glaube stützte sich auf das, was er sah, und nicht auf das Wort. Sie kannten die Schrift, die verkündete, dass es so sein musste, noch nicht. Ach! Ihre Herzen waren nicht von Jesus eingenommen, und sie hatten kein Verständnis für sein Wort. Sie gingen wieder heim. Sie sahen sich nicht weiter um. Sie staunten, und wenigstens Johannes glaubte. Doch sie waren weder von göttlichem Verständnis erleuchtet, noch von herzlicher Zuneigung zu Jesus bewegt. Sie kehrten in ihr eigenes Zuhause zurück.