Behandelter Abschnitt Joh 15,1-16
Der Weg zur Fruchtbarkeit (Joh 15,1-16)
Es gibt nur einen Weg, fruchtbar zu werden, der heißt: „Bleibet in Mir und Ich in euch.“ Der Sünder kommt zu Jesus, um Vergebung zu erlangen. Das Gotteskind aber bleibt in Jesus, den es gefunden hat. Es bringt Frucht durch ein neues Leben, weil es eine neue Kreatur geworden ist (2Kor 5,17). Es ist umgestaltet, sein neues Leben ist Frucht (1Joh 3,9). hach Vers 3 weiß der Gläubige, dass er ohne in Jesu zu bleiben, keine Frucht bringen kann. Das Bleiben in Jesu bewirkt:
Frucht. Die erste Frucht ist wie bei dem Schächer das Bekenntnis zu Jesus. Unser Kapitel redet von einem beständigen Zunehmen an Frucht. Ein Fruchtbaum vermehrt seine Frucht Jahr für Jahr. So ist hier die Rede von vierfacher Frucht: „Frucht, mehr Frucht, viel Frucht, bleibende Frucht.“
Mehr Frucht tragen gereinigte Reben (Vers 2). Der Weingärtner reinigt sie von wilden Schoßen, die der Rebe den Saft rauben. Das Messer unseres Weingärtners ist die Schrift (Heb 4,12; Eph 5,26). Sie deckt alles Unreine auf, wir richten es und legen es ab. Das ist das Reinigen der Rebe. Die Folge ist:
Viel Frucht. Reben, die viel Frucht tragen, nennt Jesus „rechte Jünger“ (Vers 5. 8). Sie sind Lernende zu Seinen Füßen. Sie fragen in allem: „Herr, was willst Du, dass ich tun soll?“ Ihre Antwort lautet: „Hier bin ich, sende mich“ (Jes 6,8). Zuletzt redet der Herr noch von:
Bleibender Frucht (Vers 16). Wer bringt diese? Die erhörlichen Beter. Beter sind Wundervollbringer.
Eine beachtenswerte Parallele des Wachstums finden wir in Hesekiel 47 im Bilde des Stromes. 1. Wasser bis an die Knöchel. 2. Wasser bis an die Knie. 3. Wasser bis an die Lenden und 4. Tiefwasser zum Schwimmen. Das Bleiben in Jesu bewirkt ferner:
Erhörliches Beten (Vers 7). Wer in Jesus und Seinem Wort bleibt, lernt nach Gottes Willen beten (1Joh 5,14; Ps 37,4). Das tat Elia (Jak 5,17). Er flehte für die Umkehr Israels und, weil es nicht hörte bat er laut 5. Mose 11,16.17, Israel den Regen zu entziehen, und Gott erhörte ihn. Er betete nach Gottes Willen. Beter flehen nicht um ihre, sondern um Gottes Verherrlichung. Wie Jakob, berufen sie sich auf die Verheißung und beten erhörlich (Vergleiche 1. Mose 28,15 mit 32, 12.). In Jesu bleiben bewirkt
Verherrlichung des Vaters (Luther: Verklärung). Dafür lebte und starb unser Herr. Das war eine Seiner Bitten in Kapitel 17. Jesus verherrlichte den Vater durch Seinen heiligen Wandel. Keiner konnte Ihn einer Sünde überführen (8, 46). Er tat es durch Seine Reden, denen niemand zu widerstehen vermochte (7,
46; Mt 7,29). Er ehrte den Vater durch viele Zeichen und Wunder. Man denke an Jesu letztes Wunder, das der Ruferweckung des Lazarus, wodurch viele glaubten. Jedes Kind Gottes, das in erster Linie zur Ehre des Herrn lebt, verherrlicht den Vater (1Kor 10,31; Kol 3,17).
Ein tiefes Empfinden Seiner Liebe (Vers 9). Wer kann erfassen, was es bedeutet, die Liebe Christi so erschöpfend zu genießen, wie Jesus die Gemeinschaft des Vaters genoss. Jesus versichert uns, dass das möglich ist durch das Bleiben in Ihm. Alle, die wie Er, in ständiger Abhängigkeit mit Ihm leben, erfahren sie. Sie dringen ein, wie Paulus in Epheser 3,18.19 schreibt, in die Breite, Länge, Tiefe und Höhe der alle Erkenntnis übersteigenden Liebe Christi (Röm 5,5). Sie bleiben in Jesu wie Mose in Gemeinschaft mit Gott auf dem Sinai. Sie strahlen als Frucht ganz unbewusst Gottes Herrlichkeit aus, die Ungeistliche nicht ertragen können (2. Mose 34,29-31; 2Kor 3,18). Alle Gaben vergehen, aber die Liebe bleibt (1Kor 13; 1Joh 4,16).
Gehorsam Seinen Geboten (Vers 10). Das Beobachten Seiner Gebote ist eine weitere Frucht des Bleibens in Jesu. Seine Gebote sind nicht schwer (1Joh 5,3; Mt 22,37-39). Man denke besonders an das neue Gebot (Kap. 13, 34: 15, 17). In Jesu Bleibende sind gehorsam wie Noah (l. Mose 6, 22), sie halten wie Abraham Gott nichts vor (1. 'tose 22; Apg 26,19). Sie stellen alles unter den Gehorsam Christi (2Kor 10,5). Schließlich bewirkt bleiben:
Vollkommene Freude (11). Gibt es diese, fragt mancher Leser? Ja, so steht es geschrieben. Sie fließt aus dem Bleiben in Jesu wie der Saft aus der Rebe. Wie die Liebe ist auch Freude eine Frucht des Geistes (Gal 5,22). Leider finden viele, die Christo angehören, mehr Freude am Sport in der Natur als im Herrn. Ein Hörspiel oder Fernsehen ziehen sie einer Bibelstunde vor. Sie geben viel Geld für Nichtiges aus, anstatt dass sie es der Mission geben. Die Apostel freuten sich sogar darüber, dass sie um Jesu willen leiden durften (Apg 5,41). Jünger, die in Jesu bleiben, sind voll Freude (Apg 13,52; Ps 32,11).
Erkenntnis des Willens Gottes (Vers 15). Bleibenden in Jesu offenbart Er Seine Gedanken (Kapitel 14, 21). So entwarf Gott dem Manne nach Seinem Herzen den ganzen Tempelbau (1Chr 28,11-19). Paulus streckte sich nach tieferer Erkenntnis aus und erhielt sie (Phil 3,10). Nach Röm 9-11 durfte er hineinschauen in die Gedanken Gottes und betete darüber an (Röm 11,33 ff.). Ihm offenbart Gott auch das bis dahin verborgene Geheimnis des Leibes Christi und der Entrückung der Gemeinde. Denken wir stets daran, daß, wer in Ihm bleibt, bleibende Frucht bringt. Er verherrlicht den Vater und den Sohn, betet erhörlich, hält Gott gar nichts mehr vor und erfüllt damit seine ewige Bestimmung, sein Segen sein (1. Mose 12,2). (Dr. S.)