Ein scharfes Messer (Joh 15,2)
Jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt Er, auf dass sie mehr Frucht bringe. Frucht tragen ist des Menschen ewige Bestimmung und war Gottes erster Befehl an den Menschen (1. Mose 1,28; Eph 1,4). Von Natur sind wir unfruchtbar (Kap. 3, 5. 6; Eph 2,2), oder tragen Früchte des Fleisches (Gal 5,19-21). Aber der Weingärtner holte uns aus der Welt, wie einst das Volk Israel aus Ägypten (Ps 80,9-12). Das begann mit unserer Wiedergeburt (Röm 11,24; 2Kor 5,17). Gelingt es Satan nicht, unsere Bekehrung zu verhindern, so versucht er alles, uns unfruchtbar zu machen. Er kennt unsere natürlichen Neigungen und lockt uns aus der Gemeinschaft mit Ihm. Einem sagt er, werde reich, dann kannst du mehr den Armen geben. Einem andern, strebe nach hohen Ämtern in der Welt, dann gewinnst du an Einfluss, Einem dritten, sondere dich nicht zu sehr von der Welt ab, sonst verlierst du an Einfluss. In allem ist Satans Absicht, uns aus der Gemeinschaft mit Jesus zu ziehen, vom Bleiben in Ihm. Als es Satan nicht gelang, Abrahams Einzug in Kanaan zu verhindern, zeigte er ihm die Schätze Ägyptens, denen er nachging und schweren Schaden litt (1. Mose 12,10). Gott aber half Abraham wieder zurecht, er bekam das scharfe Messer zu spüren. Jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt Er. Wie geht diese Reinigung vor sich?
Durch Selbstgericht. .Jesus reinigt jede Rebe, die Frucht trägt, damit sie noch fruchtbarer werde. So sind also die fruchtbaren Reben nicht vollkommen, sonst müsste Er sie nicht reinigen. Reinigen führt ins Selbstgericht (Ps 139,23.24; 1Kor 11,28; 2Kor 7,1). Es ist leichter, andere zu richten, was Jesus verbietet, als sich selbst, was Er befiehlt (Mt 7). Was benützt der Winzer zur Reinigung der Reben?
Ein scharfes Messer. Ein treffliches Bild finden wir in Josua 5. Gott befahl dem Volk Israel in den Kampf gegen die Kanaaniter zu ziehen. Ehe Israel das Schwert gegen die Feinde zog, musste es erst die scharfen Messer an sich selbst legen (Josua 5,3) . Erst musste die Schande Ägyptens fort, ehe es für Gott fruchtbar sein konnte (Jos 5,9). Also erst das Messer an die Rebe legen, dann bringt sie viel Frucht. Wohl uns, wenn der Weingärtner die Rebe zurück schneidet. Das tut weh, aber es ist heilsam. Alle fruchtbaren Reben werden beschnitten. Zum Beispiel Jakob (1. Mose 42,36). Joseph seufzte schwer in der Grube und im Gefängnis (Ps 105,18), aber gerade dadurch machte Gott ihn fruchtbar (l. Mose 41, 52; 49, 22). Hiob lag in der Asche und Elia wollte sterben. Johannes der Täufer geriet in den Sumpf des Zweifels und fragte: „Bist du der Kommende oder sollen wir eines andern warten“ (Mt 11,3)? Alle fruchtbaren Reben reinigt der Weingärtner zu mehr Frucht.
Beachten wir Gottes Mittel mit den einen und andern zu erhöhter Fruchtbarkeit. Oft reicht Er bittere Medizin zur Heilung und führt manche durch Verleumdungen, um sie vor Hochmut zu bewahren, andere durch materielle Verluste, um sie von der Geldliebe zu reinigen. Andere legt Er aufs Krankenbett. Bei einigen muss die lose Zunge beschnitten werden. Andere muss er vom hastigen Temperament reinigen und wieder andere von ihrer Empfindlichkeit. Weine nicht, wenn das Messer tief geht, die Freude folgt danach. Das sagt der Apostel so schön in Hebräer 12,11, hernach folgt die friedsame Frucht. Wer sich reinigen lässt, wird dem Hausherrn bräuchlich, ein Gefäß zu Seiner Ehre (2Tim 2,21). Wer besorgt das Reinigen der lieben?
Der Vater ist der Weingärtner. Jeder Vater liebt
sein Kind und sucht nur dessen Wohl, aber darum züchtigt er es (Heb 12,59). Genau so macht es der Vater im Himmel mit Seinen Kindern.
Manchmal benützt Er böse Nachbarn, andere Male einstige Freunde, oft
solche, denen wir Hilfe leisteten (Ps 55,12-15). Oft schmerzen uns
sogar solche, denen wir aus der grausamen Grube heraushalfen (
Das Ziel der Reinigung. Es heißt: Mehr Frucht. Reinigung führt in friedsamer Frucht der Gerechtigkeit. In Galater 5,22 lesen wir von kostbarer Frucht. Reinigung wird bald allen offenbar (Ps 40,3; 1Tim 4,12). So erwartet der Ich-liebende nicht mehr Liebe, sondern er liebt. Der Mürrische zeigt nicht mehr seine Launen, sondern strahlt wie Mose und Stephanus (Apg 6,15). Der Allzu-sparsame gibt reichlich. Zornige, wie einst Mose, sind sanftmütig (Vergleiche 2. Mose 2,12 mit 4. Mose 12,3). Der einstige Wollüstling ist keusch wie Joseph (1. Mose 39,9; Apg 24,25). Der einfache Weg zu solcher Fruchtbarkeit heißt: „Bleibet in Mir.“
Die Mittel zur Fruchtbarkeit. Der Herr nennt hier zwei.
In Ihm bleiben. Gemeinschaft mit dem Herrn pflegen (l. Joh 1,3.7). In Seiner Liebe bleiben (Vers 4; 6, 47-58).
In Seinem Wort bleiben (Vers 7; Eph 5,26). Das Wort ist wie ein zweischneidiges Schwert und deckt Schäden auf (Heb 4,12), zum Beispiel die Sünde der Gebetslosigkeit, die uns aus Jesu Nähe führt (l. Sam. 12, 23), oder die Vernachlässigung der Gottesdienste mit ihren trüben Folgen (Heb 10,25). Es straft uns über den Mangel an Liebe. Gereinigte Reben sind zum großen Nutzen anderer und verherrlichen den Herrn.
Das Los der Ungereinigten (Vers 6). Der Weingärtner
wirft sie ins Feuer. (Lies Mt 3,10; Apg 5,5.10;