Der Herr hatte mit seinen Jüngern über seine Person, die über allen Haushaltungen steht, gesprochen. Er hatte auch von ihrem Platz in Ihm gesprochen, wenn der Heilige Geist auf die Erde herabgekommen sein würde. Und Er hatte ihnen gesagt, wie Er sich ihnen während seiner Abwesenheit zu erkennen geben würde. Zum Schluss hatte Er noch hinzugefügt, dass Er ihnen Frieden lassen und jenen Frieden, den Er selbst besass, geben würde.
Nun kommt Er in Kapitel 15 auf die Wahrheit seiner Stellung hier auf der Erde, im Gegensatz zum Judentum, zu sprechen. Er spricht auch von ihrer Stellung, die mit seiner Stellung zusammenhängt, und von ihrem Dienst, der aus ihrer Stellung folgt. Schliesslich spricht Er vom Zeugnis, das der Heilige Geist der Verheissung von der Herrlichkeit, in die Er droben eintreten würde, ablegt; und von ihrem Zeugnis als Augenzeugen dessen, was Er hier auf der Erde gewesen war.
Der Weinstock: die Stellung des Herrn auf der Erde
Vers 1. Das Judentum ist vollständig beiseite gesetzt. Dessen Platz hat Christus selbst eingenommen. Das geschah mit allem, was Gott ursprünglich eingerichtet hatte: Der erste Mensch wurde vor Gott durch den zweiten ersetzt; das Priestertum Aarons durch jenes von Christus; der König durch den Sohn Davids, und Israel, der Knecht, durch Christus (Jes 49,1.5); und selbst das irdische Heiligtum, samt seinem ganzen Dienst, durch das wahre himmlische Heiligtum. So war auch Israel hier nicht der wahre Weinstock, obwohl es als Gottes Weinstock von Ägypten nach Kanaan verpflanzt worden war (Ps 80,8-16). Christus war der wahre Weinstock Gottes auf der Erde, während die Jünger die Reben waren. Sie dachten immer noch, dass Israel Gottes Weinstock sei und Christus, der lang erwartete Messias, die Hauptrebe. Doch es war nicht so. Jesus Christus war der Weinstock, sie waren die Reben; sein Vater war der Weingärtner.
Dieser Abschnitt hat schon vielen Schwierigkeiten bereitet, denn sie haben diese Worte auf die Versammlung angewandt (Anmerkung: Johannes spricht nicht von der Versammlung, weder in seinem Evangelium noch in seinen Briefen. Doch das, was im Text gesagt wird, trifft sowohl auf unsere persönliche Stellung in Christus, als auch auf die Versammlung zu.). Aber die Vereinigung der Versammlung mit Christus findet erst statt, wenn Er droben verherrlicht ist. Dann sind wir vollständig in Ihm. Dort geht es nicht mehr darum, Frucht zu tragen oder beschnitten zu werden, sondern wie in 1. Johannes 4,17 gesagt wird: «Dass, wie er ist, auch wir sind in dieser Welt.»
In unserem Kapitel ist Jesus der wahre Weinstock auf der Erde. Und obwohl Christus die Reben für rein erklären konnte, wird hier ihre Verantwortung aufgezeigt, damit sie Frucht tragen. Sie waren schon rein durch das Wort, das Er zu ihnen gesprochen hatte.