Behandelter Abschnitt Joh 1,1-5
Am Anfang war das Wort (Joh 1,1-5)
Die Eingangsworte des Johannes-Evangeliums sind unerschöpflich. Sie enthalten die Geschichte des Herrn, dem A und O, und die der Welt (V. 10). Ferner des Herrn Wesen, Seine Herrlichkeit und Aufnahme in der Welt (V. 11). Wir sehen die unüberbrückbaren Gegensätze zwischen Licht und Finsternis, Leben und Tod, den großen Zwiespalt in unserem eigenen Herzen (V. 5), aber auch, wie Jesus unser Leben wird (V. 12).
Der eigenartige Beginn des Evangeliums. Es beginnt nicht wie Matthäus und Lukas mit dem Geschlechtsregister Christi, denn Er ist ja ewig (Heb 7,3). Johannes zeigt Ihn auch nicht wie Lukas im Marienschoß, sondern in des Vaters Schoß. Jesus war mit dem Vater, ehe die Welt war (Heb 1,2.10). Jesus war vor jedem Anfang (Heb 1,8; 7,3; Kol 1,15; Off 1,8). Der, der am Anfang sprach „Es werde Licht“ ist ohne Anfang (l. Mose 1, 3). Der Ausdruck „am Anfang“ geht über 1. Mose 1,1 hinaus. Dort ist nur der Anfang der Schöpfung, aber nicht der des Herrn gemeint. Durch Sein Wort sind die Himmel gemacht (Ps 33,6). Jesus ist der Ursprung alles Lebens. Also gleich Vers 1 bezeugt, dass Jesus Christus ewig (Heb 5,6) und der Gegenstand der Liebe des Vaters ist (17, 24). Dieses Evangelium ist würdig, in Goldlettern geschrieben zu sein.
Die Namen des Herrn in unserm Kapitel. Jesus hat viele Namen, allein schon in diesem Kapitel. Das Wort, Gott, der eingeborene Sohn das Lamm Gottes, der Messias, der König Israels. Hier wird Er das Wort genannt, so auch in V. 14; 1Joh 1,1; Off 19,13. Vor diesem Namen wird jedes Knie sich beugen (Phil 2,10.11). Auch wir wollen stille stehen und wie Paulus um Erkenntnis bitten (Phil 3,10).
Wo war dieses Wort? „Bei Gott." In innigster Liebesgemeinschaft mit Ihm (Spr 8,30; Joh 10,30). In jener Herrlichkeit, nach der Er sich nach vollendetem Werk zurücksehnte (Joh 17,5), dort, wo alle Engel Ihm dienten (Heb 1,6 f.). Aus dieser Herrlichkeit kam der Herr, um uns den Vater zu offenbaren und uns zu Gott zurückzubringen (1Pet 3,18).
Unsere Stellung zu dem, der hier das Wort genannt wird.
Nach Heb 1,1 hat Gott zu uns durch den Sohn geredet und befiehlt uns, Ihn zu hören (Mk 9,7; 5. Mose 18,15), Ihm zu leben und zu dienen.
Sein Wirken. „Alles ward durch dasselbe gemacht." Alles ist entstanden durch den, der das Wort genannt ist (V. 10; Heb 1,2). Alle Dinge sind durch und für Ihn geschaffen (Kol 1,16; Eph 3,9), die Sichtbaren und die Unsichtbaren, Throne und Fürstentümer. Alles war so herrlich, dass Engelsfürsten jauchzten, als Er die Erde gründete (Hiob 38,7). Himmel, Erde, Menschen, Tiere, ja die ganze Schöpfung ist durch Ihn. Staunen wir nur, dass dieser Unendliche sich zu uns herabneigte, für uns starb und uns nun Seine Freunde nennt. Also, dasselbe Wort, das die Welten schuf und in seliger Gemeinschaft mit dem Vater war, wurde Fleisch, nahm Knechtsgestalt an (Phil 2,6-8; Heb 2,14). Er bewirkte durch Sein Leiden und Sterben die Reinigung unserer Sünden, um uns in jene Herrlichkeit,. aus der Er zu uns kam, zu führen (Joh 1,14; 14,3; 1Kor 2,9). Ferner lesen wir:
In Ihm war Leben (V. 4). Alles Leben strömt aus Gott. Er, das Leben, kann nur Leben erzeugen (1. Mose 1,20; Apg 17,25). Menschengeist vermag Erstaunliches zu erfinden, selbst die Erde zu umkreisen, aber Leben geben kann er nicht. Er sinnt vielmehr auf das Gegenteil, seinen Bruder zu töten, wie Kain. Leben kann nur Gott schaffen. Alles Leben erfreut, seien es Blumen, Landschaften, Tiere und vor allem Menschen, die Gott auf eine so erstaunliche Weise geschaffen hat (Ps 139,14).
Die Schrift aber redet hier von einem weit höheren als dem natürlichen Leben, vom ewigen Leben. Um uns dieses zu geben, ist Jesus in die Welt gekommen. Er sagt: „ich gebe mein Leben für die Schafe." Und wiederum: „Weil ich lebe, sollt ihr auch leben" (14, 9). Dieses ewige Leben erhalten wir durch die Wiedergeburt (Joh 3,16). Und wenn Er, der unser Leben geworden ist, wiederkommen wird, werden wir mit Ihm offenbar werden (Kol 3,4; 1Thes 3,13; Off 19,14).
Jesus das Licht (V. 5). Das Leben, von dem wir hörten, ist
das Licht. In Kapitel 8, 12 nennt sich Jesus das Licht der Welt, doch
darauf kommen wir später zurück. Zwei große Gegensätze sind hier
genannt, Licht und Finsternis. Licht war Sein erstes Schöpferwort (1. Mose 1,3). In diesem Lichte erfreuten sich die ersten Menschen vor dem
Fall. Licht umstrahlte die Hirten, als Jesus, das Licht der Welt,
geboren wurde. Licht erleuchtet den natürlichen Menschen, damit er sich
von der Finsternis zum Licht bekehre (Apg 26,18; Kol 1,13). Der
natürliche Mensch weicht dem göttlichen Lichte aus, er liebt die
Finsternis, ist sogar tot in Sünden (Eph 4,18; 2,1). Wohl dem, der
mit David singen darf: „Der Herr ist mein Licht“ (Ps 27). Die
himmlische Stadt bedarf keiner Lampe, weil der Herr ihr Licht ist (Off 21,23). Er, das Licht der Welt, ging zurück in die Welt ewigen Lichtes.
Nun ist es finster in der Welt, aber Seine Gemeinde, die sieben goldenen
Leuchter, ja du und ich, dürfen das Licht der Welt sein (