Behandelter Abschnitt Joh 1,6.15.19.26.32
Johannes der Täufer
Johannes ist der erste Mensch, mit dem der Herr nach Seinem
öffentlichen Auftreten sprach. Seit Seinem Ausspruch als Knabe (
Wer war Johannes der Täufer? Der in Mal 3,1 verheißene Wegbereiter. Der größte aller Propheten, größer als Mose, David und Elia. Jesus bestätigt das in Mt 11,11. Man lese nur die siebenfache Voraussagung über ihn in Lk 1,13-17 durch den Engel Gabriel. Von keinem lesen wir ähnliches in der Schrift.
Sein Bekenntnis von Jesus. Johannes war von Gott zum Zeugen und Wegbereiter Christi bestimmt, wahrlich ein hohes Amt. Seine Botschaft war so mächtig, dass sie ganz Jerusalem erreichte. Selbst Herodes stand staunend und ergriffen vor der Tür, ging aber so wenig durch die enge Pforte ein wie die Schriftgelehrten. Israels Führer erwachten aus ihrem Schlaf und schickten Abgesandte zu Johannes mit der Frage: „Wer bist du? Du predigst, taufst, alles Volk läuft dir nach. Was bezweckst du damit? Bist du der Christus?“ Sie greifen zurück auf Mal 3,1. Bist du der Elias? Nein, der bin ich nicht. Sie gehen sogar zurück auf 5. Mose 18,15. Bist du der von Mose geweissagte Prophet? Auch das verneinte Johannes. Ihre Fragen beweisen, dass sie etwas vom kommenden Messias wussten, sie blieben aber genauso gleichgültig wie jene in Mt 2,4-6 oder wie unsere heutige Christenheit, die auch etwas weiß von Jesu Wiederkunft, aber gleichgültig in der Sünde weiterlebt. Die schlichte Antwort des Johannes lautete: „Ich bin die Stimme eines Rufenden“ (Jes 40,3). Das soll jeder Diener des Herrn sein, ein Rufer zu Christus. Bist du es?
Seine Bußpredigt. Sie war einfach, überzeugend,
furchtlos. Schwer griff Johannes die Verderbtheit der Menschen an, die
sich, wie unsere heutige Christenheit, hinter frommen Formen und
Zeremonien verbarg (Mt 3,9; Joh 8,33). Klar sagt er Israels Führern,
dass sie Heuchler seien, ja mehr, Otternbrut. Johannes strafte sie
öffentlich, wie später der Herr, mit seinem bekannten Wort: „Wehe euch
Pharisäern“ (Mt 23). Dasselbe taten auch andere. Lies
Seine große Offenbarung. Mitten in der Menge der Sünder, die zu Johannes an den Jordan kam, trat plötzlich DER unter Übeltätern auf, der später unter sie gerechnet wurde (Mk 15,28), mit der Forderung, getauft zu werden. Johannes verweigerte zunächst aus Unwürdigkeit Jesus diesen Dienst. Es ist, als sagte er zu Jesus: Du bist doch kein Sünder wie diese. Doch während des Taufaktes sah Johannes den Himmel geöffnet, den Heiligen Geist hernieder kommen und hörte die Stimme des Vaters: „Mein geliebter Sohn" (Mt 3,16.17). Der Sündlose stellte sich unter die Sünder. Schon hier nahm er im Symbol die Sünde der Menschheit auf sich. Bis dahin kannte Johannes den Herrn nur als einen heiligen Menschen, darum sagt er: „Ich kannte Ihn nicht.“ Hier aber erkannte er Ihn und verkündigte Ihn als das Lamm, als den Sohn Gottes. So darf nun Johannes sagen, meine Freude, mein Auftrag ist erfüllt (Joh 3,29). Alle, die wie Johannes den Herrn erkannt haben, werden Ihn in gleicher Weise verkündigen und ihre Freude an Ihm haben. Groß war aber auch die Freude des Vaters, daß einer gekommen war, die Sünde der Menschheit zu sühnen. Sein ganzes Wohlgefallen ruhte auf Dem, der bereit war, für unsere Sünde zu sterben.
Sein schwerer Leidensweg. Johannes konnte sagen wie später der Apostel Johannes: „Ich war um des Wortes willen in Gefangenschaft" (Off 1,9). Der eine im Gefängnis des Herodes, der andere auf Patmos. Der Dienst des Johannes war von ganz kurzer Dauer. Sein Märtyrertod war das Ergebnis treuen Dienstes (Apg 20,20.24). Johannes lässt den Herrn fragen: „Bist Du der Kommende“, dann befreie mich doch. Ich liege im Elend, und Du nimmst an der Hochzeit teil, machst Wasser zu Wein in Fülle. O diese Fragen des Zweifels, der Ungeduld. Heute heißt es: warum muss ich krank sein, diesen oder jenen Verlust erdulden oder durch Verkennung, Verleumdung gehen? Röm 8,28 gibt uns die Antwort. Ähnlich antwortete schon ein Hiob (1, 21). Viele sind durch Johannes den Täufer neue Menschen geworden. Manche waren noch nach Jahren durch ihn entflammt (Apg 18,24.25; 19,1-7).
Beachte Jesu weise Antwort. Es geschah Großes, als die Boten
des Johannes beim Herrn eintrafen. Jesus befahl ihnen zu sagen, was sie
sahen und hörten (Mt: 11, 4‑6). Johannes weiß, was Jesaja über Mich
geschrieben hat (Jes 35,5.6; 61,1). Zugleich rühmte der Herr den
Johannes (Mt 11,9-11), Ihm selbst aber musste Er einen Tadel geben
(vergl. 1Kön 19,9 mit Mt 11,6). Glückselig, wer nicht wankt, Ihm
selbst in Leiden vertraut und dankt (Röm 5,3; Apg 16,25;
Das siebenfache Zeugnis des Johannes über Christus
Johannes war vom Mutterleibe an mit Heiligem Geist erfüllt. Das merkt man an seiner hohen Erkenntnis Jesu Christi. Wie Paulus strebte er nach mehr (Joh 3,30; Phil 3,10). Der Heilige Geist führt in alle Wahrheit (Joh 16,13). Erfüllt von der Größe Christi verkündigte er als Sein Herold die Botschaft wie ein Seraph. . Ganz Jerusalem ging zu ihm hinaus, ihn zu hören. Alle wurden erfasst, ob sie die Botschaft annahmen oder verwarfen. Viele bekehrten sich (Lk 1,16). Diese gewaltige Neubelebung in Israel veranlasste die Obersten des Volkes zur Stellungnahme, mit der Frage „wer bist du?“ Die Antwort des Johannes ist uns bekannt. Er ist nur der Wegbereiter, aber er zeigt in siebenfacher Weise, wer Der ist, den er verkündigt.
Das Lamm Gottes (V. 29. 36). Zweimal nennt Johannes das Lamm, den Sündenträger, der als Lamm beladen mit unserer Schuld sich selbst für uns opferte. Vom Lamm sprach man in Israel nicht nur täglich, sondern opferte ein solches jeden Morgen und Abend (2. Mose 29,39). Kein Wort war dem Israelit so bekannt wie das Wort „Lamm“. Johannes aber zeugt von dem Lamm, das sich Gott selbst erwählt und das die Sünde für immer tilgt (Heb 10,10.14.17). Jesus ist: das zuvorbestimmte Lamm Gottes (1Pet 1,18-20), das von Grundlegung der Welt geschlachtete Lamm (Off 13,8), das Lamm, das Gott sich ersehen hat (1. Mose 22,8), das Lamm, das so oft vorgeschattet ist (1. Mose 4,1-4; 2. Mose 12), das oft geweissagte Lamm (Jes 53), das von Gott geopferte Lamm (Joh 19,16-30; Jes 53,10), das Lamm, das die Erlösten im Himmel anbeten (Off 5,8).
Jesus, der Ewige (V. 1. 30; 8, 58). Ehe Abraham war, war
Ich. Jesus ist in Ewigkeit. Das will sagen: vor jedem Anfang (Ps 110),
ehe die Berge wurden (Spr 8,23). Der, der von Anfang war, hat keinen
Anfang. Er hatte die Herrlichkeit des Vaters, ehe die Welt war (
Jesus, das A und das O. Er war vor mir (V. 30). Johannes selbst ist nur der Diener, die Stimme eines Rufers (V. 23). Christus aber ist Herr über alles (Kol 2,10; Eph 4,15). Er ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und als solcher wird Er sich bald der Welt offenbaren (Off 19,11 ff;
Phil 2,10). An Pfingsten verkündigte Petrus Jesum als Herrn über alles (Apg 2,36).
Jesus, der Gesalbte Gottes (V. 32). Aber
nicht ein Gesalbter, wie es im Alten Testament Könige, Priester und
Propheten waren, die mit dem heiligen Salböl gesalbt wurden. Christus
ist vielmehr der Eine Gesalbte. Er ist alles in einer Person.
König, Priester und Prophet, gesalbt mit dem Heiligen Geiste (
Lassen wir uns hier erinnern an die Salbung, die wir nach unserer
Buße und Hingabe an Gott erfuhren. Wir wurden versiegelt mit dem
Heiligen Geiste (Eph 1,13) und besitzen nun die Salbung (
Jesus, der Täufer mit Heiligem Geiste (V. 33). Johannes bezeugte von sich, dass er mit Wasser taufe (V. 26), dass Der, welcher nach ihm komme, mit Heiligem Geiste taufen werde. Der Herr sagte Seinen Jüngern, dass Er zum Vater gehe und ihnen den Tröster, den Sachwalter, den Heiligen Geist senden werde (Joh 16,7); und das ist geschehen am Pfingsttage (Apg 2,1-13). Dieses nötige, kostbare, herrliche Erlebnis durften nicht nur die Jünger damals machen, sondern das erlebten Gläubige zu allen Zeiten. Uns ist sogar befohlen, voll Geistes zu sein (Eph 5,18). Und Er gibt Seinen Geist denen, die Ihm gehorchen (Apg 5,32).
Jesus, der Sohn Gottes (V. 34). Staunen und
Anbetung muss Johannes erfüllt haben, als er das Zeugnis aus Gottes
Munde hörte: „Dieser ist mein geliebter Sohn“ (Mt 3,17). Jesus ist der
Eingeborene vom Vater. Mit der Sohnschaft Christi steht oder fällt
alles. Ihn als Sohn erkennen ist eine Offenbarung Gottes. Das sagte der
Herr dem Petrus (Mt 16,17). Petrus erfuhr die Bestätigung seines
Glaubens an den Herrn gleich am nächsten Tage (Mt 17,5;
Jesus, der König Israels (V. 50). Israel verwarf Ihn, so ging Er zurück in den Himmel (Lk 19,14; Apg 3,21). Aber Er wird kommen, Israel wird Ihn als seinen König aufnehmen, und Er wird über Sein Volk herrschen (Lk 1,33).