Gedanken über das Johannesevangelium
Vorwort der englischen Ausgabe
Das ernste Gebet des Verfassers dieses Buches ist, dass einige Schönheiten und Herrlichkeiten dieses Evangeliums das Interesse des Lesers gefangen nehmen. Diese Betrachtung ist nicht eine Auslegung im gewöhnlichen Sinn und hat somit auch nicht den Anspruch, eine umfassende Darlegung der Lehre dieses großartigen Berichtes über die Person und das Werk Christi zu sein. Ich möchte dagegen einfach einige Gedanken, die mir persönlich wertvoll geworden sind, niederschreiben und den Lesern zugänglich machen. Das Evangelium nach Johannes ist – wie die ganze Heilige Schrift – soweit und tief und hoch, dass man die eigene Schwachheit und Unfähigkeit sieht, einige dieser Schönheiten vorzustellen. Deshalb befehle ich diese Arbeit Gott an, damit Er es segnen möge. Dem Leser befehle ich dieses Buch der eingehenden Beschäftigung an. Wenn Christus verherrlicht und unsere Seelen gesegnet werden, dann preise ich den Herrn dafür in Ewigkeit.
August Van Ryn
Einführung
„Es sind aber auch viele andere Dinge, die Jesus getan hat, und wenn diese einzeln niedergeschrieben würden, so würde, denke ich, selbst die Welt die geschriebenen Bücher nicht fassen“ (Joh 21,25).
Auch wenn es schon Tausende von Büchern und Auslegungen über die Heilige Schrift gibt, dann ermutigt mich dieser Vers doch zu der Annahme, dass es trotzdem noch genug Raum gibt für Bücher, die sich mit den Worten und Taten des Herrn Jesus beschäftigen.
Viele der in diesem Buch niedergeschriebenen Gedanken sind in jahrelanger Arbeit von gesprochenen und geschriebenen Worten anderer gesammelt worden; einige hat Gott dem Schreiber durch das direkte Studium des Wortes Gottes gezeigt.
Wir müssen immer zurück kommen zu dem Wort Gottes selbst, mit dem Gebet des Psalmisten:
„Öffne meine Augen, damit ich Wunder schaue in deinem Gesetz!“ (Ps 119,18).
Mein Gebet ist, dass der Herr einige der dargelegten Gedanken zur Hilfe und Freude des Lesers benutzen kann, so wie die Aufbereitung und Beschäftigung mit diesen auch mir eine große innere Freude bedeutet hat. Am Anfang dieses Buches darf ich vielleicht die Worte aus Joh 20,31 anwenden und sagen, dass es viele andere Bücher über das Johannesevangelium geben mag, die Gedanken enthalten, die hier keine Berücksichtigung fanden. Aber dieses Buch ist geschrieben, dass der Leser erkennen möge, dass Jesus der Sohn Gottes ist, und dass man zum Glauben an Seinen Namen geführt werden muss, um Leben in Ihm zu besitzen.
Inhalt des Evangeliums
„Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor seinen Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr glaubend Leben habt in seinem Namen“ (Joh 20,30.31).
Es hat dem Geist Gottes gefallen, uns durch Johannes mitzuteilen, was das Ziel dieses Evangeliums ist. Der Mensch soll im Glauben Kenntnis darüber haben, wer Jesus ist. Nicht nur, dass wir Ihn kennen oder wissen, dass wir durch Ihn ewiges Leben haben, sondern wir sollen wissen, wer Er ist. Wir sollen eine tiefe Kenntnis davon haben, dass Jesus eben der Christus und der Sohn Gottes ist. Aus diesem Grund berichtet Johannes von Wundern, die von den anderen drei Evangelisten ausgelassen werden. Ich denke, dass es fünf solcher Wunder allein im Johannesevangelium gibt. Sie alle richten unsere besondere Aufmerksamkeit auf die Person Christi, Seine Allmacht, Seine Allwissenheit, Seine Liebe. Johannes erwähnt darüber hinaus 9 oder 10 weitere Begebenheiten, die keine Wunder im eigentlichen Sinn sind, die aber die hervorragenden Charakterzüge des Sohnes Gottes ins Licht stellen. Dazu gehören das Gespräch mit Nathanael, das Vertreiben der Verkäufer aus dem Tempel, Sein Handeln mit der Frau in Joh 8 und auch die Fußwaschung in Joh 13.
Das Johannesevangelium zeigt uns das ewige Wort, das Mensch wurde. Das erinnert uns an das vierte lebendige Wesen in Off 4,7, das ein fliegender Adler war. Dieser Adler stellt den Herrn Jesus als den Himmlischen dar. Die drei anderen Tiere, die dort erwähnt werden, gehören zur Erde. Aber die Heimat des Adlers ist in der Höhe. Auch in Dan 3,25 war die Gestalt des Vierten die Gestalt des Sohnes Gottes. Der Herr selbst ging in der Mitte der Seinen durch die Leiden des Feuers. Im Schöpfungsbericht erfahren wir, dass Gott am vierten Tag die Sonne zur Herrschaft der Erde einsetzte, um Licht auf der Erde zu geben (1Mo 1,17). Die Sonne, die in das Firmament eingesetzt wurde, um Licht auf der Erde zu geben, ist ein Vorbild auf die Sonne, die in dem Johannesevangelium erscheint, um Licht in dieser Welt der Dunkelheit und der Schatten zu geben.
Die synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus und Lukas) bereiteten den Weg für die Darstellung des Herrn Jesus in all Seiner moralischen Schönheit durch Johannes. Die anderen Evangelien geben uns die Geschichte des Christus. Johannes verweilt bei dem Geheimnis Seiner herrlichen Person. Das Johannesevangelium hat einen universellen Charakter wie die Sonne, was nicht die Segnungen einzelner betrifft, sondern in die ganze Welt ausgeht. Die Sonne Gottes scheint auf alle, und jede Seele darf sich in den wärmenden Strahlen des Sonnenlichts aufhalten. Die Sonne hat drei große Eigenschaften: sie gibt Leben, Licht und Wärme. Dieselben Eigenschaften finden wir in der Person des Sohnes Gottes konzentriert. In Bezug auf Ihn lauten diese Eigenschaften: Leben, Licht und Liebe. Diese Eigenschaften können wir in den drei Teilen des Johannesevangeliums wiederfinden:
Wunderbare Eigenschaften, die in Vollkommenheit Ihre Ausstrahlung in Christus finden und den wahren Bedürfnissen des Menschen begegnen, der sich in einem geistlichen toten Zustand, in Dunkelheit und Verzweiflung befindet.
Eine weitere Besonderheit ist, dass dieses Evangelium da beginnt, wo die anderen Evangelisten aufhörten:
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Der Bericht, dass der Herr die Verkäufer aus dem Tempel austrieb, steht in den drei Evangelien am Ende (Mt 21,13-13; Mk 11,15-17, Lk 19,45-47). Johannes dagegen berichtet dies am Anfang (Joh 2,15-17).
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Der innere Bruch zwischen Christus und den sündigen Führern des Volkes Israel finden wir in den drei Evangelien am Ende, bei Johannes bereits von Anfang an.
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Die drei anderen Evangelien enden mit der Aussendung der Jünger in die ganze Welt, um das Evangelium allen Menschen zu bringen, im Markusevangelium sogar erst nach der Auferstehung des Herrn (Mk 16,15). Das Johannesevangelium dagegen beginnt damit, dass die Liebe Gottes ausgeht zu der ganzen Welt (Joh 3,16).
So sehen wir, dass der Blick des Johannes ein universeller ist, denn die Sonne scheint auf alle Menschen. Solche, die sich im Unglauben in der Finsternis verstecken, versuchen, den erleuchtenden und heilenden Strahlen Seiner Person zu entgehen. Wenn das Evangelium in diesem Buch vor irgend jemand verborgen ist, dann nur vor denen, „die verloren gehen, in denen der Gott dieser Welt den Sinn der Ungläubigen verblendet hat, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz der Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist“ (2Kor 4,4). Der Fürst dieser Welt ist in diesem Buch aktiver, als in den anderen drei Evangelien, die von dem Leben des Herrn auf dieser Erde handeln. Es ist eine beständige Auseinandersetzung zwischen der Macht der Finsternis und dem, der das Licht dieser Welt ist. Wahrheit und Lüge stehen im Johannesevangelium als direkte Gegensätze gegenüber. Der Sohn Gottes wird im direkten Gegensatz zu dem Teufel dargestellt. Nirgendwo ist der Hass gegen Christus stärker als hier, weil der Sohn in Seiner Herrlichkeit die Bosheit des menschlichen Herzens ans Licht bringt. In Joh 8 lesen wir, dass der Mensch in dem Licht Seiner Gegenwart von ihren Sünden überführt wurden und einer nach dem anderen weggingen.
In diesem Evangelium sind die meisten Auseinandersetzungen nicht zwischen dem Herrn und dem allgemeinen Volk, sondern zwischen Ihm und den Juden. Johannes benutzt den Ausdruck „die Juden“ ca. 50 Mal. Die anderen drei Evangelisten verwenden diesen Ausdruck insgesamt nur 16 Mal. Wenn die anderen Evangelisten von den „Schriftgelehrten“ oder den „Pharisäern“ sprechen, benutzt Johannes den Ausdruck „die Juden“. In seinem Evangelium repräsentieren sie die Führer der jüdischen Nation, die ausdrücklichen Feinde Jesu, die den Christus Gottes hassten. Viele Reden des Herrn stehen in Verbindung mit dieser Gruppe von Menschen, und der Herr hat sie immer verurteilt. Diese Männer waren nicht nur durch Geburt und Ihre Lebensweise Sünder, sie waren nicht nur unfähig, diesen Zustand selbst zu ändern, sondern sie waren aktive Feinde des Christus geworden.
In Röm 5 werden genau diese drei ernsten Tatsachen in bezug auf den Menschen im Allgemeinen dargestellt. Wir, die wir gerettet sind, waren einst a) Sünder, b) Feinde Gottes und c) ohne Kraft. Es ist wichtig, dass der Sünder diese drei Tatsachen kennt und sich diesen in der Gegenwart Gottes beugt.
Denn Gott verurteilt in Seiner Heiligkeit unsere überströmende Sündigkeit. Die Juden verweigerten es damals, ihre Schuld zu bekennen, kehrten Ihm ihren Rücken zu (Joh 8), und schließlich übertraf der Mord des Herrn der Herrlichkeit alle ihre anderen Sünden an Ihm. Wenn die Seele nur ihre Sünde bekennt und im einfachen Glauben an Ihn zu Ihm kommt, dann wird die Wärme Seiner großartigen Liebe sie umgeben und ihre Sünden werden für immer vergeben und hinweggetan werden, die Sein Licht offenbar macht.
Der eigentliche Aufbau dieses Evangeliums für sich erzählt schon diese Geschichte, denn es kann in 2 große Teile aufgeteilt werden. Beide Teile beginnen mit dem Ausdruck „die Seinen“:
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Joh 1-12: „Er kam in das Seinige, und die Seinigen nahmen in nicht an“ (Joh 1,11).
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Joh 13-21: „Da er die Seinigen, die in der Welt waren, liebte, liebte er sie bis ans Ende“ (Joh 13,1).
„Die Seinen“ in Joh 1 sind das jüdische Volk. Er kam zu ihnen in souveräner Gnade, damit sie unter den Genuss Seines Segens kommen könnten. Aber sie lehnten Ihn in ihrem Stolz und Eigenwillen ab. Sie würden sich nicht beugen oder ihre Sünden bekennen. Die ersten 12 Kapitel erzählen uns somit die Geschichte der Schuld Israels und ihrer Blindheit, die sie zur Ablehnung des Christus als ihren Messias geführt hat. Joh 1,12 spricht von einigen, die Christus annahmen, denen Er dann das Recht gibt, Kinder Gottes zu sein. „Die Seinen“ in Joh 1,11 und Joh 13,1 werden in Joh 1,12 gesehen. Gott sei dank, sofern wir Christus im Glauben angenommen haben, gehören wir dazu! Wir sind die „Seinen“, die Er bis ans Ende liebt. Diesen offenbart der Herr Seine Gedanken der Liebe, trägt Vorsorge für sie in Bezug auf ihren täglichen Weg während Seiner Abwesenheit. Joh 13-17 zeigen uns, dass Er wiederkommen wird, um die Seinen in die Herrlichkeit aufzunehmen, auf dass da, wo Er ist, auch wir seien.
Das Johannesevangelium ist auch einzigartig in der Tatsache, dass es uns mit zurück nimmt in die Ewigkeit vor der Zeit. Es zeigt uns den herrlichen Herrn in Seiner ewigen Gottheit, in der Herrlichkeit Seiner Person, und lässt uns dann einem Blick auf den Herrn werfen, wie Er auf dieser Erde wandelte und wieder einging in die Herrlichkeit. Im ersten Kapitel haben wir Ihn alleine vor Augen. Am Ende des Buches verlässt Er die Erde während Ihm 2 Jünger folgen, Johannes und Petrus. Wunderbare Wahrheit! Er kam alleine in diese Welt, aber Er verlässt sie nicht alleine! Durch die Hingabe Seines Lebens hat Er viele als die Frucht der Mühsal Seiner Seele hervorgebracht, und wir sehen am Ende des Buches, dass sie Ihm nachfolgen. Petrus steht für die Gläubigen, die in der Zeit der Christenheit versterben. Johannes dagegen stellt die Gläubigen dar, die auf der Erde leben, wenn die Entrückung stattfindet. Wir haben also hier am Ende des Buches ein Bild der Kirche vor uns, die durch den Urheber der Errettung, Christus selbst, zur Herrlichkeit geführt wird.
In den anderen drei Evangelien scheint es, als wenn das Arbeitsfeld des Herrn bis zur letzten Woche Seines Lebens in Galiläa allein gewesen wäre. Im Johannesevangelium sehen wir, dass Jerusalem und Judäa mehr Beachtung geschenkt wird. Der Herr stellt in besonderer Weise den Führern des Volkes die Wahrheit vor, den höchsten Personen ihrer Religion. Sie werden keine Entschuldigung dafür haben, dass sie Ihn abgelehnt haben, denn alle Seine Werke und Worte zeugen davon, dass Er der Sohn Gottes ist. Die in diesem Buch berichteten Wunder und Begebenheiten sind typisch für Johannes und sind ohne Zweifel niedergelegt, um zu bezeugen, dass Er der Christus ist. So dürfen wir ohne Zweifel Klarheit darüber haben, wer der Herr Jesus in Seiner Person ist. Alles ist niedergeschrieben, auf dass der Mensch erkenne, dass Er der Christus ist.
Wir finden in diesem Buch 5 Wunder, die wir sonst nicht finden:
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Die Verwandlung des Wassers in Wein (Joh 2)
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Die Heilung des Sohnes des königlichen Beamten (Joh 4)
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Die Heilung des gelähmten Mannes am See von Bethesda (Joh 5)
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Die Heilung des Blindgeborenen (Joh 9)
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Die Auferweckung des Lazarus (Joh 11)
Darüber hinaus gibt es andere Begebenheiten, die die anderen Evangelisten nicht berichten:
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Das Gespräch mit Nathanael (Joh 1)
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Die Unterhaltung mit Nikodemus (Joh 3)
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Die Unterhaltung mit der Frau am Jakobsbrunnen (Joh 4)
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Die Begebenheit mit der sündigen Frau (Joh 8)
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Die Fußwaschung (Joh 13)
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Der Herr befiehlt seine Mutter dem Johannes an (Joh 19)
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Die Erneuerung des Glaubens von Thomas (Joh 20)
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Die Wiederherstellung des Petrus (Joh 21)
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Der Fischzug (Joh 21)
Auf der anderen Seite haben wir einige Begebenheiten, die Johannes auslässt und von den anderen berichtet wird. Zum Beispiel berichtet Johannes nicht von den Leiden des Herrn im Garten Gethsemane, obwohl er der einzige der Evangelisten war, der bei dieser Gelegenheit dabei gewesen ist. Das ist ein Hinweis auf die wahrhaftige Inspiration der Heiligen Schrift durch den Heiligen Geist. Johannes hat also nicht das geschrieben, was in menschlicher Hinsicht naheliegend gewesen wäre, sondern das, was der Heilige Geist wollte.
Genauso ist Johannes der einzige, der nicht über die Umgestaltung auf dem Berg der Verklärung schreibt, obwohl er von den Evangelisten der einzige Anwesende gewesen ist. Das Johannesevangelium wurde geschrieben, um den Herrn in Seiner moralischen Herrlichkeit darzustellen, und keine der beiden Begebenheiten wäre dazu geeignet gewesen. Gethsemane beschreibt die Leiden des Herrn und die Umgestaltung spricht von Seiner öffentlichen Herrlichkeit. Johannes lässt auch die Himmelfahrt aus. Johannes stellt uns den Herrn als den großen Führer der Heiligen vor, die Er zur Herrlichkeit führt und in dieser Weise führt Er uns hier. Deshalb wird uns die Himmelfahrt nicht mitgeteilt.
Andererseits berichtet Johannes als einziger, dass alle „zurückwichen und zu Boden fielen“, kurz bevor der Herr Jesus abgeführt wurde. Wie schön sind die inneren Übereinstimmungen in der Berichterstattung des Johannes. In Seiner Gegenwart wurden die Menschen mit Furcht erfüllt. Es ist die Herrlichkeit Seiner Gnade, die solche Menschen zu Boden gebracht haben, so wie sich auch viele Sünder vorher dieser Person gebeugt haben, einschließlich der Schreiber dieses Buches.
Wir finden mehrmals die Zahl 7 in diesem Buch. Und zuerst möchte ich dieses Buch in 7 Abschnitte einteilen:
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Das Vorwort (Joh 1,1-18), eine Zusammenfassung der großen Tatsachen des Evangeliums.
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Die Beschreibung Jesu auf dem Hintergrund der Geschichte (Joh 1,19 - 2,11).
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Ein allgemeiner Überblick über die Werke des Herrn in der Welt (Joh 2,12 - 4,54).
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Der Konflikt zwischen Christus und Seinen Widersachern (Joh 5,1 - 12,50).
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Jesus offenbart sich den Seinen (Joh 13,1 - 17,26).
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Der große Sieg über die Sünde und den Unglauben (Joh 18,1 - 20,31).
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Der Schluss (Joh 21).
Dann finden wir 7 Mal, dass jemand dem Herrn nachfolgt:
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Nachfolge der Gemeinschaft (Joh 1,35-40)
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Nachfolge, weil Er Wunder wirkte (Joh 6,2)
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Die Nachfolge dem Licht der Welt nach (Joh 8,12)
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Die Nachfolge dem Hirten der Schafe nach (Joh 10,4)
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Die Nachfolge dem Meister nach (Joh 12,26)
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Die Nachfolge auf dem Weg der Leiden (Joh 13,36)
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Die Nachfolge auf dem Weg des Gehorsams (Joh 21,19-22).
In ersten Kapitel dieses Buches werden uns 7 große Titel des Herrn vorgestellt:
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Das Wort (Joh 1,1)
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Das Licht (Joh 1,9)
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Das Lamm Gottes (Joh 1,29)
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Der Christus (Joh 1,41)
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Der Sohn Gottes (Joh 1,49)
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Der König Israels (Joh 1,49)
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Der Sohn des Menschen (Joh 1,51)
Es gibt einige Begriffe in dem Johannesevangelium, die auffallend häufig vorkommen und für dieses Buch sehr charakteristisch sind. Sie geben gleichzeitig das allgemeine Thema dieses Buches an. Beachte auch, wie häufig diese Begriffe in den drei anderen Evangelien insgesamt (Werte in Klammern) vorkommen:
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Welt (kosmos): 77 (15)
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Glaube: 100 (32)
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Vater (in bezug auf Gott):119 (67)
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Leben: 35 (14)
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Ewiges Leben: 16 (8)
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Liebe (als Hauptwort und Tätigkeitswort): 56 (33)
So erkennen wir, dass das Thema Folgendes ist: Christus, der Sohn Gottes kam in Liebe auf diese Erde um den Vater zu offenbaren, damit durch den Glauben an Ihn (Christus) der Mensch ewiges Leben hat.
Wenn wir den Vergleich weiterführen stellen wir fest, dass auch die folgenden Begriffe bei Johannes gut vertreten sind:
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Licht: 21 (3)
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Wort: 30 (12)
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Werk: 10 (7)
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Zeugnis: 23 (2)
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Verherrlicht (in bezug auf den Herrn): 10 (0)
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Wahrheit oder wahr: 46 (9)
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kennen: 121 (110)
Ich möchte noch auf ein weiteres Wort hinweisen, das in diesem Evangelium sehr häufig vorkommt: das Wort „sehen“. In den verschiedenen Ausdrucksformen kommt es ungefähr 100 Mal vor. Auffallend ist, dass das Wort „glauben“ ebenfalls sehr häufig vorkommt. Gott fordert von uns nicht einen Glauben, für den es keine Belege gäbe, sondern Er möchte einen Glauben an Dinge, die wahrhaftig sind. Johannes hat die Herrlichkeit „angeschaut“, er „sah“ den Herrn am Kreuz, und er „sah“ Ihn auch nach der Auferstehung. Er und auch viele andere sahen die Herrlichkeit des Herrn in Seinem Leben, Seinem Tod und in Seiner Auferstehung. „Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, du würdest die Herrlichkeit Gottes sehen?“ (Joh 11,40).
1 Die anderen Evangelisten berichten von einer anderen Begebenheit!↩︎
Die 2 Männer namens Johannes (Joh 1,1; 5,35)
Wir begegnen in diesem Evangelium 2-mal einem Mann mit Namen Johannes. Ein Jude, der Sohn eines Priesters und den anderen Johannes, den Galiläer, den Sohn des Fischers. Obwohl sie sich in ihrem Charakter, ihrer Umgebung und in ihrem Dienst sehr unterschieden, haben sie doch eine auffallende Gemeinsamkeit: Beide haben in ihrem Leben andere Menschen auf den Herrn hingewiesen, den sie liebten.
Wenn wir uns Johannes den Täufer ansehen, dann kam er und zeugte von dem Licht, auf dass alle Menschen durch ihn glauben möchten. Bei den Menschen ist es oft so, dass derjenige, der eine Botschaft bringt, von größerer Wichtigkeit ist als die Botschaft selbst. Und so kamen sie zu Johannes und fragten ihn: „Wer bist du?“ Sie fragten nicht: „Wer ist er?“! Johannes war – und so sollte jeder andere Diener auch reagieren – nicht erfreut über diese Frage und sagte nur: „Ich bin nicht der Christus“. „Bist du Elia?“ „Nein, das bin ich nicht.“ „Bist du ein Prophet?“ „Nein“. Mit anderen Worten sagt Johannes immer wieder „Hört doch endlich auf, über mich zu reden!“ Aber sie mussten etwas wissen über die Autorität des Zeugen, obwohl es keinen Zweifel über die Autorität der Botschaft gab. Seit diesem Tag damals haben die Dinge sich nicht wirklich verändert. Man braucht fast immer einen Titel für den Dienst, um von den Menschen akzeptiert zu werden.
„Wer bist du?“ fragten sie wieder, „damit wir denen Antwort bringen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst, wer du bist?“ Johannes antwortet: „Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste.“ Es gibt Millionen von Stimmen, aber was kann eine Stimme erreichen? Nichts. Es ist allein die Botschaft, die zählt und durch eine Stimme weiter gegeben wird. Die Stimme meiner Mutter gibt es schon seit einigen Jahren nicht mehr. Aber mir sind einige Worte, die sie sagte, noch sehr lebendig in Erinnerung. Johannes der Täufer war die Stimme, Christus dagegen war das Wort (Joh 1,1). Die Stimme ist ein kurzes und schnell vorübergehendes Geräusch. Aber das Wort ist ewig. Johannes sagt gleichsam: „Ich bin für eine kurze Zeit hier, um von ihm zu sprechen; aber Christus bleibt für immer. Ich bringe euch Christus, dann gehe ich wieder. Aber er ist euer Erretter und Herr. Er ist die volle Offenbarung Gottes in alle seiner unbegrenzten Liebe, Weisheit und Kraft.“
Jesus sagt, dass Johannes der Täufer eine brennende und scheinende Lampe war (Joh 5,35). Es schien hell für eine kurze Zeit. Und dann wurde klar, dass der Mensch sich für immer in der Herrlichkeit des großen Lichtes aufhalten kann. Unser Herr ist das Licht, dieses Wort bedeutet „Ausstrahlung wie die Sonne“. Wenn die Sonne auf dieser Erde scheint, wird keine Lampe mehr benötigt. Als Jesus auf der Erde erschien wurde die Lampe hinweggetan, Johannes der Täufer starb. Geistlich gesprochen erlischt jedes kleinere Licht, wenn der Herr der Herrlichkeit erscheint. Weißt du, dass es für einen Menschen entwürdigend ist, wenn er sich mit einer Lampe beschäftigt, während Christus vorgestellt wird? Es würde ja bedeuten, dass die Sonne die Hilfe einer kleinen Öllampe nötig hätte, um sichtbar zu sein. Es ist zwar wahr, dass sich die Sterne am Tag immer noch am Himmel befinden, aber wer kann sie sehen, wenn die Sonne in ihrem Glanz hervortritt? Möchte es unser Bestreben sein, dass Christus in unserem Leben und unserem Dienst hervortritt und wir kleiner werden, während er immer größer wird.
Johannes der Täufer machte nicht sich selbst Jünger, sondern forderte sie auf, dem Herrn zu folgen. Er sagte: „Siehe, das Lamm Gottes“. Einer der zwei Jünger, die diese Worte aus dem Mund von Johannes dem Täufer hörte, war zweifellos der Schreiber dieses Evangeliums.
So hatte er bei drei Begebenheiten mit Petrus und Jakobus besondere Offenbarungen der Person des Herrn Jesus; er schreibt jedoch nicht davon, da es schon die anderen drei Evangelisten taten.
Der Name „Johannes“ bedeutet „Geliebter“. Sicher waren beide Männer mit diesem Namen Geliebte des Christus und beide liebten das Vorrecht, mit ihm, dem Geliebten, zu sprechen, besonders der Apostel. So lernen auch wir, gut von ihm zu sprechen. Möge die kostbare Wahrheit, dass wir von dem Herrn geliebt sind, unsere Herzen erfüllen, so dass wir auch andere auf ihn hinweisen. Der Apostel Johannes frohlockte in der Tatsache, dass er „der Jünger war, den Jesus liebte“. Und das sollen und dürfen auch wir.
Die 7 großen Titel des Herrn (Joh 1,1; 1,9; 1,29; 1,41; 1,49; 1,51)
Allein in Joh 1 finden wir schon 7 große Titel der Person des Herrn Jesus:
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Das Wort (Joh 1,1)
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Das Licht (Joh 1,9)
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Das Lamm Gottes (Joh 1,29)
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Der Christus (Joh 1,41)
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Der Sohn Gottes (Joh 1,49)
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Der König Israels (Joh 1,49)
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Der Sohn des Menschen (Joh 1,51)
Diese 7 Titel des Herrn geben uns in Übereinstimmung mit dem ganzen Johannesevangelium einen großen Überblick, anfangend von der Ewigkeit vor der Zeit bis hin in die noch zukünftige Ewigkeit. Die Zeitspanne, die wir als „Zeit“ bezeichnen, ist dabei eine kleine Periode, ein „Spalt“ in der Ewigkeit.
„Das Wort“ (Joh 1,1)
Joh 1,1 führt uns zurück zu dem, was hier mit den Worten „im Anfang“ bezeichnet wird. Denk zurück, so viele Billionen von Jahren wie du möchtest: Das Wort existierte schon. Der Herr war schon immer der Ausdruck Gottes gewesen. Allein das ist schon ein für unser Verständnis unfassbarer Gedanke. Dennoch ist dies eine Wahrheit, an der wir uns erfreuen können. Der Ausdruck „Wort“ zeigt, dass Gott sich selbst offenbart und dass er dies in der Person des Herrn tut.
„Das Licht“ (Joh 1,9)
Wenn „das Wort“ uns zurück führt in die unerreichbaren Weiten der Ewigkeiten, dann – so dürfen wir sagen – richtet „das Licht“ unseren Blick auf die nächste Stufe: die Schöpfung des Universums. Denn Gott sagte: Es werde Licht. Christus ist das Licht, und er ist in die Schöpfung eingetreten. Er erleuchtet jeden Menschen. Das Licht zur Erkenntnis und auch das Licht des ewigen Lebens und des Segens kommen von ihm, das wahre Licht erleuchtet jeden Menschen. Er gibt das Licht des Verständnisses jedem natürlichen Menschen, das höhere Licht der Errettung gibt er dem geistlichen Menschen.
„Das Lamm Gottes“ (Joh 1,29)
Hier sehen wir die nächste Stufe: Den Tod des Sohnes Gottes, der die Sünde der Welt hinweg nimmt.
„Der Christus“ (Joh 1,41)
Dieser Titel des Herrn führt uns noch ein wenig weiter. Er steht in enger Verbindung mit der Auferstehung des Herrn. Apg 2,36 macht klar, dass Gott den Jesus, den die Juden gekreuzigt hatten, sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat. Es ist der Titel des auferstandenen Herrn.
„Der Sohn Gottes“ (Joh 1,49)
Dies ist der Titel, den besonders Johannes verwendet. Sein Evangelium ist wahrhaftig das Evangelium des aus dem Himmel gekommenen Sohnes Gottes. Es ist der Titel, mit dem er besonders in Beziehung zur Versammlung steht.
„Der König Israels“ (Joh 1,49)
Er, der gestorben war und jetzt lebt, der das Haupt der Kirche ist, dieser wird bald wieder kommen und als der König Israels gekrönt werden. Er wird nicht mehr die Dornenkrone tragen, die ihm einst das Volk Israel gab, sondern die Krone der Herrlichkeit. Der Titel „König der Juden“ steht in Verbindung mit seiner Regierung im 1000-jährigen Reich.
„Der Sohn des Menschen“ (Joh 1,51)
Das ist sein universeller Titel. Alle Dinge sind seinen Füßen unterworfen. Als Sohn des Menschen wird er von Meer zu Meer regieren, und von den Flüssen bis an das Ende der Erde. Nicht nur die Erde, sondern auch das Universum wird unter seiner Kontrolle sein.
Mit diesen 7 Titeln gehen wir von der Ewigkeit vor der Zeit zur Schöpfung, dann zu dem Tod auf Golgatha, zu seiner Auferstehung, zu seiner Stellung als Haupt der Versammlung, zu der Regierung als König Israels im 1000-jährigen Reich und schließlich zu seiner grenzenlosen Herrlichkeit über das ganze Universum Gottes.