Behandelter Abschnitt Mt 24,1-14
Ernste Weissagungen. Mt 24,1-14
Die 2 Kapitel Mt 24 und 25 gehören zu den meist verkannten Schriftabschnitten. Wohlmeinende Ausleger haben ganz falsche Schlüsse gezogen, weil sie in Kp. 24 nur die Zerstörung Jerusalems sahen. Andere wandten dieses Kapitel auf die Gemeinde an, und sahen sie hier in der großen Trübsal. Das Ganze aber zeigt, daß weder das eine noch das andere möglich sein kann. Kap. 24 geht allein Israel an, und zeigt hauptsächlich Israel in der großen Trübsal.
I. Ein kleiner Rückblick. In Kap. 23 hat der Herr Seine furchtbare Weissagung über Volk, Stadt und Tempel ausgesprochen. Kap. 24 zeigt, wie Er den Tempel verläßt.Das ist tief symbolisch. Es war nicht ein bloßes Hinausgehen, sondern ein Abbrechen mit Israel. Die Bauleute hatten den Eckstein verworfen. Und da der Tempel des Leibes Christi zerbrochen werden sollte, geschah gleiches mit Israels Tempel.
II. Eine kurze Übersicht. Der König wollte Seinem Volke Israel das Reich geben, aber Israel verwarf Ihn. Dadurch wurde die Aufrichtung des Millenniums hinausgeschoben. In der Zwischenzeit aber hat der Herr die in Mt 16 erwähnte Gemeinde zu bauen begonnen, was an Pfingsten geschah. Wenn die Vollzahl aus den Nationen eingegangen sein wird, dann wird der Herr wiederkommen, um diese Gemeinde ins Vaterhaus zu bringen (1Kor 15,51-57; 1Thes 4,13-18). Nach der Entrückung wird der Herr Seine Beziehungen zu Israel wiederum aufnehmen und Sein Reich aufrichten.
Denselben Werdegang sehen wir auch in der Offenbarung. In Kap. 3 haben wir die Verheißung Seines Kommens. In Kap. 4 erblicken wir im Hinaufsteigen des Johannes in den Himmel ein Vorbild der Entrückung der Gemeinde, die in Kap. 4 und 5 droben um den Thron steht. Mit Kap. 6 beginnen dann die Siegelgerichte, denen die Posaunen- und Zornschalengerichte folgen, bis hin zu Kap. 19, wo wir dann das plötzliche Erscheinen des Königs sehen. Dort kommt Er mit all den Seinen, um Sein Reich auf Erden aufzurichten. Verwechseln wir aber nicht die zwei verschiedenen Kommen. Das erste Kommen geschieht vor der Trpbsal, um Seine Gemeinde heimzuholen, und das zweite am Abschluß der großen Trübsal, um Israel zu erscheinen. Das erstemal kommt Er unsichtbar, das zweitemal in großer Macht und Herrlichkeit, da Ihn jedes Auge sehen wird. In Mt 24 haben wir es also allein mit Israel zu tun. Diese Wahrheiten sind sehr kostbar, aber nicht so leicht verständlich. Selbst Petrus verstand sie lange Zeit nicht, bis sie ihm in einem Gesicht geoffenbart wurden (Apg 10,9 ff.; 2Pet 3,15,16).
III. Eine dreifache Frage. Es ist begreiflich, daß die Jünger des Herrn die eben gesprochenen Worte sehr interessieren mußten. Darum befragten sie Jesum auf dem Wege zum Ölberg über die Einzelheiten. Als Juden war es ihnen unendlich schwer, so harte Gerichtsansagen über Volk, Stadt und Tempel zu hören. Es ergeht uns ja ähnlich, wenn unser irdisches Vaterland in Not gerät. Der Anblick des Tempels muß wunderbar gewesen sein. vom Ölberg aus gesehen. Etwa 50 Jahre war daran gebaut worden, und dieser soll nun gänzlich zerstört werden? Das war hart. Und da stellten die Jünger dem Herrn drei :
Fragen.
1. Wann sollen Stadt und Tempel zerstört werden? Des Herrn Antwort lautete:
"Wenn Jerusalem von Heerscharen umzingelt sein wird" (Lk 21,20). Jedoch wird das noch nicht das Ende sein (Mt 24,6). Der Herr dachte dabei an die heranziehenden Heere des Titus im Jahre 70. Das aber ist nicht etwa das Ende der Not über Israel,das liegt noch in der Zukunft.
2. Was ist das Zeichen Deiner Ankunft? Auf diese Frage antwortete der Herr mit Vers 14. Warum sind sie so bedacht, das Zeichen Seiner Ankunft zu erfahren. Sehr einfach, weil Sein Kommen der Verwüstung und der Not in den Tagen des Tieres ein Ende bereiten, und sie dann voller Jubel rufen können: "Gepriesen sei, der da kommt" (Mt 23,39). Das Zeichen Seiner Ankunft ist die Verkündigung des Evangeliums des Reichs, das allen Nationen der Erde verkündigt werden soll. Heute wird das Evangelium der Gnade, oder was Paulus "mein Evangelium" nennt, verkündigt. Nach der Entrückung der Gemeinde aber wird Israel Gottes Zeuge auf Erden sein, und dieselbe Botschaft vom Reich verkündigen, die Johannes der Täufer, der Herr selbst, und auch die Apostel anfänglich verkündigt haben. Es wird jene Botschaft sein, sich bereit zu machen für den bald in Herrlichkeit erscheinenden König "Jesus Christus". Die Apostelgeschichte zeigt, wie sehnsüchtig die Apostel selbst noch nach Pfingsten die Aufrichtung des Königreiches Jesu Christi auf Erden erwarteten (Apg 3,19,20).
3. Die dritte Frage hat es mit der Vollendung des Zeitalters zu tun. Der Herr meint dabei nicht das Ende der Welt, sondern das der jüdischen Haushaltung. Die christliche Haushaltung konnte unmöglich gemeint sein, weil diese noch gar nicht begonnen hatte. Das Ende des gegenwärtigen Zeitalters ist nicht etwa ein christliches Weltreich, was viele anstrebten; so etwas kennt die Schrift nicht. Die Gemeinde ist nicht ein geistliches Israel, oder an Stelle Israels. Israel und die Gemeinde sind zwei ganz getrennte Haushaltungen. Unsere sogenannte Christenheit geht genau so ihrem furchtbaren Gericht entgegen, und findet ihre Erfüllung in Off 17, wie Israels Gericht in Mt 24 geweissagt ist, und bald seine restliche Erfüllung finden wird.