Behandelter Abschnitt Matthäus 24-25
Ein prophetisches Wort für die Elenden der Herde
Dies ist in der Tat in Jesaja 50, sowie in Sacharja 11 bemerkenswert. Beide nehmen in gewisser Weise das Evangelium nach Matthäus überblicksmäßig und in dessen Struktur vorweg.
Jetzt zu Beginn von Matthäus 24, zieht Sich der Herr entsprechend den Worten Jesajas zurück um ein Wort zu seiner Zeit an diejenigen zu richten, die ermattet sind, Seine bedürftigen Nachfolger die in Seinen Anfechtungen bei Ihm geblieben waren; oder, nach Sacharja, ein Wort des Herrn auf das die „Elenden der Herde“ harrten (Sach 11,7). (An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, mit welcher Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit die Stimmen der Propheten mit diesem Evangelium in Verbindung gebracht werden; dies ist ein Kennzeichen des ausgeprägten Jüdischen Charakters des ganzen Geschehens.)
Die Jünger folgen Ihm zu dem Ölberg. Schon bald werden Sie Ihm zu demselben Ort noch einmal folgen - zu einem ernsteren Anlass. Jetzt harren sie dort auf Ihn, als die „Elenden der Herde“, und Er unterweist sie als „das Wort des Herrn“. (Mt 24-25)
Er offenbart ihnen die Geheimnisse zukünftiger Tage, Geheimnisse betreffs Israel. Er spricht zu ihnen von dem Anfang der Wehen, der Drangsale, die über die Erde durch Kriege, Erdbeben und Seuchen kommen werden. Er spricht zu ihnen über die Nöte und Gefahren der Treuen in Israel, welche Er warnt und berät und ermutigt, entsprechend ihrer Umstände. Er warnt sie vor der großen Drangsal, vor dem Aas und den Adlern, vor den Ereignissen des Himmels welche furchtbare, vorbereitende Kennzeichen sein werden; und dann vor dem Zeichen in den Himmeln, dem Wehklagen der Stämme der Erde und vor dem Kommen des Sohnes des Menschen. Er spricht auch über das Sammeln der Auserwählten von den vier Enden des Himmels, sowie von der Etablierung des Königreiches unter dem Thron der Herrlichkeit. Daneben gibt Er in den Gleichnissen der Zehn Jungfrauen und der Talente, Gericht über solche, die während Seiner Abwesenheit bekannt hatten auf Ihn zu warten oder Ihm zu dienen; indem Er unterscheidet zwischen solchen die wahrhaftig auf Ihn gewartet und Ihm gedient hatten und solchen bei denen diese Dinge lediglich ein Bekenntnis gewesen waren.
Dieses prophetische Wort ist in der Tat vollkommen. Wir werden dadurch in den Gedanken und im Glauben durch die Tage der Drangsal und des Gerichts über Israel bis hin zu der Etablierung der Nationen unter dem Thron des Tausendjährigen Königreiches, wo der Sohn des Menschen sitzt, geführt. (Ich lese ab Mt 25,31 als eine Fortführung der Geschichte, die aufgrund moralischer Punkte von Mt 24,31 an unterbrochen worden war).
Ich möchte bei all dem gerne den besonderen Charakter des vorliegenden Evangeliums vorstellen, den wir von Anfang an im Matthäus-Evangelium gesehen haben.
Ich meine damit Folgendes. Die Blätter des Feigenbaums der Herr teilt es uns in Matthäus 24,32 mit künden den nahe bevorstehenden Sommer an; und so sagt Er, dass die Dinge die Er in Matthäus 24-25 beschrieben hatte, ebenso ankündigen würden wenn sie denn kommen dass das Königreich nahe ist.
Nun, die Dinge die Er beschrieben hatte, waren Gerichte über Israel, die Leiden und Heimsuchungen dieses Volkes unter der Hand Gottes.
Dies ist ernst. In den Tagen Josuas und Davids gaben Siege Kundschaft darüber, dass die Herrschaft und der Frieden nahe bevorstanden. Eine Eroberung nach der anderen durch das Schwert Josuas kündigte den Stämmen an, dass das Land bald unter ihnen verteilt werden würde; und ein Sieg nach dem anderen durch das Schwert Davids, in derselben Weise, kündigte dem Volk an, dass bald keine Bosheit und Feindschaft geschehen würde sondern friedvolle Herrlichkeit das Land erfüllen würde. Jetzt aber sind es keineswegs solche Zeichen nach denen Israel Ausschau halten sollte. Gerichte und nicht Siege, mussten nun dem Königreich, dem Erbteil, vorausgehen; Gerichte und Leiden über sie selbst und nicht Siege über ihre Feinde. Denn Israel war untreu gewesen. Israel hat jetzt seinen Herrn verworfen und daher müssen „diese Dinge“ Leiden und Gerichte eintreffen ehe das Königreich das ihre sein würde.
Die Tage des Sommers würden kommen. Die sonnige Zeit die Zeit des tausendjährigen Glanzes - würde für Israel und die Erde kommen; aber Leiden und Heimsuchungen sind die Blätter des Feigenbaums, die als dessen Vorboten das Zeitalter der Herrlichkeit ankündigen.
Das Tal Achor ist nun die Tür der Hoffnung (Hos 2,17). Israel aber hat gesündigt wie in den Tagen Jerichos (Achan in Jos 7) und kann nicht in das Erbteil eingehen, es sei denn durch die Gerichte Gottes. Alle Propheten stimmen mit dem Herrn überein indem sie auf dieselben Blätter des Feigenbaums hindeuten, die den Sommer einläuten.
Lies einmal 5. Mose 32; lies ganz Jesaja hindurch; lies Hesekiel in seinem zwanzigsten Kapitel; Daniel gegen Ende seines neunten Kapitels; und Hosea im ersten und zweiten Kapitel. Diese Abschnitte stehen vor mir indem sie uns dasselbe Geheimnis mitteilen - dass Leiden und Gereichte Israels Weg zum Königreich sind.
Wenn wir von diesem Punkt aus nun auf das vorliegende Evangelium zurückblicken sehen wir in der Tat einen Dienst voller Geduld und langmütiger Gnade. Es war jedoch ein wohlbekannter Dienst in den Wegen Gottes mit Israel. Das Buch der Richter, ja die frühen Bücher der Wüstenreise, 2. Mose und 4. Mose, ebenso die Bücher der Könige und der Chronika, zeigen uns alle diesen Dienst. Alles dies war das Reden des Weingärtners der immer und immer wieder sagte, „lass ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn herum gegraben und Dünger gelegt habe.“ (Lk 13,8) Es war der Herr Selbst der sagte, „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel“ Aber Israel hat „nicht gewollt“ (Mt 23,37). Dies haben wir immer und immer wieder gesehen.
Das Zeichen vom Himmel von Seiner Hand, nach dem die Sadduzäer und Pharisäer zusammen verlangten (Mt 12,38; Mt 16,1) denn die Feindschaft gegen Ihn war groß genug um Elemente miteinander zu verbinden, die eigentlich völlig gegensätzlich waren gab der Herr nicht und konnte Er nicht geben. Er konnte Sich nicht der Welt annehmlich machen oder Sich selbst Anerkennung durch die Vorgehensweise dieser Welt einbringen. Und die Unbeschnittenen sollen jenes Geschlecht verurteilen, die dieses verlangten (Mt 12,38-42).
Die Männer Ninives verlangten nicht nach einem Zeichen aus dem Himmel, noch tat es die Königin von Scheba. Sie waren gewissensvoll gegenüber Gott und Seinem Wort. Die Predigt Jonas und die Weisheit Salomos erreichten sie ohne irgendetwas das dem Stolz des Menschen oder dem Kurs und der Denkweise dieser Welt entsprochen hätte; und sie würden im Gericht gegen dieses Geschlecht aufstehen und es verdammen. Zu seiner Zeit jedoch, obwohl sie danach nicht Ausschau hielten, würde ihnen ein Zeichen vom Himmel gegeben werden. Sie verlangten danach (Mt 16,1) und sie sollten es bekommen (Mt 24,29.30); aber es sollte ein Zeichen des kommenden Gerichts sein, dass der Sohn des Menschen auf Seinem Weg aus dem Himmel, in den Wolken, ist, um die niedergeschriebene Vergeltung zu üben. „Die Sonne wird sich verfinstern und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen; und dann werden alle Stämme des Landes wehklagen, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.“ (Mt 24,29.30)
Bisher jedoch und diese lange unermessliche Zeit Seiner Abwesenheit hindurch, sind es die Klagelieder Jeremias die von dem Ohr des Glaubens inmitten der Verwüstung Zions vernommen werden. Das Weinen Rahels, das im zweiten Kapitel unseres Evangeliums zu hören ist nimmt noch mehr in Wehklage und Trauer in Matthäus 23 zu. Und wenn dies Leid ist - von dem wir lesen dass es nicht getröstet werden kann - so frage ich ob es jemals so wortgewandt, so voller Leiden war, wie von den Lippen Jeremias? Horche wie er davon spricht in der Person der Tochter Zions - das Verborgene eines gebrochenen Herzens. Und doch in den tiefsten Seufzern des Herzens wie wird Gott darin gerechtfertigt!
„Was soll ich dir bezeugen, was dir vergleichen, Tochter, Jerusalem? Was soll ich dir gleichstellen, dass ich dich tröste, du Jungfrau, Tochter Zion? Denn deine Zertrümmerung ist groß wie das Meer: Wer kann dich heilen? Nichtiges und Ungereimtes haben deine Propheten dir geschaut; und sie deckten deine Ungerechtigkeit nicht auf, um deine Gefangenschaft zu wenden; sondern sie schauten dir Aussprüche der Nichtigkeit und der Vertreibung.“ (Klagelieder 2,13.14)
Dies ist wahrhaftig das Seufzen eines gebrochenen Herzens das Gott rechtfertigt. Nach den Worten Jeremias muss Jerusalem sich selbst verantworten für dessen Gefangenschaft und Vertreibung. Ihre Ungerechtigkeit ist ihr Zerfall gewesen. Ebenso ist es mit den Wehklagen Jesu über Jerusalem. Sie hat die Propheten getötet und die Boten Gottes gesteinigt und nach allem diesem „nicht gewollt“. Ihre Wunde ist unheilbar, aber sie selbst hat sich es zugefügt. Ihre Ungerechtigkeit war ihre Gefangenschaft geworden, sagt der Prophet. Weil sie nicht wollte, darum wird sie nicht gesammelt werden sagt der Herr.