Behandelter Abschnitt Mt 16,1-4
Der Herr und Jonas. Mt 16,1-4.
Wir lesen öfters, daß die Führer Israels den Herrn versuchten, d. h.
Ihm Fallen stellten, um Ihn zu fangen. Dabei offenbarten sie ihr
Inneres, das voll Neid, Mordlust und Rache gegen den Herrn war. Wir
wissen aber, wie leicht der Herr ihren Fallen entwich (
Eine böse Einheit.
Pharisäer und Sadduzäer, die in ihren Lehren so grundverschieden waren, sich bekämpften und sogar haßten, kamen nun mit einer gemeinsamen Bitte zum Herrn. In der Verwerfung Christi sind sich die sonst größten Gegner einig. Dann werden Pilatus und Herodes Freunde. Diese Einheit geht bis in unsere Tage hinein, und wird von allen Klassen ausgeübt. Der Herr und Seine Ansprüche werden in den Kot gezogen und Seine Nachfolger geschmäht.
II. Eine heuchlerische Bitte.
Wir möchten gern ein Zeichen sehen. Waren nicht sehr viele geschehen? Eben hatte der Herr die 4000 gespeist und viele Kranke geheilt. Ihre Bitte erweckte den Anschein, als seien sie dann über Ihn befriedigt, und könnten nachher an Ihn glauben. Der Herr aber merkte ihre Heuchelei sofort. Sie, die ihre Herzen verhärtet hatten, konnten durch kein Zeichen, sondern nur durch tiefe Buße, über ihre Sünden, zurecht gebracht werden.
III. Ein Zeichen vom Himmel.
In Kap. 12 hatten sie ein Zeichen gefordert, und jetzt bitten sie um eins vom Himmel. Ob sie bei dieser Forderung an Zeichen, wie das Manna vom Himmel, oder an das Stillstehen der Sonne bei Josua, oder an Feuer vom Himmel wie bei Elias, oder vielleicht an Jer 14,22 dachten, wissen wir nicht. Israel hatte das prophetische Wort, und aus diesem hätten diese Gelehrten die ernste Zeit, in der sie lebten, erkennen können. Aber es war vor ihren Augen verborgen. Des Herrn Wohnen in ihrer Mitte war ein großes Zeichen der Liebe und Treue Gottes.
IV. Nur Wetterproheten.
Ihr seid ja sonst so klug, des Himmels Gestalt zu erkennen. Da ist
der Himmel oft morgens und abends rot, und doch ist die Bedeutung dieser
Röte so gegensätzlich. Einmal bedeutet sie Regen, einmal Sonnenschein.
Aber geistliche Zeichen am Horizont erkannten sie nicht. Dabei dachte
der Herr gewiß an das Auftreten des Täufers (Mt 3,1-5) und auch an die
vielen Zeichen, die Er selbst tat, und die auch sie anfänglich so
nachdenklich stimmten (Joh 3,1-2). Wiederum, wenn sie an
Ein Zeichen.
Ein Zeichen soll ihnen gegeben werden, das des Jonas. Das große Zeichen der Beglaubigung der Sendung Christi, liegt in Seiner Auferstehung. Diese ist vorgebildet durch die Rettung Jonas aus dem Bauche des Fisches. Wie die Matrosen Jonas über Bord warfen, so verwarf Israel den Sohn Gottes. Jonas Selbstopfer rettete die Matrosen vor dem Untergang. So brachte uns der Tod Christi den Frieden. Jonas war 3 Tage und 3 Nächte im Bauche des Fisches, und der Herr ebensolange im Schoße der Erde (Jona 2,1; Mt 12,40). Beide erstanden wiederum durch Gottes Macht, und die Predigt über die Auferstehung brachte viele zur Buße. Der sinnbildlich gestorbene und auferstandene Jonas brachte ganz Ninive zur Buße. Damit erfuhren die Fragesteller zugleich, daß auch ihnen das Evangelium genommen, und den Nationen gebracht werde, die sie so haßten.
Tiefen der Verderbtheit.
Der Herr nannte die Fragesteller böse und ehebrecherisch und ließ sie stehen. Sie waren böse bezüglich ihrer Unaufrichtigkeit und ehebrecherisch, weil sie sich wie ein Weib von ihrem Manne, von Gott weggewandt hatten (Jak 4,4). Der Herr verließ sie und ging davon; das war höchst bedeutungsvoll und symbolisch. Wenn den Niniviten Jonas ein großes Zeichen war, der keine Zeichen tat, was hätte ihnen dann der Herr sein sollen!? Das Innere der Pharisäer war durch und durch faul, und von solchen wendet sich der Herr noch heute ab. Ihr Entschluß, den Herrn zu töten, war längst gefaßt und dem Herrn bewußt. Noch heute streiten viele über ähnliche Fragen, um sich scheinbar zu rechtferigen, aber innerlich sind sie den Pharisäern gleich.
Unsere Pflicht.
Die Pharisäer und Schriftgelehrten konnten die Zeichen der Zeit nicht beachten. Der Herr lehrt also hier, daß wir sie beachten sollen. Der Welt unserer Zeit wird bald das Zeichen des Menschensohnes gegeben werden. Die bekennende Christenheit ist heute genau so verderbt, wie damals Israel. Und anstatt in den Predigten von „liebe Gemeinde“ zu reden, sollte man sie, wie es der Herr tat, ein ‚“böses und ehebrecherisches Geschlecht“ nennen. Wie zahlreich sind die Zeichen der baldigen Ankunft des Herrn in unseren Tagen. Alles deutet auf Sein baldiges Kommen hin. Das Erwachen Israels und ihre Sehnsucht zurück ins Land der Väter, das Erstarken des römischen Reiches und die entsetzlichen Rüstungen aller Länder sind geweissagt und Zeichen vor unser aller Augen. Aber es geht in unsern Tagen genau so, wie es der Herr geweissagt, daß es sein werde wie in den Tagen Noahs, da die Menschen sehr üppig lebten und an die Befriedigung der Sinnlichkeit dachten, bis die Flut kam und alle hinwegraffte. Erkennen wir die Zeichen der Zeit? Wenn ja, dann laßt sie uns laut verkündigen, damit, wenn möglich, noch etliche gerettet werden.