Behandelter Abschnitt Mt 16,1-4
Und nun Kapitel 16, zunächst 1—4. Vers 1: „Da traten die Pharisäer und Sadducäer zu ihm, versuchten ihn und forderten, dass er sie ein Zeichen vom Himmel sehen liesse." Während der Herr auf Erden so Wunderbares tat, wollen sie ein Zeichen vom Himmel, irgend eine himmlische Erscheinung. „Er aber antwortete und sagte zu ihnen: Des Abends sprecht ihr: es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot, und des Morgens sprecht ihr: Es wird heute Ungewitter sein, denn der Himmel ist rot und trübe. Ihr Heuchler . . Er nennt sie Heuchler. Sie waren Lehrer des Volkes, und die wunderbaren Zeichen der Zeit — dieser herrlichen Zeit, die mit Jesus angebrochen war — das Wunderbare, was er tagtäglich tat, daran gingen sie vorüber, und damit liessen sie die Zeit der Heimsuchung vorübergehen. Es ist hier nur von den Pharisäern im allgemeinen die Rede — dass es Ausnahmen gab, das wissen wir. Denken wir nur an einen Nikodemus.
Der Herr hat zu allen Zeiten seine Leute, und die erzieht er inmitten aller Wehen der Jetztzeit und durch alle Wohltaten und Treue seiner Fürsorge. „Das böse und ehebrecherische Geschlecht suchet ein Zeichen, und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jonas." Warum ein ehebrecherisches Geschlecht? Der Herr hatte sich mit Israel vermählt. Israel sollte als sein Eigentumsvolk das Heil in die Völkerwelt hinaustragen — und diese Aufgabe wartet seiner noch immer. Anstatt aber nun ein Zeuge der Herrlichkeit Gottes zu sein, anstatt seine Offenbarung hinauszutragen in eine kalte, tote Welt — anstatt besten treibt Israel Ehebruch. Es geht den Götzen nach — es verleugnet seine Berufung, wird ein Anstoss für die Völker. Ihm wird daher kein Zeichen gegeben werden, denn das Zeichen des Propheten Jonas. „Und er verliess sie", nachdem er ihnen das gesagt hatte.
Der Herr repetiert nicht immer nur die gleichen Lektionen an den gleichen Leuten. Er zieht sich zurück, nachdem er das eine und andere vor uns niedergelegt hat. Er kann schweigen und warten, kann aber auch einmal Krankheit und grosse Not heraufführen im Leben derer, denen sein Wort aufgeschlossen ist, und dieses Wort hat keine Frucht getragen. Dann kommt die Heimsuchung. Das ist ein neues Kapitel im Menschenleben.