Im letzten Kapitel, das einen neuen Teil des Themas bei Matthäus einleitet, sahen wir zwei große Bilder: erstens den heuchlerischen Ungehorsam derer, die sich des Gesetzes rühmten, völlig entlarvt durch ihre eigenen Propheten, wie auch durch den Prüfstein des Herrn selbst; und zweitens die wahre Natur der Gnade, die einer Frau gezeigt wurde, deren Umstände nichts als souveräne Barmherzigkeit verlangten, wenn sie überhaupt gesegnet werden sollte. Zum Schluss wird die geduldige und vollkommene Gnade des Herrn gegenüber Israel offenbart, trotz des Zustands der jüdischen Führer. Wenn Er sich über die Heiden erbarmte, so sehnte sich sein Herz immer noch nach seinem Volk, und Er zeigte das, indem Er das große Wunder der Speisung von Tausenden in ihrer Not wiederholte; ohne dass hier ein Bild des Abschieds von der Erde auftaucht, wie wir das in Kapitel 14 sahen, nach dem ersten Wunder der Speisung der Volksmengen – dem Vorbild des Dienstes unseres Herrn zur Rechten Gottes.
Jetzt haben wir ein anderes Bild, ganz anders als das vorherige, obwohl es ihm ähnlich ist. Es ist nicht der krasse Ungehorsam gegenüber dem Gesetz durch menschliche Tradition, sondern der Unglaube – die Quelle allen Ungehorsams. Daher gibt es in der Sprache, die der Heilige Geist verwendet, nur einen kleinen Unterschied zwischen den Worten Unglaube und Ungehorsam. Das erste ist die Wurzel, das zweite die Frucht. Nachdem wir die grobe systematische Übertretung des Gesetzes Gottes, sogar durch die religiösen Führer Israels, aufgezeigt und sie dafür verurteilt haben, wird nun ein tieferes Prinzip herausgestellt: All dieser Ungehorsam Gott gegenüber entspringt dem Unglauben an Ihn und folglich der Fehleinschätzung ihres eigenen moralischen Zustandes. Diese beiden Dinge gehen immer zusammen. Die Unwissenheit über sich selbst kommt aus der Unwissenheit über Gott hervor; und die Unwissenheit sowohl über uns selbst als auch über Gott wird durch die Verachtung Jesu offenbar. Und was in vollem Umfang für den Ungläubigen gilt, trifft teilweise auch auf den Christen zu, der in irgendeinem Maß den Willen und die Person des Herrn ablehnt. All dies sind nur die Wirkungen jenes Herzens des Unglaubens, vor dem der Apostel auch die Gläubigen warnt. Die große Vorschrift dagegen, das Wirken des Heiligen Geistes, im Gegensatz zum Wirken des natürlichen Verstandes des Menschen, tritt hier deutlich zutage.
Und die Pharisäer und Sadduzäer kamen herzu, und um ihn zu versuchen, baten sie ihn, ihnen ein Zeichen aus dem Himmel zu zeigen (16,1).