Behandelter Abschnitt Mt 16,5-12
Der Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer. Mt 16,5-12.
Nach der kurzen Unterredung, die der Herr mit den beiden Sekten, den Pharisäern und Sadduzäern hatte, fuhr Er mit Seinen Jüngern über den See. Die Überfahrt scheint sich ganz lautlos vollzogen zu haben. Die Heuchelei, sowie das Verlangen nach Zeichen, hatte den Herrn mit Abscheu erfüllt. Er fühlte sich nun gedrungen, den Jüngern das Wichtigste Seiner Unterredung mitzuteilen. Sein Herz war noch voll von dieser Begebenheit, obwohl sie schon auf der andern Seite waren.
Eine ernste Mahnung.
„Hütet euch.“ Selbst Jünger stehen in der Gefahr, zu heucheln. Das zeigt später das Verhalten des Petrus (Gal 2,11-13). Diese Warnung zeigt den tiefen Ernst der Verirrung der Pharisäer und Sadduzäer. Der Herr nennt ihre Lehren „Sauerteig“. In Kap. 13 sahen wir, daß der Sauerteig allemal das Bild der Schlechtigkeit, der Bosheit ist. Was waren die Lehren dieser zwei Sekten?
Die Lehre der Pharisäer bestand darin, daß sie meinten, durch Werkgerechtigkeit ewiges Leben, die Hoffnung Israels, zu erlangen. Das aber ist ein sehr ernster Betrug Satans. Sie legten sich vielfach fromme Übungen, wie öffentliches Beten, Fasten und andere religiöse Werke auf. Damit wollten sie Gott befriedigen und sich vor Ihm Ansehen verschaffen, vergaßen aber, daß dies aus eigener Anstrengung heraus unmöglich ist. Des Herrn Lehre, die auch in der Unterredung mit Nikodemus Ausdruck fand, daß nämlich ewiges Leben nur durch Wiedergeburt erreichbar sei, lehnten sie ab. Sie wollten auf fleischlichem Wege, und nicht auf dem des Erbarmens Gottes über den Sünder, gerecht werden. Das führt notwendigerweise zur Heuchelei. Paulus, der auch ein Pharisäer war, durchbrach dann später im Römerbrief diesen Irrtum, er zerschlug die Werkgerechtigkeit gründlich und stellte die Gerechtigkeit durch den Glauben allein auf den Leuchter. Kein Wunder, daß der Herr vor diesen Leuten und ihren Lehren warnte (Vers 6; Lk 12,1).
Die Sadduzäer standen im krassen Gegensatz zu den Pharisäern. Dazu leugneten sie die Auferstehung, das Leben nach dem Tode, die Lehre von Engeln usw., sie waren Materialisten. Die Sadduzäer stellten die liberalistische Richtung, und die Pharisäer die orthodoxe, der damaligen Theologie dar. Beide sind ohne Lebensinhalt und darum verderbt und spiegeln sich überall in unsern Kirchen wider. Noch heute sind diese zwei Lehren weltbeherrschend, und ihnen huldigt die Masse. Wie Sauerteig durchdringen sie alles.
II. Tiefes Empfinden.
Der Herr war wieder inmitten Seiner Jünger. Die Pharisäer mögen ihrer Abreise verächtlich nachgeblickt haben, da sie in ihren Augen ungelehrte Menschen waren. Nicht große, sondern aufrichtige Menschen, erwählt sich der Herr. Der Herr wußte, daß Er die, die Er eben böse und ehebrecherische Menschen genannt hatte, dereinst richten und verdammen müsse. Der furchtbarste Gedanke eines Evangelisten ist stets der, er habe Menschen das Wort Gottes gepredigt, die dereinst verdammt werden müsssen, weil sie nicht glaubten. Wie sehr Paulus unter solchem Empfinden litt, zeigt Röm 9,3. Und Moses wollte, seiner ungeretteten Brüder wegen, aus dem Lebensbuch getilgt werden (2. Mose 32,32). Aber was Moses und Paulus nur vorhatten, das erfüllte der Herr, indem Er für alle starb.
III. Halb Zuhörende.
Die Abreise war plötzlich erfolgt. Die Jünger hatten sich mit dem
Brot beschäftigt; denn sie hatten nur ein einziges mitgenommen (
IV. Ein wohlverdienter Tadel.
Als der Herr vom Sauerteig der Pharisäer sprach, meinten die Jünger, Er rede von dem des Brotes, das sie mitzunehmen vergessen hatten. Der Herr mußte sie in doppelter Hinsicht tadeln:
Wegen ihres Kleinglaubens. Einer, der für so große Bedürfnisse, wie die der Tausenden, aufkam, sollte der ängstlich besorgt sein um die Verpflegung eines Dutzend Menschen? Er mußte sie selbst auffordern, ihren Kleinglauben zu erkennen. In ihrer Besorgnis hätten sie zunächst an des Herrn Belehrung in Mt 6,30; sowie an die Speisungen denken sollen (Mt 14,20-21; 15,37-38) und an die vielen vollen Körbe, die nach der Speisung übrig geblieben waren.
b) Wegen ihres Unverstandes. Wisset und begreift ihr nicht? Sie mögen gedacht haben, daß sie nie Brot von Bäckern kaufen sollten, die Anhänger solcher Irrlehren waren. Nein, nichts Derartiges, sondern falsche Lehren meinte der Herr, die wie Sauerteig alles durchdringen. Falsche Lehren zeigen anfänglich wenig Böses, bald aber verderben sie ganze Gemeinden.
Endlich verstanden (Vers 12).
Nichts stumpft so sehr ab, wie die Sorge ums Materielle. Wie verstanden sie Ihn?
Sie ließen sich willig tadeln. Menschen, die keinen Tadel oder Widerspruch vertragen, sind hochmütig. Aber dem Demütigen hilft der Herr stets zurecht.
b) Sie ließen sich durch die Schrift und die Vergangenheit belehren. Dabei sahen sie ihren Unglauben ein, lernten den Herrn umso besser kennen und wurden zu dem großen Bekenntnis befähigt, das sie im nächsten Abschnitt ablegten.