Behandelter Abschnitt Joh 15,2-3
Die Verantwortung der Reben
Verse 2.3. Die Einheit, von der hier gesprochen wird, ist ihre Vereinigung mit Ihm als seine Jünger. Zweifellos kannte Er sie. Doch sie werden hier in einer Stellung der Verantwortung gesehen: Es geht darum, Frucht zu bringen. Wenn eine Rebe keine Frucht trägt, entfernt sie der Vater. Wenn sie Frucht bringt, reinigt Er sie, damit sie mehr Frucht bringe. Dies hat mit Judentum nichts zu tun, im Gegenteil: Es ist Christus, der an dessen Stelle tritt. Wir sehen dies im Wort mehr als einmal. Zum Beispiel in Jesaja 49, wo Christus als der wahre Knecht den Platz Israels einnimmt. Er ist der Sohn, der aus Ägypten gerufen wurde, eine Stellung, die Israel einnahm: «Lass meinen Sohn ziehen», sagte der Herr durch Moses (2. Mose 4,23). Auf die gleiche Weise ist Er auch der wahre Weinstock.
Als Folge davon wird der Vater eingeführt: Er ist der Weingärtner. So finden wir sowohl die wahre sittliche Stellung, die die Jünger einnehmen, als auch die wichtigen Grundsätze, auf die sie sich gründet. Diese Grundsätze sind mit dem reinigenden Wort verbunden, was wir bereits als charakteristisch für dieses Evangelium gefunden haben. Das, was die Jünger gereinigt hatte, war das Wort, das Jesus zu ihnen geredet hatte. Doch diese Reinigung ist die gleiche, die der Vater anwendet. Der Vater kann das Winzermesser gebrauchen. Er tut dies offensichtlich bei den Reben, die keine Frucht tragen. Er benützt es auch bei denen, die Frucht bringen.
Dies alles geschieht zusammen mit der Offenbarung des Vaters durch den Sohn. Das Wort, das Er zu seinen Jüngern geredet hatte, war nicht die Offenbarung des verherrlichten Sohnes durch den Heiligen Geist, sondern die Offenbarung des Vaters durch den Sohn. Es war diese ganz neue Sache, nicht, was der Mensch nach dem Gesetz sein sollte, sondern was Christus war: Gnade und Wahrheit, die durch Jesus Christus gekommen sind. Es war die Mitteilung dessen, was göttlich war, die Worte Gottes, die im Leben eines Menschen verwirklicht wurden. Die Worte von Christus waren Er selbst (Kap. 8,25). Doch es waren auch die Worte Gottes (Kap. 3,34). Obwohl sie von einem Menschen durch den Geist kamen, waren sie von Gott. Sie offenbarten den Vater in seiner souveränen Gnade durch den Sohn, der in dieser Gnade gesandt worden war (vgl. Kap. 14,11). Es geschah im Namen des heiligen Vaters, dass der Herr seine Jünger während seines Erdendaseins bewahrte. Nun wird der Vater selbst der Weingärtner.
Ausser den letzten Versen spricht dieses Kapitel nicht vom Zeugnis des Heiligen Geistes, sondern von dem der Jünger (mit der Hilfe des Heiligen Geistes, Kap. 14,26). Dieses Zeugnis zeugt nicht von der Herrlichkeit Christi im Himmel und den daraus entstehenden Folgen, sondern von dem, was Er gewesen ist, und von dem, was Er während seines Lebens hier auf der Erde offenbart hat. Es zeugt von der Abhängigkeit des göttlichen Lebens in einem Menschen in dieser Welt. Das ist es, was uns die Evangelien im Wesentlichen vorstellen. Die Briefe haben im Allgemeinen den verherrlichten Herrn zum Ausgangspunkt.