1. Die Botschaft dieses Buches
Das Buch Jona unterscheidet sich grundlegend von den anderen elf „kleinen“ Propheten. Die eigentliche Botschaft ist in diesem Buch sehr kurz: „Noch vierzig Tage, so ist Ninive umgekehrt.“ Diese Prophezeiung ging jedoch nicht in Erfüllung, weil die Bewohner von Ninive Buße taten. Das Buch Jona behandelt eigentlich die Geschichte Jonas. Der Inhalt ist von wichtiger prophetischer Bedeutung. Der Gott Jonas ist ein Gott, der Wunder tut (Geistliche Lieder, Lied 174). Die Geschichte Jonas ist ein Zeichen.
2. Ein evangelistisches Buch
Jona ist das einzige Buch, das uns die Barmherzigkeit Gottes zu einem heidnischen Volk vorstellt. Es ist ein evangelistisches Buch. Gott ist ein gnädiger und barmherziger Gott!
3. Vorbildliche Bedeutung
a) Jona ist zuerst einmal ein Vorbild vom Herrn Jesus. Das wird besonders deutlich in Kapitel 2, wo Jona das Los des ungläubigen Volkes teilt. Wie unsinnig ist die Meinung von Kritikern, Jona habe nie gelebt. Der Herr Jesus hat sich selbst mit Jona verglichen (Mt 12; 16; Lk 11).
b) Jona ist auch ein Bild vom Volk Israel, das den Segen Gottes benutzte, um sich selbst zu erheben und verächtlich auf andere herabzuschauen. Der Gedanke daran, dass Gott Nichtjuden, einer Stadt wie Ninive, vergeben könnte, war zu viel für Jona. Die tiefste Ursache dafür liegt darin, dass die Gnade Gott groß macht und uns klein. Die Sprache des natürlichen Herzens ist: „Herr, willst du, dass wir sagen, Feuer solle vom Himmel herabfallen und sie verzehren, wie auch Elia tat?“ (Lk 9,54). Jona gleicht den Juden in 1. Thessalonicher 2, die selbst die Gnade verschmähen und nicht wollten, dass die Heiden sie empfingen. Jona verkündigt keine Gnade, sondern nur Gericht. Er weiß, dass die Gerichtsankündigung Buße bewirken und Vergebung nach sich ziehen könnte (4,2). Darin hat Israel kein wahres Zeugnis von Gott abgelegt und musste schließlich beiseitegestellt werden. Die wirkliche Wiederherstellung konnte nur dadurch erfolgen, dass Christus im Gericht an die Stelle Israels trat (Kap. 2).
Jona ist ein getreues Abbild des Juden in seiner Unwilligkeit, dass Gott den Heiden Barmherzigkeit erweisen würde. Die Wirkung dieser unpassenden Engherzigkeit und dem tatsächlichen Versagen, ein echtes Zeugnis von dem wahren Gott abzulegen, ist, dass Israel weit davon entfernt war, ein Kanal des Segens für die Nationen zu sein, sondern Fluch auf sie bringt (W. Kelly).
Die Juden lesen das Buch Jona am Großen Versöhnungstag (Jom Kippur). Die Juden sehen in Jona ein Bild von sich als von dem im Völkermeer verschluckten Fisch. Wann erkennen sie auch ihre Sünde, die zu diesem Gericht geführt hat? Ninive (die Nationen) tat sofort Buße auf die Predigt hin; Israel hat bis heute keine Buße getan.
c) Schließlich ist er auch ein Bild eines Dieners in seinem Hochmut und seiner Gefühllosigkeit verlorenen Menschen gegenüber.
Nichts ist wichtiger für Gläubige, und besonders für Diener des Herrn, als auf sein Wort zu hören. Viele achten auf ihre Intelligenz, ihre Gefühle, ihre Argumente, was nützlich sei, gehen dann aber ihren eigenwillig gewählten Weg und enden schließlich im Meer (R. Been).
4. Die große Drangsal
Die große Drangsal wird über Israel kommen. Einer der beiden großen Verführer der Endzeit ist der Antichrist. Die gesamte Welt wird auf diese Weise in das Verderben Israels hineingezogen. Gott hat das Volk Israel zu großem Segen gebraucht; doch da, wo es von Ihm abgewichen ist, ist es zu einem Fluch für die Menschheit geworden (Einstein stand an der Wiege der Atombombe, Karl Marx war beteiligt an der Ideologie des Kommunismus, Sigmund Freud war der Begründer der Psychoanalyse). Die Juden sind nicht schlechter als andere Menschen (wenn das auch der Antisemitismus meint), sondern sie sind von Gott abgewichen.
5. Wer handelt?
Gott bleibt in dem ganzen Buch der Handelnde. Immer wieder „bestellt“ Er.
6. Bibliografie
R. Been, Der Prophet Jona (Halte Fest 1995)
J. N. Darby, Synopsis of the Bible
W. Kelly, Introductory Lectures ‒ auf Deutsch: Der Prophte Jona https://biblische-lehre-wm.de/wp-content/uploads/AT-32-Jona-WKelly-D.pdf
W.J. Ouweneel, Het boek Jona
Kapitel 1
Einleitung
Israel war berufen, Gott in der Welt zu bezeugen (Jes 43,10.21). Stattdessen wurde der Name Gottes durch ihre Untreue gelästert (Röm 2,24; vgl. Hes 36,20-23; Jes 52,5). Durch ihre Untreue sind sie diesem Auftrag nicht gerecht geworden. Abraham sollte ein Segen für andere sein; in ihm sollten alle Geschlechter der Erde gesegnet werden (1Mo 12,2.3). Statt ein Segen zu sein, hat Israel alle Völker mit in das Gericht hineingezogen.
In Zukunft wird der Antichrist einen noch nie dagewesenen Götzendienst einführen (Off 13,11-18).
Wenn solche, denen Gott in seiner Gnade ein Zeugnis anvertraut hat, dieses Zeugnis nicht zu Gunsten anderer entsprechend der verliehenen Gnade ablegen, werden sie schnell in ihrem eigenen Wandel vor Gott untreu werden. Wenn sie wirklich Gott anerkennen, würden sie sich gebunden fühlen, seinen Namen bekanntzumachen, damit dieser Segen anderen zuteilwird (J. N. Darby).
Einteilung
Jonas Auftrag und Flucht nach Tarsis (V. 1‒3)
Der Sturm auf dem Meer ‒ das Los fällt auf Jona (V. 4‒7)
Jona bekennt und wird ins Meer geworfen (V. 8‒16)
Vers 1
Und das Wort des Herrn erging an Jona, den Sohn Amittais {siehe 2Kön 14,25}, indem er sprach: Jona hat vor oder zu Beginn der Regierungszeit des israelitischen Königs Jerobeams II (793–753). gelebt. Er wird nur noch in 2. Könige 14,25 erwähnt. Dort erfahren wir auch, dass er in Gat-Hepher wohnte, nicht weit von Nazareth entfernt. Auf das Wort Jonas hin hatte der König bei einem Krieg gesiegt. Dort durfte Jona also eine schöne Botschaft an die zehn Stämme richten; das hat er sicher gern getan. Da gab es keinen Grund, wegzulaufen.
Sonst finden wir Jona nicht im Alten Testament erwähnt, wohl im Neuen Testament (Mt 12,38-41; 16,4 und Lk 11,29-32). Der Herr Jesus erwähnt an keiner Stelle den Ungehorsam Jonas, lediglich, dass er im Bauch des Fisches war und dass Ninive auf die Predigt Jonas hin Buße tat.