Behandelter Abschnitt Jona 1-3
Jona flieht vor seinem Auftrag
In den bedauernswerten Zeiten, wo wahres Mitleid sowohl in Juda als auch in Israel immer seltener wurde, wo der Glaube an den kommenden Herrn von Tag zu Tag mehr verloren ging, wo die Verheißungen Gottes vergessen und seine Gebote öffentlich übertreten wurden - in dieser traurigen Zeit erweckte Gott Propheten, die Er damit beauftragte, sich des Volkes und seiner Führer anzunehmen und sie an den Willen Gottes zu erinnern, ihnen sein Gericht anzukündigen und vor allem ihnen die Verheißungen vorzustellen, die mit der Zeit der Erquickung verbunden waren, welche die Ankunft des Messias auf der Erde begleiten und ihr folgen sollten. Durch die Inspiration des Heiligen Geistes haben diese Männer Gottes geredet; durch diesen Geist des Christus, der in ihnen war, gaben sie Zeugnis, indem sie die Leiden, die auf den Messias kommen würden und die Herrlichkeit danach ankündigten (1Pet 1,11).
Etwa fünfzig Jahre vor dem Verfall der zehn Stämme begannen diese Männer Gottes mit ihren Ankündigungen und Prophetien, indem sie zuweilen Charakterzüge ihres Zeitalters einfließen ließen. Ihre Schriftstücke wurden anschließend in die Sammlung der Bücher des Alten Testaments eingefügt. Sie bestehen aus vier großen und zwölf kleinen Büchern, die den letzten Teil der Sammlung bilden, die man die Propheten nennt. Somit bilden sie ebenfalls einen Teil der Schrift, von welcher der Apostel Paulus sagt, dass sie von Gott eingegeben wurde (2Tim 3,16). Der Erlöser hat diese Schriften stets als von ihm zeugend zitiert, und die Apostel haben es ihm gleichgetan. Die ehemaligen Botschafter des Herrn haben nicht alle in derselben Zeitepoche gelebt und prophezeit; sie haben es über 300 Jahre hinweg nach und nach getan. Um also den Sinn und die Reichweite ihrer Prophezeiungen gut zu verstehen, muss man sich notwendigerweise daran erinnern, an wen sie gerichtet waren und auch in welcher Zeit und unter welchen Umständen sie ausgesprochen wurden.
Jona ist der erste dieser chronologischen Propheten. Sein Name bedeutet: Taube; es ist der gleiche Name wie der des Vaters von Simon Petrus (siehe Joh 1,43; 21,15-17). Nur ein einziges Mal wird Jona im Alten Testament außerhalb des Buches, das seinen Namen trägt, erwähnt. In 2. Könige 14,25 wird von Jerobeam II., dem König Israels gesprochen, der die Grenzen Israels nach dem Wort des Herrn wiederherstellte, des Gottes Israels, das er geredet hatte durch seinen Knecht Jona, den Sohn Amittais, den Propheten, der von Gat-Hepher, vom Stamm Sebulon war. Das ist alles, was wir über seinen Dienst in Israel wissen. Doch in dem Buch, das seinen Namen trägt und das das fünfte der kleinen Propheten ist, finden wir den Bericht über seinen Auftrag in einer großen heidnischen Stadt - eine absolute Ausnahme in der Geschichte der Prophetie unter dem alten Bund und unter außergewöhnlichen Umständen, die diesen Auftrag begleiteten.
Vom ersten Vers an erkennen wir, dass es sich tatsächlich um den gleichen Jona wie in 2. Könige 14,25 handelt, da er in beiden Stellen Sohn Amittais genannt wird. Nun aber, vielleicht zwanzig Jahre nach der Ermutigung, die er Jerobeam II. gemacht hatte, das heißt um das Jahr 860 vor der Geburt des Erlösers, richtete sich Gott an ihn mit den Worten: „Mach dich auf, geh nach Ninive, der großen Stadt, und predige gegen sie; denn ihre Bosheit ist vor mir heraufgestiegen.“
Ninive, deren hebräischer Name „Wohnort des Ninus“ bedeutet, war die Hauptstadt des Assyrischen Reiches. Ihr Ursprung verliert sich in der entferntesten Zeit der Geschichte, da sie bereits in 1. Mose 10,11 erwähnt wird. Sie befand sich an der orientalischen Uferseite des Tigres und wenn man den Historikern glaubt, besaßen ihre Mauern eine Höhe von 30 Metern Höhe und 67-89 Kilometern Umfang. Sie waren durchsetzt von 1.500 Türmen, von denen jeder eine Höhe von 60 Metern hatte. Der Fluss, der die Stadt durchquerte und ihre soliden Mauern machten sie uneinnehmbar. Sie war das Zentrum der Regierung, des Reichtums und eines enormen Handels (siehe Nah 2,10; 3,16). Die Folge dieses Wohlstands waren Hochmut und Zerstreuung.
Jede Art von Verbrechen und Sünde herrschte dort mehr als überall sonst. Ihre Bosheit war zu dem Herrn aufgestiegen wie einst die Bosheit der Erbauer Babels und die der Bewohner der Städte der Ebene. Deshalb beauftragt der Herr seinen Diener Jona, sich nach Ninive zu wenden und gegen sie zu predigen. Der Auftrag, Buße oder Gericht Gottes an ein heidnisches und lasterhaftes Volk zu predigen, missfiel dem Propheten sehr. Denn so sehr wie der König Assyriens es nicht unterließ, das Volk Gottes zu unterdrücken, hätte Jona gerne die vollständige Zerstörung der Stadt Ninive gesehen, wohingegen sein Auftrag als Folge hätte, ihren Ruin zu verhüten.
Das gesteht er sich selbst in Kap. 4,2 ein, wo er es wagt, Gott aus Trotz und Zorn vorzuwerfen, dass Er sein langes Ertragen und seine Barmherzigkeit beweist: „Ach Herr, war das nicht mein Wort, als ich noch in meinem Land war? Darum bin ich erst nach Tarsis geflohen; denn ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Güte, und der sich des Übels gereuen lässt.“ Ist es nicht überaus traurig, einen Mann Gottes zu sehen, der darüber betrübt ist, dass Gott Gnade übt und der mehr Rache, Gericht, Plagen und Zerstörung über eine schuldige Stadt wünscht, als Buße und Vergebung seiner Bewohner? Und doch ist dieses Empfinden dem menschlichen Herzen sehr vertraut, die reine Gnade gegenüber den Sündern verärgert es dagegen immer. Wie viele Beispiele haben wir hierfür in der Bibel! Wir sehen zum Beispiel in Lukas 9,52.56 die beiden Jünger Jakobus und Johannes, die darüber verärgert waren, dass eine kleine Anzahl Samariter es abgelehnt hatte, ihren Meister zu empfangen, zu ihm sagen: „Herr, willst du, dass wir sagen, Feuer solle vom Himmel herabfallen und sie verzehren, wie auch Elia tat?“ Worauf Jesus sie scharf zurechtweist und sagt: „Ihr wisst nicht, von welchem Geist ihr geleitet werdet!“ Sehen wir auch das Ende des bewegenden Gleichnisses des verlorenen Sohns (Lk 15,25-32).
Der vom Feld zurückkehrende Sohn wird zornig über die Freude, mit welcher der Vater die Rückkehr seines unglücklichen Sohns feiert. Wir sehen die Juden, dargestellt durch den älteren Sohn, von denen Paulus sagt: „die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns durch Verfolgung weggetrieben haben und Gott nicht gefallen und allen Menschen entgegen sind, indem sie uns wehren, zu den Nationen zu reden, damit sie errettet werden“ (1Thes 2,15-16). Ja, es ist für unser Herz natürlich, sich über die Gnade zu ärgern, besonders wenn sie sich gegen Menschen richtet, die wir in unserem Stolz als weniger wertvoll als uns selbst ansehen. Schade! Wir ähneln nur zu sehr dem Arbeiter, der gegen seinen Herrn murrte, weil dieser dem, der erst zur elften Stunde berufen worden war, den gleichen Lohn gab wie denen, die den ganzen Tag gearbeitet hatten. Diesem sagt der Herr: „Ist es mir nicht erlaubt, mit dem Meinen zu tun, was ich will? Oder blickt dein Auge böse, weil ich gütig bin?“ (Mt 20,15).
Genauso schaut Jona nur auf sich und bangt darum, dass er seinen Ruf als Prophet durch die Barmherzigkeit Gottes einbüßen könnte. Seine wichtigste Aufgabe war jedoch, dem Wort des Erlösers, das Er an ihn gerichtet hatte, ohne Diskussion zu gehorchen. Stattdessen macht sich der Sohn Amittais auf, um wie einst Elia nach Tarsis1 zu fliehen, wie sein Herz es ihm sagte: „vom Angesicht des Herrn weg“. War es nicht ebenso sinnlos wie rebellisch, einen solchen Gedanken zu haben? Hätte er als Prophet nicht wissen müssen, dass ein solcher Gedanke Torheit war? Hätte er nicht wie David sagen sollen: „Wohin sollte ich gehen vor deinem Geist und wohin fliehen vor deinem Angesicht? Nähme ich Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, auch dort würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen“ (Ps 139,7.9).
Auch hier ist der arme Jona nur ein treues Bild dessen, was wir alle von Natur aus sind. Wenn wir von unseren Herzen geleitet werden, irgendetwas Schlechtes zu tun, worin unser Gewissen uns anklagt, ist es dann nicht wahr, dass wir uns in Sicherheit wähnen, sofern unsere Sünde anderen Menschen nicht bewusst wird, da wir sie im Verborgenen oder in der Dunkelheit der Nacht getan haben? Ist es nicht wahr, dass wir dabei völlig vergessen, dass da immer ein offenes Auge ist, das uns sieht und in unseren Herzen liest? Erinnern wir uns an das Wort, das im Anschluss an das kommt, was wir gerade zitiert haben: „Nur Finsternis möge mich umhüllen, und Nacht werde das Licht um mich her.“ (Ps 139,11).
Kommen wir aber zurück zu Jona, der vor dem Angesicht des Herrn fliehen möchte. Mit diesem Ziel vor Augen geht er nach Japho hinab, einer alten Stadt der Philister am Ufer des Mittelmeers mit einem sehr bekannten Hafen (siehe 2Chr 2,15; Esra 3,7). Im Neuen Testament wird sie Joppe genannt. Dort wohnte die fromme und wohltätige Frau namens Tabitha (oder Dorkas), die krank wurde und starb, während der Apostel Petrus auf seiner Reise in ihrer Nähe, in Lydda vorbeikam. Nachdem er durch die Jünger gerufen wurde, begab er sich nach Joppe und erweckte Dorkas (Apg 9,36-43). Anschließend verbrachte er einige Tage bei einem gewissen Simon, einem Gerber, dessen Haus sich am Ufer des Meeres befand, als ein Engel Gottes ihn zu Cornelius brachte, der den Apostel von Cäsarea, wo er wohnte, nach Joppe holen ließ. Es handelt sich um das heutige Jaffe, das 55 Kilometer von Jerusalem entfernt liegt.
Der Prophet erreicht Japho, wo er ein Schiff findet, das nach Tarsis fährt. Nachdem er das Fährgeld bezahlt hat, steigt er in das Schiff, um damit weit weg vom Angesicht des Herrn zu fliehen. Das zeigt uns, dass wenn wir dem Weg des Ungehorsams gegenüber Gott folgen, Satan Freude daran findet, uns die Mittel dazu gut erreichbar zu machen. Zu jener Zeit muss es eine Seltenheit gewesen sein, dass ein Boot in Japho abfahrbereit Richtung Tarsis zur Verfügung stand und doch findet Jona genau so eins. Wenn er außerdem nicht das benötigte Geld für diese lange Reise gehabt hätte, hätte er nicht an Bord gehen können. Gott ließ alles das zu, da Er wusste, wie Er seinen untreuen Diener erreichen und zurückbringen konnte. Er musste ihn eine ernste Lektion lehren, wie wir es, wenn der Herr es schenkt, in unserer weiteren Betrachtung sehen werden.
Der Sturm
Wir haben Jona vom Hafen von Japho an Bord eines Schiffes Richtung Tarsis ablegen lassen, nachdem er sein Fährgeld bezahlt hat. Soweit der unsinnige Gedanke, vor dem Angesicht des Herrn zu fliehen. Doch der Herr, der seinen untreuen Diener sieht und ihm folgt und ihn zurückführen will, warf „einen heftigen Sturm auf das Meer“. Wenn Er möchte, macht Er Winde zu seinen Boten, Er gebietet selbst den Winden und Wassern und sie gehorchen ihm (Lk 8,25). Aber in diesem großen Wind, der auf dem Meer einen so großen Sturm auslöste, dass das Schiff zu sinken drohte, war gewissermaßen eine feierliche Stimme Gottes zu hören, die sich an den Propheten richtete, wenn dieser auf sie geachtet hätte. An Bord des Schiffes war Jona derjenige, der es nötig hatte, zurückgebracht zu werden, ihm musste die Nachricht überbracht werden. Die armen Seeleute, die ohne Zweifel Heiden waren, waren schon oft Stürmen ausgesetzt gewesen. Für sie gab es darin nichts neues, nichts außergewöhnliches, nicht mehr als das, was Menschen begegnet, die auf den großen Wassern navigieren. Doch es befand sich eine Person an Bord, für die der große Wind und das große Unwetter eine ganz besondere und außergewöhnliche Sache war. Er allein war es, den der große Wind suchte, den der Sturm rief.
Während die Seeleute angesichts der unmittelbar bevorstehenden Bedrohung in ihrer Angst jeder zu seinem Gott schrieen, war Jona zum Schiffsgrund hinabgestiegen, wo er tief und fest schlief. Etwa 900 Jahre später war ein anderer Diener des Herrn, nämlich der Apostel Petrus in großer Gefahr, da er bei Tagesanbruch jedem menschlichen Anschein nach getötet werden sollte nach Anordnung des Königs Herodes. Auch er schlief tief und fest in seinem Gefängnis, mit Ketten gefesselt zwischen zwei Soldaten (Apg 12,6). Doch welch ein Unterschied zwischen diesen beiden Männern Gottes und zwischen ihrem Schlaf. Bei dem Propheten war es das Vergessen Gottes und seiner Gerichte, die ihn in einer schuldhaften Unbekümmertheit schlafen ließen. Vielleicht war es auch eine vermeintliche Befriedigung, einem für ihn unangenehmen Auftrag souverän entflohen zu sein. (An einer anderen Stelle hatte auch Petrus geschlafen, als er nicht hätte schlafen sollen. Er und seine beiden Begleiter waren auf dem Berg, als sie einen Blick auf die wunderbare Herrlichkeit tun durften vom Schlaf beschwert (Lk 9,32).
Und in Gethsemane hatte der von Traurigkeit übermannte Jesus dieselben drei Jüngern gesagt: „Wacht mit mir“ und zwei Mal fand er sie eingeschlafen (Mt 26,36-45)). Vielleicht hatte Petrus auch die Gewissheit, dass er als Antwort auf die beständigen Gebete, die von der Versammlung für ihn geschahen, von Gott ganz aus der Macht des Herodes befreit werden würde, wie Er es auch tat. In dem Fall erinnerte er sich vielleicht an die Ankündigung seines Meister: „Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst. Dies aber sagte er, andeutend, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte“ (Joh 21,18-19), eine Ankündigung, an die Petrus zurückdachte, als er tatsächlich alt geworden war (1Pet 5,1; 2Pet 1,14). Wie glücklich sind die, die mit der Ruhe des Geistes und der guten Hoffnung eines Petrus schlafen können. Aber wehe denen, die schlafen, wenn sie wachen sollten, wenn sie nämlich am Rand eines Abgrunds oder an der Schwelle zur Ewigkeit stehen! Sollten sie nichtsdestoweniger Diener Gottes wie Jona Diener Gottes sein, richtet sich diese ernste Ermahnung geradewegs an sie: „Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!“ (Eph 5,14).
Das Leben ist ernst, jede Art von Gefahr bedroht uns, wir sind ihnen vielleicht alle ebenso ausgeliefert wie Jona oder der Apostel Petrus. Auch uns sagt Jesus Christus: „Wacht!“ (Mk 13,37), denn er sagt es allen. Ja, es ist so, „dass die Stunde schon da ist, dass wir aus dem Schlaf aufwachen sollen. . . Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe“ (Röm 13,11-12). In der Tat muss man, um wach zu sein, vorher aufwachen.
Aber kommen wir zurück zu Jona, der im Bauch des Schiffes schläft. Der Obersteuermann kommt zu ihm und ruft ihm zu: „Was ist mit dir, du Schläfer? Steh auf, rufe deinen Gott an! Vielleicht wird der Gott unser gedenken, dass wir nicht umkommen“. Es ist überaus traurig und beschämend für einen Propheten des Herrn, sich solch verdiente Vorwürfe vonseiten eines Heiden anhören zu müssen, der die folgenden Worte an ihn richtet: Jetzt ist sicherlich nicht die Zeit zu schlafen, denn wir sind an dem Punkt angelangt, dass wir von den Fluten in die Tiefe hinabgerissen werden. Steh auf, ßehe zu deinem Gott. Jeder von uns hat zu seinem Gott gerufen, aber vergeblich, denn der Sturm hört nicht auf. Vielleicht ist dein Gott mächtiger als die unseren und kann uns erlösen.
In ihrer wachsenden Angst kommt schließlich den Seeleuten der vielleicht von Gott eingegebene Gedanke, dass sich auf dem Schiff ein Gesetzesbrecher aufhält, den auf dem Meer die himmlische Rache verfolgt und sie sagen zueinander: „Kommt und lasst uns Lose werfen, damit wir erfahren, um wessentwillen dieses Unglück uns trifft. Und sie warfen Lose, und das Los fiel auf Jona“ (1,7). Das Alte Testament liefert uns einige Beispiele von Heiden, die das Los befragen, um zu erfahren, ob sie in gewissen Zwangslagen handeln oder warten sollen. Auch die Hebräer befragten es oft, und manchmal auf Anweisung des Herrn hin. Die römischen Soldaten warfen das Los, um die Kleidung des Herrn unter sich zu verteilen (Mt 27,35), damit das erfüllt würde, was durch den königlichen Propheten angekündigt worden war (Ps 22,19). Ebenfalls durch das Los wurde Matthias als Ersatz für Judas zu den Aposteln gewählt (Apg 1,26).
Aber in dem letzten Fall hatten die Gläubigen noch nicht den Heiligen Geist empfangen, der sie in die ganze Wahrheit leiten sollte. Es ist ebenfalls das letzte Mal, dass in der Schrift davon geredet wird, dass eine Frage durch das Los entschieden wird. Als dieses Mittel noch rechtmäßig angewandt wurde, behielt sich Gott vor, das Ergebnis so zu lenken, dass Sein Wille bekannt wurde. Das geht aus der Stelle in Sprüche 16,33 hervor: „Das Los wird im Gewandbausch geworfen, aber all seine Entscheidung kommt von dem Herrn“. Genau das traf auch im Fall Jonas ein. Für ihn bewahrheitete sich auch dieser andere Spruch: „Wer in Lauterkeit wandelt, wandelt sicher; wer aber seine Wege krümmt, wird bekannt werden“ (Spr 10,9). Die Wege, denen Jona folgte, waren so stark gekrümmt, dass Gott sie enttarnen wollte: das Los fiel auf ihn. Also befragten ihn die Seeleute: „Tu uns doch kund, um wessentwillen uns dieses Unglück trifft! Was ist dein Beruf, und woher kommst du?“ (1,8) und er antwortete er ihnen: „Ich bin ein Hebräer; und ich fürchte den Herrn, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat“ (1,9).
Danach bekannte er ihnen, dass es seinetwegen war, dass dieser schreckliche Sturm über sie gekommen war. Und da das Unwetter immer heftiger wurde, fragten sie sich angsterfüllt, was sie machen könnten, damit das Meer sich beruhige. Jona sagte ihnen: „Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird das Meer von euch ablassen“ (1,12). Hat der von Gott gesandte Sturm sein Ziel erreicht? Wurde seine Stimme gehört? Wurde das Gewissen des pflichtvergessenen Propheten in der Art erreicht, dass er sich aufgrund seines Ungehorsams des Todes schuldig fühlte? Oder aber bewies dieses Bekenntnis einzig und allein, dass er lieber ertrinken als nach Ninive zu gehen wollte? Ohne ein Urteil fällen zu wollen scheint es uns, dass das Ziel Gottes erst später vollständig erreicht wurde, wie wir bei der Betrachtung des zweiten Kapitels sehen werden.
Was es auch sein mag, Jonas Vorschlag in sie versetzte die armen Seeleute in größte Ratlosigkeit. Sie hätten den Reden über Wunder der Allmacht des Gottes Israels zuhören können, hätten als Thema die Furcht vor Strafe haben können für den Fall, wenn sie einen Anbeter dieses großen Gottes zu Tod brächten. In jedem Fall verabscheuten sie es zutiefst, ihren Reisegefährten zu opfern. Ebenso brachten sie erneut jede Anstrengung auf, um gegen den Sturm anzukämpfen und an Land zu gelangen. Doch alles ist nutzlos: das Meer wurde immer wütender, was andeutet, dass die Botschaft Gottes noch nicht mit Macht an die Ohren und Herzen dessen gelangt war, an die sie gerichtet war.
Am Ende übernehmen diese armen Menschen die Aufgabe, zu dem Herrn zu schreien und ihn zu bitten, ihnen den Mord an diesem Mann nicht zuzurechnen, und sie fügen hinzu: „Denn du, Herr, hast getan, wie es dir gefallen hat“ (1,14). Daraufhin stoßen sie Jona in die unbändigen Fluten hinab. Im gleichen Moment verstummte das Unwetter und die Wut des Meeres war vorbei. Angesichts dieses Wunders anerkannten sie den Herrn als den einzig wahren Gott und gleich nachdem sie das Land erreicht hatten, brachten sie ihm Opfer als Erfüllung ihrer Gelübde und als Danksagung für ihre Befreiung dar.
Lasst uns unsere Aufmerksamkeit noch auf einen zweiten Kontrast zwischen dem Propheten Jona und einem anderen Apostel lenken. Dieser Kontrast ist umso beschämender für den Propheten von Gat-Hepher. Wir haben ihn schlafend gesehen, während alle seine Gefährten ihre Götter anriefen. Es war ein Heide, der ihn wecken und zum Beten aufrufen musste. Schließlich muss er sich schuldig bekennen, nachdem er verkündet hatte, den Herrn, den Gott des Himmels zu fürchten. Er selbst befielt, dass man ihn ins Meer werfen soll. Alles das demonstriert, dass er sich von Gott entfernt hatte und auf einem Weg der Verirrung und Untreue befand. Das, was die Seeleute dazu bringt, den Herrn zu fürchten und Ihm Opfer zu bringen ist weder Folge des Zeugnisses vonseiten des Sohnes Amittais, noch seiner Warnungen, noch seiner Gebete. Es ist ausschließlich die glückliche und direkte Folge davon, dass das Gericht des Herrn über seinen rebellischen Diener ausgeführt wird.
Wenn wir jetzt Apostelgeschichte 27 lesen, finden wir dort den Bericht eines Ereignisses, der einige Ähnlichkeiten, aber weit mehr Unterschiede zu der Szene zeigt, mit der wir uns beschäftigt haben. Auch dort handelt es sich um ein Schiff, das dem Sturm ausgesetzt ist. Auch dort gab es einen Diener Gottes, der sich jedoch auf einem Weg der Treue befand. Er wird als Gefangener nach Rom geführt wegen des Zeugnisses, dass er über die Gnade Gottes gegeben hatte. Dass sich das Schiff in Gefahr befindet, ist nicht die Schuld des Apostels Paulus, sondern die Folge daraus, dass man seinen Meinungen und Ratschlägen keinen Glauben geschenkt hatte. Er ist mit Gott und nah bei dem Gott, von dem er offen sagt: „. . . dem ich diene“ (Apg 27,23). Er wird auch gleich nach dem Verlassen des Schiffs von Gott mit Mitteilungen geehrt und auch von den Anwesenden geehrt, für die er ihr Retter geworden war. Denn ein Engel spricht zu ihm: „Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir fahren“ (Apg 27,24). Und tatsächlich wurden alle gerettet. Paulus ist also das Gegenteil Jonas: dieser ist nämlich die Ursache der Gefahr, in der sich das Schiff befindet und die Ursache seines eigenen Ruins. Paulus kann dort nicht untergehen, weil Gott wünscht, dass er vor dem Kaiser erscheint. Und durch die Gnade Gottes wird das Leben all derer, die mit ihm an Bord sind, seinetwegen ebenfalls verschont. Folglich zieht Ungehorsam immer Unheil mit sich, während Treue immer mit Segen für den Treuen und oft auch für andere verbunden ist.
Möge der Herr uns treu machen, damit wir zu der Menge gehören, die mit einem größeren als Paulus unterwegs sind, nämlich dem Erlöser, der bald zu seinem Vater sagen wird: „Von denen, die du mir gegeben hast, habe ich keinen verloren“ (Joh 18,9).
Der große Fisch und das Ende der Mission Jonas
Als Jona den verängstigten Seeleuten sagt: „Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird das Meer von euch ablassen“ (1,12), möchten wir glauben, dass auch in ihm als dem einzig Schuldigen der Gedanke war, dass die Strafe Gottes auf ihn alleine fallen sollte und nicht auf seine armen Reisegefährten. David bringt einen ähnlichen Gedanken zum Ausdruck, als er zu Gott ruft, während das Volk durch den Engel des Herrn wegen seiner Sünde geschlagen wird: „Bin ich es nicht, der gesagt hat, das Volk zu zählen? Und ich bin es, der gesündigt und sehr böse gehandelt hat; aber diese Schafe, was haben sie getan? Herr, mein Gott, es sei doch deine Hand gegen mich und gegen das Haus meines Vaters, aber nicht gegen dein Volk zur Plage“ (1Chr 21,17).
Diese schönen Worte waren Ausdruck des Bewusstseins seiner Sünde und seiner Hingabe für Israel. Sie erinnern uns an eine unendlich bewundernswertere Hingabe, der des Sohnes Gottes, unserem Erlöser Jesus Christus. Er, der niemals Sünde gekannt hatte, willigte freiwillig ein, für uns Sünder zur Sünde zu werden, auf dem Kreuz zu sterben, der Gerechte für die Ungerechten. Welche Liebe! O, wie könnten wir da gleichgültig bleiben!
Kommen wir zurück zu Jona: Er wird ins Meer geworden, wo er zweifellos untergehen wird. Nein, denn derselbe Gott, der einen großen Wind auf das Meer kommen ließ, war immer noch da, um ihn zu beschützen, nachdem Er ihm eine harte Lektion erteilt hatte. „Und der Herr bestellte einen großen Fisch, um Jona zu verschlingen; und Jona war im Bauch des Fisches drei Tage und drei Nächte“ (2,1). Hier sehen wir noch einmal, dass es nichts Bedeutungsloses im Leben eines Dieners des Herrn gibt. Ein großer Fisch war keine seltene Sache, im Meer gab es viele davon. Nichtsdestotrotz bereitet der allmächtige Schöpfer einen davon vor, bzw. lässt einen von ihnen für Jona kommen, damit auch dieses Monster eine Botschaft Gottes für seine Seele sei. Die Aufbewahrung des Propheten im Bauch des Fisches war ohne Zweifel ein Wunder der Allmacht Gottes. (Es ist bekannt, dass es Fische gibt, besonders eine riesige Hai-Art, oder sogenannte „Jona-Fische“, die Menschen und sogar ganze Pferde verschlucken können.
Man findet sie in großer Zahl im Mittelmeer und unter anderem auch nah von Joppe. Der berühmte Schubert, ein Verfasser einer Reise nach Palästina, berichtet von einer, wie er sagt, gutbekannten Begebenheit: Ein Matrose wurde eines Tages lebendig von einem Hai verschluckt, der kurze Zeit später von einer Kanonenkugel getötet wurde. Daraufhin spie er den armen Mann aus, der durch die unzähligen scharfen und schneidenden Zähne verletzt war, und dennoch so lebendig war, dass der auf diese Art gerettete Matrose die Welt mit eben diesem ausgestopften Hai durchzog, durch dessen Maul er entkommen war und ihn für Geld zur Schau stellte).
Dort, im Schoß seines Grabes, im Herzen des Meeres, umgeben von unendlicher Tiefe, geht Jona in sich und kommt zum Herrn zurück. Er spürt seine Sünde, er bekennt sie. Er hat sich falschen Einbildungen ergeben, denn nichts ist vergeblicher und lügenhafter als der Weg des Ungehorsams: denn von da an hat er das Empfinden der Freude der Gnade seines Gottes aufgegeben. Genau dort liegt auch das Unglück aller Sünder. Es ist die Liebe zur Sünde, die sie von der Gnade fortzieht und die sie davon abhält, die Liebe Gottes in Jesus Christus kennen zu lernen. Der Prophet betet anschließend zum Herrn mit der Gewissheit, dass sein Gebet den Palast Seiner Heiligkeit erreicht und dass es bereits erhört ist: er hat Glauben an den Gott, von dem das Heil kommt. Von dem Grund der tiefen Wasser und den Wurzeln der Berge aus kann er in vollem Vertrauen sagen: „dennoch werde ich wieder hinschauen zu deinem heiligen Tempel“ (2,5) und sogar: „Da führtest du mein Leben aus der Grube herauf, Herr, mein Gott“ (2,7). Welch kostbare Gabe des Glaubens, der auf diese Weise die Verheißungen Gottes ergreift und sich im Voraus daran erfreut, als wenn er sie bereits besitzen würde! Möge der Herr uns diesen Glauben schenken oder vermehren!
Wir wissen, dass Jona in dieser Hinsicht ein bewundernswerter Schatten auf den Herrn Jesus ist und dass Jesus selbst es ist, der es uns offenbart. Den heuchlerischen Pharisäern, die ihn aufforderten, ihnen einige Wunder zu demonstrieren, antwortet er: „Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jonas, des Propheten. Denn so wie Jona drei Tage und drei Nächte in dem Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde sein“ (Mt 12,39-40).
Wenn Jona allerdings in seiner Traurigkeit zu Gott sagt: „alle deine Wogen und deine Wellen fuhren über mich hin“ (2,4), tut er nichts anderes, als das zu wiederholen, was David in seinem Psalm 42,8 gesagt hatte, was in ganz besonderes Weise beim Herrn Jesus am Kreuz angewendet wird. Und so wie Jesus durch seinen Vater erhört und mit Macht am dritten Tag auferweckt wurde, kam ebenso der Prophet aus seinem Grab hervor, denn der Herr befahl dem Fisch und er spie Jona an Land aus.
Jetzt ist der Mann Gottes gehorsam geworden. Nachdem der Herr ihn die Anweisungen erneut hören lässt, macht er sich gehorsam auf den Weg nach Ninive. Sie war eine überaus große Stadt von drei Tagesmärschen. Und Jona begann, eine Tagereise weit in die Stadt zu laufen und machte dabei die Ankündigung: „Noch vierzig Tage, dann wird Ninive umgekehrt“ (3,1). Die Menschen von Ninive glaubten Gott. Ein Befehl des Königs wurde veranlasst, der zu Demütigung und Reue aufrief, und Gott ließ sich des Übels gereuen, das Er über Ninive beschlossen hatte und führte es nicht aus.
Möge es Gott gefallen, dass alle treuen Predigten über Sein Wort, alle Ankündigungen Seines Gerichts über unnachgiebige Sünde gleiche Auswirkungen mitten unter den Menschen und Kindern bewirken mögen, die sich Christen nennen! Wenn solche nicht nachgeben, wenn Sie nicht aufhören, Ihre Ohren und Herzen vor den Zurufen Gottes zu verschließen, wird Ihnen am Ende nur ein schreckliches Gericht erwarten. Möge Gott uns schenken, dass wir Ihn verstehen während es noch Zeit ist und dass wir uns zu Ihm bekehren!
Wie traurig ist es, so etwas zu sagen! Derjenige, der sich mehr als alle anderen über die Wirkung seiner Predigt hätte freuen und den Herrn dafür preisen müssen, nämlich Jona, wird darüber bekümmert und verärgert. Die Gnade, die den bußfertigen Niniviten entgegen gebracht wird, missfällt ihm extrem und versetzt ihn in große Wut. Im verbitterten Eifer eines Israeliten hätte er lieber erlebt, wie Ninive umgekehrt und alle seine Bewohner vernichtet worden wäre. Er hielt viel mehr an seiner Ehre als Prophet fest, die nach seinem Ermessen ein viel höheres Niveau durch die Erfüllung der Androhungen erreicht hätte, die er verkündet hatte. Dieser Wunsch war größer als der Wunsch nach Barmherzigkeit gegenüber armen Sündern. Armer und stolzer Jona! Er musste noch eine Lektion durchmachen und Gott ist zu treu, als dass Er sie ihm nicht erteilen würde. Er beschwert sich über Gott, über Seine Milde, Seine Unterstützung, Seine Liebe, als ob er selbst, Jona, sie nicht genauso, wie jeder andere, benötigt hätte. Er geht sogar soweit zu sagen: „Und nun, Herr, nimm doch meine Seele von mir; denn es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe. Und der Herr sprach: Ist es recht, dass du zürnst?“ (4,3-4).
Verärgert verlässt der Prophet die Stadt. Er lässt sich nahe von Ninive nieder und baut sich eine Hütte. Anscheinend hat er die Anweisung vergessen, die er während seines dreitägigen Aufenthalts auf dem Grund des Meeres erhalten hatte. Er benötigt außerdem eine neue Botschaft von Gott. „Und Gott der Herr bestellte einen Wunderbaum und ließ ihn über Jona emporwachsen, damit Schatten über seinem Haupt wäre, um ihn von seinem Missmut zu befreien“ (4,6). Es handelt sich um eine Pflanze, die in heißen Ländern bis zu einer Höhe von sechs Metern wächst und deren große frische Blätter einen angenehmen Schatten bieten. Gleichzeitig war sie ein Botschafter Gottes für die Seele des Propheten. Und tatsächlich: „Und Jona freute sich über den Wunderbaum mit großer Freude“ (4,6). Im Schatten sitzend dachte er nicht mehr an den Tod, um den er in einem Moment der Ungeduld und des Unwillens gebeten hatte. „Aber am nächsten Tag beim Aufgang der Morgenröte bestellte Gott einen Wurm, und dieser stach den Wunderbaum, so dass er verdorrte“ (4,7). Wie unbedeutend er auch sein mochte, dieser Wurm war dabei nicht weniger als ein Gesandter Gottes, genauso wie der große Wind, der große Fisch, oder der Wunderbaum.
Ein von Gott beauftragter Wurm kann große Dinge bewirken. Dieser nämlich bewirkte die unmittelbare Austrocknung des Wunderbaumes Jonas, um ihm, wie auch uns, eine ernste Lektion erfahren zu lassen. Der, der einen Wurm bestellt hatte, bestellte daraufhin einen schwülen Ostwind. Und die Sonne stach so sehr auf den Kopf Jonas, dass er zu Boden sank und erneut darum bat, sterben zu dürfen: „Es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich lebe“, sagt er (4,8). Aber Gott sprach zu Jona: „Du erbarmst dich über den Wunderbaum, um den du dich nicht gemüht und den du nicht großgezogen hast, der als Sohn einer Nacht entstand und als Sohn einer Nacht zugrunde ging; und ich sollte mich über Ninive, die große Stadt, nicht erbarmen, in der mehr als 120.000 Menschen sind, die nicht zu unterscheiden wissen zwischen ihrer Rechten und ihrer Linken, und eine Menge Vieh?“ (4,10-11).
Diese Worte waren einerseits bestens dafür geeignet, um den Propheten seinen Egoismus und seine Herzenshärte spüren zu lassen. Auf der anderen Seite stellen sie als Kontrast die Güte, die Geduld und das Mitgefühl Gottes für seine armen Geschöpfe heraus, insbesondere für die kleinen Kinder und sogar für das Vieh. Lernen Sie daraus auch, dass Gott hinter allem steht und dass alle Umstände, selbst die gewöhnlichsten von Ihm vorbereitet und geleitet werden, um Ihnen Unterweisung im Hinblick auf den Zustand Ihrer Seele zu geben. Möge Gott Ihnen Ohren geben, um Seine Stimme in allem, was Ihnen begegnet zu hören, die geistliche Weisheit um sie zu verstehen und die Unterwerfung des Herzens, um sich entsprechend zu verändern!
Was der Herr über Jona sagt
Wir wollen uns noch an einen weiteren, sehr ernsten Abschnitt erinnern, der Jona und seinem Dienst ähnlich ist, und Gott weiter darum bitten, dass Er uns ihn begreifen lässt, damit der Leser das Heil finde. Nachdem der Herr Jesus verkündet hatte, dass er nicht dem bösen und ehebrecherischen Geschlecht der ihn umgebenden Juden gegeben worden war und weitere Zeichen als Jona im Bauch des Fisches genannt hatte, fügt er in Matthäus 12,41und Lukas 11,32 hinzu: „Männer von Ninive werden aufstehen im Gericht mit diesem Geschlecht [also den Juden] und werden es verdammen; denn sie taten Buße auf die Predigt Jonas hin; und siehe, mehr als Jona ist hier“. Das bedeutet, dass die Juden weitaus schuldiger waren als die Niniviten und dass sie durch diese am Tag des Gerichts verurteilt würden, weil die Bewohner Ninives die Worte Jonas gehört und sich bekehrt hatten. Im Gegensatz hatten die Juden, die in ihrer Mitte den stehen hatten, der dem Propheten unendlich weit überlegen ist, ihren und Jonas Herrn, ihre Ohren und Herzen gegenüber den Appellen der Gnade verschlossen, die er an sie richtete, um sie zur Buße und zum Glauben zu leiten.
Und wir? Haben wir die Stimme des Herrn Jesus gehört? Besitzen wir das Vertrauen in Seine Worte und Seine Liebe? Jetzt ist Er noch da und ruft uns. Wenn wir es ablehnen, Ihm zuzuhören, Ihm zu glauben und Ihn als den einzigen und vollkommenen Erretter anzunehmen, werden wir sehr viel mehr schuldig sein als die Niniviten und sogar als die Juden selbst. Wir werden uns eine viel größere und gerechtfertigtere Verdammnis zuziehen, denn wir haben wesentlich mehr Licht und Gnade als jene empfangen. Möge Gott es so wollen, dass diese Überlegung unser Gewissen und Herz durchdringt und dort durch die göttliche Barmherzigkeit eine wahre Buße hin zu Gott hervorbringt und den Glauben an Jesus Christus.
Tarsis befand sich wahrscheinlich im Süden Spaniens oder Richtung Cádiz, am anderen Ufer des Mittelmeers.