Behandelter Abschnitt Jona 1-4
Der Prophet Jona
Unsere moralische Verderbtheit ist sehr groß, sie reicht bis auf den Grund unseres Seins. Doch zu bestimmten Zeiten verrät sie sich in besonders häßlichen Formen. Trotz all der Kenntnis, die wir darüber haben, erschrecken wir dann unwillkürlich und sind bestürzt darüber, daß wir so verderbt sind. Vorrechte von seiten Gottes können sogar dazu dienen, diese Verderbtheit noch stärker ans Licht zu bringen, sie können sie nicht heilen.
Der Hang zur Selbsterhöhung ist uns seit dem Sündenfall angeboren. „Ihr werdet sein wie Gott“, dieser Stimme wurde Gehör geschenkt. Dieser Begierde, dieser Neigung, vor anderen ausgezeichnet zu sein, opfern wir kaltblütig alles, was uns im Wege steht. Wir nehmen dabei keinerlei Rücksicht auf Geschlecht oder Alter, genauso wie wir zu Anfang Gott Selbst gewissermaßen hierfür geopfert haben (1Mo 3).
Wir nehmen die Gaben Gottes und schmücken uns damit. So machte es die Versammlung in Korinth. Statt die Gaben zum Wohl anderer zu gebrauchen, lag den Brüdern dort mehr daran, diese Gaben zur Schau zu stellen. Doch derjenige, der in ihrer Mitte den Geist Christi hatte, sagte: „Aber in der Versammlung will ich lieber fünf Worte reden mit meinem Verstände, auf daß ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in einer Sprache“ (1Kor 14,19).
Der Jude — der so begünstigte und bevorrechtigte Jude — sündigte in gleicher Weise. In Römer 2 wird dieser Jude überführt. Seine Absonderung von den Nationen ging von Gott aus. Doch anstatt das zu einem Zeugnis für die Heiligkeit Gottes inmitten einer rebellischen, beschmutzten Welt zu gebrauchen, benutzte er die Gelegenheit, sich selbst zu erhöhen. Er rühmte sich Gottes und des Gesetzes. Und doch verunehrte er Gott durch Übertretung des Gesetzes.
Jona gehörte zum Volk Israel und außerdem zu den Propheten Gottes. Er war also in doppelter Hinsicht bevorrechtigt. Doch die menschliche Natur war auch in ihm schnell dabei, diese Vorrechte für eigene Vorteile und Zwecke zu nutzen. Aber Jona war auch ein Gläubiger. Doch das allein kann unter dem Druck der Versuchung des Fleisches den Sieg über die alte Natur noch nicht garantieren.
Der Herr sendet ihn als Propheten mit einer Botschaft des Gerichts wider Ninive. Jona aber wußte, als er dieses Wort empfing, daß in dem Herzen Dessen, der ihn sandte7, die Barmherzigkeit überwog. Deshalb vermutete er, daß seine Gerichtsankündigung durch die Gnade, die in Gott überströmt, beiseite gesetzt werden könnte (Kap. 4, 2).
War er darauf vorbereitet? Konnte er als Jude es mitansehen, daß eine heidnische Stadt so begünstigt und der Barmherzigkeit und Rettung Gottes teilhaftig würde? Konnte er als Prophet es mitansehen, daß sein Wort nicht eintraf, und das vor den Augen von Unbeschnittenen? Das war zuviel. Er geht an Bord eines Schiffes, das nach Tarsis unterwegs war, anstatt den Weg über Land nach Ninive zu nehmen. Wenn wir ihn so an Bord dieses Handelsschiffes auf den Wassern des Mittelmeeres sehen, ist er da nicht treulos in seinem Hochmut, ein zweiter Adam? Er war ein Übertreter wie Adam, ein Übertreter durch Hochmut, wie Adam; und genau wie Adam brachte er das Todesurteil auf sich.
Wie einfach und klar ist das alles, und doch wie ernst!
Das erste, was ein Sünder anerkennen muß, ist die Strafe für seine Sünden. Wir sollten uns nicht durch eigene Bemühungen zu rechtfertigen suchen, wenn wir einen falschen Weg gegangen sind. Sonst ergeht es uns wie Israel in Horma (4Mo 14). Das erste, was wir zu tun haben, ist, die Strafe für unsere Sünde anzunehmen, unsere Sünde zu bekennen und uns unter die mächtige und züchtigende Hand Gottes zu beugen (3Mo 26,41). David tat das und erhielt das Königreich zurück. Jona tut nun dasselbe. „Nehmet mich und werfet mich ins Meer“, sagte er zu den Seeleuten inmitten des Sturmes, „so wird das Meer sich gegen euch beruhigen; denn ich weiß, daß dieser große Sturm um meinetwillen über euch gekommen ist.“ Und sie taten es, doch mit einer Schonung und Zartheit, die den beschämen mußte, der doch eigentlich über ihnen stand. Das läßt erkennen, daß die Hand Gottes mit ihnen war, wie sie andererseits gegen Jona war. Und Jona wird sogleich vom Meergras umschlungen und fährt hinab zu den Gründen der Berge.
Hätte sich das heidnische Ninive in einer traurigeren Lage befinden können? War nicht die Beschneidung Jonas wie Unbeschnittenheit? Sowohl Jude als auch Prophet, und dann in den Tiefen des Meeres, das Haupt umschlungen vom Meergras wegen des Mißfallens Jehovas! Jemand, der in solch einem Zustand ist, wird doch wohl aufhören, hoch von sich zu denken und andere zu verachten. Kann jemand noch tiefer gedemütigt werden? Der hochmütige Adam war hinter den Bäumen des Gartens, der hochmütige Jona im Herzen des Meeres.
Jehova hält durchaus nicht für schuldlos den Schuldigen. Der Richter der ganzen Erde tut recht. Doch Gnade bringt Rettung, und das bald. Es ist nur die Sünde Jonas, die auf dem Meeresgrund zurückbleibt, Jona selbst wird befreit, geradeso wie sein Vorvater Adam seine Schuld und sein Versteck hinter sich ließ und in die Gegenwart Gottes zurückkehrte.
Jona wurde belehrt und auch befreit. In dem Bauch des Fisches wird ihm bewußt, daß, auch wenn er Jude war, er die Rettung Gottes genauso nötig hatte wie jeder Heide. Das unbeschnittene Ninive war in seinen Augen unrein und verachtet gewesen. Er mißgönnte dieser Stadt die Gnade und Barmherzigkeit Gottes. Was sollte jetzt ohne diese Barmherzigkeit aus ihm selbst werden? Er war im Gefängnis und verdiente es, dort zu sein. Was konnte ihm helfen und seine Lage verändern, als nur die freie, völlige und unumschränkte Gnade? Er muß es aussprechen: „Bei Jehova ist die Rettung.“ Er wird nun nicht mehr in sich selbst als einem bevorrechtigten Juden oder begabten Propheten frohlocken, sondern in Dem, der allein Rettung bringen kann.
An dieser Stelle erhebt sich die entscheidende Frage, wie wir sie im Neuen Testament gestellt und mit freudigem Triumph beantwortet finden: „Ist Gott der Gott der Juden allein? nicht auch der Nationen? Ja, auch der Nationen“ (Röm 3,29). Unsere Not und Errettungsbedürftigkeit, unsere Abhängigkeit von der Unumschränktheit und der Gnade Gottes stellt uns alle auf die gleiche Stufe. „Dieweil es ein einiger Gott ist, der die Beschneidung aus Glauben und die Vorhaut durch den Glauben rechtfertigen wird“ (Röm 3,29.30). Der Jude kann Gott nur aufgrund derselben Barmherzigkeit nahen, die auch die Nationen rettet (Röm 11,30-31). Hierin muß Jona Ninive gleich werden.
Das ist die Lektion, die Jona, der Jude, im Bauch des Fisches zu lernen hatte. Mochte Ninive sein, was es wollte, heidnisch und unbeschnitten, ein Fremdling betreffs des Bündnisses Israels oder was auch sonst, es hatte in diesem Augenblick die Rettung von seiten Gottes durchaus nicht nötiger als dieser begünstigte und bevorrechtigte Jude, der begabte Prophet, der seiner Übertretung wegen sich sozusagen in der Hölle befand. Es war aus und vorbei mit ihm, es sei denn, daß Gott sich seiner erbarmte. Und das tat Er: Der Fisch warf Jona auf trockenes Land, als er gelernt, bekannt und es ausgesprochen hatte: „Bei Jehova ist die Rettung.“
Für die Bewohner Ninives war er ein Zeichen.
Das Volk Israel wird noch die gleiche Lektion lernen müssen. Kein Zeichen ist ihnen jetzt gegeben als nur das Zeichen dieses Propheten: und sie werden erkennen müssen — wie aus dem Bauche der Hölle oder unter dem Gericht Gottes (wo sie sich als Nation jetzt befinden) – , daß die Gnade und die von ihr bewirkte Erlösung ihre einzige Zuflucht ist.
Wir wissen, daß die Quelle dieser Errettung Gottes, an der Jona sich zu erfreuen berufen war, in dem Geheimnis des Kreuzes liegt, weil Einer, der dazu in der Lage war, sich für uns Sünder unter die Herrschaft des Todes begab, unter das Gericht der Sünde. Von Ihm in diesen Umständen – drei Tage und drei Nächte in dem Herzen der Erde —, ist Jona selbst ein Vorbild, indem er die gleiche Zeit im Bauch des Fisches zubrachte.
Wenn wir daran denken, können wir sagen, daß die Schrift ihren Dienst genauso ehrt, wie der Apostel der Nationen den seinen (Röm 11,13). Sie soll Gott und Seine Ratschlüsse offenbaren; und zweifellos tut sie dies in wunderbarer und fruchtbringender Weise, indem sie, wie hier, zu unserer Unterweisung Teile der Geschichte vorstellt und doch zur gleichen Zeit durch diese Geschichte Beispiele, Verheißungen und Schatten weiterer und reicherer Geheimnisse vorauswirft, die uns eine umfangreichere Belehrung vermitteln.
Die Evangelien zeigen uns, daß Jona ein treffendes Zeichen sowohl von dem Herrn Selbst als auch von dem Volk Israel ist. Israel muß durch Tod und Auferstehung gehen. Ihre Missetat wird nicht vergeben werden, bis sie sterben (Jes 22,14). Die gesamte Schrift bestätigt das. Das Tal der Totengebeine ist ein Bild davon. Doch sie werden wie ein auferstandenes Volk sein, wenn der Tag des Königreiches anbricht — hierfür und für jeden Segen gebührt aller Dank und aller Lobpreis dem gestorbenen und auferstandenen Sohn Gottes! Und Jonas Tod und Auferstehung, ich möchte es wiederholen, sind bezeichnenderweise ein Abbild von der Geschichte seines Volkes und auch von der Geschichte seines Retters (siehe Mt 1.2, 40; Lk 11,29-30).8
Die Geschichte dieses Propheten ist wirklich sehr lehrreich. So echt, wie dieser Bericht ist, so bedeutungsvoll ist er als Gleichnis. Und wir alle, die Auserwählten Gottes so gut wie Israel, dürfen auf unsere Weise mit ihm unseren Platz einnehmen als gestorben und auferstanden. Das muß uns als gerettete Sünder kennzeichnen.
Wir kehren zu der Geschichte selbst zurück und sehen, daß Jona als einer, der gerade darüber belehrt worden war, daß er die Gnade nötig hatte, zum zweitenmal nach Ninive gesandt wird. Er geht und betritt diese große Stadt mit Worten des Gerichts auf seinen Lippen. Diese Stadt Nimrods verkörperte zu jener Zeit den ganzen Hochmut und die Anmaßung einer Welt, die sich auflehnt. „Noch vierzig Tage,“ ruft er als Bote aus, „so ist Ninive umgekehrt!“
So „trauerte“ er. Es war sein Auftrag. Doch als Antwort darauf „trauerte“ Ninive zutiefst: Der König stand von seinem Thron auf, und das ganze Volk kleidete sich in Sacktuch. Und in einem solchen Zustand, gedemütigt unter die Hand Gottes, findet ein König von Ninive Jehova so, wie ein König von Israel Ihn vorher gefunden hatte. „Ich sagte“, so spricht David, „ich will Jehova meine Übertretungen bekennen; und du, du hast vergeben die Ungerechtigkeit meiner Sünde“ (Ps 32,5). „Wer weiß“, sagt dieser heidnische König, „Gott möchte sich wenden und es sich gereuen lassen, und umkehren von der Glut seines Zornes, daß wir nicht umkommen.“ Und so geschah es auch. „Gott ließ sich des Übels gereuen, wovon er geredet hatte, daß er es ihnen tun wolle, und tat es nicht.“
„Ist Gott der Gott der Juden allein? nicht auch der Nationen?“ frage ich wiederum mit dem Apostel (Röm 3,29). Und ich antworte zum zweitenmal mit ihm: „Ja, auch der Nationen.“ Die Gnade ist göttlich. Eine Regierung mag ihr Volk kennen und für Ordnung sorgen; doch die Gnade kennt Sünder, geradeso wie sie sind, um wen auch immer es sich handeln mag. Die Erde trifft ihre Vorkehrungen, doch der Himmel ist souverän. Ninive, wie zu einem früheren Zeitpunkt Jerusalem, wird verschont. Der Hand des verderbenden Engels wird über der einen sowohl als der anderen Stadt Einhalt geboten (1Chr 21; Jona 3).
Doch „berichtet es nicht in Gath“ (Micha 1,10). Die Töchter der Philister sollen nichts erfahren von dem Juden Jona in Kapitel 4.
Ging Lot nicht ein zweites Mal nach Sodom? Sündigte Hiskia nicht im Hochmut, als die Gesandten von Babel kamen, nachdem er es erlebt hatte, daß der Schatten des Sonnenzeigers rückwärts gegangen war? Ging Josia nicht, nachdem er sich gedemütigt hatte und sein Herz weich geworden war, eigenwillig in die Schlacht gegen den König von Ägypten? Verleugnete Petrus nicht seinen Herrn, obwohl der Herr ihn gewarnt hatte? Haben nicht auch wir, Geliebte, du und ich, bereits gelernte Lektionen und erduldete Züchtigungen vergessen? Sollte nicht auch Jona in diesem Augenblick den Bauch des Fisches vergessen können? Das Wunder verblaßt schnell; eine so deutliche, eindringliche, so tief eingeprägte Lektion, und doch so schnell der Seele entschwunden!
Jona ist ungehalten. Ein Heide war dem Gott des Himmels und der Erde wichtig geworden, und das durch die Gnade, die Ninive zuteil geworden war. Das war zuviel für den Juden. Dem Wort eines Propheten war - aus der Sicht des Hochmutes - von der Hand des Gottes der Barmherzigkeit Unrecht getan worden. Jona war sehr zornig. Er kann nun nicht gerade wieder ein Schiff nehmen und nach Tarsis fahren; doch in der Gesinnung dessen, der dies erst kürzlich getan hatte, geht er jetzt aus der Stadt heraus mit den Worten: „Ach Jehova! war das nicht mein Wort, als ich noch in meinem Lande war? Darum kam ich zuvor, indem ich nach Tarsis entfloh; denn ich wußte, daß du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langsam zum Zorn und groß an Güte, und der sich des Übels gereuen läßt. Und nun, Jehova, nimm doch meine Seele von mir; denn es ist besser, daß ich sterbe, als daß ich lebe“ (Kap. 4, 2-3).
Was für eine Ungezogenheit des Herzens war das doch! Stand er nicht im Begriff, sich selbst aufs neue einen Bauch des Fisches zu bereiten? Er hatte ihn verdient. Welche Schwierigkeiten machen wir uns doch oft selbst! Warum blieb Lot nicht in dem heiligen, friedvollen Zelt Abrahams? Und warum bereitete er sich selbst einen ersten und zweiten Feuerofen in Sodom? Warum brachte David ein Schwert über sein Haus, das nach dem Befehl Jehovas bis zu dem Tag seines Todes nicht davon wich? „Aber wenn wir uns selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, auf daß wir nicht mit der Welt verurteilt werden“ (1Kor 11,31-32). „Die Stimme Jehovas ruft der Stadt“ (Micha 6,9), und der Mann der Weisheit soll hören; aber Jona war taub. Er hat die Lektion von dem Bauch des Fisches vergessen, und nun muß er die Lektion von dem verdorrten Wunderbaum lernen.
Außerhalb der Stadt baut Jona sich eine Hütte, um darunter sitzen zu können - mit seinem Mißmut und seinem Ärger über Gott. Jehova Gott bestellt dann einen Wunderbaum, um Jona in seiner Hütte Schatten zu spenden. Jona freut sich sehr über diesen Wunderbaum. Doch dann bestellt Gott einen Wurm, der den Baum sticht, so daß er verdorrt. Als dann die Sonne und der schwüle Ostwind Jona zusetzen, ist er schwer erzürnt und möchte sterben.
Gott benutzt dann in Seiner wunderbaren Güte all diese natürlichen Umstände für eine tiefe und ergreifende Belehrung: „Und Gott sprach zu Jona: Ist es recht, daß du wegen des Wunderbaumes zürnest? Und er sprach: Mit Recht zürne ich bis zum Tode! Und Jehova sprach: Du erbarmst dich des Wunderbaumes, um welchen du dich nicht gemüht und den du nicht großgezogen hast, der als Sohn einer Nacht entstand und als Sohn einer Nacht zu Grunde ging; und ich sollte mich Ninives, der großen Stadt, nicht erbarmen, in welcher mehr als hundertundzwanzigtausend Menschen sind, die nicht zu unterscheiden wissen zwischen ihrer Rechten und ihrer Linken, und eine Menge Vieh?“ (Kap. 4, 9-11)
Die Freude des Propheten an dem Wunderbaum ist nur das schwache Abbild von der Freude Gottes an der Barmherzigkeit, die Er für die Geschöpfe Seiner Hand hat — wer auch immer sie sein mögen — ob in Ninive, in Jerusalem, oder wo auch immer, das spielt keine Rolle. Und wenn Jona den Wunderbaum gern verschont gehabt hätte, so mußte er dem bußfertigen Ninive auch zugestehen, verschont zu bleiben. Aus seinem eigenen Mund wird er gerichtet: Jona muß für Jehova und gegen sich selbst zeugen.
Es ist wirklich ein kostbares und erhabenes Wort. Jona war in die Tiefe hinabgesandt worden, um die Gnade Gottes in einem ihrer Charakterzüge kennenzulernen, und nun hat er einen weiteren Charakterzug dieser Gnade kennengelernt; das eine Mal, daß er selbst diese Gnade nötig hat, das andere Mal, welche Freude Gott daran findet, Gnade zu üben. Der Bauch des Fisches, der Bauch der Hölle, wo er gewesen war, hatte ihn gelehrt, daß er der „Errettung“ bedurfte, einer Errettung, die in ihrer Unumschränktheit, in ihrer herrlichen Höhe und in ihrer Tiefe gleichsam vom Thron der Macht in den höchsten Himmeln bis zum tiefsten Meeresgrund hinabreichen konnte, um dort einen Gefangenen, der sich unter dem gerechten Gericht Gottes befand, zu befreien. Der verdorrte Wunderbaum belehrt ihn nun darüber (so wie die Gleichnisse in Lukas 15 uns belehrt haben), wie der gnadenreiche Herr, der Schöpfer der Enden der Erde, der Herr des Viehs auf tausend Bergen, sei es nun in Assyrien oder in Judäa, Freude an Seinen Geschöpfen hat, den Werken Seiner Hände, und wie Er Seine Ruhe und Erquickung findet in der Barmherzigkeit, die sie verschont, wenn sie Buße tun und zu Ihm umkehren.
7 2. Könige 14 war für Jona der Beweis.↩︎
8 Jonas Sünde war der Ausdruck der Sünde des Volkes. Sowohl er als auch das Volk haben in gleicher Weise den Gedanken an Barmherzigkeit gegenüber den Nationen zurückgewiesen (1Thes 2,16). Als Paulus begann, von der Barmherzigkeit Gottes den Nationen gegenüber zu sprechen, wollten die Juden ihm nicht länger zuhören (Apg 22,21-22).↩︎