Behandelter Abschnitt Daniel 2,1-4
Der Traum Nebukadnezars und die Unfähigkeit der Weisen Babylons
„Und im zweiten Jahr der Regierung Nebukadnezars hatte Nebukadnezar Träume, und sein Geist wurde beunruhigt, und sein Schlaf war für ihn dahin. Und der König befahl, dass man die Wahrsagepriester und die Sterndeuter und die Magier und die Chaldäer rufen sollte, um dem König seine Träume kundzutun; und sie kamen und traten vor den König. Und der König sprach zu ihnen: Ich habe einen Traum gehabt, und mein Geist ist beunruhigt, den Traum zu verstehen. Und die Chaldäer sprachen zum König auf Aramäisch: O König, lebe ewig! Sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir die Deutung anzeigen“ (2,1–4).
Es ist offensichtlich, dass das eigentliche Thema des ersten Teils des Buches mit diesem Kapitel beginnt. Kapitel 1 ist einleitend, es stellt sozusagen die Hintergrundsituation dar und gibt eine Vorschau der verschiedenen Akteure der folgenden Ereignisse, zusammen mit deren jeweiligen Stellungen, während hinter allem Gott klar als der enthüllt wird, der alle Dinge wirkt nach dem Ratschluss seines Willens. So überlegen der Mensch auch zu sein scheint, wie beispielsweise Nebukadnezar in seinem eigenen Königreich, so muss immer im Gedächtnis behalten werden, dass Gott niemals die Zügel der Herrschaft aus der Hand gibt. Er mag direkt oder indirekt steuern, doch Er steuert sowohl die kleinsten als auch die größten Ereignisse, die sich auf der Erde zutragen. Somit war es kein Zufall, dass Nebukadnezar im zweiten Jahr seiner Regierung Träume hatte, und dass „sein Geist . . . beunruhigt [wurde], und sein Schlaf . . . für ihn dahin“ war.
Wir erinnern uns, dass Gleiches dem Pharao wiederfahren war, und es wurde gebraucht, um Joseph in den Aufmerksamkeitsbereich des Pharaos zu rücken und wurde in Gottes Hand das Mittel, um ihn zum Herrscher über ganz Ägypten zu machen. Auf diese Weise wurde er ein Vorbild auf die Verwerfung und Erhöhung Christi in seiner irdischen Herrlichkeit. Gleichermaßen waren die Träume Nebukadnezars die Gelegenheit für die Vorstellung Daniels vor dem König, sowie für seine Erhöhung als Herrscher über die ganze Provinz Babylon.
Doch der Mensch muss immer an die Grenzen seiner eigenen Möglichkeiten kommen, bevor er willig wird, sich für Hilfe und Führung an Gott zu wenden. Der König hatte für sich selbst festgestellt, dass die vier Freunde in Bezug auf Weisheit und Einsicht zehnmal besser waren als alle Magier und Sterndeuter, die sich in seinem gesamten Reich befanden. Dennoch wandte er sich in seiner Verlegenheit nicht an sie, um Hilfe und Rat zu erhalten, denn wir lesen: „Und der König befahl, dass man die Wahrsagepriester und die Sterndeuter und die Magier und die Chaldäer rufen sollte, um dem König seine Träume kundzutun; und sie kamen und traten vor den König.“
Alle weisen Männer seines Herrschaftsbereiches, einsichtsvolle und erfahrende Männer, alle Philosophen und Wissenschaftler der damaligen Zeit, wurden also versammelt, um den Befehlen Nebukadnezars zuzuhören. Die Forderung des Königs war einfach: Er hatte seinen Traum vergessen und wollte, dass sie ihm sagten, was er geträumt hatte, und dies dann deuteten. Man mag Mitgefühl für diese weisen Männer empfinden, die einer solchen Prüfung unterzogen wurden, wenn wir nicht wüssten, dass die Bekenner der okkulten Wissenschaften der damaligen Zeit beanspruchten, in der Lage zu sein, Geheimnisse zu enthüllen und in Sphären eindringen zu können, die dem normalen Auge verborgen sind. Darüber hinaus war das Ganze von Gott beabsichtigt, um die Weisheit der Weisen vor diesem absoluten Herrscher zunichte zu machen, ihnen ihre eigene List zu nehmen und somit Schande über den Stolz des Menschen zu bringen.
Ihre Antwort war: „Sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir die Deutung anzeigen.“