Behandelter Abschnitt Maleachi 1,1
Der Prophet Maleachi
Mit Maleachi, dem letzten der zwölf kleinen Propheten, geht auch die Reihe der Propheten zu Ende, die Gott dazu berufen hatte, um seinem Volk, den widerspenstigen Juden, Zeugnis von seiner souveränen Gnade zu geben und sie mit allen Mitteln - seien es Einladungen voller Erbarmen oder das Androhen schwerer Strafen -, wieder dahin zu bringen, Ihm zu vertrauen, damit seine Beziehung zu ihnen aufrechterhalten werden kann.
Israel und seine Beziehung zu Gott und seinem Messias
Die meisten unserer Leser wissen, dass dieses Volk die gnädigen Botschaften dessen, der sie segnen wollte, immer wieder ablehnte; dass sie nach den Propheten den Sohn Gottes, den Messias, ablehnten, indem sie Ihn töteten; dass Gott sie seinerseits eine Zeit lang ablehnen und aus allen Nationen ein Volk für seinen Namen auswählen musste. Es ist Ihnen nicht unbekannt, dass das gegenwärtige Volk Gottes die Kirche, der Leib Christi, ist, der aus all denen besteht, die an den Herrn Jesus glauben. Sobald die Kirche in ihre Fülle eingetreten ist, d. h., nachdem der Letzte der Auserwählten hinzugefügt wurde und sie somit vollzählig ist, wird sie in den Himmel eingeführt, an den Ort, der ihr bereits durch den Glauben gehört, zu ihrem Haupt, Jesus Christus. Das wird geschehen, wenn Er alle, die zu Ihm gehören, versammeln wird, die Er mit seiner Stimme der Macht von den Toten auferweckt oder lebendig von der Erde entrückt, um in das herrliche Ebenbild des Herrn verwandelt zu werden. Alle zusammen werden sich freuen, Ihm in den Wolken in der Luft zu begegnen, um für immer bei Ihm zu sein (1Thes 4,13-18). Dann wird Gott seine Beziehung zu seinem alten Volk (Israel) wieder aufnehmen, wegen der Verheißungen, die Er den Vätern gegeben hat, denn „die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar“ (Röm 11,29).
Diejenigen von euch, die das Wort ein wenig studiert haben und den Bibelstudien über die Prophetie folgen konnten, die uns der Herr in seiner Güte eingegeben hat, dass wir sie für euch aufschreiben, haben gesehen, wie diese göttlichen Beziehungen mit Israel, das derzeit in der ganzen Welt verstreut ist1, durch das Kommen des Herrn zum Gericht über diese Welt und die Erscheinung Christi in Herrlichkeit wieder aufgenommen werden. Er kommt in diese Welt zurück, die Ihn gekreuzigt hat, zusammen mit seinen Heiligen (Sach 14,5), um an den Feinden Gottes und an den Unterdrückern des jüdischen Überrests Rache zu nehmen und sie während der tausendjährigen Herrschaft ihres Messias, den sie in jenen Tagen als ihren König anerkennen werden, in ihr Land und ihre Stadt zurückzubringen.
Allgemeines
Wir wissen nichts über die Person Maleachi, seine Familie oder seinen Werdegang. Er ist nur durch das Buch bekannt, das seinen Namen trägt und das letzte Buch im Alten Testament ist, Gottes inspiriertes Wort, das etwa 420 Jahre vor der Geburt Jesu niedergeschrieben wurde.
Maleachi, dessen Name „mein Engel“ oder „mein Gesandter“ bedeutet, prophezeite - ebenso wie Haggai und Sacharja - in der Zeit nach der babylonischen Gefangenschaft. Genau wie diese kündigte auch er das Zeugnis und das Gericht der letzten Tage an, Zeugnis und Gericht, das den jüdischen Überrest von den bösen Menschen um ihn herum trennt. Der Stil unseres Propheten ist einfach und ernst zugleich, kurz und unmissverständlich; seine scharfen Ausdrücke durchdringen das schuldbeladene Gewissen. Sein Buch ist eine einzige lange Ansprache; es ist vor allem eine Reihe von Vorwürfen und Drohungen. Selbst von der wunderbaren Zeit des Messias wird nur vor dem Hintergrund der zuvor stattfindenden harten Prüfungen und schrecklichen Strafen berichtet.
Diese Prophezeiung lässt sich in zwei Teile gliedern: der erste Teil umfasst Kapitel 1 bis Kapitel 3,6; der zweite umfasst den Rest von Kapitel 3. Jeder dieser Teile endet mit einer messianischen Prophezeiung, d. h. einer Prophezeiung, die sich auf die Erscheinung des Herrn als Messias bezieht. Die zweite gibt die Hauptgedanken der ersten wieder, erklärt und entwickelt sie weiter und stellt insbesondere das öffentliche Kommen des Herrn vor und einige Merkmale, die sein Wiederkommen in Herrlichkeit charakterisieren werden.
Wenn wir diese letzten Androhungen lesen, diese letzte Anklage des Herrn gegen Israel (1,1), haben wir das Empfinden, dass sie den Messias zurückweisen werden, der zu seinem Volk kommt, um sich ihnen zum ersten Mal vorzustellen. Wir sehen, dass sie sich bereits dem Pharisäertum zuwenden und dass sie Sklaven des Formalismus und der eigenen Gerechtigkeit geworden sind; Dinge, die viel Macht auf die Menschen ausüben, die fern von Gott sind. Sie sind glücklich mit sich selbst und unzufrieden mit Gott; sie finden, dass Er ihnen Unrecht tut, wenn Er ihnen nicht sofort zu Hilfe kommt. Sie sind zornig über die Strafen, die Gott ihnen schickt, und sie scheuen sich nicht, Ihn der Ungerechtigkeit zu beschuldigen und sich der Gotteslästerung schuldig zu machen.
Das Buch Maleachi ist voll von Fragen und Antworten: der Prophet spricht ihnen gegenüber eine Wahrheit in Form von Vorwürfen aus, und die Juden, die so stolz auf ihre gesetzliche Gerechtigkeit sind, antworten mit Erstaunen und Verleugnung, indem sie ihre Unschuld beteuern. Der Prophet spricht erneut, um sie von ihrer Sünde zu überzeugen und die Urteile Gottes zu verkünden, aber sie werden von dem schlechten und gefährlichen Einfluss ihrer untreuen Priester so beherrscht, dass sie gar nicht empfinden, was der Herr für sie war, und wie untreu sie Ihm gegenüber waren und sind. Ihre mangelnde Gottesfurcht, ihre Verachtung für Ihn, ihre Gefühllosigkeit hatten ein Ausmaß erreicht, dass sie, als ihre Untaten ihrem Gewissen vorgestellt wurden, nichts Schlechtes darin sahen.
Wir werden, mit Gottes Hilfe, bei unserem Studium die beiden Teile des Buches, von denen wir heute einen allgemeinen Überblick gegeben haben, ausführlicher untersuchen. Bevor man auf die Einzelheiten eines Teils der Bibel eingeht, ist es wichtig, den allgemeinen Zusammenhang der Bibel zu verstehen. Eine klare Vorstellung von dem Ganzen wird es immer leichter machen, die besondere Absicht der Einzelheiten zu verstehen, die sich in dem untersuchten Thema ergeben. Vor allem aber besteht der Zweck der Schrift darin, Sie zu lehren, zu überzeugen, zu korrigieren und in der Gerechtigkeit zu unterweisen, sofern Sie bereits ein glückliches Gotteskind sind. Wenn das Wort diese Wirkungen in der Seele und im Gewissen hervorruft, folgt daraus, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt. - Und euch, liebe Leserinnen und Leser, die ihr noch nicht das Zeugnis des Heiligen Geistes in euch habt, dass ihr Kinder Gottes seid, mögen die Heiligen Schriften euch weise machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist (2Tim 3,15-17).
Erster Teil - Kapitel 1,1-3,6
Man kann den ersten Teil in vier Abschnitte mit den folgenden Themen untergliedern:
1. Der Prophet wirft dem Bundesvolk/Volk des Bundes dessen Undankbarkeit vor (1,2-5)
2. Er wirft den Priestern vor, dass ihr Gottesdienst nicht angemessen sei (1,6-14; 2,1-9).
3. Er wirft Juda seine häusliche Unordnung vor (2,10-16).
4. Er wirft Levi und Juda Gotteslästerung vor und kündigt Ihnen das Kommen des Herrn als Messias an, der sie im Schmelztiegel prüfen wird und nur eine kleine Anzahl von ihnen wird verschont werden (2,17-3,6)
1 Anm. der Redaktion: Seit der Staatsgründung 1948, also Jahrzehnte nach dem Erscheinen dieser Betrachtung, wird das Volk Israel wieder im Land gesammelt.↩︎