John Nelson Darby
Betrachtungen über die Bücher der Bibel (Synopsis)
Eph 1,18Kommentar zu Epheser 1,18
Behandelter Versbereich Eph 1,18-23
Die Einheit zwischen Christus und der Kirche ist so wirklich, daß der Leib bei Ihm sein muß, damit Christus Seine Vollständigkeit erlangt. Diesen Platz nimmt der Mensch in der Auferstehung ein; und diese Lehre ist durchaus von praktischer Art. Sie vermittelt die ganze Kraft Gottes in einem Auferstehungsleben hienieden, welches uns über das Fleisch setzt. Falls wir dieses Leben nicht verwirklichen, wandeln wir einfach als Menschen. Das lebendige Verständnis über dieses Auferstehungsleben bringt den Tod über alles, was nicht himmlisch ist. Die Kraft des Glaubens ermöglicht uns, den himmlischen Örtern entsprechend zu wandeln; und es ist nichts weniger als die Kraft Gottes (dieselbe Kraft, welche Christus aus den Toten auferweckte und Ihn Sich zur Rechten Gottes hinsetzen ließ), welche jetzt in uns sowohl das Wollen als auch das Wirken hervorruft. (Vergl. Philipper 2,13!). In unseren Tagen stehen der Kirche keine Wunder mehr zur Verfügung, sondern die Kraft des Heiligen Geistes in der unsichtbaren Welt.
Darin liegt das Verständnis des Geheimnisses des Christus. Alle Dinge sollen in Ihm in eins zusammengebracht werden; und da wir mit Ihm verbunden sind, werden wir in gleicher Weise dieses Erbteil genießen. Gott erkauft und erbt in Christus alle Dinge; und Gott setzt Christus als Mensch zum Erben über alles ein. Die Kirche ist jedoch der Leib Christi und vereinigt mit Ihm in dem Genuß dieses Erbes. Darum wird gesagt: „Seines [Gottes] Erbes in den Heiligen.“
In Christus wird sich alles enthüllen - in Christus, dem Sohn, dem Erben aller Dinge. Von Ihm hängt alles ab. Aber nach den Ratschlüssen Gottes sollen diese Dinge auch in uns geoffenbart werden - in uns, den Erlösten, mit welchen Gott Sich umgeben will, damit wir die Fülle Seiner Herrlichkeit genießen, wie geschrieben steht: „Gott zur Herrlichkeit durch uns.“ (2. Korinther 1,20).
Es bleibt indessen noch eines übrig, welches für unsere Freude an diesem herrlichen Ziel, welches uns nach den Ratschlüssen Gottes zusteht, unbedingt notwendig ist. Uns mußten nicht nur die Ratschlüsse Gottes geoffenbart werden, sondern wir müssen auch bis zu ihrer Höhe emporgebracht werden, um uns in die Stellung zu versetzen, in der wir dieses alles genießen können. Christus ist der Erbe aller Dinge; und wir sind Seine Miterben. In welcher Weise sind wir mit Ihm verbunden, sodaß wir an Seinem Erbe der Herrlichkeit teilnehmen können? Wie wurde Er Selbst (der Eine, der in Gnade auf dem Kreuz an den Folgen der Sünde teilnahm) auferweckt, um die Herrlichkeit genießen zu können? Gott erweckte Ihn aus den Toten und setzte Ihn Seinen Verdiensten und der Würde Seiner Person entsprechend zu Seiner Rechten in den himmlischen Örtern. Dort sitzt Er hoch erhoben „über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen.“ Gott hat den Mann, Der tot war, genommen und Sich zu Seiner Rechten in der Herrlichkeit niedersitzen lassen. Der Mensch ist in der Person Christi über alles erhoben worden außer dem Thron selbst, durch den Christus erhöht worden ist. Und ist Er allein? - Nein! Dieselbe Kraft, welche Christus auferweckte und zur Rechten Gottes versetzte - die überschwengliche Größe jener Kraft, die einen toten Menschen zur Rechten Gottes erheben konnte, wirkt jetzt mit derselben Macht in dem Gläubigen.
Diese ist es, welche uns zu jenem Fassungsvermögen und jener Stellung emporhebt, sodaß wir die Herrlichkeit Gottes in Christus genießen können und genießen werden. Wie Gott Christus über alles gesetzt hat, indem Er Ihn aus den Toten wegnahm, so gab Er Ihn auch Seinem Leib, der Kirche, als Haupt. Wir nehmen an dieser Herrlichkeit als Sein Leib teil, als Glieder Dessen, der sie geerbt hat. Wir nehmen an ihr teil entsprechend derselben Kraft, die Christus dorthin versetzt hat. Der auf diese Weise erhöhte Christus ist Haupt über alles und zudem Haupt Seines Leibes, das ist die Kirche. Die Glieder haben ihren Anteil am Erbe kraft der Wirksamkeit derselben Kraft in ihnen, welche in Christus wirkte, als Er aus den Toten herausgenommen und zur Rechten Gottes gesetzt wurde. Der Leib ist die Ergänzung zum Haupt. In diesem Sinn stellt er seine Fülle dar. Christus erfüllt alles; das ist Seine Herrlichkeit. Er ist es, der in göttlicher Weise das ganze Universum erfüllt. Die Kirche ist der Leib Dessen, der so wirkt.
Diese große und wunderbare Wahrheit wird in praktischer und sittlicher Hinsicht im 2. Kapitel enthüllt. Doch bevor wir weitergehen, möchten wir hier anmerken, daß die Wirksamkeit des Heiligen Geistes Sich in der Kirche in zweierlei Weise offenbart. Das sind Weisheit und Kraft. Zur gegenwärtigen Zeit zeigt sich indessen die eine mehr als die andere. Es wird gesagt, daß Christus sowohl die Weisheit als auch die Kraft Gottes ist. (1. Korinther 1,24). Wenn wir die fortgeschrittendsten Christen nehmen, finden wir in ihnen mehr von Weisheit und Erkenntnis der Wege und Ratschlüsse Gottes als von Kraft. Am Anfang der Kirche war die große Masse der Gläubigen weniger erleuchtet als heutzutage. Dafür war die Kraft größer; denn sogar die Dämonen zitterten. Obwohl diese Kraft wertvoll ist, indem sie ein Zeugnis davon darstellt, daß Jesus als Mensch Satan besiegt hat, ist Weisheit kostbarer, und zwar umso mehr, weil wir jetzt das Böse erkennen sollen, um uns davon abzusondern. Wir sollen keine neue Haushaltung (Dispensation) aufrichten. Gott gibt jedoch immer das, was den Bedürfnissen Seiner Kirche entspricht.
Dasselbe erkennen wir auch in Joseph - zuerst als er von seinen Brüdern verfolgt wurde, später in Ägypten. Was ihn kennzeichnete, war seine Weisheit und seine Erkenntnis über die Gedanken Gottes. Das ist auch uns heute gegeben, nämlich die Gedanken Gottes. Die Stellung der Kirche wird durch geistliches Verständnis erkannt. Durch Weisheit erfahre ich, was mein Teil in Christus ist. Meine Empfindungen werden zu dem hingezogen, was Gott mir für die Ewigkeit vorgestellt hat. Die Kirche soll in einer ganz besonderen Weise diese Wahrheiten verstehen. Dadurch wird sie den Fallstricken Satans entgehen. Wenn der Feind die Überhand hatte, war es in Israel das Wissen über die Gedanken Gottes, was die Treuen stützte. Wir bemerken, daß die Propheten [des Südreiches; Übs.] Juda, denen Gott Seine Gedanken anvertraute, nicht ein einziges Wunder bewirkten. Verständnis über die Gedanken Gottes macht uns demütig. Es ist demütigend zu wissen, daß wir nichts besitzen, außer dem, was sich in Gott befindet. Die geistliche Wirkung wird dann sein, daß wir unsere Herzen Ihm zuwenden, der unser Teil ist. Das wird auch die Kirche von allem dem wegziehen, das von der Welt stammt. Gott wird sie nämlich bald aus der Welt herausnehmen. Dieser Gedanke wird die Kirche dazu zwingen, ihre Quellen der Freude und der Kraft ausschließlich in Ihm zu suchen. In unseren Versen ist jedoch eine gewisse Kraft mit dieser Weisheit verbunden. Das ist die Kraft der Auferstehung, welche uns in dieselbe Stellung versetzt wie Christus im Himmel. Darin liegt unsere Stellung. Falls wir geistliche Einsicht besitzen, erkennen wir, wie Macht und Weisheit vereint sind. Es ist ein Werk der Kraft in uns und nicht unsere eigene Weisheit.