Schriften von Frank Binford Hole
„Der eine Leib“ vs. „Die Einheit der Versammlungen“ Die Gesinnung Christi zeigen
Die Tatsache des einen Leibes nicht vergessenDie Tatsache des einen Leibes nicht vergessen
Einige unserer Leser, die sich schon lange „auf der Grundlage des einen Leibes“ versammeln, könnten solche Hinweise als überflüssig für sich selbst ansehen; doch wir sind überzeugt, dass sie nicht unnötig sind. Die Neigung, die Tatsache des einen Leibes und des einen Geist zu übersehen, erreicht unsere Gedanken in vielen subtilen Formen.
Ein anderer „Leib“ innerhalb des einen wahren Leibes?
Nehmen wir ein typisches Beispiel: Der Heilige Geist macht bestimmte Gläubige – also Glieder des Leibes Christi – durch die Schrift auf bestimmte Teile der Gesamtwahrheit aufmerksam, welche die Kirche betreffen, ihre Stellung, Vorrechte und Bestimmung, zusammen mit ihrer Verantwortung, ein Zeuge Christi auf Erden zu sein während der Zeit seiner Verwerfung und Abwesenheit. Und um zu praktizieren, was sie gelernt haben, ziehen sie sich von vielen religiösen Einrichtungen rein menschlichen Ursprungs zurück und kehren zurück zu der Schlichtheit der göttlichen Ordnung, welche die Apostel eingesetzt haben. All das tun sie im schlichten Gehorsam zum Wort Gottes, ohne an sich selbst zu denken. Aber wenn im Lauf der Jahre die Energie des Glaubens nachlässt, tritt die Beschäftigung mit sich selbst wieder auf, und in manchen steigt die Frage auf, welche Stellung sie als Folge ihres Handelns nun einnehmen. Nichts ist nun leichter, als anzunehmen, dass sie dadurch, dass sie eine von Menschen gegründete Einrichtung verlassen und die schriftgemäßen Grundlagen der Gemeinde eingenommen hatten, einen erneuerten korporativen Status erlangt haben, der nur ihnen gehört und an dem andere Gläubige keinen Anteil haben.2
Die Spitzfindigkeit dieser Idee kann man daran erkennen, dass es absolut möglich ist, so etwas zu erwägen, während man beharrlich an der Wahrheit des „einen Leibes“ festhält. Man kann die Wahrheit des einen Leibes verkünden und darum kämpfen und sie in seinem Denken gleichzeitig so idealisieren, dass man nichts Widersprüchliches in der Vorstellung von einem anderen „Leib“ sieht – besonders wenn dieser andere „Leib“ sich innerhalb des „einen wahren Leibes“ befindet, den der Geist ursprünglich gebildet hat. So halten wir leicht etwas für selbstverständlich, was nach Gottes Gedanken, wie sie uns in seinem Wort offenbart sind, gar nicht existiert. Schließlich gibt es nur einen einzigen Leib. Es versteht sich also von selbst, dass wir nichts Korporatives haben sollten außer dem einen KORPUS. Selbst wenn bestimmte Glieder des einen KORPUS nach jahrhundertelanger Abweichung von der Wahrheit des einen KORPUS dahin zurückkehren, bringt sie das nicht wieder zu einer „Körperschaft“ zusammen, als wenn sie jetzt ein kleiner innerer KORPUS in dem einen KORPUS geworden wären. Gott hat einen Leib geschaffen, und nie wird Er sich um mehr als einen kümmern, was immer wir auch tun.
Die Auswirkungen dieses Gedankens in der Praxis
Wir wollen diesen Gedanken nicht weiterführen, sondern nur noch zwei Bemerkungen machen. Erstens: Wir bekämpfen nicht einen bloßen Gedanken, eine abstrakte Vorstellung, etwas, was keine praktische Auswirkung hätte. Wenn dieser Gedanke genährt wird, führt er zu Konsequenzen im Wandel und besonders zu einem schwerwiegenden „Gemeinde Verhalten“, wie wir es nennen könnten.3 Zweitens: Wir möchten betonen, dass wir mit unseren Ausführungen das meinen, was uns als einen festen Kreis oder Körper kennzeichnet, und nicht einen gemeinsamen Weg. Gott denkt nämlich auch an ein kollektives Leben und Zeugnis, sogar in Zeiten des Versagens und des Verfalls. Das macht Er uns klar in Schriftstellen wie 2. Timotheus 2,22 [„Strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“]. Der Kernpunkt der vorigen Ausführungen ist der folgende: Wenn die, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen, mit allem Ernst nach Gerechtigkeit, Glaube, Liebe und Frieden streben, erhalten sie allein dadurch keinen speziellen korporativen Status. Sie haben zwar eine korporative Stellung, aber es ist die von Gliedern des „einen Leibes“, der ursprünglich von Gott eingesetzt worden ist.
Nachdem wir kurz betrachtet haben, dass die Bekräftigung des Apostels „Da ist ein Leib und ein Geist“ für uns heute so notwendig ist, bleibt uns nur noch hinzuweisen auf die Ermahnung, die er auf diese Tatsache gründet. In religiösen Kreisen ist Einheit ganz in Mode, doch man denkt keineswegs an die „Einheit des Geistes“. Um es auf den Punkt zu bringen: Wie können wir die Einheit des Geistes bewahren, wenn wir diese eben erwähnte kleinere Einheit [den kleinen KORPUS innerhalb des einen Leibes] im Sinn haben? Um es gelinde auszudrücken: Es wird früher oder später irgendeine Gelegenheit geben, wenn die Ansprüche der beiden Einheiten aufeinanderstoßen. Das fast sichere Ergebnis wird sein, dass man sich eher den Ansprüchen des kleineren, aber doch fassbareren „Leibes“, den wir selbst geschaffen haben, beugt als den Forderungen des größeren, von Gott geschaffenen „Leibes“, den man aber weniger gut erkennen kann.
2 Anm. d. Red.: Gemeint ist, was man heute in Deutschland „die Einheit der sich schriftgemäß versammelnden Versammlungen“ nennt.↩︎
3 Anm. d. Red.: ein beschönigender Ausdruck zum Beispiel für die sogenannten „Trennungsbriefe“.↩︎